Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

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Liechtensteiner VOLKSBLATT LAND UND LEUTE Freitag, 6. Oktober 2000 5 
«Sehr motiviert, 
die Landessprache zu lernen!» 
Projekt «Migrantinnen»: infra berichtet über erste Erfahrungen 
Das Projekt Migrantinnen, 
mit dem die infra (Infor- 
mations- und Kontaktstel 
le fiir Frauen) den ersten 
Gleichstellungspreis der 
Regierung gewann, zielt 
darauf ab, zugezogenen 
Frauen den Weg zu mehr 
Autonomie und Selbstbe 
stimmung zu ebnen. Dabei 
geht es vor allem darum, 
sprachliche Barrieren ab 
zubauen, sprich den 
fremdsprachigen Frauen 
gezielt Deutschkurse anzu 
bieten und den Zugang zu 
Informationen und Bera 
tungen zu erleichtern. 
Iris Frick-Ott 
Im März 2000 konnte die infra 
mit ihrem Projekt «Migrantin 
nen» den Gleichstellungspreis 
der liechtensteinischen Regie 
rung entgegennehmen. Seither 
hat die infra die Beratung für 
Migrantinnen weiter ausge 
baut: Im Zentrum des Projektes 
stehen Deutschkurse - denn, 
wenn sich die Frauen nicht ver 
ständigen können, stehen sie in 
vielen Ebenen völlig im Ab 
seits. Wir haben uns mit Gabi 
Jansen, der Geschäftsführerin 
der infra, über die Erfahrungen 
des Projekts unterhalten. 
Wie viele fremdsprachige 
Migrantinnen gibt es In Liech 
tenstein und wie viele besu 
chen euren Deutschkurs? 
Gabi Jansen: Mehr als ein 
Drittel der Zugezogenen 
kommt aus dem nicht deutsch 
sprachigen Raum. Die Zahl der 
fremdsprachigen Frauen und 
Mädchen wird daher etwa bei 
2000 liegen. Wir haben mit ei 
ner Gruppe portugiesisch spre 
chender Frauen und einer 
Gruppe Türkinnen mit dem 
Deutschunterricht im Frühjahr 
gestartet. Beide Gruppen sind 
nach wie vor motiviert und 
setzten den Unterricht jetzt im 
REKLAME 
Gabi Jansen, Geschäßsfiihrerin der infra zum Projekt Migrantinnen. 
Herbst fort. Wir gewinnen mit 
diesen beiden Gruppen wichti 
ge Erfahrungen, die wir auf 
weitere Gruppen übertragen 
werden. 
Ist es schwierig die Mlgran- 
tlnnen für Deutschkurs oder 
einen Informationsbesuch bei 
der infra zu gewinnen? 
Ganz wichtig ist der persön 
liche Kontakt, um Vertrauen 
aufzubauen. Das kann auch 
über eine Kontaktperson ge 
schehen. Wir haben gesehen, 
dass es mit einem Besuch im 
Verein nicht getan ist. Haben 
Frauen aber mit der infra gute 
Erfahrungen gemacht, wirkt die 
Mund-zu-Mund- Werbung. 
Viele Frauen sind sehr moti 
viert, die Landessprache zu ler 
nen, aber die Rahmenbedin 
gungen müssen stimmen. Eine 
zentrale Rolle spielen dabei die 
Deutsehlehrerinnen. Wir konn 
ten zwei ausgebildete Fach- 
frauen - Silvy Frick-Tanner 
und Brigitte Kursschat - ge 
winnen. 
Wie lösen Sie das Problem 
der unterschiedlichen Spra 
chen? 
Wir gehen auf die Sprach 
gruppen zu und ermöglichen 
separate Kurse innerhalb der 
einzelnen Sprachgruppen. Mit 
einem massgeschneiderten An 
gebot - Kurszeiten, Dauer und 
Inhalt werden von den Teilneh 
merinnen stark mitbestimmt - 
wollen wir möglichst vielen 
Frauen den Einstieg in den 
,/;Ki}re ermöglichen. Ausserdem 
halten wir die Kosten niedrig 
und bei vollständigem Kursbe 
such, erhalten die Frauen einen 
Teil des Kursbeitrages zurück. 
