Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
EXTRA 
Samstag, 23. September 2000 33 
umwelt 
Flugschau ohne Lärm 
Gefahrenkarte für St. Galler Gemeinden 
Für Importverbot für kupierte Hunde 
Wieder Biber im Kanton St. Gallen 
Naturgefahrenkarte 
St. Gallen: Reaktion auf Schadenszunahme 
ST. GALLEN: In den nächsten 
zehn Jahren will der Kanton 
St. Gallen für 14 Millionen 
Franken Gefahrengrundlagen 
für die Gemeinden erarbeiten. 
Damit reagiert der Kanton auf 
die Zunahme von Schäden 
wegen Naturgefahren. 
Kantone und Gemeinden haben 
die Pflicht, Menschen, Tiere, 
die Natur und erhebliche Sach 
werte vor Naturgefahren zu 
schützen. Darüber hinaus ver 
pflichtet der Bund die Kantone, 
sowohl Gefahrenkarten zu er 
stellen als auch einen Ereignis 
kataster zu führen. 
Mit einem Pilotprojekt in der 
nördlichen Linthebene wurde 
von 1996 bis 1999 eine Metho 
dik für die Erarbeitung von Ge 
fahrengrundlagen im Kanton 
St. Gallen erarbeitet. Die Ge 
fahrenkarten konnten bereits 
bei konkreten Bauvorhaben in 
gefährdeten Gebieten ange 
wandt werden. 
Nun hat die Regierung das 
Gesamtprojekt verabschiedet, 
mit dem innerhalb von rund 
zehn Jahren alle Regionen des 
Kantons systematisch nach 
grafitativen Naturgefahren' 
(Hochwasser, Rutschungen, La 
winen, Sturzprozesse) durch 
leuchtet werden. / 
Dem Grossen Rat wird dazu 
mit dem Voranschlag 2001 ein 
Sonderkredit von 1,8 Millionen 
Franken für die Etappe 2001- 
2003 beantragt. Mit dieser 
Etappe sollen zuerst das Linth- 
gebiet, das Rheintal und Wer 
denberg bearbeitet werden. 
Ab dem Jahr 2004 sollen die 
Regionen Sarganserland, Ober- 
und Neutoggenburg, Alttog 
genburg, Untertoggenburg, Wil 
und Gossau sowie zuletzt 
St.Gallen/Rorschach untersucht 
werden. Mit dem Projekt will 
die Regierung einen Paradig 
mawechsel einleiten. Vom bis 
herigen Weg der Gefahrenab 
wehr soll weggekommen wer 
den. Nötig ist neu eine Risiko 
kultur, welche fragt: «Welche 
Sicherheit wollen wir uns zu 
welchem Preis erkaufen»? 
Als Produkte des langjähri 
gen Projektes werden detail 
lierte Grundlagen resultieren: 
Ereigniskataster, Gefahrenkar 
ten, Gefahrenhinweiskarten, 
Risikoanalysen. 
Im Kanton St. Gallen sollen Natur-Gefahrengrundlagen für die 
Gemeinden erarbeitet werden, um gegen Katastrophen besser ge 
wappnet zu sein.. (Archivbild) 
Flugschau ohne Lärm 
Zugvogeltag am 30. September und 1. Oktober 
Am Wochenende vom 30. 
September/1. Oktober or 
ganisiert der Schweizer 
Vogelschutz SVS zusam 
men mit den Natur- und 
Vogelschutzorganisatio 
nen in ganz Europa den 
Internationalen Zugvo 
geltag. In der Schweiz ste 
hen den Besuchern fast 50 
Beobachtungsstände zur 
Verfügung, an denen sie 
das faszinierende Natur 
schauspiel des Vogelzugs 
unter kundiger Leitung 
mit Fernrohren beobach 
ten können. 
Auch in diesem Herbst sind je-- 
den Tag Millionen von Vögeln 
auf ihrer Reise in Richtung Sü 
den unterwegs, vom winzigen 
Erlenzeisig bis zum eindrückli 
chen Weissstorch. Am Wo 
chenende vom 30. September 
und 1. Oktober werden zudem 
Tausende von naturbegeister 
ten Leuten in über dreissig 
Ländern Europas ihren Blick 
gegen den Himmel richten, 
um das alljährlich Wiederkehr 
rende Naturphänomen zu be 
staunen. 
