1 4 Samstag, 7. Oktober 2000
LANDWIRTSCHAFT
Liechtensteiner VOLKSBLATT
Zuchtbestrebungen haben reiche Frucht gebracht
60 Jahre Mitglied beim Schweizer Braunviehzuchtverband 1940-2000
Vor nunmehr 60 Jahren
schlössen sich 1940 die
Liechtensteiner Braun
viehzüchter dem Schwei
zerischen Braunvieh
zuchtverband an. Die ziel
gerichteten Bestrebungen
haben die Qualität der
Tiere stark verbessert und
den Bauern reiche Frucht
gebracht.
Von Herbert Beek,
Präsident des LBZV
Heute gibt es In Liechtenstein
acht Viehzuchtgenossenschaf
ten mit insgesamt 71 Mitglie
dern. Die Liechtensteiner
Braunviehzüchter profitieren
von den professionellen und
kompetenten Serviceleistungen
des Schweizerischen Braun
viehzuchtverbandes. Er bietet,
um nur ein Beispiel zu nennen,
seit 1993 die kombinierte Zell
zahl- und Harnstoffbestim
mung an. Die Einzeltieranalyse
von Zellzahlen ermöglicht die
individuelle Kontrolle der Eu
tergesundheit und der Milch
qualität. Seit Mai 1997 müssen
die Verkehrsmilchlieferanten
sämtliche Kühe monatlich
«schalmen» und dies protokol
lieren. Ein weiterer wichtiger
Schlüssel zum Erfolg ist die op
timale Fütterung. Die Harn
stoffbestimmung ermöglicht
ein schnelles Erkennen von
Fütterungsfehlern und einen
entsprechend gezielten Kraft
futtereinsatz.
Der Herdebestand beläuft
sich heute in Liechtenstein auf
1756 Tiere. Seit dem 1. Juli
1999 sind alle in der Tierver
kehrsdatenbank (TVD) des
Schweizer Braunviehzuchtver
bandes elektronisch erfasst.
Beim Kauf oder Verkauf und
bei der Schlachtung eines Tie
res muss jeder Bauer ein ent
sprechendes Begleitdokument
ausfüllen. Mit den Formular-
Angaben wird die Tierverkehrs-
datenbank komplettiert und so
der Lebensweg jedes Tieres von
der Geburt an elektronisch fest
gehalten und fortlaufend ak
tualisiert. Seit dem 1. Dez. 1999
werden zudem alle neugebore
nen Tiere sofort mit einer elek
tronisch lesbaren TVD-Doppel-
ohrenmarke gekennzeichnet.
Mit «BrunaNet» ins
3. Jahrtausend
Heute kann auch jeder inte
ressierte Bauer die Daten über
seinen Viehbestand öffentlich
zugänglich machen oder seine
Tiere auf der Marktplatzseite
weltweit zum Verkauf anbieten.
«BrunaNet» (siehe Kästchen)
heisst der Service des Schwei-
BrunaNet
Um . die Katze < nicht .im
Sack kaufen zu müssen, hat
der Schweizer Brawrivieh-
zuchverband SBZV för Inte
ressenten 'einen ; Demo-Be
trieb .des BrunaNet auf der
Homepage eingerichtet) < ^
Unter http:V/www.braun-
vfeh.cfy. umidern ;togo i
zer Braunviehzuchtverbandes,
das den Zugriff auf alle interes
sierenden Tier-Daten ermög
licht. Daneben ist ein E-Mail-
Service installiert, damit die
Informationen gegenseitig
schnell übermittelt werden. So
kann zum Beispiel die Ahnen
tafel aller Herdebuchtiere auf 6
Generationen zurück über das
«BrunaNet» eingesehen und im
mer mehr von neuen Dienst
leistungen, wie zum Beispiel
dem Paarungsplan-Service,
profitiert werden.
Ein Blick zurück...
Bis es zur heutigen modernen
Organisation der Braunvieh-
züchter kam, dauerte es rund
120 Jahre. Soweit die Erwerbs
tätigkeit der Liechtensteiner
Bevölkerung zurückverfolgt
werden kann, schrieb Ing. agr.
Meinrad Lingg in der 1990 er
schienenen Festschrift «50 Jah
re Liechtensteiner Braunvieh
zuchtverband», war die Rinder
haltung der Hauptzweig ihrer
Beschäftigung. Rund 2/3 der
Landesoberfläche Liechten
steins ist gebirgig. Die Rhein
ebene, die den restlichen Drittel
der Landesfläche umfasst, war
früher grösstenteils versumpft
und landwirtschaftlich nicht
nutzbar. Das Braunvieh war
auch bei den liechtensteini
schen Viehhaltern, wie in den
benachbarten Regionen Sankt
Gallen, Graubünden und Vor
arlberg, von altersher die aus
schliesslich gezüchtete Vieh
rasse.
