Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

t 
28 Freitag, 15. September 2000 
AUSLAND 
Liechtensteiner VOLKSBLATT 
NACHRICHTEN 
900 Bauern 
gelten Belagerung 
auf 
RIO DE JANEIRO: In Brasi 
lien haben rund 900 landlo 
se Bauern eine Belagerung 
der Farm von Staatspräsi 
dent Fernando Henrique 
Cardoso nach drei Tagen 
aufgegeben. Die Bauern 
brachen ihre Zelte vor den 
Toren des Landguts in Buri- 
tis im zentralen Staat Minas 
Gerais am Donnerstag fried 
lich ab und schlugen ein 
neues Lager in zehn Kilo 
meter Entfernung auf, be 
richteten Medien. 
Einwanderung als 
FPÖ-Wahlkampf- 
thema 
WIEN: Die rechtspopulisti 
sche FPÖ will die Auslän 
derpolitik zum zentralen 
Thema des Wahlkampfs bei 
den Wiener Gemeinderats 
wahlen im nächsten Jahr 
machen. Das Motto heisst 
«Integration vor Neuzuzug». 
Es müsse «zunächst einen 
Zuwanderungstopp auf Null 
geben», sagte der FPÖ-Frak- 
tionschef im österreichi 
schen Parlament, Peter 
Westenthaler, in einem In 
terview mit der Tageszei 
tung «Der Standard» in Wi 
en. Die vorrangige Aufgabe 
sei die Integration der be 
reits in Wien lebenden Aus 
länder, nicht der Zuzug 
neuer Einwanderer. Der 
,FPÖ- Fraktionschef erklärte 
weiter, bei der Zuweisung 
von Sozialwohnungen soll 
ten Österreicher absoluten 
Vorrang haben. 
Israel testet 
erfolgreich 
«Arrow»-Rakete 
TEL AVIV: Die israelische 
Armee hat erstmals eine an 
ti-ballistische «Arrow»-Ra- 
kete im Einsatz gegen eine 
echte Rakete erfolgreich ge 
testet. Dies teilte das Vertei 
digungsministerium gestern 
in Tel Aviv mit. Alle Anfor 
derungen an die Abwehr- 
Rakete seien erfüllt und das 
Ziel zerstört worden, hiess 
es. Ein israelisches Rüs 
tungsunternehmen hatte 
extra für den Versuch eine 
Rakete entwickelt, die eine 
einfliegende ballistische Ra 
kete vom Typ «Scud» simu 
lieren sollte. 
Razzia In Däne 
mark gegen Kin- 
derpornografle 
KOPENHAGEN: Die däni 
sche Polizei hat am Don 
nerstag bei einer landes 
weiten Razzia in 37 Woh 
nungen zahlreiche porno- 
grafische Bilder von Kin 
dern sicher gestellt. Wie ejn 
Fahndungssprecher in 
Odense mitteilte, wurde die 
Aktion nach der Verhaf 
tung eines Mannes im Mai 
möglich. Danach hätten die 
Behörden Kenninis von et 
wa 350 E-Mail-Adressen 
erhalten. 
Politiker im Kosovo mit 
Eiern beworfen 
Angriff galt dem oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Vojislav Kostunica 
KOSOVSKA: Anhänger von 
Slobodan Milosevic haben den 
Herausforderer des jugoslawi 
schen Präsidenten bei einer 
Wahlkampfveranstaltung im 
Kosovo mit Eiern und Tomaten 
beworfen. Der Kandidat der 
Opposition, Vojislav Kostunica, 
versuchte am Donnerstag 
mehrfach vergeblich, eine Rede 
zu halten. Sicherheitsleute 
schützten ihn vor den Angrif 
fen und führten ihn schliess 
lich von der Bühne. Die An 
hänger Milosevics griffen da 
raufhin Kostunicas Konvoi an 
und zerstörten Autoscheiben. 
«Milosevic hat euch das ange 
tan. Gott wird euch vergeben, 
aber er wird ihm nicht verge 
ben», sagte Kostunica zu sei 
nen Angreifern. Kostunica ist 
zurzeit auf Wahlkampftour 
durch das Kosovo. Es war der 
erste Besuch eines Kandidaten 
für das Präsidentenamt im Ko 
sovo. Milosevic hat erklärt, er 
wolle ebenfalls in die Provinz 
reisen; die NATO will ihn in 
diesem Fall festnehmen und 
vor das Kriegsverbrechertribu 
nal in Den Haag stellen. 
