Liechtensteiner VOLKSßLATT
SPORT
Dienstag, 3. Oktober 2000 25
Party-Metropole Sydney
erwachte mit Kater
Die Olympiastadt Sydney feierte die grösste Party ihrer Geschichte
Die Stadt Sydney ist am
Montag nach der grössten
Party ihrer Geschichte mit
I einem kollektiven Olym
pia-Kater erwacht. Fast
zwei Millionen Menschen
hatten in der Innenstadt
das gigantische Abschluss
feuerwerk bestaunt. Und
Sydney feierte sich noch
einmal selbst, denn alle
drei in Australiens gröss-
ter Stadt erscheinenden
Zeitungen hatten ähnliche
Schlagzeilen vorbereitet:
«The best Games ever.»
Viele Einwohner Sydneys nutz
ten den freien «Labour Day»,
um den Rausch auszuschlafen,
der teilweise olympische Di
mensionen angenommen hatte.
Zwar hatte es anlässlich der
Riesenparty in der City erstmals
erhebliche Verkehrsprobleme
gegeben, aber alles blieb fried
lich; die Polizei meldete ledig
lich zwei Festnahmen. Viele
mussten indes stundenlang
warten, ehe sie aus der Stadt
nach Hause kamen. Und der
Flughafen quoll vor lauter
Heimreisenden beinahe über.
Nach der grandiosen Abschlussfeier war in Sydney das grosse Aufräumen angesagt.
Am Airport zeigte sich noch
einmal die Freundlichkeit der
Gastgeber, die den Spielen zu
aussergewöhnlichem Erfolg
verholfen hatten. Freiwillige
verteilten Bonbons, eine vier
köpfige Band machte Musik,
Strassenkünstler unterhielten
Zehntausende von Athleten,
Zuschauern und Journalisten,
die in langen Schlangen auf die
Abfertigung warteten.
Nach den wohlgelungenen
Spielen muss sich die Party-Me-
tropole der Welt nun wieder im
Alltag zurecht finden. Eines der
Themen, das durch die Olympics
wieder in den Vordergrund rück
te, ist die Versöhnung zwischen
den Rassen. Am Rande der
Schlussfeier trat eine Band mit
T-Shirts mit dem Aufdruck
«sony» auf - eine Mahnung an
Premierminister John Howard,
sich im Namen aller Australier
für vergangenes Unrecht bei den
Ureinwohnern zu entschuldigen.
Der Sänger eines Pop-Duos trug
ein T-Shirt mit der Abörigine-
Flagge, und eine Aborigine-
Gruppe forderte mit ihrem Song
«Treaty» einen Vertrag zwischen
Schwarz und Weiss.
Das nächste Grossereignis
Das nächste Grossereignis
steht schon vor der Tür. Die
Paralympics beginnen am 18.
Oktober. In Windeseile muss
das Olympia-Gelände umge
baut werden, um die rund 4000
Behindertensportler aus 125
Ländern willkommen zu heis-
sen. Derzeit sieht es ganz da
nach aus, als ob die Olympia-
Begeisterung Sydneys auch auf
die Paralympics überschwapp
te. Mehr als zwei Wochen vor
Beginn sind schon 600 000
Karten verkauft worden.
Ausländische Pressestimmen zu Olympia 2000 in Sydney
Australien
The Australian: «Nach 17
Tagen ungeteilter Freude ende
te es wie es musste: in einem
Ausbruch von Farbe und Glück
und mit dem Urteil von IOC-
Präsident Juan Antonio Sama-
ranch, dass Sydneys Spiele die
besten aller Zeiten waren.»
•MH
The Sydney Morning Her
ald: «Die Spiele von Barcelona
und vor allem die von Sydney
haben gezeigt, dass es für klei
nere Städte als Los Angeles
oder Moskau möglich ist, Spie
le zu präsentieren, die denk
würdig für die Zuschauer in al
ler Welt und angenehm für die
Athleten sind, ohne die Stadt
in den Bankrott zu treiben.»
naissance der wahren Ideale.
Neuer Optimismus entstand
durch packende Show, aber
Zweifel bleiben über den Kampf
gegen Doping und Athens
Fähigkeit, die Fackel zu tragen.
Feierlicher Abschied von den
besten Spielen aller Zeiten.
