Liechtensteiner VOLKSBLATT
KULTUR
Freitag, 15. September 2000 1 3
«Mich interessiert der Prozess»
Ausstellung und Buchpräsentation zum 15-Jahr-Jubiläum der Galerie Altesse
«Leitgedanken und Philo
sophie der Bestrebungen
der Galerie», so heisst es
im Vorwort zum Ju
biläums-Buch von Hiskia
Stolz, «sind die Förderung
von Künstlern und ihren
Arbeiten, regional wie in
ternational...» Die Karrie
re mancher heute etab
lierter Künstler fand in
der Galerie Altesse ihren
Anfang oder wurde von
ihr weitergefordert. Zu
ihnen gehört auch die in
St. Gallen lebende Künst
lerin Sabeth Holland.
Mit Sabeth Holland
sprach Gerolf Hauser
Völksblatt: Jedes Mal, wenn
leh Dich sehe, entdecke Ich
neue Arbelten, Jedes mal
hast Du wieder einen neuen
Schritt gemacht. Wie machst
Du das?
Sabeth Holland: Eigentlich
bin ich noch gleich weit, wie
damals, als wir uns kennen ge
lernt haben. Aber ich arbeite
die ganze Zeit. Damals hatte
ich hauptsächlich bunte Blu
menbilder gemalt. Dann kam
die Zeit der «Bunthalme», jene
meterhohen, schmalen Stelen,
die ich mit Blumen bemalt hat
te. Das ging also ins Dreidi
mensionale. Intensiv habe ich
dann Zeichnungen gemacht,
vor allem Akte. Die Begegnung
mit dem Menschen, mit der
ganzen Komplexität des
menschlichen Körpers, faszi
niert mich. Dann tauchte die
Auch die in St. Gallen lebende Malerin Sabeth Holland zeigt neue
Arbeiten zur Jubiläumsausstellung in der Galerie Altesse.
Dreidimensionalität auch in
den Bildern auf, indem ich reli
efartig verschiedene Materiali
en in die Bilder hinein gearbei
tet habe. Jetzt, bei der Ausstel
lung in der Galerie Altesse, zei
ge ich einmal ein solches Bild,
fast reliefartig. Ich zeige aber
auch eines meiner ersten Bilder,
in denen die bis dahin seit über
10 Jahren vorherrschenden
Farben fehlen. Das heisst, ich
verwende neue Farben: Kupfer,
erdig, schwarz.
Hat sich das nicht schon
früher angedeutet?
Wenn man sehr diszipliniert
Woche für Woche arbeitet, im
mer im Prozess drin ist, wird es
klar, dass verschiedene Facet
ten sich gleichwertig ent
wickeln könne, ohne dass et
was definitiv abgeschlossen
werden muss. Es bleibt eine Of
fenheit, die es ermöglicht, an
einem anderen «Ort» weiter zu
machen, eben dort, wo es mich
gerade hinzieht. Ich erlege mir
selbst keine Konzepte auf, die
mich einschränken.
Du hast Jetzt eine rege Aus-
Stellungstätigkeit?
Es sind einige Galerien auf
mich zugekommen. Es gibt so
gar Galerien, die ich selbst
noch nicht besucht habe, die
aber meine Bilder zeigen. Das
hängt vielleicht damit zusam
men, dass mich das fertige Bild
zwar schon interessiert, aber
weniger als der Prozess, der
zum Bild führt. Fertige Arbei
ten kann ich leicht zur Seite
stellen, denn sofort interessiert
mich das Neue. Von Werner
Gamper und seiner Galerie Al
tesse fühle ich mich sehr getra
gen und gefördert, denn ich.
kann nicht nur hier meine Ar
beiten zeigen, sondern Werner
vermittelt mich an andere Ga
lerien in Deutschland, Öster
reich und in der Schweiz. Wir
planen auch eine grosse Einzel
ausstellung für das nächste
Frühjahr. Er hat einfach eine
«Nase» dafür, wenn er ins Ate
lier kommt, welche der Arbei
ten Schlüsselarbeiten in meiner
Entwicklung sind.. Und die
nimmt er mit, um sie zii prä
sentieren.
Aus welcher Quelle schöpfst
Du?