1866: Vieh
veredelungsgesetz
Bereits im März 1866 er
wähnt das erste Viehverede
lungsgesetz des Landes, dass
Miss Steg 2000: Die Kuh Judith
gen Zuchtziel am nächsten.
1885, also im Gründungs
jahr, schrieb der Landwirt
schaftliche Verein an die Regie
rung: «Nach Ansicht des Aus
schusses des Landwirtschaftli
chen Vereins bildet die Rind
viehzucht zweifellos den wich
tigsten Zweig unserer Land
wirtschaft. Obst- und Weinbau,
die als die nächstwichtigsten
landwirtschaftlichen Zweige
bezeichnet werden müssen,
sind nie im Stande, unseren
Landwirten den Ausfall zu
decken, den ein schlechter
Viehhandel bringt, weil eben
die Viehzucht, mehr wie Obst-
und Weinbau, in allen Gemein
den des Landes betrieben wird
und durch die Summe der im
Lande vorhandenen Tiere ein
ganz deutliches Kapitel reprä-, .
kam beim Steger«Bremimarcht»laut Expertenmeinung dem heuti-
(BUder:'Klaus Schädler)
sentiert».
I
Herbert Beck, Präsident des
Liechtensteiner Braunvieh
zuchtverbandes.
bei der künftigen Auswahl der
Zuchtstiere mit möglichster
Umsicht vorzugehen sei. Es sol
len nur Zuchtstiere bestimmt
werden, die all jene Vorzüge in
sich vereinigen, von denen eine
Veredelung der Viehzucht er
wartet werden könne. Der da
malige Viehschlag war im Ver
gleich zu heute sicher nicht
einheitlich. Es besteht hingegen
kein Zweifel daran, dass im
ganzen Land ausschliesslich
Braunvieh gehalten wurde.
Ausschliesslich dieses Braun
vieh genoss denn auch staatli
che Förderung. Schon damals
waren die Schweiz und Öster
reich wichtige Absatzgebiete
für Nutz- und Zuchttiere.
1885: Landwirtschaftli
cher Verein Liechtenstein
Im Jahr 1885 wurde der
«Landwirtschaftliche Verein
Liechtenstein» gegründet. Seine
Hauptaufgabe war die Förde
rung der Viehzucht. Zwar
schufen schon 1866 die Behör
den ein Viehveredelungsgesetz,
aber mangels einer entspre
chenden bäuerlichen Organisa
tion blieb die staatliche Inter
vention ziemlich wirkungslos.
«Noch auf einer geringen i
Wertstufe...» ■ i f
Bereits 1885 setzte sich die-
zuständigen bäuerliche Organi-'
sation für die Belange eiÄer'
rassenreinen Braunviehzucht]
ein, denn sie schrieb im obigem?
Brief an die Regierung: «Über
den gegenwärtigen Stand un
serer Viehzucht kann man da:
Urteil im allgemeinen dahi
zusammenfassen, dass netiie
einem Grundstock schöijei
Braunviehrasse der grösste Teil'
der inländischen Viehhabe hin
sichtlich Farbe und Bau noch
auf einer mehr oder weniger
geringen Wertstufe steht».
Um die Zucht zu verbessern,
schrieb 1891 der Landwirt
schaftliche Verein zur Beschaf
fung des «Stierenmaterials» undi
zur Zusammensetzung der?
Stierenkaufkommission: «Man
glaubt häufig, die betreffenden
Kommissionsmitglieder nur aus^
dem Gemeinderat entnehmen^
zu dürfen. Nun kann jemapd^
ein vorzüglicher Gemeindetet,
aber ein schlechter Viehkenöer|
sein. Es ist daher aus Rücksicht!
auf die Wichtigkeit der Sache
sehr zu empfehlen, die bezügli
che Auswahl nur auf sachver
ständige Leute zu richten». 1
1906: Herde- !
buchgesellsehaft |
Ohne zuverlässige Aufzeich
nung bezüglich Herkunft und
Abstammung der Tiere konnte
keine erfolgreiche Züchteiir-
beit geleistet werden. 19p3|
führte man deshalb auch ;in'
Liechtenstein die schweizeri
sche Punktierkarte für das!
Braunvieh ein und gründete
1906 die HerdebuchgesCjl
schaft. Dieser traten 182 Viäi-
besitzer bei. Diese Herdebuqh-
gesellschaft ist im Rückblick
die Vorläuferin der heutigen
Viehzuchtgenossenschaften.
