Liechtensteiner VOLKSBLATT
REGION
Samstag, 23. September 2000 27
Nebeneinander von Ortskernen
und neuen Siedlungsgebieten
Internationale Bodenseetagung: Referat von Patrik Birrer, Denkmalpflege Liechtenstein
Bei Ortserweiterungen
werde nur selten Rück
sicht auf das vorhandene
Ortsbild genommen, stell
te Patrik Birrer, Denkmal
pfleger, anlässlich der in
ternationalen Bodensee
tagung fest. Der Arbeits
kreis der Denkmalpfleger
traf sich gestern zu einem
Erfahrungsaustausch auf
dem Bodenseeschiff «MS
Königin Katharina». Der
grenzüberschreitende An-
lass startete in Konstanz
und fährte zu wichtigen
Stationen am Bodensee.
Adi Lippuner
In 22 Fachreferaten wurde ges
tern den Denkmalpflegern das
Thema (Kulturlandschaft Bo
densee» näher gebracht. Dis
kussionsrunden boten Gelegen
heit, das Gehörte zu vertiefen.
Einer der Referenten war auch
Partik Birrer, Denkmalpfleger,
Liechtenstein. Er sprach zum
Thema: «Das Rheintal - Die
Veränderung der Kulturland
schaft durch den Siedlungs
druck». Dabei ging der Referent
zuerst auf die Rheinlandschaft
vor der Regulierung ein. «Die
Gewässer haben unsere Land
schaft geformt und geprägt.
Solange der Rhein seinen Lauf
selbst bestimmte, floss er in un
zähligen Windungen durchs
Tal, bildete Seitenarme und
verteilte die Geschiebeablage
rung über die ganze Talebene.»
Talebene entwässert
Streusiedlungen und Ver
kehrswege lagen früher an den
hochwassersicheren Hanglä
gen. Ernsthafte Bemühungen,
der Gewalt des Flusses zu be
gegnen, habe es ab dem elften
und zwölften Jahrhundert ge
geben. Bis zur Hälfte des 19.
Jahrhunderts habe man keine
durchgehenden Dämme, son
dern nur einzelne Bauwerke er
richtet. «Erst ab der Mitte des
Jahrhunderts nahmen die Ent-
Der Denkmalpfleger Patrik Birrer an seinem Arbeitsplatz in Vaduz. Im Rahmen der internationalen
Bodenseetagung sprach er gestern vor dem Arbeitskreis der Denkmalpfleger über die Veränderung der
Kulturlandschaft durch den Siedlungsdruck. (Bild: adi)
wässerungsbemühungen kon
krete Formen an. Das heutige
Bild des Rheintals mit dem
durchgehenden Damm ist erst
gut 100 Jahre alt.»
Birrer ging auch auf die bau
liche Entwicklung ein. Der Re
ferent wies darauf hin, dass die
liechtensteinische Baukultur
jahrhundertelang vom einfa
chen dörflichen Baugeschehen
geprägt war. Bis Mitte des 20.
Jahrhunderts seien die Dörfer
weitgehend kompakt geblieben.
«Mit dem Einsetzen einer zu
nehmend stärkeren wirtschaft
lichen Entwicklung und damit
einhergehend mit dem Struk
turwandel wurde auch das bis
lang eher behutsame Bauge
schehen von einem Wandel er-
fasst.»