Wenn es so etwas wie einen
siebten Himmel gibt, dann wer
den die Australier dort heute
träumend schweben.»
La Stampa: «Auf Wiederse
hen, Australien: Mit einer leb
haften Abschlusszeremonie erlo
schen die Scheinwerfer der 27.
Olympiade. Die Spiele des Inter
net-Zeitalters haben die Genera
tion der 20- Jährigen übersprun
gen, Stars waren die Sportler, die
bereits in Atlanta und sogar Bar
celona dabei waren. Die Olym
piade der jungen Generation
wurde von Rentnern gewonnen.»
The Daily Telegraph: «16
Tage lang haben wir die Welt
in unser Herz geschlossen und
alle eingeladen, die Wärme un
seres Willkommens zu spüren
und von der überfliessenden
Quelle unser Zuneigung zu
trinken, die wir in unserer
Stadt erschlossen haben.»
MIM
The Herald Sun: «Australier
können stolz siein, dass das S0-
COG (das Organisationskomi
tee - Red.) trotz seiner Fehler
in der Vorbereitung den ulti
mativen Triumph geschafft
hat.»
England
The Times: «Goldener Vor
hang. Was für Spielel Der
mächtige Geist und der Sinn für
Spass wuchsen und wuchsen
bis hin zum überschwänglichen
Finale. Mit ihrem Stil haben die
Spiele in Sydney den Sport be
reichert und die Olympische Be
wegung wiederbelebt.»
The Independent: «Vielver
sprechende Zeichen einer Re-
The Guardian: «Erinne
rungswürdige Spiele, welche
über modernen Zynismus tri
umphieren. Ende der Affäre,
welche den Puls steigen Hess.
Alle stimmen überein, dass es
die besten Spiele aller Zeiten
waren - und dass dies kaum
wieder geschieht.»
Frankreich
France-Soir: «Gut gemacht,
Sydney!»
The Sun: «Elfter Himmel.
Goldrausch für Briten. Die.sen-
sationellen Spiele von Sydney
endeten mit einer an Super
stars gefüllten Party.»
Italien
Corriere della Sera: «Sydney
war eine gelungene Olympia
de, der Enthusiasmus der
Schlüssel zum Erfolg.»
Le Parisien: «Sydney kann
stolz auf die Spiele des Jahres
2000 sein. Die XXIV. Sommer
spiele waren ein Erfolg in jeg
licher Hinsicht.»
Spanien
El Pais: «Sydney hat es ge
schafft, den Olympischen Spie
len eine gewisse Magie zurück
zugeben.»
El Mundo: «Sydney wollte
der ideale Austragungsort
sein, und es hat sein Ziel er
reicht.»
Russland
Sport Ekspress: «Was war
Sydney? Hochmoderne
Arenen. Hochmoderne Organi
sation. Hochmoderne Arbeit
aller Beteiligten. Doch das
Wichtigste waren die Zuschau
er. Solch wohlwollende, Anteil
nehmende, kluge Zuschauer
hat man noch nirgends gese
hen.»
Norwegen
Aftenposten: «Die Olympi
schen Sommerspiele ent
wickelten sich insgesamt zu
dem grossen Sportfest und der
globalen Jugendschau im Zei
chen eines friedlichen Zusam
menlebens, als die sie gemeint
sind. Die Stadt erwies sich als
gastfreundlicher, flexibler und
vor allem professioneller Gast
geber.»
Südafrika
'i ■■
The Citizen: «Die Australier
waren einfach brillant.»
Sri Lanka
Daily News: «Die Abschluss
zeremonie war wahrscheinlich
die beste in der 104 Jahre
währenden Geschichte der
Olympischen Spiele der Neu
zeit.»
Ungarn
Magyar Hirlap: «Auf jeden
Fall sind die Organisatoren
von Sydney- und mit ihnen
natürlich das 150 Ethnien ver
schmelzende Gastgeberland
Australien - für kurze Zeit die
ser Krise (der Olympischen Be
wegung) Herr geworden. Einen
Weg in die Zukunft wiesen sie
allerdings nicht, was aber
letztlich auch gar nicht ihre
Sache gewesen wäre. Sie rich
teten die schönsten Spiele der
letzten Jahrzehnte aus und lei
steten damit Enormes. Wem zu
Nutze ist hingegen nicht wirk
lich klar.»
