Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
SPORT 
Donnerstag, 28. September 2000 21 
«Wir nehmen Liechtenstein sehr ernst» 
Das Volksblatt besuchte den österreichischen Teamchef Otto Baric in Wien 
Erster Hit in dieser WM- 
Qualifikationsrunde für 
Liechtenstein: Am 7. Ok 
tober empfängt unsere 
Nationalmannschaft den 
Nachbarn Österreich. Das 
Volksblatt besuchte Otto 
Baric, den österreichi 
schen Teamchef, in Wien 
und sprach mit ihm über 
das bevorstehende Län 
derspiel. 
Mit Otto Baric sprach 
Heinz Zöehbauer / Wien 
Otto Baric scheint den Erfolg in 
der Alpenrepublik gepachtet zu 
haben. Wo immer auch der 67- 
jährige Coach, kroatischer Ab 
stammung, am Werke war, ge 
lang es ihm, grandiose Erfolge 
zu feiern. Zuerst in den 70er 
Jahren mit Wacker Innsbruck 
(heute FC Tirol), später mit Ra 
pid Wien und Austria Salzburg. 
Zweimal führte er seine Teams 
sogar bis ins Europacup-Finale 
- 1985 im EC der Pokalsieger 
mit Rapid, sowie 1994 im 
UEFA-Cup mit Austria Salz 
burg. Im April letzten Jahres ist 
sein Traum, österreichischer 
Teamchef zu werden, in Erfül 
lung gegangen. Obwohl es sich 
erwies, dass die angestrebte 
Teilnahme an der EURO 2000 
ein zu hohes Ziel war, bleibt 
«Otto Maximale» auch hin 
sichtlich der WM-Qualifikation 
wie immer ein Optimist. 
VOLKSBLATT: Herr Baric, was 
hat sich seit Ihrem Amtsan 
tritt im österreichischen Na 
tionalteam verändert - was 
machen Sie anders als Ihr Vor 
gänger Herbert Prohaska? 
Otto Baric: Viel ändern 
konnte ich leider noch nicht - 
ich arbeite sehr ähnlich wie 
mein Vorgänger. Allerdings 
war ich in einer anderen Situa 
tion: Er hat eine fertige Mann 
schaft gehabt, die bei der WM- 
Endrunde dabei war. Da in die 
sem Team einige ältere Spieler 
waren, musste ich mehrere jun 
ge Spieler, wie zum Beispiel 
Robert Ibertsberger (AC Vene- 
zia) oder Markus Weissenberger 
(Arminia Bielefeld), in die 
Mannschaft einbauen. Wie 
man in den letzten beiden Spie 
len gegen Ungarn (1:1 in Buda 
pest) und beim 5:1-Sieg gegen 
den Iran gesehen hat, haben 
wir wieder besser gespielt - der 
Generationenwechsel greift 
langsam. 
Was erwarten Sie sich von Ih 
rer Mannschaft gegen Liech 
tenstein - steht das Resultat 
oder die Spielweise im Vor 
dergrund? 
Heutzutage von einer Tordif 
ferenz zu sprechen ist Blöd 
sinn: Es gibt heute keine «rich 
tig» kleinen Fussballnationen 
mehr - alle trainieren besser, 
sie sind daher körperlich sowie 
taktisch besser. Nehmen sie als 
Beispiel die 1:0-Niederlage von 
Frankreich gegen Andorra 
oder, dass Island in der letzten 
EM-Qualifikation gegen Frank 
reich 2:0 geführt hat und 
natürlich unsere historische 
Niederlage gegen die Färöer In 
seln. Wir sind also gewarnt und 
unterschätzen Liechtenstein in 
keiner Weise, aber natürlich 
müssen wir in Vaduz drei 
Punkte holen. 
Wo liegen die Schwächen be 
ziehungsweise die Stärken Ih 
res Teams? 