INDONESIEN 
Keine Ruhe 
JAKARTA: Indonesien kommt 
nicht zur Ruhe: In Jakarta gin 
gen Polizei und Studenten auf 
einander los. Nach dem An 
schlag auf die Börse hat sich 
zudem der Verdacht erhärtet, 
dass Anhänger von Ex-Präsi 
dent Suharto die Bombe gelegt 
haben könnten. Staatspräsident 
Abdurrahman Wahid wies die 
Streitkräfte an, sich in die Er 
mittlungen einzuschalten, falls 
sich herausstellen sollte, dass 
militärische Extremisten in die 
Tat verwickelt sind. Bei der Ex 
plosion einer Autobombe in der 
Tiefgarage der Börse waren am 
Mittwoch 15 Menschen getötet 
und 27 weitere verletzt worden. 
Wahid wies zudem den Ge 
neralstaatsanwalt und die 
Staatspolizei an, eine Reihe von 
Namen zu prüfen, die mit dem 
Anschlag in Verbindung ge 
bracht werden, sagte Kabinetts 
sekretär Marsilam Simandjun- 
tak. 
Er nannte die Namen von po 
tenziell Verdächtigen jedoch 
nicht. Es wurde aber vermutet, 
dass es Militäroffiziere oder Po 
litiker sein könnten, die Ex 
Präsident Suharto unterstützen. 
Der Anschlag auf die Börse, der 
die Rupiah um etwa fünf Pro 
zent fallen liess, hatte sich 
knapp 24 Stunden vor der Wie 
deraufnahme eines Korrup 
tionsprozesses gegen Suharto 
ereignet. 
Abu Sayyaf droht mit 
Terroranschlägen 
Regierung soll nicht militärisch eingreifen 
Erstes Fernsehduell von 
Hillary Clinton 
MANILA: Die Moslemorganisa 
tion Abu Sayyaf hat fiir den 
Fall eines militärischen Ein 
greifens der Regierung mit 
Terroranschlägen gedroht. 
Die Regierung solle sich gut 
überlegen, ob sie die verbliebe 
nen 19 Geiseln mit Gewalt be 
freien wolle, erklärte Rebellen 
sprecher Abu Sabaya am Don 
nerstag. In dem Fall werde er 
den Kampf in die Städte tragen. 
Die Behörden hatten nach der 
neuesten Entführung von drei 
Malaysiern von einer malaysi 
schen Ferieninsel eine militäri 
sche Lösung der Krise nicht aus 
geschlossen. Libyen sagte un 
terdessen zu, sich weiter um die 
Freilassung der Geiseln zu 
bemühen. Sabaya erklärte, er 
habe Kämpfer in den südlichen 
Städten Zamboanga, Davao und 
General Santos postiert, die für 
Unruhe sorgen könnten. Er er 
innerte die Behörden an den 
Überfall der Abu Sayyaf auf die 
Stadt Ipil vor fünf Jahren. Da 
mals hatten etwa 200 Mitglieder 
der Gruppe in der Stadt südlich 
von Zamboanga randaliert, Ge 
bäude in Brand gesteckt und 53 
Menschen getötet. 
Der nationale Sicherheitsbe 
rater Alexander Aguirre erklär 
te, die Regierung erwäge eine 
Nachrichtensperre zur weiteren 
Vorgehensweise im Geiseldra 
ma. Die Regierung solle allge 
meine Informationen zur Lage 
auf der Insel Jolo freigeben, 
Einzelheiten jedoch geheim hal 
ten, um Operationen nicht zu 
gefährden. Die Entführer hatten 
zunächst zugesagt, während der 
Verhandlungen mit den Unter 
händlern der Regierung keine 
weiteren Geiseln zu nehmen, 
dann aber doch die drei Malay 
sier gefangen genommen. Re 
gierung und Behörden zeigten 
sich darüber verärgert. Währenil 
eines Kabinettstreffens am Mitt 
woch unter Vorsitz von Präsi 
dent Joseph Estrada beschloss 
die Regierung, vorläufig keine 
härteren Massnahmen gegen die 
Abu Sayyaf zu ergreifen. 
Die Abu Sayyaf hält noch ei 
nen Philippiner, zwei französi 
sche Journalisten, einen Ameri 
kaner und zwölf philippinische 
Prediger fest. Die Gespräche mit 
den Entführern waren abgebro 
chen worden, nachdem es unter 
den Splittergruppen der Abu 
Sayyaf zu Streits über die Ver 
teilung des Lösegelds gekom 
men war. Die Geiselnehmer er 
hielten insgesamt 15 Millionen 
Dollar, zwei Drittel davon 
stammten aus Libyen. 
