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40 Freitag, 22. September 2000
LETZTE SEITE
Liechtensteiner VOLKSBLATT
NACHRICHTEN
Achtlinge in
Mailand: Drittes
Kind gestorben
MAILAND: Nach der spek
takulären Geburt von Acht
ungen in Mailand ist ein
drittes Kind gestorben. Das
italienische Fernsehen mel
dete am Donnerstagmorgen,
ein Junge sei Lungenblu
tungen erlegen. Jetzt seien
nur noch fünf Säuglinge am
Leben. Die 31-jährige Frau
hatte am Sonntagabend im
Niguarda- Krankenhaus
nach einer Hormonbehand
lung per Kaiserschnitt sechs
Frühchen zur Welt gebracht.
Zwei Kinder starben kurze
Zeit später. Bereits zuvor
waren zwei Babys auf
natürliche Weise zur Welt
gekommen.
Kanada will Rau
cher schockieren
MONTREAL: Gruselige
Farbfotos von Raucherlun
gen und Krebsgeschwüren
müssen künftig in Kanada
Zigarettenschachteln «zie
ren». Zusammen mit schrift
lichen Warnungen müssen
sie mindestens die Hälfte
der Schachtel bedecken. Da
mit sollen möglichst viele
potenzielle Raucherinnen
und Raucher vom Zigaret
tenkauf abgeschreckt wer
den. Ein Gericht in Montre
al hat jetzt Einsprüche der
Tabakindustrie gegen ent
sprechende gesetzliche Vor
schriften zurückgewiesen,
berichtete am Donnerstag
das kanadische Radio. Vom
23. Dezember an dürfen in
Kanada keine Zigaretten
ohne die dramatischen
Warnhinweise zum Verkauf
angeboten werden.
Zweiter sowjeti
scher Kosmonaut
gestorben
MOSKAU: German Titow,
der zweite Mensch im All
nach dem russischen Kos
monauten Juri Gagarin, ist
im Alter von 65 Jahren in
Moskau gestorben. Titow
wurde in der Sauna seiner
Wohnung tot aufgefunden.
Die russische Nachrichtena
gentur ITAR-TASS meldete
am Donnerstag unter Beru
fung auf die Polizei, Titow
sei vermutlich einer Koh-
lenmonoxid-Vergiftung er
legen. Titow hatte an Bord
der Raumfähre Wostok 2
am 6. und 7. August 1961
17 Mal die Erde umkreist.
Für seinen mehr als 25
Stunden dauernden Flug
wurde er als Held der
Sowjetunion ausgezeichnet.
Seit 1995 war Titow Abge
ordneter der kommunisti
schen Fraktion in der
Duma, dem Unterhaus des
russischen Parlaments.
Der Herbst ist im Anmarsch
IS'
Schnee und sintflutartiger Regen sorgten für Hochwässer und Erdrutsche
BERN: Der Herbst hat sich
in der Schweiz mit Schnee
und sintflutartigem Regen
angekündigt. Erdrutsche
und Hochwasser waren
die Folge.
Die intensivsten Niederschläge
fielen bis Donnerstagmorgen
am östlichen Alpenkamm und
im Nordtessin. Laut Me-
teoSchweiz wurden am Gros
sen St. Bernhard 157 Liter pro
m J gemessen - 47 Liter mehr
als das dortige durchschnittli
che Monatsmittel. Die Messsta
tion im oberen Maggiatal regis
trierte innerhalb von rund 40
Stunden gar 218 Liter pro m\
In der Zentral- und Ost
schweiz wurden 80 bis 100
Prozent der September-Nieder-
schlagsmengen erreicht. In
Wädenswil ZH gingen inner
halb von rund 24 Stunden 90
Liter pro m J nieder, in St. Gal
len 75 und in Schaphausen 60
Liter. In der West- und in der
Nordwestschweiz sowie im Un
terwallis regnete es etwas we
niger stark. In der zweitletzten
Nacht vor dem astronomischen
Herbstbeginn sank die Schnee
fallgrenze bis auf 1900 Meter
über Meer, örtlich sogar tiefer,
wie etwa in Davos (1500
m.ü.M.). Zahlreiche Pässe wa
ren schneebedeckt. Am Gott
hard gerieten Lastwagen wegen
des Schnees in Schwierigkei-
Wer zu spät kommt, den Straß der Winter
überraschte Rinder und Kühe.
