Liechtensteiner VOLKSBLATT
INLAND
Mittwoch, 27. September 2000 3
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LKK stottert Schulden langsam ab
Liechtensteinische Krankenkasse: Altschulden abbauen -Umliegende Spitäler befriedigt
Die LKK ist bemüht, sich
von ihren Altschulden
langsam aber sicher zu
befreien. Gestern konnte
Geschäftsführer Hansjörg
Frick den Vertretern der
Spitäler Vaduz, Feldkirch
und Grabs eine Gesamt
summe von 360 000 Fran
ken übergeben. Nach der
Tilgung dieser Schulden
seitens der LKK bleibt nun
noch ein Betrag von 6,34
Millionen Franken an of
fenen Rechnungen übrig.
Dieses Geld soll bis ins
Jahr 2007 zurückbezahlt
werden.
Peter Kindle
Glückliche Gesichter bei den
Vertretern der Krankenhäuser
Vaduz, Feldkirch und Grabs, als
LKK-Geschäftsführer Hansjörg
Frick in einem symbolischen
Akt den restlichen Schuldenbe
trag von insgesamt 360 000
Franken zusammen mit einem
trendigen Kickboard an die
Spitäler übergeben konnte. Die
letzte Zahlung der offenen
Schulden wurde mit Freude
entgegengenommen - lange
genug mussten die drei Kran
kenhäuser auf Zahlungen in
Höhe von 3,6 Millionen Fran
ken warten. Die LKK konnte
diese Entgelte für Leistungen
gegenüber Versicherten nicht
bezahlen, war der liechtenstei
nische Krankenversicherer vor
drei Jahren noch dem ein fi
nanziell ruiniertes und herun
tergewirtschaftetes Unterneh
men. Harald Maikisch, Vertreter
des Landeskrankenhauses
Fröhliche Gesichter, nachdem die LKK mm ihre Schulden an die umliegenden Spitäler begleichen
konnte. (V.l.n.r.) Gerold Schädler, Verwaltungsrat der LKK, Hansjörg Frick, Geschäftsßhrer LKK,
Harald Maikisch, Landeskrankenhaus Feldkirch, Hans-Uli Künzler, Spital Grabs, Walter Marxer, Ver
walter Landesspital Vaduz, und Helen Näff-Frick, Vizepräsidentin des LKK-Verwaltungsrates.
Feldkirch, zeigte sich sehr er
leichtert, nachdem ihm Hans
jörg Frick den Scheck zur Til
gung der immer noch offenen
Schulden überreichte. Es sei für
die Vertreter des Feldkircher
Krankenhauses keine leichte
Entscheidung gewesen, der LKK
Stundung für die Begleichung
der Schulden zu gewähren.
«Obwohl wir sicher waren, dass
die liechtensteinische Regie
rung die LKK nicht im Regen
stehen lassen wird, haben wir
uns bei dieser Entscheidung
schwer getan», betonte Harald
Maikisch. Die Gewährung einer
Stundung habe auch grosses
persönliches Risiko beinhaltet,
deshalb sei der Tag der endgül
tigen Schuldenbegleichung um
so erfreulicher. Erfreut zeigte
sich Harald Maikisch aufgrund
des Umstandes, dass die LKK
nun gegenüber dem Feldkircher
Krankenhaus schuldenfrei sei,
«zieht man doch in Betracht,
dass der Rückzahlungsplan
nicht sehr grosszügig war».
Ebenso erleichtert über den
Zahlungseingang zeigte sich
Hans-Uli Künzler vom Spital
Grabs. «Unsere Finanzkontrolle
hat bei uns immer wieder nach
gebohrt, um zu erfahren, wann
das Geld nun endlich kommt».
Walter Marxer, Verwalter des
Landesspitales Vaduz, betonte:
«Auch uns taten die Schulden
weh. Wir waren aber in der
glücklichen Lage, dass der
Staat unsere Defizitbeträge
übernimmt. Der Staat stand da
hinter».
Klumpfüsse beseitigen
Die LKK stehe mittlerweile
auf einem gesunden finanziel
len Fundament, berichtete
LKK-Geschäftsführer Hansjörg
Frick. Der nunmehr grösste
liechtensteinische Krankenver
sicherer befinde sich im Auf
bruch. £s seien aber noch wei
tere Schulden aus der Vergan
genheit vor 1998 vorhanden,
die getilgt werden müssten. So
zum Beispiel das zinslose
Darlehen des Staates in der
Höhe von 6 Millionen Fran
ken. Dieses soll bis zum Jahr
2007 kontinuierlich abgebaut
werden können. «Bei unseren
Gesprächen mit der Regierung
ist dies ein zentrales Thema»,
so Hansjörg Frick. Finanziert
werden die Schulden einerseits
aus den Prämieneinnahmen
der Versicherten und durch
Subventionen des Landes.
