Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
EXTRA 
Samstag, 16. September 2000 33 
Erfolg für Wiedehopf-Projekt 
Holunder: Wo die Hausgötter wohnen 
Tiere und die menschliche Gesundheit 
Weiter Weg zum «3-Liter-Auto» 
Rekordsaison für den Wiedehopf 
Erfolg der Vogelwarte-Aussensteile Wallis 
Das Wallis beherbergt ei 
nen der letzten Wiede 
hopf-Bestände der 
Schweiz. Mit gezielten 
Förderungsmassnahmen 
konnte der. Bruterfolg der 
Walliser Wiedehopfe 
deutlich gesteigert wer 
den. 
Einen erfreulichen Erfolg zeigt 
das Wiedehopf-Projekt der 
Schweizerischen Vogelwarte 
Sempach im Wallis. Dank ge 
zielt angebrachten Nistkästen 
brüteten in dieser Saison zwi 
schen Martigny und Sion 30 
Paare, so viele wie seit langem 
nicht mehr. Deren Bruterfolg 
erreichte mit über 150 ausge 
flogenen Jungen und einzelnen 
Brüten mit bis zu neun Jungvö 
geln ebenfalls einen neuen 
Höchstwert. Damit ist eine 
wichtige Voraussetzung für das 
langfristige Überleben dieser 
Population geschaffen worden. 
Das Projekt zeigt eindrücklich, 
wie Grundlagenforschung in 
praktische Schutzmassnahmen 
umgesetzt werden kann. 
Von der Wissenschaft... 
Durch den steten .Rückgang 
des Wiedehopfs im Wallis alar 
miert, startete die Schweizeri 
sche Vogelwarte in den Achtzi- 
getjahren eine wissenschaftli 
che Studie. Es stellte sich her 
aus, dass die schmucken Vögel 
im Rhonetal einen sehr gerin 
gen Bruterfolg aufwiesen. Im 
weiteren Verlauf der Untersu 
chung ermittelten die Vogel- 
warte-Mitarbeiter die Lieblings 
nahrung der Wiedehopfe. Es 
sind Maulwurfsgrillen, die 
mehrheitlich im Talgrund vor 
kommen. Allerdings gibt es hier 
wegen der intensiven Bewirt 
schaftung keine natürlichen 
Dino-Herz 
entdeckt 
Paläontologen in den USA 
haben erstmals ein Dinosau 
rierherz geborgen. Es schlug 
vor 66 Millionen Jahren im 
Körper eines kleinen, Pflan 
zen fressenden Thescelosau- 
rus, der in der Nähe des heuti 
gen Buffälo (South Dakota) 
lebte. Sechs Kardiologen be 
gutachteten das versteinerte 
Organ mit Hilfe Computer 
gesteuerter Tomographie. Sie 
kamen zum Schluss, dass es 
dem Herz •, von Vögeln und 
Säugetieren ähnlicher ist als . 
dem eines Krokodils oder an- 
derer Reptilien. Entdeckt 
worden war das Fossil 1993 
von Michael Hammer aus 
4acksonville (Oregon), der 
mit der Präparierung von 
Dino-Fossilien sein Brot ver 
dient. In der Brusthöhle eines 
Theseelosaurus war' er auf 
einen Rost farbenen «Stein» 
gestossen. Anders als. viele 
Kollegen, die solche Konkre 
mente wegschlagen, ent 
fernte Hammer es vorsichtig 
und, reichte . es an. einen 
Spezialisten weiter. , 
Wissenschaftliche Grundlagen erarbeiten und die Erkenntnisse gezielt umsetzen. Dies ist das Erfolgskonzept für das Walliser Wiedehopf- 
Projekt der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. (P. Emery) 
Nisthöhlen mehr. Die Wiede 
hopfe waren gezwungen, ihre 
Brutplätze in alte Bäume an den 
Talflanken zu verlegen. Deswe 
gen mussten die Altvögel lange 
und kräftezehrende Fütterungs 
flüge in Kauf nehmen. Dies war 
die wahrscheinliche Ursache für 
den geringen Bruterfolg. 
