Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Ausland 
Samstag, 29. Januar 2000 31 
NA C H RICHTEN 
Weyrauch verlässt CDU 
FRANKFURT AM MAIN: Einen Tag nach der 
jüngsten Schwarzgeld-Enthüllung bei den hessi 
schen Christdemokraten (CDU) haben am 
Freitag die Schlüssel-Figuren Horst Weyrauch 
und Manfred Kanther für Aufsehen gesorgt. 
Der langjährige CDU-Wirtschaftsprüfer Wey 
rauch trat aus der Partei aus. Die CDU Frank 
furt gab am gleichen Tag bekannt, der langjähri 
ge Vertraute von Ex-Bundeskanzler Helmut 
Kohl habe seinen Austritt in einem Brief ohne 
Begründung mitgeteilt. Die CDU Frankfurt 
wollte in Kürze über ein Partei-Ausschluss-Ver 
fahren beraten. Der Wirtschaftsprüfer steht im 
Verdacht, gemeinsam mit dem früheren hessi 
schen CDU-Schatzmeister Casimir Prinz zu 
Sayn- Wittgenstein das Schwarzgeld-System der 
Hessen-CDU in der Schweiz und Liechtenstein 
aufgebaut zu haben. Gegen die beiden laufen 
Ermittlungen wegen Verdachts auf Veruntreu 
ung und Betrug. 
Sechs Wochen Frist 
im Fall Elian 
MIAMI: Ein US-Richter hat eine Frist von 
sechs Wochen für eine Anhörung im Fall des ku 
banischen Flüchtlingsjungen Elian gesetzt. Be 
zirksrichter William Hoeveler erklärte am Don 
nerstag in Miami, die Verhandlung solle in der 
Woche ab dem 6. März stattfinden. Dabei soll 
über eine Klage von Elians US-Verwandten 
entschieden werden, mit der sie die US-Regie 
rung zu einer Anhörung über die Gewährung 
von politischem Asyl für den Sechsjährigen 
zwingen will. Das Justizministerium der USA 
hatte am Vortag beantragt, die Klage abzuwei 
sen. Das Ministerium und die US-Einwande 
rungsbehörde INS hatten dem in Kuba leben 
den Vater Elians das Sorgerecht zugewiesen. 
Elian war am 25. November vor der Küste des 
US-Bundesstaates Floridas gerettet worden, 
nachdem seine Mutter und sein Stiefvater auf 
der Flucht von Kuba in die USA ertrunken wa 
ren. Die kubanische Regierung und sein Vater 
verlangen, dass er wieder nach Kuba zurück 
kehrt. 
Putin und Annan 
erörtern Lage 
MOSKAU: UNO-Generalsekretär Kofi Annan 
und Russlands Übergangspräsident Wladimir 
Putin haben am Freitag in Moskau über die Ent 
wicklung in Tschetschenien gesprochen. Putin 
habe seinem Gast die «Bestrebungen Russlands 
zur Wiederherstellung eines friedlichen Lebens 
für die Bewohner Tschetscheniens und zum 
Wiederaufbau der Wirtschaft Tschetscheniens 
dargestellt», zitierte die Agentur Interfax den 
stellvertretenden Leiter der Kreml-Verwaltung 
Sergej Prichodko. Annan habe Verständnis für 
die «Bemühungen Russlands im Kampf gegen 
den Terrorismus» gezeigt. Er habe aber auf Fra 
gen im Zusammenhang mit der humanitären Si 
tuation in der Region aufmerksam gemacht, 
fügte Prichodko hinzu. 
Irak wählt ein neues 
Parlament 
DUBAI: Über zehn Millionen Iraker werden 
am 27. März ein neues Parlament wählen, mel 
deten am Freitag irakische Zeitungen. Es sind 
die fünften Parlamentswahlen, seit Staatschef 
Saddam Hussein 1982 die Wiedereinrichtung 
des 1958 abgeschafften Parlaments angeordnet 
hat. Das Parlament wird alle vier Jahre gewählt 
und soll formell den Revolutionären Komman 
dorat, das höchste Beschlussorgan des Landes, 
beraten. Tatsächlich aber ist das Wort des seit 
Uber 20 Jahren herrschenden Saddam Husseins 
oberstes Gesetz im Irak. Saddam ist Staats- und 
Parteichet Vorsitzender des Revolutionären 
Kommandorates sowie Oberkommandierender 
der Armee. Kandidaten dürfen keine Wahlver 
sammlungen halten oder im Fernsehen auftre 
ten. Sie dürfen nur von Haus zu Haus oder auf 
den Strassen Stimmen sammeln. Das derzeitige 
Parlament setzt sich aus 160 Abgeordneten der 
allein regierenden Baath-Partei und 60 «Unab 
hängigen» zusammen, die treue Saddam-An 
hänger sind. 
