Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

40 Samstag, 16. September 2000 
LETZTE SEITE 
Liechtensteiner VOLKSBLATT 
NACHRICHTEN 
Fix & Foxl-Schöp- 
fer gestorben 
MÜNCHEN: Der Vater der 
erfolgreichsten deutschen 
Comic-Reihe ist tot. «Fix Et 
Foxi»-Schöpfer Rolf Kauka 
verstarb am Mittwoch im 
Alter von 83 Jahren auf sei 
ner Forstplantage in Tho- 
masville im US-Staat Geor 
gia, wie die Produktionsge- 
sellschaft RTV Familiy Ent 
ertainment am Freitag in 
München bestätigte. Die 
von ihm geschaffene Serie 
war das erfolgreichste deut 
sche Comic-Magazin und 
erreichte in den 40 Jahren 
ihres Erscheinens eine 
wöchentliche Auflage von 
400 000 Exemplaren. 
Arlane 5 setzte 
zwei Satelliten 
aus 
EVRY: Die neue europäische 
Trägerrakete Ariane 5 hat in 
der Nacht zum Freitag ihren 
dritten erfolgreichen kom 
merziellen Flug absolviert. 
37 Minuten und 32 Sekun 
den nach dem Start in Kou- 
rou (Französisch-Guayana) 
um 00.54 Uhr MESZ setzte 
sie zwei Telekommunikati 
onssatelliten aus. Für die 
Ariane 5 sind bis zum Jah 
resende noch zwei weitere 
Flüge geplant. 
Luxus-Kreuz- 
fahrtschiffe 
beschlagnahmt 
HALIFAX: Drei Luxus- 
Kreuzfahrtschiffe einer 
amerikanischen Reederei 
sind am Donnerstag in der 
kanadischen Hafenstadt Ha 
lifax sowie auf den Baha 
mas von den Behörden be 
schlagnahmt worden. Mehr 
als 2300 Passagiere mussten 
ihre Reisen unterbrechen 
und die Schiffe verlassen. 
Die Reederei Premiere Crui- 
se Lines in Florida hatte 
plötzlich ihren Geschäftsbe 
trieb für unbegrenzte Zeit 
für beendet erklärt. 
Todessturz In der 
Eigernordwand 
BERN: In der Eigernord 
wand ist am Dienstag eine 
Zweiersellschaft in den Tod 
gestürzt. Die Identität der 
Opfer ist bisher nicht be 
kannt. Die Bergung der bei 
den Opfer erfolgte am Mitt 
wochmorgen, wie ein Spre 
cher der Kantonspolizei 
Bern gestern zu entspre 
chenden Berichten lokaler 
Medien sagte. Bisher sei 
nicht offiziell informiert 
worden, weil die Identität 
der beiden Toten noch im 
mer unklar sei. 
Oktoberfest 2000: «0 zapft is!» 
Wies'n startet ins 21. Jahrhundert - Oktoberfest setzt auf Ökologie und Fun 
MÜNCHEN: Mit hyper 
modernen Fahrgeschäf 
ten, Ökostrom und Bio- 
Waffeln setzt das erste 
Oktoberfest im 21. Jahr 
hundert nicht nur auf 
Tradition, sondern auch 
auf Fun und Umwelt 
schutz. 
Auf dem grössten Volksfest der 
Welt, das heute Samstag eröff 
net wird, gibt es neben Tradi 
tionellem wie Riesenrad und 
Kettenkarussell auch dieses 
Jahr wieder trendige Neuhei 
ten. So können Besucher kos 
tenlos E-Mails verschicken 
oder sich mit dem «Fighter» 
durch die Lüfte wirbeln lassen. 
Auf dem traditionellen 
Wies'n-Rundgang zwei Tage 
vor der Eröffnung überzeugte 
sich Münchens Oberbürgermei 
ster Christian Ude am Donners 
tag selbst von den neuen At 
traktionen. Auch dieses Jahr 
gibt es auf der Theresienwiese 
zahlreiche Fahrgeschäfte, deren 
Namen kaum noch an ein 
bayerisches Volksfest erinnern, 
wie etwa EuroStar, Super Scoo- 
ter oder Freefall. 
Bei dem Fahrgeschäft Figh 
ter, das der Cyber-Figur «Lara 
Croft» gewidmet ist, verlor Ude 
wegen der ständigen Kreisbe 
wegungen die Orientierung. Er 
liebe eher die konventionelle 
Achterbahn, sagte der Oberbür 
germeister. Dem 80-jährigen 
Sprecher der Wies'n-Wirte, 
Willy Heide, gefielen die neuen 
Fahrgeschäfte gar nicht. «Das 
müsste man eigentlich nicht 
haben.» Er selbst fahre weiter 
hin das altbewährte Kettenka- 
russell. 