Mit der Gründung der liech
tensteinischen Herdebuchge
sellschaft erfuhr die Liechten
steiner Viehzucht einen ra
schen Aufschwung. Zusammen
mit der Herdebuchgesellschaft
wirkte der Staat durch Erlass
entsprechender gesetzlicher
Grundlagen in gleicher Rich
tung. Diese regelten das Schau
wesen, umschrieben die Anfor
derungen an die Herdebuch
tiere und bezeichneten das
schweizerische Braunvieh als
allein anerkannte Viehrasse in
Liechtenstein.
1927: Viehzuchtgenos
senschaften
Durch die wirtschaftliche In
tegration mit der Schweiz, ver
traglich geregelt am 23. März
1923, verstärkten sich noch die
früher schon engen Verbindun-
gep mit der Schweizer Tier
zucht. 1927 löste sich dann die
Liechtensteiner Herdebuchge-
sdlschaft auf. An ihre Stelle
traten die Viehzuchtgenossen
schaften, die jeweils das Gebiet
einer Gemeinde umfassten und
si|h zum Verband Liechtenstei
ner Braunviehzuchtgenossen-
schaftert zusammenschlössen.
1940: Beitritt zum Schwei
zer Braunviehzuchtverband
Schon bald nach der Grün
dung der ' Liechtensteiner
Braunviehzuchtgenossenschaft
setzte sich die Erkenntnis
durch, dass zum Schweizeri
schen Braunviehzuchtverband,
beziehungsweise zur Herde
buchstelle für Braunvieh, enge
re Beziehungen herzustellen
seien. Es dauerte dann aller
dings noch 13 Jahre, bis das
gesteckte Ziel -erreicht werden
konnte. Seit 1940 sind nun
aber alle Liechtensteiner Vieh
zuchtgenossenschaften Voll
mitglieder des Schweizerischen
Braunviehzuchtverbandes.
Die Schweizerische Herde
buchstelle für Braunvieh ist
seither die massgebende In
stanz für das Liechtensteiner
Herdebuchwesen und deren
Richtlinien auch für die Liech
tensteiner Züchter verbindlich.
Zusammen mit einheimischen
Fachleuten amtieren schweize
rische Experten als Preisrichter
bei den Viehschauen und bei
den Anhörungen für das
Zuchtbuch. Zuchtziel und an
zustrebender Standard sind mit
demjenigen des schweizeri
schen Braunviehzuchtgebietes
identisch.
Die in den letzten 60 Jahren
der Zugehörigkeit zum Schwei
zer Braunviehzuchtverband er
reichten Fortschritte sind be
eindruckend. Blenden wir zum
Beispiel zurück ins Jahr 1960.
Damals lag die Durchschnitts
leistung je Kontrolltier bei
3758 kg Milch mit 3,92 % Fett.
Im Jahr 2000 sehen die Zah
len folgendermassen aus: Die
Jahresmilchleistung der Liech
tensteiner Herdebuchkühe be
trägt heute 6106 kg Milch, der
Fettgehalt liegt bei 4,02 % und
der Eiweissgehalt, der 1960
noch nicht ermittelt wurde, be
trägt 3,34 Prozent.
Die zielgerichteten Bestre
bungen und die Zusammenar
beit mit dem Schweizer Braun
viehzuchtverband haben, das
zeigen diese Zahlen eindeutig,
in den letzten 60 Jahren reiche
Frucht gebracht. Für die ausge
zeichnete Zusammenarbeit ge
bührt dafür unseren Nachbarn
westlich des Rheins ein herzli
ches Dankeschön.
Bisherige
Präsidenten
Seit dem Beitritt des Liech
tensteiner Braunviehzucht
verbandes zum Schweizer
Braunviehzuchtverband an
no 1940 leiteten nachste
hende Präsidenten die Ge
schicke des Liechtensteiner
Braunviehzuchtverbandes:
1940-1951 Franz Beck,
Triesenberg
1952-1972 Meinrad Lingg,
Schaan
1952-1973 Oskar Thöny,
Vaduz
1987-1992 Helmut Frick,
Balzers
1993-1998 Friedrich v. Falz-
Fein, Triesen
1999-' Herbert Beck,
Triesenberg
Viehschauen sind Standortbestimmungen
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. Bei ; den jährlich stattfinden- ^ schaUeri imÄe^itftfaduz und >'; Langlebigkeit « wi
yen* Viehschauen 'halfen -alle^ i&Esqhen s)ml aber Zucto?be$ontJerMi
Stauern <denj#r$teri ; Ver 7 ; ScMifensterf'jegentfbfer: •'J|eri^Vorai#»feunge
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