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nsteiner
Freitag
13. Oktober 2000
Fr. 1.-
Amtliches Publikatioi|sorgan • 122. Jahrgang, Nr.236
Verbund iSüDOSTSCHVfiiz
■ f
FREITAG
Spatenstich
für Vereinshaus-
Neubau
VADUZ: In Vaduz ist ge
stern der Spatenstich für
den Neubau eines Vereins
hauses vorgenommen wor
den. Mit der Fertigstellung
des Projekts, das für rund
4,} Mio. Franken auf dem
ehemaligen Fabrikareal
Jenny, Spoerry Et Cie. reali
siert wird, kann bis Ende
2001 gerechnet werden. Auf
vier Geschossen entstehen
unter anderem sechs Ver
sammlungsräume und ein
Schiessstand für die Zim
merschützen. Seite 3
Finanzplatz
Liechtenstein
verteidigt
In Anbetracht der anhalten
den Vorwürfe gegen Liech
tenstein nahm die Land
tagsabgeordnete Ingrid
Hassler-Gerner an dem von
der Parlamentarischen Ver
sammlung der OSZE (OSZE
PV) organisierten Seminar
in Zypern teil. Seite 5
Vom Doppel*
Wohnhaus zum
Gemeindehaus
In der heutigen Folge der
Volksblattserie «Alte Häuser
und ihre Bewohner» wird
das Dreischwesternhaus in
Planken vorgestellt. Dank
einem fachgerechten Umbau
und der Ergänzung durch
einen Neubau bietet das
Haus heute Platz für die Ge
meindeverwaltung. Seite 9
58. Oima in
St. Gallen eröffnet
U
uc\ .
ST. GALLEN: Bundesrat Pas
cal Couchepin hat eine erste
positive Bilanz zu den Aus
wirkungen der «Agrarpolitik
2000» gezogen. Der Über
gang zu mehr Markt in der
Landwirtschaft sei gut ver
laufen, sagte er an der 01-
ma-Eröffnung am Donners
tag. Seite 11
Suche nach
Schuldigen
Polizeichef Reto Brunhart versucht die Schuld der Justiz in die Schuhe zu schieben
Der Skandal um die von
Gabriel Marxer angeblich
weggeschafften Akten,
die nun bei der Polizei
aufgetaucht sind, verla
gert sich nun langsam auf
die Ebene Schuldzuwei
sung. Polizeichef Reto
Brunhart glaubt, dass die
Ordner richtig verzeichnet
wurden. Somit will er
die Schuld dem Untersu
chungsrichter zuschieben.
Alexander Batliner
Der Polizeiskandal um die plötz
lich bei der Polizei aufgetauch
ten Akten, die angeblich von
Gabriel Marxer beiseite ge
schafft worden seien, verlagert
sich auf die Ebene der Schuld
zuweisung. Polizeichef Reto
Brunhart möchte mit der Aussa
ge «Es darf davon ausgegangen
werden, dass diese Ordner ver
zeichnet wurden», welche er ge
genüber dem Liechtensteiner
Vaterland getätigt hat, die
Schuld dem Untersuchungsrich
ter zuweisen. Dabei dürfte der
Polizeichef nicht bedacht haben,
dass die Schuld auch bei einem
ordnungsgemässen Verzeichnen
der Akten bei der Polizei liegen
kann. Dies stellt Landrichter
Gerhard Mislik klar. Er betonte
auf Anfrage des Volksblatts:
«Die Schuld liegt beim Untersu
chungsrichter, wenn es so wäre,
dass die richtig verzeichneten
Akten dem Untersuchungsrich
ter gemeldet wurden; Wurden
sie nicht gemeldet, liegt das Ver
schulden wiederum bei der Poli
zei.» Tatsache ist jedoch, dass
bei der Polizei während vier
Monaten jene Akten gelagert
waren, welche Gabriel Marxer
angeblich beiseite geschafft ha-
Die Untersuchung über das plötzliche Auftauchen der Akten ist noch nicht abgeschlossen. Zwi
schenzeitlich versucht Polizeichef Reto Brunhart der Justiz die Schuld in die Schuhe zu schieben.
ben soll. Das heisst: Wenn die
Akten verzeichnet gewesen
wären, wäre es für die Polizei
leicht gewesen, die Beschuldi
gung des Wegschaffens von Ak
ten zu zerstreuen.
Aussagen mit <
Fragezeichen
Polizeichef Reto Brunhart
meldete sich gestern bei Radio
L. Er bat darum, nochmals Stel
lung beziehen zu dürfen. Reto
Brunhart betonte hierbei: «Ich
kann dazu sagen, dass es die
Vorwürfe von Gabriel Marxer
sind. Er gilt in diesem Verfahren
als Beschuldigter. Er hat ja
schon mehrere Aussendungen
gejnacht. Wenn wir mit den
Vorwürfen konfrontiert werden,
kann man nicht einfach sagen,
esjist so, so oder so. Das muss
geprüft werden, da eine riesige
Menge Akten vorhanden ist.