Vom Wintereinbrueh
(Bild: Keystone)
Schwierige
Panda-Zucht
PEKING: Chinesische Wissen
schafter sind mit ihren Zucht
erfolgen bei den vom Ausster
ben bedrohten Riesenpan-
dabären unzufrieden. Die meis
ten Bären sterben bereits in
zartem Alter.
In der staatlichen Zeitung
«China Daily» sagte Panda-Ex
perte Chen Yucun am Donners
tag, zwar habe die Panda-For
schung der vergangenen 50
Jahre die schwierige Zucht der
Pandas ermöglicht, doch ster
ben die meisten dieser Tiere zu
früh: Von den 280 Bären, die
bislang in Gefangenschaft zur
Welt gekommen sind, haben
Chen zufolge nur 59 ein Alter
von drei Jahren erreicht.
Die niedrige Überlebensrate
führt der Wissenschafter auf
fehlende Kenntnisse über die
richtige Ernährung und wichti
ge Antikörper im Immunsystem
der Pandas zurück.
Um die Zuchtergebnisse zu
verbessern, müssen nach An
sicht Chens die Ernährungsge
wohnheiten der Pandabären
besser erforscht werden. Auch
brauche man verlässlichere
Techniken zur Überwachung
des Eisprungs und zu Diagnose
trächtiger Weibchen.
Schulbus im Tirol abgestürzt
INNSBRUCK: Bei einem 20 Meter tiefen Absturz eines Schulbusses in Österreich ist gestern der Fah
rer ums Leben gekommen. Zehn Kinder erlitten nach Angaben der Polizei bei dem Unfall leichte Ver
letzungen. Der Bus war in der Tiroler Gemeinde Terfens, etwa 30 Kilometer östlich von Innsbruck, von
der Strasse abgekommen und rund 20 Meter tief in ein Bachbett gestürzt. Der Busfahrer sei auf der
Stelle tot gewesen, berichtete die Polizei. Die Kinder hätten sich selbst aus dem Wrack befreien kön
nen. Die Unglücksursache war unklar. (Bild: Keystone)
ten. Der Flüelapass musste aus
Sicherheitsgründen vorüberge
hend geschlossen werden. In
der Nacht auf Donnerstag war
die Südseite durch Steinschlag
teilweise verschüttet worden.
Geschlossen blieb die Grimsel-
passstrasse. Die starken Nieder
schläge haben die Felsbewe
gungen im Sturzgebiet «Chapf»
bei Innertkirchen BE beschleu
nigt. Ergiebige Regenfälle
lösten im Gebiet Neuberg SZ
einen Erdrutsch aus, der den
Frühzug Einsiedeln-Biberbrugg
zum Entgleisen brachte.
Während die fünf Passagiere
mit dem Schrecken davon ka
men, brach sich der Lokomo
tivführer den Arm.
Sterben
verboten
Wegen ÜberfUllung des
Friedhofs hat die Gemeinde
Le Lavandou an der Cote
d'Azur ihren Bewohnern kur
zerhand das Sterben verbo
ten. «Es ist ein absurdes Ge
setz, das wegen einer absur
den Situation erlassen wur
de», sagte Bürgermeister Gil
Bernardi. Ein Gericht in Nizza
hatte Anfang des Monats die
Pläne des Badeorts für einen
neuen Friedhof in Meeres
nähe abgelehnt. Umwelt
schutzer, die gegen das Pro
jekt vorgegangen waren,
schlugen als Alternativstan
dort einen Steinbruch vor -
was wiederum den Bürger
meister aufregt: «Es geht hier
um eine Sache, die die Religi
on und den Totenkult be
trifft.» Nach dreijährigem Hin
und Her erliess die Gemeinde
nun eine Verordnung, die das
Sterben auf ihrem Territori
um ohne einen bereits reser
vierten Platz auf dem Fried
hof untersagt. 19 Leichen
mussten bereits «zwischenge
lagert» werden, und ein Ende
des Notstands ist nicht in
Sicht. Von den im Jahr
durchschnittlich 80 Toten
der Gemeinde hat nur die
Hälfte ein Familiengrab.
21 Schüsse auf geistig
Behinderten
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Beamte
ULM: Die beiden Polizisten,
die am Dienstag in Ulm tödli
che Schüsse auf einen geistig
Behinderten abgegeben hat
ten, haben mindestens 21 Mal
auf den Mann gefeuert.