Eine weitere Last aus der Ver
gangenheit, welche wie ein
Klumpfuss an der LKK haftet,
ist die Pflicht zur Rückzahlung
ungerechtfertigt erlangter Sub
ventionen des Landes. Ausste
hend sind weitere 340 000
Franken. Diese sollen aber mit
den staatlichen Beiträgen ver
rechnet werden können.
Aus Fehlern lernen
Die LKK schaut motiviert in
eine bessere Zukunft. Obwohl
durch den Rückzug der grossen
schweizerischen Kassen, die
unser Land wegen der Inkraft
setzung des umstrittenen neuen
Krankenversicherungsgesetzes
verlassen haben, lediglich 700
bis 800 neue Kassenmitglieder
gewonnen werden konnten,
will die LKK neue Wege be
schreiten: Durch ein effizientes
Leistungscontrolling wurde ein
entsprechendes Einsparpoten
zial geschaffen.
Durch die Rückzahlung der
Schulden bei den Krankenhäu
sern und der bekundeten Be
reitschaft, auch die weiteren
Altlasten abzustossen, können
sich LKK-Versicherte nun mit
gutem Gewissen in den umlie
genden Krankenhäusern wieder
behandeln lassen.
Reform des Gymnasiums wird vorgezogen
Neue Vorlage zur Reform der Oberstufe des Gymnasiums und des Vorbereitungslehrgangs Fachhochschule
Die Reform der Oberstufe des
Gymnasiums, ursprünglich ein
Bestandteil der Gesamtre
formberichts, wird vorgezo
gen. Bereits im Oktober soll
sich der Landtag mit einer
entsprechenden Vorlage befas
sen, die unter anderem auch
eine Verkürzung der gymnasia
len Ausbildung beinhaltet.
Manfred Öhri
Die Landtagsdebatte zur Schulre
form mündete im Mai bekannt
lich in eine Machtdemonstration
der VU-Mehrheitsfraktion: Ei
gentlich war die Vorlage bereits
vom Tisch, doch ein Rückkom-
mensantrag der VU sorgte dann
dafür, dass erneut abgestimmt
werden musste. Letztendlich
wurde die Regierung aufgefor
dert, die Vorlage zur Schulreform
im Lichte der Eintretensdebatte
und der Abstimmungsergebnisse
zu überarbeiten. Jetzt wird jener
Teil, der sich mit der Sekundar
stufe II befasst, ausgekoppelt und
separat behandelt.
Keine Opposition erwartet
Die Regierung hat gestern ei
nen Bericht und Antrag zur Re
form der Oberstufe des Gymnasi
ums sowie des Vorbereitungs
lehrgangs Fachhochschule an
den Landtag verabschiedet, wie
Regierungsrat Norbert Marxer
gleichentags am Pressegespräch
bekanntgab. «Die Anpassungen
wurden unter anderem notwen
dig», so der Bildungsminister,
«weil die Schweiz ein neues Ma-
turitätsreglement einführt und
den Liechtensteinern und Liech
tensteinerinnen wie bisher mit
einem Gymnasiumabschluss ein
ungehinderter Zugang zu den
Schweizer Hochschulen ermög
licht werden soll». Die Vorlage
soll bereits im Oktober-Landtag
zur Behandlung vorliegen.
Nachdem dieser Bereich schon
im Mai im Landtag «sehr gut auf
genommen» worden sei, erwarte
er nun keine Opposition und kei
ne grossen Diskussionen, meinte
Norbert Marxer. Widerstand sei
nur bei der Lehrenschaft und in
Elternkreisen auszumachen.
Damit die liechtensteinische Ma
tura auch weiterhin den unein
geschränkten Zugang zu allen
schweizerischen Hochschulen
des Bundes und der Kantone er
mögliche, müssten gemäss Re
gierungsmitteilung aufgrund des
revidierten schweizerischen Ma-
turitätsanerkennungsreglements
die bisherigen gymnasialen Ma-
turitätstypen (B mit Latein und E
mit Wirtschaftswissenschaften)
aufgegeben werden. Künftig Sol
len die Gymnasiasten nicht mehr
zwischen starren Maturitätsty-
pen wählen müssen, sondern
zwischen verschiedenen Profilen
oder Schwerpunkten. Laut Re
gierungsrat Marxer muss in der
Schweiz das neue Maturitätsan-
erkennungsreglement bis Ende
2003 umgesetzt werden. In
Liechtenstein solle die erste Ma-
turaprüfung nach neuem Regle
ment im Jahr 2005 durchgeführt
werden; d.h. mit dem 1. Schul
jahr solle nach neuem Konzept
(heutige 3. Klasse des Gymnasi
ums) im Herbst 2001 begonnen
werden.