Die Quelle' hat sich nicht
geändert. Das ist nach wie vor
die Begegnung mit mutigen
Menschen, die initiativ sind,
die Visionen haben, die, auch
ausserhalb des Bereiches Kunst,
zeigen, dass man etwas bewe
gen kann. Ich möchte mit mei
ner Arbeit, der nonverbalen Ar
beit, mit dazu beitragen, dass
wir mutiger, toleranter/verbun
dener, lustiger und auch lust
voller werden. Dazu gehört
auch, dass ich mir Rechen
schaft darüber ablege, was ich
kann und was ich nicht kann.
Und hier gibt es andere, die
meine Defizite abdecken, z. B.
mein Mann und meine drei
Töchter. Das ist aber keine Ein-
bahnstrasse, denn umgekehrt
gilt das genau so. Und so kann
ich arbeiten, ohne zu kämpfen,
kann geniessend arbeiten und
die Familie geniessen.
Kulturdokumentation
«Vieles hat sich in den ver
gangenen fünfzehn Jahren in
und um Nendelns Galerie Al
tesse und Ihrer Leitfigur Werner
Gamper ereignet», schreibt His
kia Stolz zum Jubiläum. «108
Einzel-Ausstellungen fanden in
der Galerie und insgesamt
achtzehn in verschiedenen aus
wärtigen Veranstaltungen statt.
Darüber hinaus stellen, die
zahlreichen, oft parallel zu den
aktuellen Veranstaltungen, er
schienenen Publikationen von
Katalogen, Essays und Kunst
büchern durch die Edition der
Galerie eine wertvolle Berei
cherung der allgemeinen
Kunst- und Kulturdokumenta
tion unserer Zeit dar. Die Gale
rie Altesse kann darüber hinaus
heute für sich in Anspruch
nehmen, die älteste private Bil
dergalerie des Fürstentum
Liechtensteins zu sein.» Über
Sabeth Holland sägt Hiskia
Stolz: «Beinahe sprichwörtlich
ist ihr ungestümes, von Ideen
sprudelndes Vorwärtsdrängen
zu Neuem, Ungewohntem in
Bezug auf die Auswahl der zu
bemalenden Objekte, aber auch
hinsichtlich ihrer Gross-Projek-
te mit Werkinstallationen in der
Öffentlichkeit.»
Die Jubiläumsausstellung
zeigt Werke von Almbauer,
Calder, Dali, Ellensohn, Gerst
ner, Gröh, Hofkunst, Holland,
Jussel, Le Bouchdt, Leibold, Lu
ther, Meili, Picasso, Profunser,
Schädler, Tapies, Warhol und
Zangs.
Vernissage: Samstag, . 16.
September ab 17 Uhr. Dauer der
Ausstellung bis 15 Oktober.
Öffnungszeiten: Donnerstag
und Freitag 15 bis 19 Uhr,
Samstag 10 bis 12 und 14 bis
17 Uhr, Sonntag 15 bis 18 Uhr.
«Baron von Falz-Fein - Das Leben
eines russischen Aristokraten»
Buchpräsentation gestern in Moskau
Eduard Aleksandrowitsch (wie
die Russen den Baron nennen)
entstammt aus zwei berühm
ten Familien des russischen
Adels (väterlicherseits die
Falz-Fein, und mütterlicher
seits die d'Epanchine). Unter
seinen Vorfahren waren meh
rere Persönlichkeiten, die die
Geschichte Russlands geprägt
hatten.
Sein Haus in Liechtenstein ist
eine Sehenswürdigkeit, meint
der Fürst Nikita Lobanov-Ro-
stovskij, der das Vorwort des
Buches schrieb. Den Baron von
Falz-Fein bezeichnet er als die
lebendige Verkörperung der
weltlichen Gesellschaft der
zweiten Hälfte des 20. Jahr
hunderts. Das Buch wurde von
der Moskauer Journalistin Na-
deschda Dalilewitsch geschrie
ben (in russischer Sprache). Die
Buchpräsentation fand gestern
Donnerstag im Historischen
Museum auf dem Roten Platz
in Moskau statt. .
Der Baron Eduard von Falz-
Fein, geb. 1912, feiert auch
gleichzeitig seinen B8. Geburts
tag. Er gehört zu den altein
gesessenen, eingebürgerten
Liechtensteinern, die der neuen
Heimat viel Nutzen gebracht
haben. Er ist ein erfolgreicher
und immer noch aktiver Unter
nehmer (Quick Tourist Office).
Er ist aber auch vor allem ein
Vorreiter, der die Geschichte
und das Vereinsleben Liechten
steins geprägt hat. Sein Enga
gement für Liechtenstein am
Ende des 2. Weltkriegs ist
schon historisch dokumentiert.
