Liechtensteiner VOLKSBLATT
AUSLAND
Donnerstag, 12. Oktober 2000 27
Hektische Diplomatie zur
Beendigung der Krisen
Internationale Vermittler versuchen die jüngsten Krisen im Nahen Osten zu entschärfen
,, ; i'
' m Li v'
Nach zweit Tagen relativer Ruhe kam es gestern in den Palästinensergebieten wieder zu blutigen Aus
schreitungen, bei denen mindestens drei Palästinenser getötet wurden , (Bild: Keystone)
Konkrete Ergebnisse der Ge
spräche wurden zunächst
nicht bekannt. Aus Diploma
tenkreisen verlautete jedoch,
der Schlüssel könnte eine Un
tersuchung der Ursachen und
des Verlaufes der Unruhen
sein. Eine Vereinbarung darü
ber könnte die Verhandlungen
über einen Friedensvertrag
und einen Palästinenser-Staat
wieder in Gang bringen.
Mubarak nannte nach dem
Treffen mit Solana erstmals
Bedingungen für eine Teilnah
me an einem Nahost-Krisen
gipfel. Um dessen Erfolg zu si
chern, müsse Israel zur Beendi
gung der Strassenunruhen bei
tragen und zuerst seine Trup
pen aus den Palästinenserge-
, bieten zurückziehen, sagte Mu
barak in Kairo. Der palästinen-
» sische Informationsminister
Flüchtlingsschiff in Italien gelandet
Mit 462 Flüchtlingen erreichte ein türkisches Schiff den Adriahafen
JERUSALEM: Internatio
nale Vermittler haben
gestern im Nahen Osten
in hektischen diplomati
schen Bemühungen ver
sucht, die jüngsten
schweren Krisen zwischen
Israel, den Palästinensern
und Libanon zu entschär
fen.
UNO-Generalsekretär Kofi
Annan, EU-Chefdiplomat Ja
vier Solana und der britische
Aussenminister Robin Cook
versuchten, Israelis und Paläs
tinenser nach den blutigen Un
ruhen der vergangenen zwei
Wochen an den Verhand
lungstisch zurückzubringen.
Bei neuen Ausschreitungen ka
men am Mittwoch mindestens
zwei Menschen ums Leben.
Erstmals schaltete sich auch
Iran direkt in den Konflikt ein
und entsandte Aussenminister
Kamal Charrasi nach Libanon
und Syrien, um dort die jüngs
ten Unruhen in den palästinen
sischen Autonomiegebieten
und die Entwicklung in Liba
non nach der Entführung von
drei israelischen Soldaten
durch die Hisbollah-Miliz zu
erörtern. UNO-Generalsekretär
Annan traf erneut zu getrenn
ten Gesprächen mit dem israe
lischen Präsidenten Ehud Barak
und Palästinenser-Präsident
Yassir Arafat zusammen. Barak
hatte am Montag eln k Ultima-
tum «um drei bis vier Tage»
Prag stellt
Ultimatum
PRÄG: In dem umstrittenen "
tschechischen Atomkraft
werk Temelin ist am Mitt
woch die nukleare Kettenre-'
. akdon ausgelöst worden. Im
''Rahmen des Probebetriebes
wurde im ersten Reaktor
block mit'der Kernspaltung
; begonnen. Das Aussenminis- ;
terium in Prag drohte am
; Mittwoch der Österreichi-
. sehen Regierung mit, Mass-.;
: nahmen auf EU-Ebene, sollte,
Wien weiterhin keine Schrit-•*
te gegen die andauernden
. Grenzblockaden österreichi
scher Temelin-Gegner unter- ,
nehmen. Die Piflger Regie-
rung forderte Österreich ulti- 'i
!; mativ auf, die «ausserge-J
l'wöhnlich schwierige huma- \
^nitäre Situation» 1 an den«
' Übergängen zu Tschechien^
'zulösen.
BELGRAD: Vier Tage nach sei
nem Amtsantritt hat der jugos
lawische Präsident Vojislav Ko
stunica bei seinem Bemühen,
schnell eine serbische Über
gangsregierung zu bilden und
seine Machtposition zu festi
gen, einen Rückschlag erlitten.
Gestern gab es keine Anzeichen
dafür, dass die Verhandlungen
über die Bildung einer Regie
rung für die dominierende ju
goslawische Teilrepublik Serbien
nächstens fortgesetzt werden.
