Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR 
Freitag, 13. Oktober 2000 1 3 
«Mittelpunkte einer Gemeinschaft» 
Noch bis zum 28. Oktober 
dauert sie, die «1. Schwei 
zerische Triennale der 
Skulptur in Bad Ragaz». Die 
auch mit dem buchstäblich 
etwas veränderteren Wor 
ten «Bad Ragartz» bezeich 
nete Ausstellung zeigt 
Kunstwerke von 48 Kunst 
schaffenden an Strassen, 
Parks und Plätzen. 
Martin Trendle 
«Die Skulpturen haben Gäste 
und Einheimische zum Verwei 
len angehalten. Vor den Kunst 
werken sind sich Menschen be 
gegnet. Sie haben über die zum 
Teil provozierenden Darstellun 
gen diskutiert» meint Esther Hel 
ler, Direktorin von Bad Ragaz 
Tourismus. Dass die Ausstellung 
ein voller Erfolg war, steht schon 
vor ihrem Ende am 28. Oktober 
fest. Während fünf Monaten be 
gleiteten die Skulpturen die 
Menschen «von der Quelle bis 
Mündung» der Tamina. 
Führungen und kulinari 
scher Rundgang 
Die Skulpturen-Triennale hat 
auch diverse Aktivitäten im 
Umfeld hervorgerufen. So zum 
Beispiel die kulinarische Skulp- 
Die Skulpturen-Ausstellung auf Strassen ünd Plätzen in Bad Ragaz ist bald zu Ende 
Die 48 Skulpturen *Von der Quelle bis Mündung der Tamina» können noch bis zum letzteJi Samstag im Oktober in Bad Ragaz besichtigt 
werden. (Bilder: Martin Trendle) 
turen-Führung mit einem haus des Kurorts Bad Ragaz noch bis zum Ausstellungsende «Kulturarbeit im Dorf ist un- 
Sechs-Gang-Menu, wobei jeder serviert wurde. Auskünfte über vom 28. Oktober im Verkehrs- verzichtbar im Kampf gegen 
Gang in einem anderen Gast- normale Führungen können, büro erfragt werden. die Schnelllebigkeit, gegen 
Oberflächlichkeit, gegen die 
Gleichgültigkeit und Mutlosig 
keit. Und Plätze sind Mittel 
punkte einer Siedlung und ei 
ner Gemeinschaft, wo Men 
schen sich treffen, wo man sich 
austauscht und mitteilt, wo 
Handel getrieben wird». Rolf 
Hohmeister als Initiant dieses 
48 Werke starken «Skulpturen- 
Parks» hat zusammen mit sei 
ner Frau Esther die Ausstellung 
ermöglicht und zusammenge 
stellt Dank ihren Beziehungen 
konnten Kunstwerke von 48 
Künstlern aus aller Welt in den 
Kurort gebracht werden. 
Vier Jahre Vorbereitung 
Über vier Jahre hinweg dau 
erten die Vorbereitungen des 
Ehepaars Hohmeister. Für die 
Verdienste rund um diese «1. 
Triennale der Skulptur» in Bad 
Ragaz erhielten Rolf und 
Esther Hohmeister selbst ein 
Ehren-Monument. Die schräg 
gestellt Tafel auf einem rund 
sieben Meter hohen Sockel be 
findet sich am nördlichen 
Ortseingang. Diese zehnfache 
Vergrösserung der Original- 
Beschriftungstafeln der Skulp 
turen-Triennale trägt die In 
schrift: «Bad Ragartz - Esther 
und Rolf Hohmeister - Herzli 
chen Dank». 
Eine atemberaubende Geschichte 
310 Seiten, Titel «Der Zinn 
mann», auf der ersten Seite 
wird eine Leiche entdeckt, der 
Mörder wird erst genannt auf 
Seite... das wird noch nicht 
verraten, das muss man lesen, 
denn dazwischen winden sich 
verschiedene Handlungs 
stränge zu einem spannungs 
geladenen Geflecht. 
Gerolf Hauser 
Eric Seger wurde 1947 als Sohn 
der Liechtensteinerin Theresia 
(Resi) Seger in Vaduz geboren. 
Nach längerem Aufenthalt in 
München, arbeitet er heute als 
Zahnarzt im Appenzeller Land. 
Wie schon bei seinem erfolgrei 
chen Roman «Schafe können 
ruhig weiden», der auf der von 
den Deutschen besetzten Ka 
nalinsel Jersey spielt, ist auch 
in «Der Zinnmann» der Norden, 
Der aus Vaduz stammende und 
im Appenzell tätige Zahnarzt 
und Autor Eric Seger veröffent 
lichte seinen zweiten Roman 
*Der Zinnmann». 