Mit dem Internationalen 
Zugvogeltag, dem European 
BirdWatch, wollen BirdLife In 
ternational und der Schweizer 
Vogelschutz SVS - BirdLife 
Schweiz bei möglichst vielen 
Menschen das Interesse an Vö 
geln, deren Lebensräumen und 
Schutz wecken. An gegen 50 
Beobachtungsständen in der 
ganzen Schweiz stehen der Be 
völkerung Fernrohre und fach 
kundige Ornithologinnen und 
Ornithologen für Auskünfte zur 
Verfügung. Die Besucherinnen 
und Besucher können sich ak 
tiv an den Zugvogelzählungen 
Auch in diesem Herbst machen sich wieder Millionen von Vögeln 
auf ihre Reise in Richtung Süden, darunter auch Störche. 
beteiligen, deren Resultate vom 
Schweizer Vogelschutz gesam 
melt und an die Europazentrale 
von BirdLife International wei 
tergeleitet werden. 
Zugvögel kennen keine 
Landesgrenzen 
Unter i den Vögeln sind die 
ziehenden Arten besonders ge 
fährdet. Um das Überleben die 
ser faszinierenden Flieger zu 
ermöglichen, braucht es den 
Schutz sowohl ihrer Brutgebie 
te, als auch ihrer Rast- und 
Überwinterungsgebiete. BirdLi 
fe International hat mit dem 
Inventar der «Wichtigen Vogel 
gebiete» (Important Bird Areas 
IBAs) eine entscheidende 
Grundlage für ein länderüber 
greifendes Schutzgebietsnetz, 
das 3600 Gebiete Europas um- 
fasst, geschaffen. Der Schwei 
zer Vogelschutz SVS und die 
Schweizerische Vogelwarte 
Sempach haben die 31 in der 
Schweiz liegenden wichtigen 
Vogelgebiete bezeichnet. Für 
die Zugvögel besitzen die IBAs 
besondere Bedeutung. Der eu 
ropaweit koordinierte, jedoch 
lokal durchgeführte Internatio 
nale Zugvogeltag will deshalb 
auf die Notwendigkeit eines 
grenzüberschreitenden Schutz 
gebietsnetzes aufmerksam ma 
chen. Besuchen Sie uns am Be 
obachtungsstand - das Pro 
gramm der lokalen Anlässe fin 
den Sie auf der Internetseite 
www.birdlife.ch - und lassen 
Sie sich von der umweltfreund 
lichen, lautlosen Flugschau be 
eindrucken! 
In unserer Region kann man 
beim Beobachtungs- und In 
fostand des OV Mels beim Kies 
fang in Vilters Beobachtungen 
machen, und zwar am Samstag, 
den 30. September von 10 bis 
16 Uhr, und am Sonntag, den 
1. Oktober von 10 bis 16 Uhr. 
Bei trockener Witterung wird 
zudem eine öffentliche Berin 
gungsstation betrieben. 
Tierschutz fordert ein Importverbot für kupierte Hunde 
Geschäft mit verstümmelten Tieren floriert 
Das Kupieren der Hundeohren 
und -ruten ist in der Schweiz 
seit mehreren Jahren verbo 
ten, nicht aber der Import ku 
pierter Hunde von über fünf 
Monaten. 
Seit dem Teilverbot floriert das 
Geschäft mit den verstümmel 
ten Tieren. Mittelsmänner im 
portieren kupierte Hunde aus 
den Oststaaten, hauptsächlich 
aus Polen, Tschechien, Ungarn 
und der Ukraine. Das geltende 
Einfuhrverbot für kupierte 
Hunde unter fünf Monaten hat 
sich leider als nicht vollzug 
stauglich erwiesen, es wird 
denn auch problemlos auf ver 
schiedene Arten umgangen, 
zum Beispiel durch Einfuhr ei 
nes kupierten Welpen als «Feri 
enhund» mit anschliessender 
Ausfuhr und offizieller, legaler 
Einfuhr im Alter von fünf Mo 
naten. 
Es werden heute weit mehr 
kupierte Hunde importiert als 
vor dem Kupierverbot, denn bei 
gewissen Haltern von Dober 
männern, Rottweilern, Boxern, 
Riesenschnauzern, Mastino Na- 
poletanos und Jagdhunden be 
steht offenkundig nach wie vor 
eine Nachfrage. Hundehändler 
erzielen mit verstümmelten Im 
porthunden besonders hohe 
Preise, das Geschäft mit kupier 
ten Tieren ist deshalb speziell 
profitabel. Verkürzte, verstüm 
melte Ruten und Ohren dienen 
einzig dem fragwürdigen 
Schönheitsideal einzelner 
Züchter und Halter, die Rute ist 
aber ein wichtiges Ausdrucks 
und Kommunikationsmittel für 
den Hund, hält Marianne 
Staub, Präsidentin des Schwei 
zer Tierschutz STS fest. In sei 
ner Vernehmlassung zur Revi 
sion der Verordnung über die 
Ein-, Durch- und Ausfuhr von 
Tieren und Tierprodukten 
(EDAV) unterstützt der Schwei 
zer Tierschutz STS deshalb ein 
generelles Importverbot für ku 
pierte Hunde. Weil auch das 
europäische Übereinkommen, 
zum Schutz von Heimtieren das 
Kupieren von Hundeohren und 
Gast an der Internationalen Hundeausstellung 2000 in Basel: ein 
Mastino Napoletano mit kupierten Ohren. (Bild: STS) 
-ruten untersagt und im be 
nachbarten Ausland neuer 
dings entsprechende Verbote 
bestehen, sieht der Schweizer 
Tierschutz STS keine Veranlas 
sung mehr, das Importverbot 
durch Ausnahmebewiliigungen 
zu verwässern. Für seriöse 
Schweizer Züchter sollte es in 
zwischen kein Problem mehr 
sein, zur Blutauffrischung ihrer 
Zuchtlinien nichtkupierte Hun 
de zu importieren. 