Ein weiterer Schwerpunkt der
Vorlage betrifft die Länge der
gymnasialen Ausbildung. Regie
rungsrat Norbert Marxer gestern
dazu: «Künftig soll auch in
Liechtenstein die Matura nach 12
Schuljahren, wie fast überall in
Die Reform der Oberstufe des Gymnasiums kommt nun als eigenständige Vorlage zurück in den Land
tag. (Archivbild)
Europa, erlangt werden können.
Bisher war dies erst nach 13
Schuljahren möglich.»
Die Berufsmittelschule
Der Vorbereitungslehrgang
Fachhochschulreife - neu Be
rufsmittelschule - ist ein wichti
ger Baustein im liechtensteini
schen Bildungswesen. Einerseits
trägt er zur Steigerung der At
traktivität der Berufsbildung bei,
andererseits eröffnet er Bil
dungswege und -abschlüsse, die
sich auf dem Arbeitsmarkt gros
ser Beliebtheit erfreuen. Damit
der Lehrgang weiter an Attrakti
vität gewinnt, sollten ihm nach
Auffassung der Regierung Ent
wicklungsmöglichkeiten nach
dem Vorbild der Berufsreifeprü
fung in Österreich eröffnet wer
den. In Österreich sei es möglich,
dass Berufsleute an Berufsschu
len berufsbegleitend, modulartig
und unter Berücksichtigung der
im Berufsleben erworbenen
Kenntnisse und Erfahrungen den
allgemeinen Hochschulzugang
erlangen könnten.
Regierungsrat Marxer hierzu:
«Der Vorbereitungslehrgang trägt
neu den Namen Berufsmittel
schule und wird insofern aufge
wertet, als die Absolventen dieses
Lehrganges prüfungsfrei in der
Schweiz die Fachhochschulen
und in Österreich die Hochschu
len besuchen können». Mit der
Vorlage sollen nun die gesetzli
chen Grundlagen für eine solche
Weiterentwicklung des Vorberei
tungslehrgangs zur Berufsmittel-
schule geschaffen werden.
NACHRICHTEN
Bundespräsident
Adolf Ogi kommt
VADUZ: Morgen Donners
tag weilt der schweizerische
Bundespräsident Adolf Ogi
in Begleitung seiner Gattin
Katrin Ogi zu einem Besuch
im Fürstentum Liechten
stein. Bundespräsident Ogi
und die schweizerische De
legation werden von Fürst
Hans-Adam II. und Fürstin
Marie von und zu Liechten
stein auf Schloss Vaduz
empfangen und begriisst.
Nach diesem feierlichen
Empfang findet ein Ge
spräch zwischen Bundesprä
sident Ogi und Fürst Hans-
Adam II. auf Schloss Vaduz
statt. Anschliessend treffen
sich der Bundespräsident
und seine Delegation mit
Mitgliedern der Regierung
zu einem Arbeitsgespräch
im Regierungsgebäude. Auf
Einladung von Fürst Hans-
Adam II. und Fürstin Marie
werden die Gäste aus der
Schweiz auf Schloss Vaduz
zu einem Mittagessen gebe
ten. Ein anschliessender
Empfang der Regierung
rundet diesen Programm
punkt ab. Nach dem Emp
fang der Regierung werden
die hohen Gäste vom Fürs
tenpaar auf Schloss Vaduz
mit dem Abspielen der
schweizerischen und der
liechtensteinischen Hymnen
verabschiedet.
LSVA: Spediteure
befurchten Chaos
BERN: Die Schweizer Spedi
teure rechnen wegen der
Einfuhrung der LSVA ab
1. Januar 2001 mit chaoti
schen Zuständen an den
Grenzübergängen zur
Schweiz. Weil sich die
Transportwegekosten bis zu
35 Prozent verteuern, dürfte
dies laut der Branche auch
höhere Preise für die End
verbraucher zur Folge ha
ben. Grund zur Besorgnis
beim Verband schweizeri
scher Speditions- und Lo-
gistikunternehmen geben
die an den Landesgrenzen
wegen der Einführung der
Leistungsabhängigen
Schwerverkehrsabgabe
(LSVA) notwendigen Kon
troll- und Inkassoverfahren,
wie der Verband am Diens
tag mitteilte. Die Strassen-
steuer wird nach Angaben
des Verbandes die Trans
portwegekosten bis um über
einen Drittel verteuern.
Direkt betroffen seien die
Lieferketten von Industrie
und Handel, was erfah-
rungsgemäss auch höhere
Preise für die Konsumenten
nach sich ziehen werde.
REKLAME
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