Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
WIRTSCHAFT 
Dienstag, 3. Oktober 2000 1 5 
Euro trotz schwächerer 
Konjukturdaten stabil 
Zinsentscheidung wird heute Dienstag erwartet 
FRANKFURT: Der Euro hat 
sich am Montag trotz der 
auf eine Abschwächung 
der Konjunktur hindeu 
tenden Einkaufsmanager- 
Indizes für Deutschland 
und Europa stabil gezeigt. 
Händler begründeten dies mit 
anhaltenden Spekulationen 
über mögliche neue Interven 
tionen der G-7-Notenbanken 
zur Stützung der Gemein 
schaftswährung. Nahezu alle 
Entwicklungen, die üblicher 
weise die Kursentwicklung be- 
einflussten, würden durch die 
Interventions-Spekulationen 
unterdrückt. 
Im Referenzkursverfahren 
Öffentlicher Banken wurde der 
Euro mit 0,8824 nach 0,8793 
Dollar am Freitag bewertet. Die 
US-Währung notierte mit 
108,46/54 nach 108,12/20 Yen 
bei Geschäftsschluss am Freitag 
in New York. 
Händlern zufolge hat der Op 
timismus über die konjunktu 
rellen Aussichten in der Euro- 
Zone nach der Veröffentli- 
Alstom Power 
streicht Stellen 
MANNHEIM: Nach einjähri 
gen Verhandlungen zwischen 
Leitungund B^ebsratAffta^ 
sonalkommission) des franzö- { 
sischen Kraftwerksbauers Al 
stom Power ist der Abbau von. 
1200 Stellen in Deutschland • 
beschlossene Sache. Darüber' 
hätten beide Seiten eine Eini 
gung erzielt, sagte Betriebs- 
ratsvorsitzender Udo Beiz in 
Mannheim. Damit würden 
zwar 600 Stellen weniger' 
wegfallen als . angekündigt,' 
doch sei das auch so noch 
«schlimm genügt. Die meisten i 
•Arbeitsplätze^ ''Würden V in 
Nürnberg gestrichen, wo von 
etwa 1350 Arbeitsplätzen ^ 
»noch 750 übrig blieben. Inj- 
Mannheim Helen 250 Arbeits-; 
plätze weg, sagte Beiz. Etwa 
( 930 der betroffenen Aibeit-g 
nehmer seien bereits in den 
vergangenen Monaten in den 1 
Vonuhestand gegangen, so | 
i dass 270 Stellen^nöch offen» J 
seien. Der Konzernseinereeits: 
: verzichte auf die zunächst ge 
planten Standortschliessun- 
gen, sagte Beiz weiter. ,}. ( 
chung der Einkaufsmanagerin 
dizes einen Dämpfer erhalten. 
Zudem hätten die Spekulatio 
nen auf höhere Zinsen in der 
Euro-Zone durch die Preiskom 
ponente neue Nahrung erhal 
ten. 
Die Forschungsgruppe NTC 
hatte zuvor mitgeteilt, der 
BME/Reuters-Einkaufsmana- 
ger-Index Deutschland (EMI) 
sei im September saisonberei 
nigt auf 56,5 (58,2) Punkte ge 
sunken. Der Index für die Euro- 
Zone sei im September auf 57,2 
(58,6) Punkte gefallen und 
weist damit den niedrigsten 
Stand seit Februar auf. Den 
noch signalisiere der Index 
weiterhin Wachstum in der Eu 
ro-Zone, teilte die Forschungs 
gruppe mit. 
Die Wachstumsverlangsa- 
mung sei auf eine nachlassende 
Produktionsausweitung und 
auf eine schwächere Nachfrage 
zurückzuführen. Trotz des ver 
langsamten Wachstums in der 
Euro-Zone seien die Preise 
deutlich angestiegen. 
Der Preis-Index stieg den 
Angaben zufolge auf, 75,9 
Stabiler Euro, obwohl alles auf eine Abschwächung der Konjunk 
tur hindeutet. 
(67,1) Punkte. Als Grund für 
den Preisanstieg nannten die 
befragten Unternehmen höhere 
ölpreise und den schwachen 
Euro. 