Unser grösstes Problem ist, 
dass in unserer Bundesliga in 
zehn Vereinen über 80 auslän 
dische Profis beschäftigt sind, 
das heisst, ich habe nicht so 
viel Auswahl wie andere Natio 
naltrainer. Teilweise sind unse 
re Spieler auch durch die vielen 
Termine in den Vereinen über 
fordert und daher recht oft ver 
letzt - wenn wir allerdings 
komplett sind, können wir gu 
ten Fussball spielen. Ich würde 
mir auch wünschen, dass noch 
mehr Österreicher in stärkeren 
europäischen Ligen spielen 
würden. Trotzdem wollen wir 
uns für die Weltmeisterschaft 
qualifizieren. 
Wie beurteilen Sie den öster 
reichischen Fussball insge 
samt? 
Die Spitzenvereine können 
auch in anderen Ländern im 
vorderen Mittelfeld mitspie 
len. Das haben wir zuletzt 
eindrücklich von Sturm Graz 
und dem FC Tirol in der 
Champions League und im 
UEFA-Cup gesehen. Aller- 
Otto Baric: *Wir unterschätzen Liechtenstein in keiner Weise, aber natürlich müssen wir in Vaduz drei 
Punkte holen. 
dings ist das Leistungsgefälle 
innerhalb der Bundesliga viel 
grösser als zum Beispiel in 
Deutschland oder Italien. 
Auch in der Nachwuchs-Aus- 
biidung liegen wir gegenüber 
anderen Ländern teilweise 
weit zurück. 
Mit Otto Baric (rechts, im Bild mit Nationalspieler Martin Amer- 
hauser) hat der erfolgreichste österreichische Vereinstrainer im 
April 1999 das Amt des Teamchefs übernommen. 
Werden Sie gegen Liechten 
stein auch neue Spieler tes 
ten? 
Nein - dafür ist diese Partie 
zu wichtig. Wir werden mit der 
selben Mannschaft spielen wie 
auch im folgenden Match ge 
gen Spanien. Ich sage noch 
einmal: Ich erwarte gegen 
Liechtenstein kein leichtes 
Spiel. Auch von der letzten Be 
gegnung die wir 6:0 (2. Juni 
1998 in Wien) gewonnen ha 
ben, werden wir uns nicht täu 
schen lassen - wir wissen was 
Liechtenstein dazu gelernt hat. 
Sie selbst haben Liechten 
stein beim Länderspiel gegen 
Österreich am 26. April 1985 
(7:0) als Ko-Kommentator 
des ORF live beobachten kön 
nen. Haben Sie Liechtenstein 
mittlerweile nochmals gese 
hen? 
Wir haben uns alle Videos 
der letzten Länderspiele von 
Liechtenstein besorgt. Zudem 
hat mein Assistentstrainer 
Dietmar Constantini Liechten 
stein in Freiburg gegen 
Deutschland und in Tel Aviv 
gegen Israel vor Ort beobach 
tet. Sie sehen also, wir unter 
schätzen Liechtenstein auf kei 
nen Fall und werden mit einer 
guten Einstellung in dieses 
Match gehen. 
Sie werden am 28. Septem 
ber den Kader für Liechten 
stein bekanntgeben. Können 
Sie uns heute schon sagen, 
welche Nationalspieler defini 
tiv nicht dabei sein werden? 
Unsere bester Stürmer Ivica 
Vastic (Sturm Graz), Roman 
Mählich (Sturm Graz) und Ale 
xander Manninger (Arsenal 
London) sind noch verletzt und 
werden nicht dabei sein. And 
reas Herzog ist zur Zeit in Bre 
men kein Stammspieler, wird 
aber sicherlich im Kader sein. 
Wie sieht das Vorbereitungs 
programm der österreichi 
schen Nationalmannschaft 
aus? 
Wir werden uns kommenden 
Montag treffen und uns in Vor 
arlberg eine Woche intensiv auf 
das Länderspiel vorbereiten - 
auch das zeigt, wie ernst wir 
dieses Spiel nehmen. Am Diens 
tag werden wiT gegen den Re 
gionalligaverein FC Hard noch 
ein Testspiel (19 Uhr) absolvie 
ren - dabei werde ich wahr 
scheinlich alle 20 einberufenen 
Spieler zum Einsatz bringen. 