... zur Praxis 
Um die Situation zu verbes 
sern, installierten die Wissen 
schafter Nistkästen für die Wie 
dehopfe im Talboden, also in 
unmittelbarer Umgebung der 
Nahrungsgründe. Der Erfolg 
liess nicht lange auf sich war 
ten: «Sofort nahmen die Wiede 
hopfe die neuen Brutmöglich 
keiten an», erklärt der Projekt 
leiter Raphael Arlettaz, und 
fügt an: «Wie rasch die Wiede 
hopfe die Nistkästen bezogen, 
übertraf unsere kühnsten Er 
wartungen!» Heute brüten alle 
Paare in den Nistkästen in der 
Ebene mit einem deutlich 
höheren Bruterfolg. 
Einst verbreitet, heute 
bedroht 
Wie nötig solche Arten- 
schutzmassnahmen sind, zeigt 
der schnelle Rückgang vieler 
Kulturlandbewohner wie der 
Wiedehopf. Bis in die Sechzi- 
geijahre hinein war das «Hu- 
Tpu-pu» auch im Mittelland re 
gelmässig zu hören. Mittlerwei 
le ist der einst verbreitete Vogel 
^praktisch ganz aus der Schweiz 
verschwunden. Einzig im Rho 
netal hat bis heute ein grösserer 
Bestand überlebt. 
Kostbarkeiten im Wallis 
erhalten 
Das Wallis ist für seine vo- 
gelkuridlichen Kostbarkeiten 
und die grosse Artenvielfalt be 
kannt: Neben dem Wiedehopf 
kommen weitere Arten in unse 
rem Land nur oder mehrheitlich 
im Rhonetal vor, wie etwa Zie 
genmelker und Zwergohreule. 
Die Vogelwarte führt deshalb 
schon seit Jahren Projekte zur 
Erforschung und Förderung der 
einmaligen Walliser Vogelwelt 
durch. Um in dieser ornitholo- 
gisch besonders bedeutenden 
Region noch aktiver werden zu 
können, eröffnete sie im April 
eine Aussensteile in Saigesch. 
Deren Hauptaufgabe ist es, die 
angewandte Forschung für den 
Schutz gefährdeter Vogelarten 
im Wallis voranzutreiben. Zu 
dem erhält die Region eine An 
laufstelle, die bei ornithologi- 
schen und natursehützerischen 
Problemen weiterhilft. Mit dem 
Wiedehopf-Projekt hat die 
Aussenstelle Wallis ein erfolg 
reiches Startsignal gesetzt. 
Wo die Hausgötter wohnen 
Holunder sehr wertvoll für Singvögel 
Im Spätsommer kann man be 
obachten, wie sich Vögel mit 
emsiger Betriebsamkeit im Ho 
lunderstrauch tummeln. Doch 
der schwarze Holunder bietet 
weit mehr als Nahrung und Be 
hausung für unsere Singvögel. 
Im Holunderstrauch rumoren 
Wacholderdrossel, Meise und 
Star auf der Suche nach safti 
gem Genuss. Wenn im Septem 
ber die reifen Holunderbeeren 
in blauschwarzen Trauben von 
den Zweigen hängen, herrscht 
eifriger Erntebetrieb. «Mit der 
Pflanzung von einheimischen 
Wildsträuchern wie' dem Ho 
lunder können wir einer Viel 
zahl von Tierarten Wohnung 
und Nahrung bieten», erklärt 
Reto Möckli, Leiter der Kampa 
gne «Natur vor der Tür» bei Pro 
Natura. Als typischer «Kultur 
begleiter» ist der bis zu zehn 
Meter hohe schwarze Holunder 
seit langem in der Nähe von 
menschlichen Siedlungen zu 
finden. In früheren Zeiten galt 
der Strauch als Sitz der Haus 
götter und sollte Unglück und 
Krankheit vom Haus fernhal- 
Holundersträuche bieten für Singvögel weit mehr als nur eine Be 
hausung. (Bild: Pro Natura) 
ten. Geehrt wurde der sagen 
umwobene Holunder, indem 
man beim Vorübergehen grüs- 
send den Hut zog. Tatsächlich 
sind beinahe alle Pflanzenteile 
der sogenannten «Bauernapö- 
theke» bei der Vorbeugung und 
Behandlung von Krankheiten 
sehr wirksam. Aus den gekoch 
ten Beeren kann neben Kon 
fitüre ein Vitamin-C-reicher 
Saft gewonnen werden, der zur 
Stärkung von Nerven und Im 
munsystem verwendet wird. 