Zinsentscheidung der 
amerikanischen Notenbank 
Das Hauptaugenmerk gelte 
der heute Dienstag anstehen 
den Zinsentscheidung der ame 
rikanischen Notenbank (Fed), 
sagten Händler. Alle 29 von der 
Nachrichtenagentur Reuters 
befragten Primärhändler ame 
rikanischer Staatsanleihen sag 
ten, die Fed werde bei der Sit 
zung ihres für die Geldpolitik 
verantwortlichen Offen 
marktausschusses (FOMC) 
ihren Zielsatz für Tagesgeld mit 
6,50 Prozent unverändert las 
sen. Die US-Notenbank hält die 
Zinsen seit Mai 2000 stabil. Sie 
hatte den Zielsatz für Tagesgeld 
im Zeitraum vom Juni 1999 bis 
zum Mai 2000 um insgesamt 
1,75 Prozentpunkte auf 6,5 
Prozent erhöht. Die Bekanntga 
be der FOMC-Zinsentscheidung 
wird am heute Dienstagabend 
erwartet. 
•• 
Olpreis steigt nach Spannungen 
zwischen Irak und Kuwait 
Nervöser Ölmarkt ist weiterhin 
LONDON: Neue Spannungen 
zwischen Irak und Kuwait 
über den angeblichen Dieb 
stahl von Ölvorkommen ha 
ben den Rohölpreis am Mon 
tag wieder über 30 Dollar je 
Barrel steigen lassen. 
Preissteigernd wirkte Händlern 
zufolge auch die schwindende 
Aussicht darauf, dass die EU 
wie bereits die USA strategi 
sche Ölreserven verkaufen 
wird, um die hohen Ölpreise zu 
drücken. Ein Fass (159 Liter) 
der marktführenden Ölsorte 
Brent, lieferbar im November, 
verteuerte sich bis zum Mon 
tagnachmittag um 63 Cents auf 
30,47 Dollar. 
Der Konflikt zwischen Irak 
und Kuwait war vor zwei Wo 
chen ein Grund für den Ölpreis- 
anstieg auf ein Zehnjahreshoch 
von knapp 35 Dollar pro Fass 
gewesen. Der Irak hatte Kuwait 
vorgeworfen, an der Grenze 
zwischen den beiden Ländern 
Ölvorrätfc des Irak abzuzweigen 
und mit nicht näher bezeichne 
ten «Massnahmen» gedroht. 
Die USA, seit dem Golfkrieg 
vor zehn Jahren Verbündeter 
Kuwaits, hatten dem Irak 
daraufhin mit militärische^ 
Eingreifen gedroht, sollte dieser 
seine Nachbarstaaten weiter 
bedrohen. 
Ein politisch bedingter 
Stopp der irakischen Ölexporte 
würde den nervösen Ölmarkt 
weiter unter Druck bringen. In 
der vergangenen Woche hatte 
der Irak noch versichert, seine 
Ölexporte nicht zu unterbre 
chen. 
Wegen des Golfkriegs 1991 
darf das Land nur eine be 
stimmte Menge an Öl gegen 
Devisen exportieren und damit 
seinen Bedarf an Nahrungsmit 
teln und medizinischer Versor 
gung decken. Der Irak hatte die 
Exporte allerdings über diese 
I 
Druck 
Mehgenbegrenzung ausge 
dehnt. Aus Teheran kamen am 
Montag dagegen beschwichti 
gende Worte, die auf einen tie 
feren Ölpreis deuten. 
: Iran unterstütze auf jeden 
Fall die von Saudi-Arabien an 
geregte Ölpreisspanne von 22 
bis 28 Dollar pro Fass, sagte der 
iranische Erdölminister Sabah 
Zanganeh. 
Ein Rohölpreis von 25 Dollar 
wäre akzeptabel. Er halte es 
aber für schwierig, den Preis 
auf diesem Niveau stabil zu 
halten, sagte Zanganeh nach 
einem Treffen mit dem deut 
schen Wirtschaftsminister Wer 
ner Müller. 
Ein Rohölpreis von 25 Dollar 
wäre akzeptabel. Er halte es 
aber für schwierig, den Preis 
auf diesem Niveau stabil zu 
halten, sagte Zanganeh nach 
einem Treffen mit dem deut 
schen Wirtschaftsminister Wer 
ner Müller. 
FleetBoston 
schluckt Sum- 
mit Bancorp 
BOSTON: Die achtgrösste US- 
Bank FleetBoston Financial 
Corporation übernimmt die 
Summit Bancorp für 7 Mrd. 