Auch seine weiteren Aktivitä
ten dürften bekannt sein. So
hat er unter anderem, den Rad
sport eingeführt, den Liechten-
stein-Tourismus gegründet, den
Spitzensport entwickelt, und im
Ausland ein positives Erschei
nungsbild Liechtensteins pro
pagiert, welches auch jetzt
noch seine Gültigkeit hat. Eini
ges von dem, was heute zur
liechtensteinischen Identität
gehört, verdanken wir eigent
lich ihm. Herzlichen Glück
wunsch!
Die Kraft der Musik
Kurs ab dem 19. September
An 4 Kursabenden wird die
psychische und physische
«Schwingungs-Konstitution»
der Kursteilnehmer unter die
Lupe genommen. Gezielt ein
gesetzte Frequenzen im Beta-
und Deltabereich und speziell
ausgewählte Musik helfen,
vorbeugend oder bei bereits
eingetretenen körperlichen
und psychischen Störungen
oder Krankheiten, den indivi
duellen Vibrationskomplex
auszubalancieren bzw. zu
«korrigieren».
Die Stimme ist sozusagen ein
«genetischer Fingerabdruck»
des Menschen. In diesem Sinne
dient unter anderem eine Com-
püter-Stimmanalyse der Teil
nehmer als Auswertungsbasis.
Ziel des Kurses ist es, den Teil
nehmern ein Bild zu vermitteln,
wie Töne auf den Menschen
wirken. So wird jeder Kursteil
nehmer selbst in der Lage sein,
seine «Vibrations-Konstitution»
zu beobachten und anhand
verschiedener Hilfsmittel ge
zielt darauf reagieren zu kön
nen.
Daten: Di., 19.9./ Di., 26.9./
Di., 3.10./ Mo., 9.10.; Teilneh
merbeitrag: CHF. 150.-; Kurs
ort: Haus Stein-Egerta, Schaan;
Kursleitung: Marco Schädler,
Komponist, zertif. in «Bioacou-
sics». Anmeldung bis 15. Sep
tember an: FREIES INSTITUT
FÜR MUSIK Tel. 262 80 82,
Fax: 262 80 83, email: fim.in-
stitut@ms.lol.li (Auf 10 Teil
nehmer beschränkt. Anmel
dungen werden unter Berück
sichtigung des Anmeldedatums
angenommen.
Spannender Literaturherbst inj der Stein-Egerta
SCHAAN: Literatur der Nach
kriegszeit, heisst es an vier
Abenden ab dem 26. Septem
ber, an denen Biografie und
Werk von vier Schriftstellern,
zwei schweizerischen und
zwei deutschen, näher be
leuchtet werden soll (jeweils,
20.15 Uhr Haus Stein-Egerta,
Schaan).
Die Ruinen der Nachkriegszeit
bilden räumliche und geistige
Kulisse für eine Realität, in der
sich zwei Grundstimmungen
kontrastieren. Angesichts des
Unfassbaren wenden sich man
che Autoren in existenzieller
Selbstbesinnung der Tradition
der Innerlichkeit zu. Der iso
lierte Einzelne ist das zentrale
Thema einer von der Existenz
philosophie geprägten Litera
tur, die die Bewahrung einer
streng unpolitischen Innerlich
keit anstrebt, denn alle über
persönlichen Werte klangen
ideologieverdächtig.
Andere, vor allem jüngere
Autoren; fordern einen «Kahl
schlag» und formen mit ihrer
sachlichen und skeptischen
Sprache die «Trümmerlitera
tur». Bei dieser Bezeichnung
befürchtet man fast die uns be
reits ferne «Schuld-und-Süh-
ne»-Thematik der Nachkriegs
zeit, jedoch haben die neuen
Autoren viel mehr zu bieten
als erwartete Heimkehrer-Be
kenntnisse. In der kalten ver
walteten Welt begegnen wir
den unsichtbaren Helden von
Heinrich Böll - den kleinen
Leuten, die um ihren Freiraum
und ihre Würde kämpfen. Ihr
trotziger Mut im Kampf gegen
Erstarrung, Desinteresse und
Bürokratie fesselt den Leser
rächt zuletzt dank der humoris
tischen Spräche Bölls, die
auch den Helden als mensch
lich fehlbar darstellt. Und
GrUnther Grass spiegelt das
Grosse im Kleinen: die Welt
geschichte in der Küche, die
Erwachsenen in Kindergestal-
t<n, der Faschismus in der
Kleinhändlerfamilie, und dies
ajles mit einer Fülle am Gro
tesken, Kritischen, Kuriosen,
Kulinarischen und Sexuellen.