Ein Sprecher des DOS-Bündnis
ses drohte mit neuen Massen
protesten, falls Parteigänger des
gestürzten Präsidenten weiter
verlängert, mit dem Arafat zur
Beendigung der blutigen Aus
schreitungen in den autono
men Gebieten gezwungen wer
den sollte. Auch der für Sicher-
heits- und Aussenpolitik der EU
zuständige Javier Solana traf in
der Region ein.
Nach einem überraschenden
Zwischenstopp in Gaza sprach
er am Morgen mit Ägyptens
Präsident Husni Mubarak.
OTRANTO: Ein türkisches
Schiff mit 462 zumeist kurdi
schen Flüchtlingen hat gestern
den italienischen Adriahafen
Otranto erreicht. Unter den
völlig entkräfteten Menschen
seien auch etwa 200 Frauen
und Kinder, berichtete das ita
lienische Fernsehen.
Viele hätten sich nach der etwa
einwöchigen Überfahrt auf dem
Seelenverkäufer «Diler» kaum
noch auf den Beinen halten
können. Vor der Rettung der
Flüchtlinge spielten sich dra
matische Szenen ab. Die rund
55 Meter lange «Diler» sei in Iz-
mir ausgelaufen, berichteten
die illegalen Zuwanderen Jeder
von ihnen habe rund 2500
Dollar für die Überfahrt zahlen
hin eine Neuwahl des serbischen
Parlaments blockieren.
SPS ignoriert Kostunicas
Entscheidungen
Ein Funktionär der Sozialisti
schen Partei Serbiens (SPS) er
klärte laut dem Radiosender B-
92, die serbische Regierung ig
noriere die Entscheidungen Ko
stunicas und setze ihre Arbeit
fort. Die Regierung sei für vier
Jahre gewählt und nur sie könne
rechtliche Entscheidungen fäl
len, zitierte der Sender den
Parteifunktionär Branislav Ivko-
vic. Ivkovic erklärte, die Polizei
sei nun dem serbischen Minis
terpräsidenten Mirko Maijano-
müssen. «Wir wollen dahin, wo
Frieden herrscht», sagte ein
Mann aus Irak.
Die Schlepper setzten sich
den Angaben zufolge ab. Das
Schiff habe etwa zwölf Stunden
lang in stürmischer See getrie
ben. Die «Diler» war am Diens
tagabend von der Besatzung ei
nes italienischen Militärflug
zeugs gesichtet worden. Wenig
später sei von den Passagieren
ein SOS-Alarm übermittelt
worden. Spezialisten der italie
nischen Marine übernahmen
nach einer dramatischen Akti
on das Ruder des Schiffes. Zeit
weise versagte der Motor. «Wir
hatten Angst um die Men
schen», sagte Oberstleutnant
Sandro Gallinelli. Sie seien zu
sammengepfercht gewesen wie
vic, einem Verbündeten Milose
vics, unterstellt. Die Polizei solle
nun die Kontrolle über jene Be
triebe und Institutionen über
nehmen, deren Führungen vom
Volk in den vergangenen Tagen
veijagt worden sind. Die Polizei
müsse auf Gewalt und illegale
Handlungen der politischen
Kräfte um Kostunica reagieren,
heisst es in einer Erklärung der
Regierung, die von der Nach
richtenagentur Tanjug verbreitet
wurde. Die aus den Wahlen sieg
reich hervorgegangene Demo
kratische Opposition Serbiens
(DOS) rief die Sozialistische Par
tei Serbiens (SPS) und die Radi
kale Partei (SRS) auf, die am
Sardinen. «Wenn es einen
Schiffbruch gegeben hätte,
wären alle verloren gewesen.»
Viele Kurden wollen zu An
gehörigen in Deutschland. In
Montag begonnenen Gespräche
über die Bildung der Übergangs
regierung umgehend fortzuset
zen. DOS bot der der serbischen
Regierung einen Kompromiss
an. DOS und die Regierungspar
teien sollten gemeinsam die vier
wichtigsten Ministerien - Inne
res, Justiz, Finanzen und Infor
mation - führen, sagte Zoran
Djindjic am Mittwochabend.