Wertvolle Bausubstanz
Als schwerwiegende Folgen
der fortschreitenden Zersiede-
lung der Landschaft nannte
Birrer das Verschwinden der
kulturgeschichtlich wertvollen
Bausubstanz in den Dorfker
nen, die fehlende Attraktivität
der Dorfmitte, die mangelhafte
gestalterische Anbindung der
Neubaugebiete an historisch
gewachsene Ortsteile und die
zunehmende Verkehrsbelas
tung. Es stehe ausser Zweifel,
dass bei Ortserweiterungen sel
ten ausreichend Rücksicht auf
das vorhandene Ortsbild und
die funktionale Ortsstruktur ge
nommen wurde. «Die neuen
Wohngebiete entwickeln sich
beziehungslos neben dem alten
Ortskern, der Übergang wird
weder funktional noch gestal
terisch bewältigt.#
Hoch entwickelt
Der Referent erklärte den
Teilnehmenden die besondere
Situation von Liechtenstein:
«Das Land mit einer Fläche von
160 Quadratkilometern, einer
Bevölkerungszahl von 32 000
Personen und 22 000 Arbeits
plätzen ist ein kleines, aber
hoch entwickeltes Land. Die
gesamte wirtschaftliche Tätig
keit spielt sich auf einem Fünf
tel der Landesfläche in der
Rheinebene ab. In den vergan
genen 40 Jahren hat sich die
Bevölkerungszahl verdoppelt,
die Siedlungsfläche vervier
facht und der Verkehr verzehn
facht» Birrer wies darauf hin,
dass in Liechtenstein nicht nur
Einzelobjekte, sondern vor al
lem auch Ensembles, ganze
Ortsteile und oftmals sogar
ganze Landschaftsbilder ge
fährdet sind.
Doppelte Bedeutung
In seinen Schlussfolgerungen
ging der Denkmalpfleger darauf
ein, dass sich das Natur- und
Kulturerbe in einem langen
Entwicklungsprozess herausge
bildet hatte. Aufgrund der stark
unterschiedlichen Rahmenbe
dingungen wie auch der kultu
rellen Reaktionsmuster der Be
völkerung habe das Natur- und
Kulturerbe einen gebietstypi
schen Charakter entfaltet. Sei
ner Ansicht nach hat das Kul
turerbe eine doppelte Bedeu
tung: «Es bildet eine zentrale
Grundlage für die Identität der
Bewohner und ist damit ein un
verzichtbares Gut für die Le
bensqualität, für das regionale
Selbstverständnis und auch für
künftige gesellschaftliche Ent-
wicklungsleistungen.»
Das Natur- und Kulturerbe
werde aber auch als Ressource
für den Tourismus und die Er
holung bezeichnet. Bis vor ei
nigen Jahren sei die Sicherung
dieses wichtigen Gutes fast
ausschliesslich über den Ge
biets- und Ortsschutz erfolgt.
Diese Strategie habe zwar viele
Erfolge vorzuweisen, stosse
aber an klare Grenzen. Auch
der Natur- und Denkmalschutz
könne die Sicherung des Natur-
und Kulturerbes nicht umfas
send abdecken. Der Referent
verlangte angepasste integrier
te Entwicklungsstrategien und
Planungskonzepte in der
Raumentwicklung und beim
Objektschutz.
Mehr Platz für medizinische Top-Betreuung
Neubau am Landeskrankenhaus Feldkirch billiger als geplant
FELDKIRCH: Von einem «wei
teren Meilenstein in der Ent
wicklung des Schwerpunkt
krankenhauses Feldkirch»
sprach Gesundheitslandesrat
Hans-Peter Bischof am Don
nerstag bei der Eröffhung des.
Neubaus für die Intensivabtei
lung, die Apotheke und die
Sportmedizin am Landeskran
kenhaus Feldkirch. Erfreulich
auch die Kosten des Projektes:
Laut Hochbaureferent Landes
statthalter Hubert Gorbach
werden die veranschlagten 83
Millionen Schilling voraus
sichtlich um sieben Prozent
unterschritten.
Landesrat Bischof betonte den
hervorragenden Ruf, den Feld
kirch als medizinisches Zen
trum über die Landesgrenzen
hinaus geniesst: «Nicht um
sonst wurden wir zum akade
mischen Lehrkrankenhaus «ge
adelt». Wir sind heute in der La
ge, hochqualitative Medizin
anbieten zu können, die jedem
internationalen Vergleich
standhält.»