Dollar. Dies haben die beiden 
Banken in der Nacht zum Mon 
tag bekannt gegeben. Der rasant 
expandierende Bostoner Fi 
nanzdienstleister wird durch die 
Transaktion in New Jersey - ei 
nem der lukrativsten amerikani 
schen Bankmärkte - zur Num 
mer eins. Die Summit-Gruppe 
hat ihren Sitz in Princeton. Die 
FleetBoston wird 1,02 eigene 
Aktien je Summit-Aktie zahlen. 
Das läuft auf 39,78 Dollar je Ak 
tie hinaus und entspricht einem 
Aufpreis von 15,7 Prozent. 
FleetBoston wird durch den 
Summit-Kauf ihre Bilanzsumme 
auf rund 220 Mrd. Dollar stei 
gern. Summit hat eine Bilanz 
summe von 39 Mrd. Dollar und 
in ihrem Einzugsgebiet mehr als 
500 Zweigstellen. FleetBoston 
verfügt unter anderem über 
1200 Zweigstellen im Nordosten 
der USA. 
Verfahren gegen 
Bierbrauer 
Verbotene Preisabsprachen? 
BRÜSSEL: Wegen des Ver 
dachts verbotener Preisab 
sprachen hat die EU-Kommis 
sion in Brüssel Verfahren ge 
gen mehrere europäische 
Brauereien eingeleitet. 
Betroffen seien zunächst Brau 
unternehmen in Belgien und 
Luxemburg, teilte die EU-Wett 
bewerbsbehörde mit. Sie unter 
suche solche Vorgänge aber 
auch bei Brauereien in Frank 
reich, den Niederlanden, Italien 
und Dänemark. Bei dieser ersten 
Stufe des Verfahrens, das vor 
den Europäischen Gerichtshof 
in Luxemburg kommen und mit 
hohen Geldbussen enden kann, 
teilte die EU-Kommission in ei 
ner Begründeten Stellungnahme 
den Unternehmen ihre Ver 
dachtsmomente mit. Die Kom 
mission hat seit längerem den 
Verdacht, dass es ein europäi 
sches Bierkartell mit Preisab 
sprachen, Marktaufteilung und 
Austausch von Informationen 
gibt. So wurden seit Beginn die 
ses Jahres führende Grossbraue 
reien wie die Danone-Tochter 
Kronenbourg in Strassburg und 
die Heineken-Tochter in Paris 
durchsucht. 1999 hatten die bel 
gischen Marktführer Interbrew 
(Stella Artois) sowie Alken- 
Maes Besuch von den Wettbe 
werbswächtern bekommen. 
Porsche plant neuen 911 
Wiedeking rechnet mit weiterem Absatzplus 
BERLIN: Der Stuttgarter 
Sportwagenhersteller Porsche 
plant neue Varianten des Mo 
dells 911 und zusätzliche Bau 
reihen. «Mit dem sportlichen 
Mehrzweckfahrzeug Cayenne 
werden wir ab 2002 einen 
dramatischen Sprung bei den 
Stückzahlen machen», sagte 
Porsche-Chef Wendelin Wie 
deking der «Welt» (Montag 
ausgabe). 
Vom 911er sollten in Zukunft 
weitere Varianten angeboten 
werden, kündigte er an. Darü 
ber hinaus werde an zusätzli 
chen Baureihen gearbeitet. Für 
das laufende Geschäftsjahr er 
wartet Porsche ein weiteres Ab 
satzplus und eine gute Ertrags 
lage. Zugleich warnte Wiede 
king davor, den Grund für Ab- 
Satzrückgänge in der Auto- 
branche einseitig beim Benzin 
preis zu suchen. 
Wiedeking sagte, er sehe 
weiterhin eine gute Ertragspo 
sition bei Porsche. Das zum 31. 
Juli abgeschlossene Geschäfts 
jahr 1999/00 werde ein Ergeb 
nis aufweisen, auf das die ge 
samte Belegschaft und die 
Führungskräfte stolz sein 
könnten. «Wir werden sicher 
lich wieder einen Spitzenplatz 
bei der Rendite einnehmen, 
vielleicht sogar die Spitze wie 
der 1 definieren», sagte Wiede 
king. 
