Liechtensteiner VOLKSBLATT
KULTUR
Montag, 9. Oktober 2000 1 1
«Frühlingshauch» einer
aufbauenden Stimmung
Anne Bennent und Otto Lechner und das Robert-Walser-Programm im TaK
Es war, als wäre ein Friih-
lingshauch durch den
Raum gegangen, sagte ein
Besucher nach der Vor
stellung «Aus dem Blei
stiftgebiet» mit Anne
Bennent und Otto Lechner
im Theater am Kirchplatz
am Samstagabend.
Gerolf Hauser
Tatsächlich gestaltete Anne
Bennent mit ihrer Auswahl von
Robert-Walser-Texten, adäquat
ergänzt durch die Akkordeon
musik von Otto Lechner, vor
den Besucherinnen ein Bild -
nicht nur vom Schriftsteller
Robert Walser, sondern auch
eines, in dem man sich selbst
erkennen konnte, indem sie
Steinchen für Steinchen anfü
gend, ein farbenreiches Mosaik
schuf.
Heiterkeit und Wahnsinn
Damit ermöglichte Anne
Bennent einen Blick in die
Werkstatt des Schweizer
Schriftstellers Robert Walser
(1878-1956), dessen Texte, wie
sie in einem Gespräch nach der
Aufführung sagte, sie mit ihren
vielfältigen Wiederholungen,
aber auch Verwandlungen
leicht und eben mosaikartig
empfindet. Und wie Robert
Walser selbst einmal sagte:
«Man lebt nicht, wenn man
nicht für etwas lebt», so zeigte
Anne Bennent auf der Bühne,
wie sehr sie für die Texte lebt
und den Autor liebt, jenen Me
lancholiker und Märtyrer der
Dichtung, dessen Leben in ei
ner Nervenheilanstalt endete
und dessen Figuren zwischen
Heiterkeit und Verzweiflung
schwanken, jener Meister, der
wie distanziert Achtung dem
anscheinend Nebensächlichs
ten zollt, skurril-ironisch hinter
einer verträumten Heiterkeit
unvermittelt das Abgründige
aufzeigend.
Theatralische Elemente
Nach Robert Walsers Tod
entdeckte der Nachlassverwal
ter Carl Seelig auf 526 Blättern
Texte aus den Jahren 1924/25
mit Bleistift in etwa zwei Milli
meter hoher Sütterlinschrift ge
schrieben, von der er meinte, es
sei eine unentzifferbare Ge
heimschrift.
Später erkannte man, dass es
sich bei diesen «Mikrogram
men» um die verkleinerte nor
male Schreibschrift Walsers
handelt, die allmählich entzif
fert und die Texte veröffent
licht wurden. Aus ihnen, aber
auch aus Kurzgeschichten und
Gedichten Walsers, hatte Anne
Bennent den Abend «Aus dem
Bleistiftgebiet» zusammenge
stellt und mit Hilfe der Carl-
Seelig-Stiftung auf die Bühne
gebracht.
Werner Morlang, einer der
beiden Entzifferer der Walser-
Mikrogramme, antwortete in
einem Interview auf die Frage,
ob es legitim sei, verstreute
Textfragmente zu einem Büh
nentext zusammenzufassen:
«Ich denke schon. Robert Wal
sers erste berufliche Ambition
war es ja, Schauspieler zu wer
den. In allen seinen Texten
spielen theatralische Elemente
eine wichtige Rolle. Und bei
den Mikrogrammen treten die
einzelnen dramatischen Szenen
untereinander in grosse Nähe.
Sie sind umfangmässig meis
tens sehr klein, und es ist
durchaus reizvoll, eine Aus
wahl zu treffen und so die
ganze Palette von Walsers dia
logischen Möglichkeiten zu
sammenzuführen.» Und genau
damit schuf Anne Bennent die
sen «Frühlingshauch» einer
aufbauenden und freilassenden
Stimmung, verstärkt durch Ot
to Lechners Akkordeonimpro
visationen, die er «als Ort der
demokratischen Gleichberech
tigung» bezeichnet.
Kosmopolitin
Anne Bennent, 1963 in Lau
sanne geboren, wuchs nach ei
gener Aussage kosmopolitisch
auf. Sie studierte am Genfer
Konservatorium in der Schau
spielklasse von Claude Stratz
und an der Ecole du theätre des
Amandiers de Paris. Sie wirkte
in verschiedenen Filmen mit und
stand auf allen grossen Bühnen
(u. a. Münchner Residenzthea
ter, Münchner Kammerspiele,
Wiener Burgtheater, Deutsches
Schauspielhaus Hamburg, Wie
ner Akademietheater). Als Re
gisseurin stellte sich Anne Ben
nent 1991 am Burgtheater mit
Shakespeares «Liebes Leid und
Lust» in der Neuübersetzung
von Erich Fried vor.