Zusätzlich und als flankie 
rende Massnahme zum Im 
portverbot schlägt der Schwei 
zer Tierschutz STS ferner ein 
Verbot für das Ausstellen von 
kupierten Hunden vor. «Wenn 
an schweizerischen Hundeaus 
stellungen kupierte Hunde zu 
gelassen werden und Preise 
gewinnen, wird ein falsches 
Signal gesetzt.», protestiert 
Marianne Staub. «Solche Hun 
deausstellungen steigern die 
Nachfrage nach verstümmel 
ten Hunden und vermitteln ein 
fragwürdiges Schönheitside 
al.» 
NACHRICHTEN 
Erhebung der 
Grundwassergüte 
BREGENZ: Die Vorarlberger 
Landesregierung hat ein Un 
tersuchungsprogramm zur 
Erhebung der Grundwasser 
güte im Ländle bis Juni 2001 
genehmigt. Die Kosten sind 
mit 750 000 Schilling veran 
schlagt, davon übernimmt 
das Land Vorarlberg ein 
Drittel. Sauberes Wasser ist 
der einzige Bodenschatz 
Vorarlbergs, man habe sich 
daher um einen sorgfältigen 
und verantwortungsvollen 
Umgang mit diesem kostba 
ren Gut zu bemühen. Daher 
gelte es im Sinne einer vor 
ausschauenden Wasserwirt 
schaftspolitik, Vorsorge zu 
treffen, damit der Wasser 
reichtum Vorarlbergs auch 
langfristig erhalten bleibe, 
hiess es von offizieller Stel 
le. (VLK) 
Neues Natur 
schutz-Tram 
Mit dem jüngsten Sonder 
tram «Paradies auf Schie 
nen» wollen Kanton und 
Stadt Zürich die Bevölke 
rung auf die Notwendigkeit 
eines sorgsamen Umgangs ? 
mit der Umwelt aufmerksam 
machen. Das Tram kann zu 
Missverständnissen Anlass 
geben. Fussgänger A sieht 
einen hellen, grünen Natur 
garten vorbeifahren. Fuss 
gänger B hat eine ganz an 
dere Landschaft gesehen: 
Eine romantische Nacht- 
Szene, dominiert von einem 
blauen See. Gibt es zwei 
Naturschutz- Trams? Des 
Rätsels Lösung: Die eine 
Seite des neuen Sonder 
trams zeigt das Tagbild, das 
andere jenes der Nacht. Seit 
gestern Freitag verkehrt das 
Paradies-Tram während 
zwei Jahren auf den Linien 
8, 10 und 15. Mit den 
780 000 Personen, die täg 
lich ein Fahrzeug der Ver 
kehrsbetriebe der Stadt 
Zürich besteigen, erreiche 
man in diesen zwei Jahren 
ein sehr grosses, durch 
mischtes Publikum, sagte 
Stadtrat Thomas Wagner am 
Donnerstag anlässlich der 
\ Präsentation des Trams. 
Wieder Biber im 
Kanton St. Gallen 
Seit diesem Sommer leben 
wieder Biber im Kanton 
St.Gallen. Als Lebensraum 
diene ihm die Thür, heisst es 
in einer Mitteilung vom 
Donnerstag. Im Frühling 
fanden sich erste Nachweise 
oberhalb des Wehrs an der 
Thür bei Bischofszell. Er 
wanderte dann offensicht 
lich flussaufwärts. An sei 
nem neuen Platz fühlt sich 
der Biber seit mehreren Mo 
naten wohl. Verschiedene 
Beobachtungen bestätigen 
diese Tatsache. Damit diese 
geschützte Tierart durch all 
zu viele Schaulustige nicht 
wieder Reissaus nimmt, gibt 
das St. Galler Amt für Jagd 
und Fischerei den Ort nicht 
bekannt. 
» . (• 



	        

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