Wie die Staatsanwaltschaft am
Donnerstag berichtete, durch
schlugen acht Schüsse den Kör
per des 28-jährigen Vietname
sen. Ein Schuss in die Brust war
tödlich. Beide Beamten müs-
sten ihre Waffen noch einmal
nachgeladen haben. Das Opfer
hatte in seinen Händen ein
Spielzeuggewehr gehalten, dass
der russischen Maschinenpisto
le Kalaschnikow ähnlich sehe.
Nach den Angaben der Polizei
hatten die Beamten auf den
Mann geschossen, weil dieser
die Waffe auf sie gerichtet hatte.
Gegen die beiden wird wegen
des Verdachts der fahrlässigen
Tötung ermittelt. Sie hätten je
doch noch nicht von der Ankla
gebehörde vernommen werden
können, weil sie zurzeit dienst
unfähig seien, sagte Oberstaats
anwalt Konrad Menz. Nachdem
der Behinderte trotz Anrufens
und Warnschüssen die Waffe
nicht fallen gelassen habe, son
dern weiter auf die Beamten zu
ging, feuerten diese aus ihren
Dienstwaffen. Aus welcher Waf
fe der tödliche Schuss abgege
ben worden sei, lasse sich vor
aussichtlich nicht feststellen,
sagte Menz. Die Lage der Pisto
lenhülsen spreche für eine rela
tiv kurze Schussdistanz.
Der Behinderte war nach An
gaben der Staatsanwaltschaft
wegen einer Hirnhautentzün
dung auf dem geistigen Stand
eines Kindes stehen geblieben.
Er war von einer Ulmer Behin
derteneinrichtung als vermisst
gemeldet worden. Heimleiterin
Carola Langlotz-Brunner sagte,
der Vietnamese habe seit 1993
in dem Heim gelebt.
Er sei kein aggressiver
Mensch gewesen. Er habe stets
sein Spielzeuggewehr bei sich
getragen und nie auf Menschen
gezielt. Er habe in der Werk
statt des Heims gearbeitet. Dort
habe das Spielzeuggewehr sei
nen festen Platz gehabt. Die
Waffe habe für ihn möglicher
weise die Funktion eines Ted
dybären gehabt.
Langlotz-Brunner sagte, der
junge Mann habe sich im Heim
auch immer wieder versteckt,
und die Betreuer hätten ihn su
chen müssen. Er sei mit dem
Gewehr aus der Werkstatt ge
gangen.
Als der 28-Jährige nicht ge
funden werden konnte, wand
ten sich die Betreuer mit einer
Vermisstcnanzeige an die Poli
zei. Die beiden Streifenbeamten
waren nach Angaben der
Staatsanwaltschaft von ihrer
Leitstelle in das Waldstück ge
schickt worden, nachdem eine
Anruferin einen bewaffneten
jungen Mann gesehen hatte.
Sie hätten den 28-Jährigen am
Waldrand im Dämmerlicht ei
nes «typischen Ulmer Hochne
beltages» zuerst von hinten ge
sehen. Der Mann habe sich
dann auf die Beamten zube
wegt.
100-Millionen-Palast
in Lugano geplant
LUGANO: Die Gebrüder Sergio
und Geo Mantegazza - die
reichsten Männer des Tessins -
planen in Lugano den Bau ei
nes Palastes mit elf Stockwer
ken. Für das 100-Mitlionen-
Projekt am Seeufer in Paradiso
wird das Hotel «Europa» abge
rissen.
Der luxuriöse «Palazzo Mante
gazza» soll Ende 2004 bezugs
bereit sein. Die Gebrüder hatten
das am Ufer des Luganersees
gelegene Grundstück nach der
Stilliegung des Hotels «Europa»
erworben. Das aufwändig ge
baute Hotel verfiel.
Der «Palazzo Mantegazza»
wird elf Etagen hoch. In den
untersten dreien werden Läden,
Büros und andere öffentlich zu
gängliche Etablissements einge
richtet.
In den sechs mittleren Stock
werken gibt es Luxuswohnun
gen und in den obersten Attika-
Wohnungen.
Sergio und Geo Mantegazza planen in Lugano einen Palast für 100
Millionen Franken. (Bild: Key)