REKLAME
Anne Bennent mit ihrer Auswahl von Robert-Walser-Texten im TaK, adäquat ergänzt durch die Ak
kordeonmusik von Otto Ltchner. ■
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Passionsspiele
beendet
OBERAMMERGAU: Mit einem
neuen Besucherrekord sind am
Sonntag in Oberammergau die
Passionsspiele 2000 zu Ende
gegangen. Seit Ende Mai sahen
mehr als 520 000 Menschen
aus aller Welt die insgesamt 110
Aufführungen des Spiels vom
Leiden und Sterben Jesu Chri
sti, zehn Prozent mehr als
1990.
Regisseur Christian Stückl
hatte für das weltweit bedeu
tendste Passionsspiel mit einer
grundlegenden Textbearbei
tung sowie neuen Bühnenbil
dern und Kostümen die jüngste
Mannschaft aller Zeiten um
sich geschart. Die Oberammer
gauer Passion geht auf ein
Pestgelübde im Jahr 1633
zurück. Mitte dieses Jahrzehnts
beginnen die Vorbereitungen
für die Passionsspiele 2010.
Fast die Hälfte der gut 5000
Menschen zählenden Gemeinde
am Alpenrand stand seit knapp
fünf Monaten fünf Mal die Wo
che auf oder hinter der riesigen
Bühne des Freilichttheaters mit
überdachtem Zuschauerraum.
Als besonderen Erfolg werte
te der Oberammergauer Bür
germeister Klement Fend, dass
im Gegensatz zu früheren Spie
len nur verhaltene Kritik von
jüdischen Organisationen kam.
Antisemitisch verstandene Pas
sagen wie «Sein Blut komme
über uns und unsere Kinder»
waren aus dem Textbuch ge
strichen worden.
Die Comedian Harmonists
Schauspiel um das weltberühmte Ensemble zu Gast im TaK
Luciano Pavarotti wird 65
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Gleich zweimal haben TaK-
Freunde Gelegenheit, die Co
median Harmonists in ihren
unsterblichen Melodien zu er
leben. Am Donnerstag, dem
12. und Freitag, dem 13. Ok
tober, jeweils um 20.09 Uhr
hebt sich der Vorhang zu ei
nem Theaterstück Uber das
weltberühmte Ensemble.
Zahlreiche Schriftsteller und
Regisseure haben sich mit dem
Phänomen «Comedian Harmo
nists» auseinandergesetzt. Nur
wenige Monate bevor 1997 Jo
seph Vilsmaiers Film in die Ki
nos kam, umjubelten die Pre
mierenbesucher die Auf
führung von Gottfried Greif-
fenhagens Schauspiel über die
berühmten Sänger, mit dem
Untertitel «Ihr Leben. Ihr
Traum. Ihre Lieder». Martin
Woelffer inszenierte die Rah
menhandlung, die mit Franz
Wittenbrinks musikalischen
Arrangements rasch zu einem
Kultstück in Berlin avancierte.
Auch auf zahlreichen Gastspie
len spielten und sangen sich
die sechs jungen Schauspieler
in die Herzen der Zuschauer.
Nun kommt das Spiel um die.
«Comedian Harmonists» auch
nach Liechtenstein.
Die Erfolgsgeschichte des
Originalensembles ist beispiel
los. In dem von der Welt
wirtschaftskrise gebeutelten
Deutschland fanden sich sechs
Musiker zusammen, um sich
mit ihrer Kunst das Überleben
zu sichern. Bald waren die «Co- ;
median Harmonists» weit über
die Grenzen hinaus bekannt,
auf Auslandstourneen feierten
Presse und Publikum die Sän
ger als Botschafter der deut
schen Kultur. Aber drei von ih j
nen waren Juden: Die Natio
nalsozialisten machten kurzen
Prozess.
Was sie nicht zerstören
konnten, ist der Zauber der al
ten Lieder, die ihre Frische nie
verloren haben. «Veronika, der
Lenz ist da» und «ein kleiner
grüner Kaktus» - die Texte
wurden zu geflügelten Worten/
die Melodien sind selbst Kin
dern bekannt. Die Inszenierung
vom Theater am Kurfürsten-
dämm folgt dem Weg des En
sembles anhand zahlreicher
Lieder, die selbstverständlich
ohne Playback oder ähnliche
Tricks erklingen. In der sorgfäl
tigen Einstudierung erwacht
die legendäre Klangwelt der
«Comedian Harmonists» zu
neuem Leben. Noch gibt es
Karten für beide Aufführungen
beim Vorverkauf des TaK. Kas
senstunden in der Reberastras
se" 10, Schaan, sind Mo bis Fr
10 - 12 Uhr und 15-18 Uhr.
Telefon: (00423) / 237 59 69,
Fax: (00423) 237 59 61.
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Gottfried Greijfenhagen setzte sich mit der Musik und dem Leben
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