Schweiz
Neue Zürcher Zeitung:
«Sydney heisst der erinne
rungswürdigste Gewinner der
XXVII. Olympischen Spiele...
Denn in Sydney war man mit
Herz und Seele bei der Sache...
Sydneys Happy games waren
auch eine Wohltat für Olympia.
Dem Krebsgeschwür Doping
zum Trotz, das wieder nur am
Rande zum Vorschein trat und
in seinem wahren Ausmass
vorsorglich verdeckt und ver
schleiert blieb.»
Blick: «Danke Sydney - es
war traumhaft. . . Sydney hat
mit einem Sommernachts
traum vom 15. September bis
1. Oktober hohe Massstäbe ge
setzt. Es waren die Spiele der
Superlative und der Herzlich
keit.»
SPORT IN KÜRZE
; Zürcher Patronat
für Olympische
Spiele 2010
ALLGEMEIN: Unter der Lei-
; tung des Zürcher Kantons
rats Hans-Peter Portmann
ist ein Patronat entstanden,
das sich für Zürich als Part
ner der vorgesehenen Bünd
ner Bewerbung um die
: Durchführung der Olympi
schen Spiele 2010 einsetzt,
i Unter dem Patronat firmie-
' ren u.a. auch Kurt Aeschba-
; eher, Sigi Feigel, Howard
i Griffiths, Vreni Spoerry,
■ Sven Hotz und Emilie Lie
berherr. Der Schweizerische
■ Olympische Verband (SOV)
: wird im nächsten Jahr ent-
j scheiden, ob Bern/Montreux
oder Graubünden/Zürich
; beim Internationalen Olym
pischen Komitee (IOC) als
offizieller Schweizer Kandi-
' dat auftreten darf.
Gute Zuschauer
zahlen für SF DRS
; AUGEMEIN: Die Bilanz der
j Olympischen Spiele des
; Schweizer Fernsehens DRS
fällt nach rund 235 Sende-
5 stunden positiv aus. «Syd-
, ney aktuell» verfolgten so
wohl am Morgen als auch
am Mittag durchschnittlich
180 000 Personen. Das
grösste Publikum fand
«Sydney today» (jeweils
19.55 Uhr) mit kumulierten
; 439 000 Zuschauerinnen
; und Zuschauern. Die meist
gesehene Direktübertragung
war die Schlussfeier am
Sonntag mit durchschnitt-
; lieh 285 000 Sehenden. Dies
entsprach einem Marktan-
teil von 42,1 Prozent. «Das
; Schweizer Publikum schau-
j te Olympia bei SF DRS»,
stellte Sportchef Urs Leutert
- zufrieden fest.
David Duvals
erster Sieg seit
18 Monaten
| GOLF: David Duval hat im
mit 2,3 Millionen Dollar do-
] tierten PGA-Tumier in Pine
: Mountain, Georgia (USA),
' seinen ersten Sieg sei 18
i Monaten und den achten
i insgesamt errungen. Mit der
Turnierbestmarke von 269
! Schlägen (19 unter Par)
; setzte sich der Weltrang-
■ listen-Dritte mit zwei Schlä-
? gen Vorsprung vor Jeff
i Maggert durch.
Pine Mountain, Georgia
(USA). PGA-Turnier (2,3
i Mio Dollar/Par 72): 1. Da-
! vid Duval (USA) 269
! (68/69/67/65). 2. Jeff Mag-
; gert (USA) 271 (63/69/69/
j 70) und Nick Price 271
| (70/68/65/68). 4. Carl Paul-
{ son (USA) 273. 5. Joel Ed
wards (USA), Brent Geiber-
ger (USA) und Scott Hoch
; (USA) je 275.
.
Johansson bleibt
in Bern
i EISHOCKEY: Andreas Jo-
; hansson wird gemäss eigenen
i Aussagen beim SC Bem blei
ben, obwohl er von den New
York Rangers im NHL-Wa-
ver-Draft (Pool, in dem NHL-
Spieler einen Klubwechsel
'i vollziehen können) gezogen
wurde. Der 27-jährige schwe-
; dische Stürmer kam im April
; von den Calgaiy Flames und
| unterschrieb für zwei Jahre.
Johansson war zuvor in fünf
; NHL-Saisons mit 204 Partien
auf 36 Tore und 46 Assists
; gekommen.