«Der Zinnmann», der, neue üi 
diesmal Irland, Schauplatz der 
Handlung. Und wie beim ersten 
Buch, dort war es ein Schwei 
zer, der auf Jersey ein Erbe an 
treten soll, ist es auch diesmal 
wieder ein Fremder, der Patho 
loge Elliot O'Connor aus Bos 
ton, der neben den «üblichen» 
Problemen bei der Aufklärung 
eines Mordes auch noch gegen 
die Eigenheit der Bewohner des 
Dorfes Lahinch zu kämpfen 
hat, das am Ende der Welt zu 
liegen und in dem die Zeit still 
zu stehen scheint. 
Spannender Krimi 
Eine atemberaubende Ge 
schichte mit ausführlichen Be 
schreibungen der Landschafts-, 
Wetter- und vor allem der 
Menschencharaktere, in der 
Eric Seger das Geschehen um 
Elliot O'Connor, den Sohn des 
Zinnmanns, schildert. Die 
nende Roman von Eric Seger 
v' Sprache, vor allem in den Dia- 
ld ; gen, ist einfach, so, wie die 
Dorfbewohner eben sprechen - 
oder eben nicht sprechen, denn, 
so heisst es einmal, «die Menta 
lität eines Irländers unterschei 
det sich von anderen Inselbe 
wohnern extrem. 
Seine Freundlichkeit gegenü- 
' ber Fremden bedeutet nicht 
zwangsläufig, dass er sie an 
seinem Seelenchaos teilhaben 
lässt.» Und dieses Anderssein 
: stielt in «Der Zinnmann» sozu 
sagen die Hauptrolle. Dass Eric 
Seger das in so eindrückliche 
und Gefühle in Bilder umwan 
delnde Worte kleiden kann, be 
ruht wohl auf seiner grossen 
Wahrnehmungsgabe - und es 
gelingt ihm, das in einen span 
nenden Krimi zu verpacken. 
Dass dabei die äusserliche Be 
schreibung nicht zu kurz 
kpmmt, zeigt z. B. gleich das 
erste Kapitel, in dem Eric Seger 
die sich in der Schädelwunde 
labenden Krabben des am Meer 
gefundenen Toten bis zur Ma 
genflauheit des Lesers be 
schreibt. 
Explosion von Ereignis 
sen 
Am Fund der Leiche werden 
Tradition, Aberglaube, die so 
zialen und familiären Lebens 
bedingungen der Dorfbevölke 
rung von Lahinch im Gegensatz 
zu dem in Amerika aufgewach 
senen Elliot O'Connor aufge 
zeigt. Er ist der Sohn des Toten, 
der Zinnmann genannt wird, 
und als 14-Jähriger nach Ame 
rika zu seinem Onkel kam. 25 
Jahre später, eigentlich will er 
nur zur Beerdigung kommen, 
löst er eine Explosion von Er 
eignissen aus, weil er aufgrund 
seiner ärztlichen Untersu 
chungsergebnisse am Körper 
seines Vaters die Unglückstheo 
rie der Polizei anzweifelt, von 
Mord spricht, damit in das Hei 
ligste der irischen Traditionen 
eingreift und folgerichtig selbst 
zum Gejagten wird. 
Sehr geschickt, schon von der 
Form her, steigert Eric Seger die 
Spannung, indem er die Buch 
kapitel abwechselnd den Prota 
gonisten widmet. Dass das nicht 
als Verzögerung der Geschichte 
wirkt, liegt daran, dass der Au 
tor damit eindrücklich den Ge 
gensatz zwischen Irland und 
Amerika, aber auch zwischen 
Stadt und Land zeigt und in den 
Rückblicken, z. B. in das Leben 
des ermordeten Zinnmanns, 
Vergangenheit und Gegenwart 
in ihrer Kontinuität und ihren 
Brüchen so stimmungsvoll be 
schreibt, dass man beim Lesen 
glaubt, dabei zu sein. 
Liechtensteiner «Kulturtankstelle» 
Liechtenstein an der Frankfurter Buchmesse - Vom 18. bis 23. Oktober 2000 
Vom 18. bis 23. Oktober 2000 
findet die 52. Ausgabe der 
Frankfurter Buchmesse statt. 
Wie bereits 1990 und letzt 
mals 1998 wird Liechtenstein 
an der grössten Buchmesse 
der Welt mit einem eigenen 
Länderstand vertreten sein. 
Neu ist, dass diese Teilnahme 
in Zukunft alljährlich erfolgen 
wird. 
Nach dem erfolgreichen Liech 
tenstein-Auftritt an der 50. 