Zugleich kündigte er eine 
Produktausweitung an. Wenn 
der Cayenne 2002 auf dem 
Markt sei, stelle sich automa 
tisch die Frage, wie es mit dem 
Unternehmen weiter gehe. Im 
Top-Segment könne der Car- 
rera GT eine vierte Baureihe 
werden. Dann komme die Frage 
der fünften Baureihe. Ein Un 
ternehmen, das nicht mehr 
wachse, habe keine Zukunft. 
Die Arbeit der rot-grünen 
Bundesregierung nannte der 
Automobilmanager «im Prinzip 
ganz ordentlich». Insbesondere 
lobte er, dass es mit der Steuer 
reform geklappt habe. Wiede 
king warnte davor, Absatzprob 
leme einseitig auf den Benzin 
preis zu schieben. Das sei zu 
kurz gesprungen. «Es muss of 
fensichtlich etwas mit dem An 
gebot zu tun haben, wenn man 
seine Produkte gut verkauft», 
sagte Wiedeking dem Blatt. 
NACHRICHTEN 
Wirtschaft In 
Ungarn wächst 
BUDAPEST: Angetrieben 
von einem Exportboom ist 
Ungarns Wirtschaft im ers 
ten Halbjahr 2000 kräftig 
gewachsen. Das Bruttoin- 
landprodukt (BIP) stieg bis 
Ende Juni um 6,2 Prozent 
Allein im zweiten Quartal 
betrug das Wirtschafts 
wachstum nach Angaben 
des Statistischen Zentral 
amts 5,8 Prozent Für das 
Gesamtjahr 2000 erwarten 
die Experten einen Anstieg 
des BIP um 5,7 Prozent Die 
Teuerung bis Jahresende 
wird laut den Angaben 8 
Prozent erreichen. 
Roger Levy wird 
neuer Finanzchef 
bei Batigroup 
BASEL: Roger Levy wird per 
1. Dezember 2000 neuer 
Finanzchef des Baukonzerns 
Batigroup und Mitglied der 
Geschäftsleitung. Der 41- 
Jährige löst den bisherigen 
Finanzchef Gerhard Mahrle 
ab, wie das Unternehmen 
am Montag mitteilte. Der 
Abgang von Mahrle sei be 
reits seit mehreren Monaten 
geplant gewesen, sagte 
Werner Helfenstein, Dele 
gierter der Direktion von 
Batigroup auf Anfrage. 
Deutschland: 
Jeder Zweite 
telefoniert mobil 
BERLIN: In Deutschland te 
lefoniert mittlerweile jeder 
zweite Bewohner per Han 
dy. Wie das Bundeswirt 
schaftsministerium am 
Montag in Berlin mitteilte, 
wurde die Schwelle von 40 
Millionen Handy-Nutzern 
bereits überschritten. An 
fang 2001 würden voraus 
sichtlich bereits 50 Millio 
nen Menschen in Deutsch 
land mobil telefonieren. Die 
Zahl der Festnetzanschlüsse 
würde damit deutlich über 
schritten. Wirtschaftsminis 
ter Werner Müller sagte, 
Deutschland befinde sich 
nach einem vergleichsweise 
späten Start in diesem Be 
reich nun «mit grosser Ge 
schwindigkeit auf der Über 
holspur». Dazu hätten vor 
allem sinkende Preise auf 
dem liberalisiertcn Markt 
und neue Dienste wie Short 
Message Services (SMS) bei 
getragen. 
ATAQ heisst neu 
Ernst & Young 
ZÜRICH: Die Wirt- 
schaftsprüfungs- und Bera 
tungsfirma ATAG Emst Et 
Young heisst neu nur noch 
Ernst Et Young. Der Na 
menswechsel sei logische 
Konsequenz der neuen An 
forderungen des globalen 
Marktes, hält das Unterneh 
men fest. Emst Et Young ist 
mit weltweit 77 000 Ange 
stellten eines der führenden 
Unternehmen der Branche. 
Swiss Re mit 
neuem Portal 
ZÜRICH: Swiss Re ist im In 
ternet ab sofort unter 
«www.swissre.com/portal» 
präsent. Mit dem neuen 
Produkt soll der rasche Zu 
gang zu Informationen rund 
ums Thema Risiko sowie zu 
Dienstleistungen und inter 
aktiven Geschäftsprozessen 
ermöglicht werden. 
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