Die Blüte des Holunderstrauchs 
kündigt uns den Beginn des 
Sommers an. Zur Bestäubung 
der cremeweissen Schirmrispen 
werden Insekten mit einem 
betäubenden Duft angelockt. 
Und wer an einer Sommergrip 
pe leidet, kann sich mit Tee aus 
den Blüten kurieren - mit bes 
ten Grüssen von den Hausgöt 
tern aus dem Holunderstrauch. 
Die Broschüre «Wildsträucher 
im Siedlungsraum» ist bei Pro 
Natura, Postfach, 4020 Basel, 
erhältlich. Bitte 4.50 Fr. in Brief 
marken und eine an Sie adres 
sierte Klebetikette beilegen. 
NACHRICHTEN 
Tiere und . 
Gesundheit 
ZÜRICH: Dem widersprüch 
lichen Verhältnis des Men 
schen zum Tier besonders in 
Bezug auf die Gesundheit 
widmet sich eine neue Aus 
stellung im Medizinhistori 
schen Museum der Univer 
sität Zürich (Rämistrasse 
69). Sie dauert bis zum 31. 
März 2001. «Verehrt, ver 
flucht, verwertet: Die Be 
deutung von Tieren für die 
menschliche Gesundheit» 
heisst die am Donnerstag 
eröffnete Ausstellung. Kon 
zipiert wurde sie vom 
Volkskundler und Medizin 
historiker Eberhard WolfT. 
Die Schau umfasst rund 150 
Objekte aus fünf Jahrhun 
derten. Sie ist in drei 
Hauptabteilungen geglie 
dert, die entsprechend dem 
vielfältigen Verhältnis 
Mensch-Tier auf je einen 
anderen Aspekt eingehen. 
Beleuchtet wird einerseits 
die Furcht des Menschen 
vor dem Tier, wenn dieses 
eine Bedrohung für seine 
Gesundheit darstellt. Ander 
seits greift der Mensch - et 
wa mit Tierversuchen oder 
Xenotransplantationen - 
auf das Tier zurück, wenn 
er sich davon für seine Ge 
sundheit Vorteile verspricht. 
Die Ausstellung ist von 
Dienstag bis Freitag von 13 
bis 18 Uhr und am Samstag 
und Sonntag von 11 bis 17 
Uhr geöffnet. Eintritt frei. 
Langer Weg zum 
«3-Liter-Auto» 
Das «3-Liter-Auto» wird im 
Jahr 2020 noch nicht Stan 
dard sein. Laut Experten 
prognosen nimmt der Ver 
kehr in den nächsten zwan 
zig Jahren weiterzu, ohne 
spürbar umweltfreundlicher 
und sicherer zu werden. 
«Das Wunsch nach mög 
lichst uneingeschränkter 
Mobilität wird ungebrochen 
sein.» Das ist das Haupter 
gebnis der Delphi-Umfrage, 
die der Bund bei rund 100 
Fachleuten aus Verwaltung, 
Forschung und Privatwirt 
schaft durchführen liess. 
Beim öffentlichen Perso 
nenverkehr sagen die Ex 
perten eine Zunahme um je 
über 30 Prozent auf Strasse 
und Schiene voraus, im 
Flugverkehr eine solche um 
fast 60 Prozent..Der motori 
sierte Individualverkehr 
wächst um 20 Prozent. 
REKLAME
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.