Wenn man pauschal von 14
Oninern spricht, müssen wir zu
erst :ermitteln, was der Inhalt
dieser Ordner ist und wo diese
zuzuordnen sind. Das ist eine
Aufgabe, die nicht in einer
Stunde abgewickelt werden
kahiji, sondern die sauber ge
prüft werden muss .. . Wir bei
der /Polizei gehen davon aus,
dass wir die Akten korrekt be
schriftet haben. Das wird nun
übjerprüft.» Diese Aussagen von
Polizeichef Brunhart werfen er
neut Fragen auf. Tatsache ist
nämlich, dass Gabriel Marxer
unterstellt wurde, Buchhaltungs
akten beiseite geschafft zu ha
ben. Aus einem Brief von Gab
riel Marxer an das Landgericht
geht jedoch unmissverständlich
hervor, dass diese 14 Ordner
deutlich mit «Buchhaltung» ge
kennzeichnet waren. Das heisst:
Die Polizei hätte auf den ersten
Blick erkennen können, dass es
sich um die gesuchten Akten
handelt. Des Weiteren gab Poli
zeichef Reto Brunhart mit sei
nen Ausführungen gegenüber
Radio L zu, dass bei Gabriel
Marxer wahllos Akten beschlag
nahmt wurden. Normalerweise
müssten nämlich Akten bei der
Hausdurchsuchung nach deren
Inhalt gesichtet werden, da nur
Unterlagen beschlagnahmt wer
den dürfen, die direkt mit dem
Fall zu tun haben. Dies scheint
bei dieser Hausdurchsuchung
nicht der Fall gewesen zu sein.
Weshalb sonst wurde der Inhalt
der Ordner erst später gesichtet?
Regierung steht zur
Landespolizei
Die Regierung bezeichnet die
Vorwürfe gegen die Landespo
lizei in einer Pressemitteilung
als «unsachliches und unfaires
Vorgehen.» Einmal mehr sei die
Landespolizei in diesen Tagen
Ziel von unsachlichen und un
fairen Angriffen in der Öffent
lichkeit, so die Regierung. Sie
bedauere die Tendenz, dass im
mer wieder laufende Verfahren
an die Öffentlichkeit gezogen
würden. Aufgrund der Amts
verschwiegenheit seien die
Behörden immer angehalten,
über laufende Verfahren nicht
zu berichten. Wenn Vorwürfe
gegen eine Behörde wegen un
korrektem Vorgehen beständen,
biete der Rechtsstaat Liechten
stein andere Möglichkeiten als
den direkten Weg in die Öffent
lichkeit. Falls im konkreten Fall
Fehler gemacht worden seien,
müssten diese korrigiert wer
den, so die Regierung. Diesbe
züglich scheint die Regierung
etwas nicht verstanden zu ha
ben. Dass Fehler gemacht wur
den, wird nämlich in der Zwi
schenzeit von niemandem
mehr bestritten. Es stellt sich
nur noch die Frage, wer den
Fehler begangen hat. Man darf
gespannt sein, wie die Regie
rung diesen Fehler zu korrigie
ren gedenkt.
Rafael Bayer anj der Rad-WM
Der Liechtensteiner hofft heute im Rennen der Espoirs auf ein gutes Ergebnis
!
Rafael Bayer (RV Mauren) ist
der - einzige Liechtensteiner
Vertreter an den diesjährigen
Rad-Weltmeisterschaften im
nordwestfranzösischen Plouay.
Heute Freitag hofft der 22-
Jährige im über 169,8 km
führenden Rennen der Espoirs
auf ein gutes Ergebnis.
Auf eine Rangprognose wollte
sich Rafael Bayer, nicht einlas
sen und verwies auf die letzte
WM in Verona, wo ihm ein
Sturz eine gute Platzierung zu
nichte machte.
«Als einziger Teilnehmer
Liechtensteins bin ich ein Ein
zelkämpfer. Im Falle eines De
fektes oder eines Sturzes wartet
auch in Plouay kein Teamkolle-
ge auf mich», zeigte Bayer den
Rafael Bayer greift heute ins Geschehen bei der Rad-WM ein.
negativen Aspekt, keinen
Mannschaftskollegen zu haben,
auf. Er anerkennt aber auch,
dass sein Einzel-Status gewisse
Vorteile bietet. Er muss auf
keine Mannschaftstaktik Rück
sicht nehmen, er kann sich die
richtigen Hinterräder aussu
chen, er ist nur sich selbst
Rechenschaft schuldig.
Platzierung um Rang 60
Erst einmal reduziert er das
grosse Teilnehmerfeld um 50
Prozent. So kommt Rafael
Bayer, wenn er das WM-Ren
nen seinen Worten zufolge
«überlebt», unter die ersten 100.
Dann kommt es auf die Tages
form an, die ihm vielleicht eine
Klassierung im Bereich des 60.
Platzes erlaubt. Seite 17
Ölpreis auf
neuem Hoch
FRANKFURT: Die Ölpreise sind
gestern nach der Eskalation im
Nahen Osten sprunghaft gestie
gen. Der Preis der marktfiihren-
den Ölsorte Brent kletterte in
der Spitze Uber drei Dollar auf
35 Dollar und erreichte damit
ein neues Zehnjahreshoch. US-
Leichtöl stieg in der Spitze um
knapp vier Dollar auf 37 Dollar
je Barrel an. Die Preise reagier
ten auf einen Angriff der israe
lischen Armee auf Ziele im
Gaza-Streifen nahe des Haupt
quartiers von Palästinenser-
Präsident Jassir Arafat. Bei ei
nem mutmasslichen Anschlag
auf ein US-Kriegsschiff im Ha
fen von Aden waren zudem vier
Seeleute getötet worden, Be
fürchtungen über niedrige Be
stände in den Heizöllagern der
U$A hatten die Preise bereits
am Vormittag ansteigen lassen.