Warum gastiert das National 
team in Vorarlberg und nicht 
in Liechtenstein? 
In Vorarlberg gibt es leider 
kein Stadion, in dem Länder 
spiele ausgetragen werden dür 
fen, daher nehmen wir unsere 
Verpflichtung gegenüber die 
sem Bundesland wahr und prä 
sentieren uns eine Woche in 
Vorarlberg. 
Franz Beckenbauer meinte 
schon öfters, dass Spiele so 
genannter «Fussballzwerge» 
gegen grosse Nationen nur 
zusätzlicher Termindruck be 
deutet und unattraktiv sind 
und die «Kleinen» unter sich 
spielen sollen - wie sehen Sie 
das? 
Dies finde ich von Herrn 
Beckenbauer ganz unkorrekt: 
diese kleinen Länder sollen ge 
gen jede Nation spielen kön 
nen. Bei solchen Begegnungen 
kommt es immer wieder zu 
Sensationen, über die man 
dann jahrelang spricht - davon 
lebt doch der Fussball. 
SPORT IN KURZE 
Casagrande bleibt 
Weltrangllsten- 
Erster 
RAD: Francesco Casagrande 
hat die Leaderposition in 
der UCI-Weltrangliste selbst 
mit dem 66. Rang im olym 
pischen Strassenrennen in 
Sydney erfolgreich vertei 
digt. Olympiasieger Jan Ull 
rich rückte vom 6. in den 2. 
Rang. Markus Zberg verlor 
zwei Plätze, ist aber als 
Zwölfter nach wie vor be 
ster Schweizer. 
UCI-Weltrangliste 
(per 27. September - in Klammern 
Stand am 17. September): 1.(1.) 
Francesco Casagrande (It) 2275. 
2.(6.) Jan Ullrich 1951,75. 3.(2.) 
Erik Zabel (De) 1858. 4.(4.) Lance 
Armstrong (USA) 1774. 5.(3.) 
Roberto Heras (Sp) 1767. 6.(5.) 
Romans Vainsteins (Lett) 1652. 
7.(8.) Davide Rebellin (It) 1484. 
8.(9.) Andrej Tschmil (Be) 1436. 
9.(7.) Oscar Freire (Sp) 1422. 
10.(11.) Paolo Bettini (It) 1403. 
Liechtensteiner 
holen Mann 
schaftssieg 
KICKBOXEN: Am vergange 
nen Samstag fand in Bad 
Aibling (Deutschland) ein 
Mannschafitswettkampf im 
Kickboxen statt. Zehn 
Mannschaften aus Bayern 
und zwei Teams aus Liech 
tenstein nahmen an diesem 
Wettkampf teil. 
Das Team Liechtenstein 2 
mit den Nachwuchskämpfer 
Daniel Brendle, Martin Has 
ler und Mehmet Gündoctu 
kämpften in der ersten Run 
de gegen das Team aus Ro 
senheim und mussten sich 
knapp mit 21 zu 18 geschla 
gen geben, was für sie das 
vorzeitige Aus bedeutete. 
Team FL 1 mit Günther 
Wohlwend, Christian Bazda- 
ric und Martin Kaiser (Bild) 
kämpften sich mit zwei Sie 
gen ins Finale, das sie dann 
gegen das Team aus Deg 
gendorf für sich entscheiden 
konnte. 
Vierter Ausländer 
für Kloten 
EISHOCKEY: Kloten hat für 
die kommenden sechs Wo 
chen den Kanadier Brandon 
Convery verpflichtet. Dieser 
Schritt wurde notwendig, 
weil Landsmann Steve 
Washburn wegen der lang 
wierigen Genesung seine 
Fussverletzung immer noch 
kein geregeltes Training ab 
solvieren kann. 
Der 26-jährige Convery, 
1992 in der 1. Runde von 
den Toronto Maple Leafs ge- 
draftet, brachte es in Skorer- 
punkte. 
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http:llwww.austria-trtni.at 
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