Ejle Schweizer Friedrich Dür
renmatt und Max Frisch
zählen zu den wichtigsten Au
toren der Nachkriegszeit auf
dem Gebiet des Dramas. Sie
schaffen in ihren Dramen
Zerrbilder der Wirklichkeit, in
denen die wahre Optik der
Realität erst richtig sichtbar
wird. Vier sehr unterschiedli
che Zeitgenossen - der Litera
turherbst wird spannend wer
den. Die Referentin, Mag. Ar-
lenka Klas, hat in Zagreb Ger
manistik und Hispanistik stu
diert. Veranstaltet von der Er
wachsenenbildung Stein-
Egerta. Mit Voranmeldung.
Telefon 232 48 22. (Eing.)
NACHRICHTEN
Ausdrucksmalen
TR1ESEN: Am Samstag, den
30. September um 9.00 Uhr
beginnt im Atelier für Freies
Malen der Kurs 122 unter
der Leitung von Adele
Schädler. An diesem Tag
werden die wichtigsten Din
ge die Farbe, der Pinsel und
das Papier sein. Sie haben
die Gelegenheit einzutau
chen in Ihre innere Welt
und erfahren, wie es ist zu
malen, ohne die Bilder zu
werten. Oft ist es überra
schend, was alles in uns
steckt - lassen Sie sich
überraschen I Bei diesem
Malprozess werden Sie pro
fessionell begleitet. Anmel
dung und Auskunft bei der
Erwachsenenbildung Stein-
Egerta in Schaan, Telefon
232 48 22. (Eing.)
«Augenblicke»
VADUZ: Die Evangelische
Kirche lädt alle Interessier
ten herzlich ein zur Vernis
sage der Ausstellung «Au
genblicke» - Fotografien
von Sven Beham am Sonn
tag, den 17. September
2000 um 11 Uhr im «Treff
punkt» bei der Evangeli
schen Kirche in Vaduz
Ebenholz. Die Vernissage
wird musikalisch umrahmt
vom Quartett eccol der Mu
sikschule, es spricht Günter
Fritz, Chefredaktor des
Liechtensteiner Vaterlandes.
Sven Beham arbeitet als
freier Pressefotograf.
Während seiner alltäglichen
Arbeit sieht er die Welt mit
dem Auge der Kamera; die
Fotos entstehen in schneller
Folge, der nächste Termin
ist bereits im Kopf, in weni
gen Augenblicken muss er
das Spezifische eines Ereig
nisses oder eines Menschen
erfassen. Zeitungsbilder
sind «Eintagsfliegen», sind
ephemere Erscheinungen;
sie entstehen, sind am
nächsten Tag in der Presse
zu sehen und verschwinden
wieder. Früher hat Sven Be
ham noch viele Fotos «ne
benher», am Rande eines
Ereignisses gemacht; heute
geht er bereits ökonomi
scher vor. Mit den Jahren
bildete sich dennoch ein
umfangreiches Archiv
ebenso vieler bedeutsamer
wie trivialer Aufnahmen.
Nun hat er aus Hunderten
von Negativen zusammen
mit seiner Frau eine Aus
wahl getroffen, um sie in
einen neuen Zusammen
hang zu stellen. Es sind
«Augenblicke» aus dem Le
ben, die beliebig aneinan
der gereiht auf schmalen
Stoffbahnen abgebildet
werden, «Situationen, die
das Leben schrieb». (Eing.)
Wlndow-Color
MAUREN: Fensterbilder,
Mobiles, Umgestaltung von
Fliesen, Vorratsdosen be
schriften, Velohelme verzie
ren und vieles mehr ist mit
den Windowcolors einfach
zu realisieren. Windowcolor
ist eine ablösbare Glasmal
farbe, mit der ohne grossen
Aufwand wunderschöne,
vielseitig verwendbare De
korationen erstellt werden
können. Der Kurs 200 unter
der Leitung von Cornelia
Freuler beginnt am Diens
tag, 26. September 2000,'
19.00 Uhr in der Primar
schule in Mauren. Anmel
dung: Tel.232 48 22. (Eing.)
!
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