Trotz aller Modernität wird 
die Tradition nach wie vor 
Ab heute Mittag heisst es in München wieder: «0 zapft ish Beim grössten Volksfest der Welt gibt es 
Plätze für insgesamt 94 000 Besucherinnen und Besucher. 
gross geschrieben. So wird Ude 
am Samstag wie jedes Jahr 
pünktlich um 12.00 Uhr das 
erste Fass Wies'n-Bier anjfer 
chen und das Oktoberfest mit 
dem Ausruf «0 zapft is!» eröff 
nen. Nachdem der SPD-Politi- 
ker in den letzten Jahren mit 
drei Schlägen in Rekordzeit den 
Zapfhahn angebracht hatte, 
möchte er es nun gerne mit 
$$jej Hammerschlägen schaf 
fen. Seiner Frau zufolge trai 
niert er bereits dafür. 
Ansonsten sind die Vorberei 
tungen fast abgeschlossen. Da 
in der ersten Woche unmittel 
bar neben Bierzelten und Rie 
senrad das Zentrale Landwirt 
schaftsfest stattfindet, wird es 
allerdings nur eine «kleine Wie 
s'n». Wegen der Enge riet Ude, 
nicht am Freitagabend und 
Samstag auf die Wies'n zu ge 
hen. Damit es trotz Gedränge 
nicht zu Unfällen komme, sei 
die Polizei-Präsenz deutlich er 
höht worden. Bereits vor dem 
Start sind die 94 000 Sitzplätze 
in den Zelten und die Münch 
ner , Hotels praktisch ausge 
bucht. Das 167. Oktoberfest 
setzt mit Plakate gegen Frem- 
denhass auch ein Zeichen ge 
gen rechte Gewalt. Für Ude 
sind Ausländer nicht nur als 
Gäste willkommen, sondern 
auch als Mitarbeiter eine 
Selbstverständlichkeit. 
Zum 20. Jahrestag des Okto- 
berfest-Attentats, bei dem 13 
Menschen durch eine Bombe 
mitten auf dem Festgelände 
ums Leben kamen, soll eine Ge 
denkstunde im Alten Rathaus 
stattfinden und auf der Theresi 
enwiese für einige Augenblicke 
das Treiben ruhen. 
Bierpreis erstmals über 
12 Mark 
Der Bierpreis wird in den 
meisten Festzelten erstmals die 
12-Mark-Grenze übertreffen. 
Auf Grund des Euro-Verfalls 
können amerikanische Gäste 
dennoch ein verhältnismässig 
billiges Oktoberfest erleben. 
Einheimische Besucher können 
zumindest auf den 800 Toilet 
ten sparen, denn erstmals wird 
deren Benutzung kostenlos 
sein. Bisher waren nur die rund 
750 Meter Stehplätze für die 
Herren gratis. 
Mit .Ökostrom und der Wie 
derverwendung des Abspül- 
wassers für die Klospülungen 
kommen die Veranstalter auch 
den Ansprüchen des Umwelt 
schutzes entgegen. Neben der 
traditionellen Milchbar soll es 
für gesundheitsbewusste Fest 
gäste erstmals auch Bio-Waf 
feln geben. 
"\ 
«Enten-Armee» gegen 
Heuschreckenplage 
Die Tiere sind in China speziell gegen die Insekten ausgebildet 
PEKING: Mit einer «Enten-Ar- 
mee» rückt China einer Heu 
schreckenplage im Nordwesten 
des Landes zu Leibe. 
Rund 30 000 speziell zum 
Kampf gegen die gefrässigen In 
sekten «ausgebildete» Enten 
wurden in die Provinz Xinjiang 
gebracht. Gut ein Pfund der In 
sekten können die Enten pro 
Tag verdrücken. Bereits seit Juni 
frisst sich die erste Garde des 
Geflügels durch Millionen und 
Abermillionen von Heu 
schrecken, die als eine der 
schlimmsten Plagen seit Jahr 
zehnten die Provinz heimsu 
chen. Mit der Geflügel-Armee 
macht Yang das Geschäft seines 
Lebens. Die vollgefressenen En 
ten wachsen durch die protein 
reiche Nahrung schneller und 
sind gesünder als ihrer daheim 
gebliebenen Artgenossen. Yang 
erzielt mit den kampferprobten 
Flügeltieren wesentlich höhrere 
Preise auf dem Markt, bevor sie 
als Festtagsessen auf dem Teller 
landen. 
«Grande Fratello» 
gestartet 
ROM: Nun sind auch in Italien 
zehn junge Leute für 100 Tage 
freiwillig in eine Container- 
WG gezogen. 
In der römischen Filmstadt 
Cinecitta begann am Donners 
tagabend das TV-Spektakel 
«Grande Fratello». Der Start- 
schuss in Italien erfolgte zwei 
Tage vor dem Start der zweiten 
Staffel «Big Brother» in 
Deutschland. Die Regeln sind 
dieselben wie in Deutschland 
oder der Schweiz. Nur viel 
«schicker und luxuriöser» als in 
anderen Ländern soll es zuge 
hen - unter anderem haben die 
fünf Frauen und fünf Männer 
einen Swimmingpool und ein 
Bidet zur Verfügung. Dem Ge 
winner oder der Gewinnerin 
winken 250 Millionen. Lire - 
200 000 Franken. 
