Liechtensteiner VOLKSBLAIT
LAND UND LEUTE
Dienstag, 19. September 2000 1 3
Ein einschneidendes Erlebnis
Michael Schädler aus Triesenberg erzählt, wie er die ersten Wochen im Berufsleben erlebt
Endlich die Schule hinter
sich. Nicht mehr den
ganzen Tag die Schulbank
drücken und gelangweilt
dem Lehrer zuhören. Je
den Monat den Lohn auf
das Bankkonto überwie
sen bekommen. An die
370 junge Leute stiegen in
diesem Sommer in das
Berufsleben ein. So auch
Michael Schädler aus
Triesenberg, der die Lehre
als Möbelschreiner bei der
Firma Schädler Werner
und Josef in Triesenberg
begonnen hat.
Manuela Schädler
Der erste Tag der Lehre steht
vor der Tür. Viele Gedanken
gehen durch den Kopf:«Hof-
fentlich gefällts mir auch, sind
die Mitarbeiter nett? Mach ich
auch alles richtig?». Dann ist es
so weit und mit zitternden
Knien steht man in dem Lehr
lingsbetrieb. Auf einmal kommt
einem alles nicht mehr so
schlimm vor. Die Mitarbeiter
werden vorgestellt und man
lernt den Betrieb kennen. Am
Abend denkt man, «uff, ge
schafft, das Schlimmste ist vor
bei».
Der Schritt in das Berufsle
ben ist ein einschneidendes Er
lebnis für junge Menschen.
Viele können gut damit umge
hen, manche haben Probleme,
sei es, dass sie sich mit der Um
stellung auf die Arbeit im Lehr
betrieb schwer tun oder, dass
sie mit den Anforderungen der
Berufsschule oder des Berufes
nicht klar kommen. Deshalb ist
es auch sehr wichtig, dass die
Eltern vor allem am Anfang die
Lehrlinge unterstützen, heisst
es auch im Brief, den das Amt
für Berufsbildung an die Eltern
der frischgebackenen Lehrlinge
schickt. Viele Junge denken be
reits nach ein paar Wochen,
dies ist nicht der richtige Beruf
für mich. Das kann durchaus
stimmen, ist aber meistens nur
auf grosse Umstellungsproble
me zurückzuführen. Dann soll
ten die Eltern mit dem Lehrling
zusammen Geduld aufbringen
und nicht gleich «die Flinte ins
Korn werfen».
Berufswahl: Schreiner
Michael Schädler aus Trie
senberg hat diesen Sommer die
Lehre als «Schreiner in Rich
tung Möbel» begonnen. «Bis
Erst nach einer speziellen Instruktion dürfen die Lehrlinge mit den Maschinen arbeiten.
Diesen Sommer begann Michael Schädler aus Triesenberg seine Lehre als Möbelschreiner bei der Firma Werner und Josef Schädler.
an eine Arbeit durchziehen»,
berichtet der Lehrmeister.
Michael lernt am Anfang die
Handarbeit. Er führt in der Fir
ma Übungen mit dem Handho
bel und der Handsäge durch,
damit er geschickte Hände be
kommt. «An die Maschinen
darf ich noch nicht, da muss
ich zuerst Kurse absolvieren»,
erzählt er. Auf den Baustellen
hilft er fleissig mit. Doch wer
denkt, der Schreiner schreinert
einfach zusammen, was ihm
gesagt wird, der irrt sich. «Wir
müssen auch kreativ begabt
sein», erklärt Werner Schädler.
Die Schreiner entwerfen die
Möbel selbst und zeichnen ei
nen Plan, den sie dann aufs
Holz übertragen.
