Liechtensteiner VOLKSBLATT
AKTUELLE UMFRAGE
Samstag, 16. September 2000 9
«Jeder so, wie er selber gern möchte...!»
Liberale Öffnungszeiten in Liechtenstein: Einkaufen dann, wenn man wirklich Zeit hat
Die Öffnungszeiten der
Geschäfte - dieses Thema
hat, wie es scheint, grosse
Aktualität. Aktualität
deshalb, weil sich die
Menschen mehr Libera
lität wünschen. Sie möch
ten dann einkaufen, wenn
sie wirklich Zeit haben.
Doch die Angelegenheit
hat auch eine Kehrseite,
wie wir in unserer
wöchentlichen Umfrage
festgestellt haben. Wir
machten uns nämlich auf
den Weg und fragten die
Menschen, ob die Öff
nungszeiten liberalisiert
werden sollen.
Erich Walter de Meijer
Ich habe da eher eine liberale
Einstellung. Ich beispielsweise
arbeite den ganzen Tag t und
da wäre es schön, wenn ich
noch diese oder jene Angele
genheit erledigen könnte. Das
geht dann aber nicht, weil die
Geschäfte schon zu haben. Die
Susanne Ender: <Die Amerika
ner haben es gut.»
Amerikaner haben es da schon
besser - die halten offen oder
schliessen, wie es ihnen gefällt.
Vor allem für die berufstätigen
Menschen wären solche Rege
lungen überaus angenehm.
Aber es ist eh schon besser
geworden in letzter Zeit, es gibt
ja Geschäfte, die länger auf
haben. Die Einkaufszentren in
der Umgebung beispielsweise.
Trotzdem muss ich mich
manchmal ärgern, wenn gerade
dann, wenn ich etwas brauche,
kein entsprechender Laden of
fen hat. Eine Liberalisierung
der Öffnungszeiten - ja, das
wäre schon längst fällig.
Susanne Ender
Eine Liberalisierung wäre auf
alle Fälle wünschenswert - nur
so können es sich die Men-
Emst Nagiller: »Es wird nicht
mehr Geld ausgegeben.»
sehen selber einteilen: Kunden
wie auch Geschäftsbesitzer. Das
Problem dabei: Kleine Unter
nehmen oder Familienbetriebe
könnten dabei unter die Räder
kommen - dort steht dann
für alle. Dann sollten aber auch
Banken und Behörden offen
haben dürfen. Aber: Man darf
Peter Hilti: *Liberalität auf frei
williger Basis.»
keinen dazu zwingen. Alles
sollte auf freiwilliger Basis ge
schehen. Ich war schon manch
mal in Situationen, wo ich mir
andere, liberale Öffnungszeiten
gewünscht hätte - nämlich
nach 20 Uhr und am Sonntag.
Peter Hilti
Für uns ist alles ok. Ich bin
Hausfrau,, meine Bekannte ar
beitet - trotzdem funktioniert
mit dem Einkaufen alles rei-
Oft erlaubt es die Arbeit nicht, einzukaufen. Und wenn man dann endlich Zeit hat, dann haben die Geschäfte zu. Die Amerikaner und
auch die Italiener haben es da schon besser: Dort gibt es liberale Regelungenßr die Öffnungszeiten, teilweise rund um die Uhr und auch
am Sonntag geöffnet - manch einer würde sich das wünschen. Wir stellten die Frage nach den Öffnungszeiten zur Diskussion. Unterm
Strich sind die Kunden für mehr Flexibilität - aber man sollte auch gewisse Einschränkungen beachten. (Bilder: de Meijer/bak)
wirklich ein kleines Team den
ganzen Tag am Tresen. Die Su
permärkte hingegen könnten
profitieren. Da ich am Sonntag
ohnehin nie einkaufe, ist die
Ich habe zwar mit dem, so
wie es jetzt ist, kein Problem,
aber trotzdem könnten ver
schiedene Stellen schon etwa4
länger offen haben: Zum Bei-
ten jedenfalls braucht keine
Liberalisierung, bis auf die be
reits erwähnten Ausnahmen:
Ämter lind Bankschalter.