Sollte das Regime dies ablehnen,
verlangt die Opposition vorge
zogene Parlamentswahlen für
den 17. Dezember. Eine Ableh
nung der Wahlen würde laut
Djindjic zu neuen Demonstratio
nen führen. DOS gab der Regie
rung eine Frist bis Freitag dieser
Jasser Abed Rabbo sagte, Israel
müsse die jüngste Resolution
des UNO-Sicherheitsrats umset
zen, die das Verhalten Israels
bei den blutigen Unruhen in
den Palästinensergebieten kriti
siert hatte. Erst dann sei man
zur Teilnahme an einem inter
nationalen Gipfeltreffen und
zur Rückkehr an den Verhand
lungstisch bereit. Die in der
vergangenen Woche verab
schiedete Resolution fordert
unter anderem die Einrichtung
einer internationalen Kommis
sion, die die Zusammenstösse
in den Palästinensergebieten
untersuchen soll. Während sei
ner Asienreise wies Bundesrat
Joseph Deiss darauf hin, dass
die Schweiz bereit sei, die Ar
beit einer derartigen Kommissi
on zu unterstützen. In Genf
forderten die arabischen Länder
am Mittwoch, dass an der Son
dersession der UNO-Menschen-
rechtskommission in der kom
menden Woche in Genf auch
über Sanktionen gegen Israel
diskutiert wird. Die Sonderses
sion beginnt am 18. Oktober
und soll einen bis drei Tage
dauern.
Nach zwei Tagen relativer
Ruhe kam es gestern in den
Palästinensergebieten wieder
zu blutigen Ausschreitungen,
bei denen mindestens drei ju
gendliche Palästinenser getötet
und mehrere verletzt wurden.
Die Zahl der Toten bei den
jüngsten Unruhen stieg damit
auf 98.
diesem Jahr sind es laut offizi
ellen Angaben rund 21 000.
Viele der oftmals uralten
Schrottkähne seien in der Tür
kei gestartet.
Woche zur Annahme des Kom
promisses.
Warnimg vor Vakuum
Slobodan Vucetic, Führungs
mitglied der unabhängigen Ex
pertengruppe G17 Plus, wamte
davor, dass manche Betriebe im
bestehenden «Rechtsvakuum»
von Gruppen besetzt würden,
die sich fälschlicherweise als
Vertreter der DOS oder der G17
Plus ausgäben, um ihre eigenen
früheren kriminellen Taten zu
verdecken. Deswegen sei die
umgehende Bildung von hand
lungsfähigen Regierungen auf
jugoslawischer und serbischer
Ebene notwendig.
NACHRICHTEN
Rechtsextremis-
j tische Straftaten
! gestlegen
\ BERLIN: Die Zahl der
: rechtsextremistisch moti
vierten Straftaten in
Deutschland hat sich nach
Angaben des deutschen In-
, nenministeriums gegenüber
' den Vormonaten nahezu
; verdoppelt. Im August seien
' 1112 derartige Delikte ver
zeichnet worden, nach 668
\ im Durchschnitt der Monate
* Januar bis Juli. Insgesamt
sei die Zahl solcher Strafta
ten seit Januar im Vergleich
' zum Voijahr um rund ein
; Fünftel auf 5789 gestiegen.
China erlässt
. Afrika Schulden
j PEKING: Die chinesische Re-
; gierung wird den ärmsten
Staaten Afirikas Schulden in
1 einer Gesamthöhe von zehn
Milliarden Yuan (2,7 Milliar
den Mark /1,38 Milliarden
; Euro) erlassen. Das kündigte
i Aussenhandelsminister Shi
Guangsheng am Mittwoch
auf einer chinesisch-afrika-
■ nischen Konferenz in Peking
' an. Die Regierung in Peking
hofft mit diesem Schritt,
ihren Einfluss auf dem afri-
■ kanischen Kontinent zu ver-
! grössern und sich als Führe
rin der Entwicklungsländer
; zu positionieren.
Ankara verärgert
ANKARA: Als Reaktion auf
' eine mögliche Resolution
■; des US-Repräsentantenhau-
s ses über das türkische Vor
gehen gegen Armenier im
: Ersten Weltkrieg bereitet die
Türkei die Wiederinbetrieb
nahme einer Ölpipeline aus
Irak vor. Ein Expertengre
mium sei deshalb nach Irak
gereist, erklärte ein Sprecher
der staatlichen türkischen
. Ölgesellschaft gestern.
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462 kurdische Flüchtlinge strandeten gestern in Italien.
Aufruf zur Fortsetzung der Verhandlungen
Jugoslawien: Der neue Präsident Vojislav Kostunica hat einen Rückschlag erlitten