Clintons letzter grosser Tanz 
US-Präsident Bill Clinton hielt seine letzte Rede zur Lage der Nation 
WASHINGTON: Mit einem bra 
vourösen Auftritt vor dem Kongress 
hat US-Präsident Bill Clinton in der 
Nacht zum Freitag seinen Abschied 
von der Macht begonnen. 
Zum letzten Mal erstattete er 
dem Parlament seinen Bericht zur 
Lage der Nation, und wieder war es 
ein beifallumrauschtes Feuerwerk 
der Fakten, Vorschläge und Visio 
nen. Während im eingeschneiten 
New Hampshire die Kandidaten 
mühsam um Stimmen für seine 
Nachfolge kämpfen, zeigte Clinton 
im politischen Herzen der Nation 
noch einmal den ganzen Glanz sei 
ner Rhetorik, seiner Ausstrahlung 
und seines politischen Talents. Es 
war ein letzter Tanz mit dem Kon 
gress, in dem die Republikaner mit 
ihrer Mehrheit so wenig gegen die 
sen ebenso populären wie umstrit 
tenen Präsidenten ausrichten konn 
ten. 
Clinton machte den alljährliche 
Auftritt vor beiden Häusern des 
Kongresses und bis zu 60 Millionen 
Fernsehzuschauern selbst in Zeiten 
grösster Bedrängnis zu einem per 
sönlichen Erfolg. Vor zwei Jahren 
war seine Affäre mit Monica Le- 
winsky gerade bekannt geworden. 
Vor einem Jahr berieten eben je 
ne Senatoren, die seiner Rede 
lauschten, über seine Absetzung. 
Beide Male gelang es Clinton, den 
Blick der Nation vom Skandal weg 
nach vorne, auf kleine und grosse 
Ziele zu richten und die Grossartig 
keit des von ihm geführten Amerika 
l$jt'!'!•'; 
Eine Bilanz ausserordentlicher innen- und aussenpolitischer Erfolge hat US- 
Präsident Bill Clinton in seiner Rede zur Lage der Nation gezogen. 
zu bewundern. Dieses Mal konnte 
er unbelastet eine Erfolgsbilanz 
ausbreiten, die dank der längsten 
Aufschwungsphase der amerikani 
schen Wirtschaft mindestens ebenso 
glänzt wie; der Schnee im Licht des 
strahlend erleuchteten Kapitols. 
Und als' wäre er nicht ein schei 
dender Präsident, eine lahme Ente, 
wie die Amerikaner sagen, präsen 
tiert er kühne politische Entwürfe 
für die nächsten zehn Jahre: Steuer 
kürzungen im Wert von 350 Milliar 
den Dollar, 110 Milliarden für das 
Gesundheitswesen, über zehn Milli 
arden für bessere Schulen und Leh 
rer, dreieinhalb Milliarden für die 
Zukunftsforschung. 
«Wir können grosse Träume träu 
men», sagte Clinton, hatte aber auch 
viele konkrete Vorschläge zur 
Hand, wie sie zu verwirklichen sind. 
Damit wird er nicht mehr viel zu tun 
haben. Dafür vielleicht umso mehr 
der Mann, der an diesem Abend 
schräg hinter ihm sass. Vizepräsi 
dent AI Gore will Clintons Erbe an 
treten, sein Werk vollenden, wie er 
sagt. Der Präsident rückt Gores Be 
teiligung am Erfolg der Regierung 
nicht so stark in den Vordergrund, 
wie manche erwartet hatten. Doch 
vielleicht sind die eher dezenten 
Hinweise gerade recht für Gore, der 
sowohl vom Glänze Clintons profi 
tieren als sich auch von dessen dun 
klen Seiten distanzieren möchte. 
Dank an Hillary 
Ganz anders Hillary Clinton. In 
einem zugleich sehr persönlichen 
und doch öffentlichen Moment 
wendet der Präsident sich an seine 
auf der Ehrentribüne sitzende Frau 
und dankt ihr - für ihren Einsatz für 
Kinder und Familien, wie er sagt. 