Frankfurter Buchmesse im Jah 
re 1998 sowie der Beteiligung 
an der Leipziger Buchmesse 
1999 mit einem gegenüber 
Frankfurt leicht reduzierten 
Länderstand, beschloss die 
Fürstliche Regierung nicht zu 
letzt auch aufgrund der positi 
ven Reaktionen auf eine in 
) 
Liechtensteins Verlegerkreisen 
durchgeführten Umfrage im 
Frühjahr dieses Jahres, in Zu 
kunft regelmässig an der 
Frankfurter Buchmesse teilzu 
nehmen. 
Im Rahmen des bewährten 
Konzeptes der «Kulturtankstel 
le», mit welchem sich Liechten 
stein erstmals 1998 in Frank 
furt präsentierte und welches 
den zukünftigen Bedürfnissen 
entsprechend angepasst wurde, 
wird unser Land in den kom 
menden 5 Jahren alljährlich an 
der grössten Buchmesse der, 
Welt auf einheimisches Buch- 
und Literaturschaffen und auf 
Bücher und Literatur über 
Liechtenstein aufmerksam ma 
chen. Unter dem Standmotto 
«Bücher und Filme aus Liech 
tenstein» werden den Messebe 
suchern dabei Buch- , Litera 
tur* und Videoproduktionen 
der jeweils letzten 2 Jahre vor 
gestellt und Liechtenstein kann 
sich auf diese Weise über das 
Buch und den Film als sympa 
thischen, modernen und durch 
aus selbstkritischen Kleinstaat 
präsentieren. 
Die «Kulturtankstelle»» - 
Die von Hanspeter Gassner, 
Vaduz, für den Länderstand 
1998 konzipierte und in ihrer 
nun modifizierten Form sowohl 
die Wünsche und Vorschläge 
der einheimischen Verleger als 
auch die Anregungen des | 
Standpersonals berücksichti 
gende und in ihren Massen re 
duzierte Liechtensteiner «Kul 
turtankstelle» hat eine Fläche 
von 48 m (6 Meter tief, 8 Meter 
breit) und ist auf drei Seiten of 
fen. Die L-förmigen «Tanksäu 
len» schauen neu ins Stan 
desinnere, damit eine bessere 
Übersicht und Kontrolle über 
die auf den Ablageflächen aus 
gestellten Bücher gewährleistet 
ist. Die Monitore für Filme und 
Videos sind nach wie vor nach 
aussen ausgerichtet. Alle Säu 
len sind zusätzlich mit je zwei 
Regalen versehen, so dass im 
ganzen Stand die Bücher fron 
tal ausgestellt werden können. 
Zum Verweilen gibt es zwi 
schen den vier Säulen genü 
gend Sitzmöglichkeiten und 
auch kleine Tische. 
Der Katalog 
N Da eine Teilnahme Liechten 
steins für die nächsten fünf 
Jahre bewilligt wurde, werden 
jeweils nur noch die Buch- und 
Filmproduktionen der vergan 
genen zwei Jahre gezeigt. In 
diesem Jahr sind dies die Neu 
erscheinungen seit Oktober 
1998. Alle diese Neuerschei 
nungen werden in einem klei 
nen Katalog zusammengefasst. 
Darin sind auch die Adressen 
aller Verlegerinnen und Verle 
ger der Bücher und Filme zu 
finden. 
Die Equipe 
In Ermangelung eines natio 
nalen Verlegerverbandes, der 
für die Ausrichtung eines Stan 
des verantwortliche wäre, wur 
den durch den Kulturbeirat wie 
bereits bei den Buchmessen in 
Frankfurt (1998) und Leipzig 
(1999) Elisabeth Sele und Mat 
thias Ospelt mit der Planung 
und Durchführung dieses Pro 
jektes beauftragt. An der dies 
jährigen Frankfurter Buchmes 
se werden wie schon in der 
Vergangenheit Elisabeth Sele 
und Kathrin Sele Liechtenstein 
am Länderstand vertreten und 
die interessierten Besucher 
kompetent beraten. 
Wer an der Frankfurter Buch 
messe die Liechtensteiner «Kul 
turtankstelle» besuchen will, 
findet sie in Halle 4.1 B 101, 
unmittelbar neben dem Län 
derstand der Schweiz. Am Frei 
tag, dem 20. Oktober, ist 
«Liechtenstein»-Tag am Län 
derstand Liechtenstein. Um 16 
Uhr laden Arnold Kind, Präsi 
dent des Kulturbeirates, Walter 
Kranz, Mitglied des Kulturbei 
rates, sowie die Standleitung 
zum Aptro,
	        

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