Prinz Harry ist 16 
Jahre alt geworden 
LONDON: Prinz Harry, der 
jüngste Sohn von Prinzessin 
Diana und Prinz Charles, ist 
am Freitag 16 Jahre alt gewor 
den. 
Das aus diesem Anlass veröf 
fentlichte erste offizielle Foto 
zeigt den Prinzen mit dem rötli 
chen Stoppelhaar lächelnd und 
in entspannter Pose mit seinem 
Vater. 
Harry verbrachte den Tag 
«ganz normal» im Elite-Internat 
Eton, wie offiziell mitgeteilt 
wurde. Dort bereitet sich der in 
zwischen 1,80 Meter grosse 
Prinz auf eine Zwischenprüfung 
vor. 
Am Sonntag plane er einen 
«freien Tag», falls die Lage bei 
der Spritversorgung einen Aus 
flug zulasse. Wie sein älterer 
Bruder William (18), der Eton 
im' Sommer nach der Matura 
verlassen hatte, hört Harry mit 
Vorliebe Popmusik und geht in 
Actionfilme. 
Beim Sport liegen Schwim 
men, Rugby und Polo vorn. 
Trotz der zunehmenden Begei 
sterung für Rugby schwärme 
Harry weiterhin für den Londo 
ner Erstliga-Verein Arsenal. 
Nach Ansicht der «Times» ist 
Hany wesentlich weniger ka 
merascheu als sein älterer Bru 
der, der «die Fotografen hasst». 
Der jüngere Prinz, dritter in der 
Thronfolge, erscheine locker 
und «von der Bürde der Thron 
folge unbelastet,» 
Bis zuletzt Unschuld beteuert 
wurde Barnabei wie anderen 
Hingerichteten vor ihm die Eh 
renbürgerschaft verliehen. Der 
Führer der Demokratischen 
Linken, Walter Veltroni, kriti 
sierte scharf jene politischen 
Verantwortlichen, die jeman 
den töten Hessen, «nur weil es 
ihnen Meinungsumfragen 
-empfehlen». Die Führerin der 
Radikalen Partei und frühere 
EU-Kommissarin Emma' Boni- 
no forderte ein weltweites Mo 
ratorium ftir die Todesstrafe. 
Viele Zeitungen in Italien er 
schienen mit Sonderausgaben 
über die Vollstreckung des To 
desurteils. «Sie haben ihn um 
gebracht. Was fllr eine Schan 
de, welch ein Schmerz», hiess 
es im Leitartikel der- Turiner 
«La Stampa» unter der Schlag 
zeile «Die sinnlose Rache». Die 
Verteidigung versuchte bis zu- 
ietzt, einen neuen DNS-Test 
durchzusetzen, um Barnabei 
zu endasten. Ausserdem wies 
sie daraufhin, dass Beweisma 
terial zeitweise verschwunden 
gewesen sei und somit die 
Rechte des Verurteilten ver 
letzt worden ; seien. Die 
Fingernägel des Opfers waren 
vom 29. Augiist bis zum 1. 
September verschwunden. 
Bainiabei war der 68. Verurteil 
te, der in diesem Jahr in den 
USA hingerichtet wurde. Seit 
der Entscheidung des Obersten 
Gerichtshofs im Jahr 1976, das 
Moratorium auf Hinrichtun 
gen aufzuheben, wurden in 
den USA 666 Menschen hinge- - 
richtet Die Staaten mit den 
meisten Hinrichtungen sind 
Texas und Virginia. 
JARRAT/ROM: Trotz interna 
tionaler Proteste ist der wegen 
Vergewaltigung und Ermor 
dung einer 17-Jährigen zum 
Tode verurteilte Italo-Ameri- 
kaner Derek Barnabei in der 
Nacht zum Freitag im US- 
Staat Virginia mit einer Gift 
spritze hingerichtet worden. 
f ■ 
Der 33-Jährige bestritt bis zu 
letzt, diü Tat. begangenen zu 
haben. «Ich bin wirklich un 
schuldig. Eines Tages wird die 
Wahrheit ans Licht kommen», 
sagte er in einer letzten Er 
klärung.. Eine Gruppe von 
Gegnern der Todesstrafe hielt 
vor dem Gefängnis in Greens- 
ville eine Mahnwache mit Ker 
zen. Auch in Rom, Mailand 
und' anderen italienischen 
Städten gab es stille Proteste. 
° Der Papst und die Parlaments 
präsidenten von Deutschland, 
Frankreich und Italien hatten 
an den Gouverneur-Virginias 
appelliert, Barnabei nicht hin 
zurichten. Das Oberste Gericht 
der USA lehnte am Donners 
tagmorgen einen Aufschub der 
Hinrichtung ab. In Palermo
	        

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