Wo liegen die Schwierigkei 
ten einer solch teilnehmerin 
nenorientierten Kursgestal- 
tuiig? 
Für den Erfolg ist eine teil 
nehmerinnenorientierte Orga 
nisation und Durchführung 
natürlich sehr wichtig. Aller 
dings bedingt dies mehr Kom 
munikation. Schwierig gestal 
tet sich der Unterricht für die 
Frauen, weil sie durch Doppel 
belastung (Familie und Beruf] 
teilweise übermüdet sind. Eine 
weitere Erfahrung ist, dass die 
Frauen im Alitag zu wenig 
Möglichkeiten haben, ihre neu 
erlernten Sprachkenntnisse an 
zuwenden. Ein Teil der Migran 
tinnen sind Analphabetinnen, 
die können an einem Deutsch 
kurs erst gar nicht teilnehmen. 
Ausserdem besteht die Gefahr 
der zu hohen Erwartungen von 
beiden Seiten: eine Sprache zu 
erlernen ist ein langer Weg. 
Geht das Projekt Migrantin 
nen über Deutschkurse hin 
aus? 
Ja, in den einzelnen Sprach 
gruppen wird die Arbeit der in 
fra vorgestellt. Unser Ziel ist es, 
unsere Beratungen den fremd 
sprachigen Frauen zugänglich 
zu machen. Wir bieten diese des 
halb auch mit Dolmetscherinnen 
an - das ist besonders bei 
Rechtsberatungen sehr wichtig. 
Ist die Integrationsarbeit 
nicht eine gesellschaftspoliti 
sche Aufgabe aller? 
Sicher, unser Gemeinwesen 
profitiert von den Zugezoge 
nen. Viele Ausländer/-innen 
sind hier, weil die Wirtschaft 
sie braucht. Die Wirtschaft 
muss daher in die Integrations 
arbeit eingebunden werden, 
d.h., es ist zu fordern, dass sich 
auch die Betriebe verstärkt für 
den Spracherwerb ihrer Mitar- 
beiter/-innen einsetzen. Für 
viele Frauen beispielsweise ist 
der Kursbesuch sehr schwierig, 
weil sie mittels Schichtarbeit 
zum Familienunterhalt beitra 
gen müssen. Es liegt auf der 
Hand, dass ein Sprachunter 
richt viel besser durch ein Mit 
wirken der Arbeitgeberseite an 
geboten werden könnte. Auf 
der politischen und gesell 
schaftlichen Ebene muss mei 
nes Erachtens unbedingt eine 
vertiefte Auseinandersetzung 
darüber stattfinden, was Inte 
gration sein kann, wie sie ge 
schehen soll und wer die Ver 
antwortung dafür trägt. 
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NACHWICHTEN 
Wohin mit meinem 
Schmerz? 
t 
Wege der Schmerzbewältigung 
ein öffentlicher Vortrag von 
Sr. Liliane Juchli Dr. theol, 
h« c. Seelsorglich-therapeuti 
sche Lebensberaterin, Logo 
therapeutin und Erwachsenen 
bildnerin in Zürich am Don 
nerstag, den 19. Oktober 2000, 
14.00 bis 17.00 Uhr, Kleiner 
Saal, Gemeindezentrum Bal 
zers. 
'Schmerz und Leiden sind 
unausweichlicher Teil des Le 
bens. Kein Tag vergeht, ohne 
ihnen zu begegnen; oft ist es 
fremder Schmerz, das Leiden 
eines anderen Menschen, oft 
mein eigenes.. 
,Wie damit umgehen? Was 
hilft uns besser - d.h. bewuss- 
ter und aktiver dqmit zu le 
ben? Was hilft uns, besser hin 
zuhören, um besser antworten 
zu können? Lohnt es sich, die 
se: Lernwege überhaupt zu ge 
hen, in einer Welt, wo die all 
gegenwärtige Pharmaindustrie 
eine Pille fiir jeden Schmerz 
anbietet und die Illusion von 
Schmerz Freiheit suggeriert? 