Mit dem Neubau sei eine her-
Am Donnerstag wurde der Intensivstation-Neubau am LKH Feldkirch mit Landesrat Bischof, Landes
statthalter Gorbach und Landesrat Stemer eröffnet. (Bild: VLK)
vorragende medizinische Infra
struktur geschaffen worden, so
Bischof: «Keine Behandlungs
burg, sondern ein menschenge
rechtes Krankenhaus mit einem
angenehmen Umfeld für Pati
enten, Besucher und Personal.
Diese Grundlinie: optimale
Ausstattung in technischer
Hinsicht und freundlich-ange
nehme Atmosphäre in der
Raumgestaltung ist auch in der
neuen Station eindeutig zu er
kennen.»
Der Neubau bietet auf drei
Geschossen 2220 Quadratmeter
Nutzfläche.
Landesstatthalter Gorbach
unterstrich die Notwendigkeit
dieses neuen Raumangebotes:
«Wurden vor 27 Jahren an der
ersten Intensivstation am LKH
Feldkirch noch 53 Patienten
betreut, so waren es im ver
gangenen Jahr bereits 650.
Wegen gestiegener Anforde
rungen, erweiterter Aufgaben
gebiete und Platzmangels
mussten auch für das Institut
für Sportmedizin und die Apo
theke neue Lösungen gefunden
werden.» (VLK)
NACHRICHTEN
Ausstellung und
Messe für Frauen
DORNBIRN: Zum dritten
Mal findet in diesem Jahr
am Samstag, den 23. Sep
tember in Dombim im Kul
turhaus, Rathausplatz 1,
von 9 - 18 Uhr die IMPULS,
Messe ftir und mit Frauen
statt. Die Messe ist von An
fang an begeistert aufge
nommen worden und wird
jedes Jahr noch vielfältiger
und informativer. Es sind 40
ausgewählte Ausstellende
und parallel zur Messe Fin
den laufend Vorträge zu
verschiedenen Themenkrei
sen statt.
Serata Kallana
am bzb
BUCHS: Am Donnerstag,
den 28. September 2000 ab
19 Uhr veranstaltet die bzb-
Weiterbildung in Buchs ei
nen Italienischen Abend.
Für Spass und Unterhaltung
und selbstverständlich auch
für das leibliche Wohl, ist
gesorgt. Nebst Filmvor
führungen zum Thema Itali
en, italienischer Musik und
Informationen zu den zahl
reichen Regionen können
auch italienische Spezialitä
ten und Weine probiert und
gekauft werden. Ein Teller
Pasta, ein gutes Glas Wein
und eine Auswahl an haus
gemachten Gratis-Desserts
fehlen natürlich auch nicht
im Angebot. Sollte dieser
Abend und das etwaige
Schwelgen in Erinnerungen
an herrliche Urlaube in die
sem klassischen Ferienland
Ihr Interesse am Erlernen
einer der schönsten Spra
chen geweckt haben, so ste
hen die Italienisch-Kurslei-
ter des bzb gerne mit Aus
künften zur Verfügung, (bzb)
Bergmesse
BUCH: Naturwacht und Al
penverein Wolfurt laden Sie
zur bereits traditionellen
Bergmesse am 24. September
2000 auf dem Schneiderkopf
bei Buch herzlich ein. Die
Messe beginnt um 11 Uhr.
Das anschliessende grosse
Frühschoppenkonzert wird
vom Musikverein Buch unter
Leitung von Kapellmeister
Werner Böhler veranstaltet.
Für das leibliche Wohl ist
bestens gesorgt. Die Fam.
Böhler hat einen Buszubrin
gerdienst eingerichtet. Zu-
stiegsmöglichkeiten: Ab
Gasthof Adler, 9.30 Uhr an
allen Haltestellen. (Eing.)
REKLAME
Erfrischend
gemütlich...
ging's an ihrem Ausflug
zu und her. Kein Wunder,
denn sie tranken kühlen
Mflhl-Saft aus der form
schönen BUgelflasche.
Ob Wanderung, Picknick, Gaitenbeiz
oder einfach zu Hause, Möhl-Saft klar
oder Saft vom Fast naturtrüb sorgen
immer fUr eine erfrischend gemütliche
Stimmung!
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