Doch schwingt in seinen Worten, 
in seinem Bück und seiner Gestik 
der Dank für ihre ganze Haltung, 
mit der sie ihn durch schwere Zeiten 
des Lewinsky-SkandalS" begleitet 
hat. Donnernder Beifall ist der Res 
pekt der Demokraten, den auch 
manche Republikaner jener Frau 
zollen, die in bald acht Jahren zu ei 
ner wirklichen First Lady geworden 
ist. Nach fast 90 Minuten ist alles 
vorüber. Eine letzte von annähernd 
100 Standing Ovations, und der Prä 
sident ist seinem Abschied ein StUck 
näher. 
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^läufi&des Auslandes auf eine angestrebte " programm ausJis 
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Verbesserungen für 
Flugverkehr 
BRÜSSEL: Verbesserungen für 
den Flugverkehr in Europa, aber 
unter Wahrung von Umwelt und Si 
cherheit: Dahingehend haben sich 
Bundesrat Moritz Leuenberger und 
EU-Verkehrskommissarin Loyola 
de Palacio nach der ECAC-Minis- 
terkonferenz in Brüssel geäussert. 
Die Verspätungen im europäischen 
Flugverkehr seien Besorgnis erre 
gend und Massnahmen seien drin 
gend, sagte Leuenberger nach dem 
von ihm präsidierten Ministertref 
fen der Europäischen Zivilluftfahrt 
konferenz ECAC vor den Medien. 
Am Treffen waren die Verkehrsmi 
nister von 38 Staaten sowie die EU- 
Kommission vertreten. Laut Leuen 
berger kann die Folgerung aus den 
Problemen jedoch nicht nur eine 
Kapazitätserhöhung sein. Das 
Wachstum im Flugverkehr sei zwar 
wirtschaftlich wichtig, doch die poli 
tische Verantwortung gehe weiter: 
Auch die Umwelt und Sicherheit 
müssten einbezogen werden. 
Auch EU-Kommissarin de Pala 
cio erklärte, es gebe eine Grenze des 
Wachtums. Ebenso sagte sie aber: 
«Diese Grenze haben wir jedoch 
noch nicht erreicht.» 
Mittelfristig hält sie strukturelle 
Massnahmen mit Blick auf einen 
einheitlichen europäischen Luft 
raum für nötig. Zudem brauche es 
eine bessere Abstimmung zwischen 
zivilem und militärischem Bereich. 
Die ECAC-Minister wollen bis 
Sommer eine Reduktion der Ver 
spätungen im Luftverkehr auf den 
Stand von 1997 erreichen. 
Demonstration gegen 
die ETA 
MADRID: Tausende von Schülern 
haben am Freitag in ganz Spanien 
gegen den Terror der baskischen 
Untergrundorganisation ETA de 
monstriert. 
Aus Protest gegen den Mordan 
schlag auf den 47-jährigen Oberst 
leutnant Pedro Antonio Blanco vor 
einer Woche in Madrid wurden in 
zahllosen Schulen fünf Schweigemi 
nuten eingelegt. 
Viele der sechs- bis 18-jährigen 
Schülerinnen und Schüler nahmen 
an Kundgebungen teil und färbten 
sich als Zeichen des Friedens die 
Handflächen weiss. 
Unterdessen wurden aus dem 
spanischen Baskenland neue Ge 
walttaten mutmasslicher ETA-An 
hänger gemeldet. In der Nähe von 
Bilbao wurden bei einem Brandan 
schlag auf eine französische Auto 
Niederlassung zwölf Neuwagen völ 
lig zerstört. Verletzt wurde nach Po 
lizeiangaben aber niemand. 
Das baskische Regionalparla 
ment in Vitoria verurteilte den Au- 
tobomben-Anschlag vom vergange 
nen Freitag und rief die ETA zur 
Einstellung aller terroristischen Ak 
tivitäten auf. 
Für eine entsprechende Er 
klärung hatten sich alle Parteien bis 
auf die ETA-nahe Euskal Herritar- 
rok (EH/Baskische Bürger) ausge 
sprochen. 
Das Attentat vor einer Woche 
war das erste, seitdem die Organisa 
tion im Dezember 1999 ihre 14-mo- 
natige «Waffenruhe» aufgekündigt 
hatte. 
XM... 
.....
	        

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