Dass Menschen leiden, bleibt 
eine Tatsache. Auch bei guter 
Schmerztherapie bleibt oft ein 
Schmerzrest, mit dem der Be 
troffene leben muss. Hier gilt 
es zu lernen, dem Schmerz an 
ders zu begegnen. In diesem 
Vortrag geht es darum, die 
Selbstheilungskräfte und die 
in uns liegenden Interventi 
onsmöglichkeiten bewusster 
wahrzunehmen. Es werden 
Möglichkeiten der Selbsthilfe 
im Bereich handlungsorien- 
tierter Umgestaltung belasten 
der Schmerzsituationen aufge 
zeigt und es soll das Prinzip 
Hoffnung thematisiert werden. 
Eintritt frei. 
Pilgergottes 
dienst 
SENNWALD: Am Sonntag, den 
8. Oktober 2000, um 14.30 Uhr 
wird in der Antoniuskirche 
in Sennwald der letzte 
Pilgergottesdienst in diesem 
Jahr gefeiert. Die Eucharistie 
feier wird von Pfarrer Senser 
aus Widnau gehalten. Vor 
dem Gottesdienst Findet, um 
14.00 Uhr, ein Rosenkranzge 
bet statt. Die Kirchgemeinde 
Sennwald lädt die Bevölke 
rung herzlich zur Teilnahme 
ein. 
NACHRICHTEN 
LSVA: Keine 
Kontrollstellen 
BERN: Die Grenze zwischen 
der Schweiz und Liechten 
stein bleibt auch nach der 
Einführung der Leistungsab 
hängigen Schwerverkehrsab 
gabe (LSVA) Anfang 2001 
offen. Mit 36 zu 0 Stimmen 
hat der Ständerat am Don 
nerstag einen entsprechen 
den Vertrag genehmigt. Der 
Vertrag regelt die Übernahme 
der Leistungsabhängigen 
Schwerverkehrsabgabe 
(LSVA) durch Liechtenstein 
und ermöglicht den Verzicht 
auf Kontrollstellen an der 
schweizerisch-liechtensteini 
schen Grenze. Damit die 
LSVA in beiden Ländern 
nach übereinstimmenden Re 
geln übernommen werden 
kann, übernimmt Liechten 
stein die materiellen schwei 
zerischen Vorschriften. Die 
Schweiz verpflichtet sich im 
Gegenzug, das Nachbarland 
über geplante Änderungen in 
der LSVA-Gesetzgebung recht 
zeitig zu unterrichten. Streit 
fragen werden einer ge 
mischten Kommission unter 
breitet. Kommt es zu keiner 
Einigung, kann ein Schieds 
gericht eingesetzt werden. 
Der Vertrag muss noch 
vom Nationalrat genehmigt 
werden. 
Preisjassen 
Am 14. Oktober 2000 um 
20.00 Uhr findet das Preis 
jassen des Liecht. Haus- und 
Abwarteverein im kleinen 
Gemeindesaal in Balzers 
statt, zu dem wir alle recht 
herzlich einladen. (Eing.) 
Sprachkurs-Ange- 
bot der Erwachse 
nenbildung 
SCHAAN: Unsere Welt wird 
zusehends kleiner, bedenkt 
man, das auch grosse Di 
stanzen in immer kürzeren 
Zeitabschnitten zu überwin 
den sind. Was aber nützt die 
interessanteste Destination, 
wenn man sich sprachlich 
nicht mitteilen kann? Nach 
dem Motto: «Sprachen ler 
nen - Menschen Verstehen - 
Gesellschaft gestalten« fin 
den Sie eine Vielzahl von 
Angeboten in unserem um 
fassenden Herbstprogramm. 
So das weltumspannende 
Englisch in allen Leistungs 
stufen, eine Auswahl an Ita 
lienisch-, Französisch-, 
Spanisch- und Portugie 
sischkursen. All diese Kurse 
beginnen ab 23. Oktober. 
Haben wir Ihr Interesse ge 
weckt? Dann schauen Sie 
doch genauer in unserem 
Kursbuch nach. Falls Sie 
unser Programm nicht er 
halten haben, rufen Sie uns 
bitte an. Wir schicken Ihnen 
> gern ein Exemplar zu. Er 
wachsenenbildung Stein- 
Egerta, Tel. 232 48 22. 
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