Unfälle kommen natürlich
auch vor. «Letzthin hat sich ein
Kollege <überlupft> und musste
zum Doktor», erzählt Michael
und fügt hinzu: «Da wusste ich
von Anfang an, dass man auf
passen muss». Auch mit dem
Lärm und Holzstaub ist nicht
zu spassen. Deshalb tragen die
Schreiner auch Ohren und
Mundschutz. In der Berufs
schule lernen die Lehrlinge
gleich von Anfang an, wie man
sich im Beruf vor Unfällen
schützt. - Technisches Zeich
nen wird hauptsächlich in der
Schule gelernt. «In der Schule
lerne ich viel Neues» berichtet
Michael.
Die richtige Berufswahl
Michael ist froh, dass er aus
der Schule ist und arbeiten
kann. «Ich bin überzeugt, dass
ich die richtige Berufswahl ge
troffen habe», sagt der Lehrling
mit fester Stimme. Ob es wirk
lich der Traumberuf ist, das
kann er noch nicht sagen.
«Doch der Betrieb ist super, es
ist eine tolle Atmosphäre hier
und die Kollegen sind nett» er
zählt Michael strahlend und
man hört ihm an, dass er mit
Leib und Seele bei der Arbeit
ist. «Auch die Möglichkeiten,
die ich im Betrieb habe, sind
sehr gut. Wir haben viele mo
derne Maschinen und die
Schreiner, die mich ausbilden,
jetzt gefällt es mir sehr gut. Es
ist genau so, wie ich es mir
vorgestellt habe», erzählt
Michael. Er ist froh darüber,
denn am Anfang hatte er klei
ne Bedenken, ob es ihm auch
gefällt. Den Beruf hat er vor
allem gewählt, weil er da mit
den Händen arbeiten kann.
«Ich könnte nie in einem Büro
arbeiten» bestätigt er. Bei der
Berufswahl stand auch noch
Forstwart zur Debatte. Der Be
ruf sollte etwas mit der Natur
Einer der Gründe, weshalb Michael diesen Berttf wählte, ist die *Handarbeit».
zu tun haben. «Schreiner ar
beiten mit Holz und das ist
auch Natur» berichtet Michael.
Durch Schnuppern und der
Unterstützung der Eltern fand
er dann auch die Lehrstelle.
Obwohl nur zwei Lehrstellen
für Schreiner im Bereich Mö
bel ausgeschrieben waren,
sind es jetzt fünf Lehrlinge in
Liechtenstein. «Man muss halt
überall anfragen und schnup
pern gehen dann findet man
auch was» ist sich Michael si
cher.
Ausdauer ist wichtig
Am ersten Tag war er kein
bisschen nervös. «Ich war
schon in der Firma am Schnup
pem und kannte bereits alle
Mitarbeiter und den Betrieb»,
beachtet der grossgewachsene
Lehrling. Doch am Abend war
er dann trotzdem froh, dass der
erste Tag überstanden war.
«Jetzt am Anfang ist es körper
lich sehr streng aber das wird
sich mit der Zeit legen», erzählt
der Schreirierlehrling. Das
weiss auch sein Lehrmeister
Werner Schädler. «Die Ausdau
er Ist sicher eine der 'grössten
Umstellungen, die unsere Lehr
en® haben. Es ist aber sehr wich-
tigT'dass die Jungs von Anfang
(Bilder: manu)
sind gut in ihrem Beruf», er
klärt er weiter.
Auch für Michael ist der Ein
stieg ins Berufsleben eine Um
stellung. Er ist jetzt viel selbst
ständiger und muss auch Ver
antwortung übernehmen. Was
genau er nach der vierjährigen
Lehre machen will, weiss der
Schreinerlehrling noch nicht so
genau. Wahrscheinlich wird er
sich beim Planzeichnen weiter
bilden. Doch vorläufig ist sein
Ziel, die Lehre zu Ende zu brin
gen und gut abzuschliessen.
ZAHLEN ZUM
LEHRBEGINN 2000
Bis heute yrurden beim?Amt?
für Berufsbildung ca.^;'370< :
Lehrvertrage auf/ Sommer;.
2000 registriert. >
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