Horst Lorenz
Sollen die Öffnungszeiten in
Liechtenstein liberalisiert werden?
Ich bin sehr für liberale Öff
nungszeiten. Jeder soll sich so
verhalten, wie er will - das wä
re das beste. Die Leute arbeiten
ja auch unterschiedlich und ha
ben oft genug erst dann Zeit,
wenn die Geschäfte bereits zu
haben. Auch wenn man schnell
etwas holen will, aber ist es
schon spät, ist man froh, wenn
man noch Geschäfte findet, die
offen haben.
Bruno Berger
Ich war eigentlich, auch
wenn ich genau nachdenke,
noch nie in einer Situation,
dass ein Laden gerade dann,
wenn ich etwas gebraucht hät-
Beatrice Gstöhl: «Es geht alles
reibungslos.»
bungslos. Es ist doch alles eine
Sache der Organisation. Wenn
die Öffnungszeiten frei gestellt
werden, dann kämen Kleinbe
triebe sicher unter die Räder.
Sache für mich nicht so ein
wichtiges Thema. Die Öff
nungszeiten, die es jetzt gibt,
sind für mich mehr oder weni
ger ausreichend. Unterm Strich
stellt sich die Angelegenheit für
mich so dar: Bei liberalisierten
Öffnungszeiten wird sicher
nicht mehr Geld ausgegeben, es
wird nur umverteilt. Trotzdem:
Eine Liberalisierung ist sicher
fällig.
Ernst Nagiller
spiel die Banken, Ämter und
Behörden. Zwei Mal in der Wo
che würde da schon reichen.
Als arbeitender Mensch hat
man ja oft keine Möglichkeiten,
während der Geschäftszeiten
wegzugehen. Längere Öff
nungszeiten generell würden
schon Probleme mit sich brin
gen - zum Beispiel erhöhte Per
sonalkosten. Die müssen dann
letztendlich wieder die Kunden
bezahlen. Mein Konsumverhal-
Jeder soll wissen, was zu tun
ist - und jeder soll selbst ent
scheiden, was er tun will. Es ist
schon' angenehm, wenn man
auch einkaufen kann zu der
Zeit, zu der man auch wirklich
Zeit hat. Wenn ich was brau
che, würde ich hin und wieder
auch gerne am Sonntag ein
kaufen. Es gibt ja einige Ge
schäfte, die am Wochenende
offen haben. Das ist angenehm.
Petra Hobi
Horst Lorenz: *Ich plädiere ßr
zwei Ausnahmen.»
Petra Hobi: *Ich gehe gern auch'
am Sonntag einkaufen.» :
Bruno Berger: »Jeder soll
tun, wie er will.»
Helga Wenaweser: *Ich komme
ganz gut zurecht.»
tej zu gehabt hat. Ich komme
mit den derzeitigen Regelungen
ganz gut zugange. Trotzdem
bin ich selbstverständlich der
Meinung, dass jedes Geschäft
frei wählen können soll bei den
Öffnungszeiten - da bin ich für
Liberalität.
Helga Wenaweser
Mir ist das eigentlich egal.
Jeder soll tun, was er will. Das
gilt filr Kunden wie auch für
Geschäfte. So wie in Amerika -
das funktioniert ganz gut. Bei
manch einem Geschäft hier in
Liechtenstein sieht man ja, was
bei denen Geschäften los ist,
die auch am Sonntag offen ha
ben. Ich bin für gleiches Recht
Ilga Wohlwendt: «Organisation
ist alles.»
Liechtenstein ist mit seinen
Ortschaften doch viel zu klein,
dass sich so etwas wirklich ren
tieren würde. Wenn aber einer
unbedingt will, dann soll er
eben offenhalten - wenn es das
Personal mitmacht, da haben
wir sicher nichts dagegen. Heu
te muss man liberal sein ...
Beatrice Gstöhl
llga Wohlwendt
Man diskutiert da viel zu viel
herum. Wir leben in einem frei
en Land, wo jeder genau das
tun können sollte, was er will.
Er sollte auch einkaufen kön
nen, wenn er Lust dazu hat.
Deshalb ist eine Liberalisierung
dringend angebracht.
Walter Nagi