Der deutsche Bundesaussen- 
minister Joschka Fischer erklär 
te am Rande der UN-Vollver 
sammlung am Mittwoch, Libyen 
habe eine weitere Vermittlung 
zugesagt. Fischer hatte sich in 
der Nacht zum Mittwoch per 
sönlich in Tripolis für die Ver 
mittlung Libyens bei der Frei 
lassung der Familie Wallert aus 
Göttingen bedankt. 
WASHINGTON: Im' Rennen sich; lm;>Zusai 
um einen Senatssitz des Staar de»>'I^Hnsi^fAJ 
tes New York haben'' sichVdief& ^Äü^^efents^ " 
amerikanische First Lady Hit^'il|^MeäiWfsei : 
lary Clinton und ihr reputiil-V ^«f^^itst^tretö] 
. kanischer Rivale ;Rick i ! LaziÖ- 
1 am 1 Mittwoch'.ihr erstes Fan^;.« 
sehduell geliefert In ? der DÜ& f 
batte, die in Buffalo, aufge;-* y^aHrneitf%t<j>i 
zeichnet wurde, warf di£Frau ^ * ist« 
von Präsident Bill' Clinton»^ hieltHiUatjT— 
ihrem Kontrahenten vor, zu sie sdcfaföaii^^«a«u 
konservativ zu' sein, um deür nuf, lj'ei^a^n,®ajti"dei 
Staat New York vertreten zu weitere.-Fernsehdebj 
, können.„Auf die Frage, ob sie g_eplänt^|g*Jpi < |^' 
Neonazi-Organisatiön «Blood and Honour» verboten 
30 Durchsuchungen in Deutschland - Konten beschlagnahmt 
BERLIN: Die neonazistische Or 
ganisation «Blood and Honour 
Divisipn Deutschland» und de 
ren Jugendorganisation «White 
Youth» sind seit Donnerstag 
verboten. 
Wie Bundesinnenminister Otto 
Schily erklärte, richten sich die 
Ziele der in der Bundesrepublik 
300 Mitglieder zählenden Orga 
nisationen gegen die verfas 
sungsmässige Ordnung und die 
Völkerverständigung. Deutsch 
land sei das erste Land, das die 
se international agierende Orga 
nisation auf diese Art bekämpfe. 
Das Vorgehen werde seine Wir- 
t 
kung «auf die rechtsextremisti 
sche Szene nicht verfehlen». 1 
Schily betonte vor der Presse, 
die aktuelle Massnahme sei 
nicht als eine Alternative zu 
dem in der Öffentlichkeit disku 
tierten NPD-Verbot zu sehen. 
Dieses Thema werde auf einer 
anderen politischen Ebene erör 
tert. 
Über das Verbot von «Blood 
and Honour» seien unterdessen 
auch andere Staaten unterrich 
tet worden, in denen es eben 
falls derartige Gruppen gebe; ' 
Die neonazistisch orientierte 
«Blood and Honour»-Bewegung 
trat in der Bundesrepublik vor 
allem als Konzertveranstalter 
auf. Solche Veranstaltungen mit 
in der Vergangenheit bis zu 
2.000 jungen Besuchern dürften 
nicht mehr stattfinden, erklärte 
Schily. Bei der' bisherigen 
Durchsuchung von 30 Objekten 
der Organisation habe man Pro 
pagandamaterial sowie Spar 
bücher «mit fünfstelligen Beträ 
gen» beschlagnahmt, berichtete 
der Minister. Genaue Geldbeträ 
ge wollte er nicht nennen. Nun, 
werde die Einhaltung des Ver 
bots streng überwacht. Mögli 
che Ersatzorganisationen mit 
gleichen Zielen würden unnach 
giebig verfolgt. «Blood and Ho- 
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Website der Organisation. 
nour» wurde Mitte der 80er- 
Jahre von dem 1993 verstorbe 
nen britischen Sänger Ian Stuart 
Donaldson gegründet. Er 
gehörte der britischen neo 
nazistischen Skinhead-Band 
«Skrewdriver» an. So genannte 
Divisionen der - Organisation 
existieren nach Angaben des 
Bundesverfassungsschutzes in 
verschiedenen Ländern, darun 
ter auch in Frankreich, den USA, 
Südafrika und Australien. In 
Deutschland wurden seit 1994 
fast im gesamten Bundesgebiet 
«Sektionen» gegründet. Ihnen 
gehören jeweils nicht mehr als 
rund 30 Personen an.'
	        

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