40 Donnerstag, 14. September 2000
LETZTE SEITE
Liechtensteiner VOLKSBLATT
NACHRICHTEN
Prügelstrafe
abgeschafft
BANGKOK: Das thailändi
sche Erziehungsministerium
schafft zum 1. November
die Prügelstrafe an Schulen
ab. Damit enden 28 Jahre
körperlicher Züchtigung an
. den Schulen des König
reichs. Die Rute könne nicht
das Problem mangelnder
Disziplin lösen, erklärte Er
ziehungsminister Somsak
Prissanananthakul.
•
Explosion In
Jakarta
JAKARTA: Bei einer schwe
ren Explosion im Gebäude
der indonesischen Aktien
börse sind gestern mindes
tens 23 Menschen verletzt
worden. Erste Meldungen,
wonach auch ein Angestell
ter getötet wurde, erwiesen
sich als falsch. Allerdings
Waren Stunden nach der
Explosion noch mehrere
Menschen in einer unter
irdischen Parkgarage einge
schlossen. Die Bemühungen
um ihre Rettung wurden
von dichten Rauchwolken
behindert.
Einen Tag langer
Im All
HOUSTON: Die Astronauten
der US-Raumfähre Atlantis
sollen die Internationale
Raumstation (ISS) für die
erste ständige Besatzung ei
nen Tag länger wohnlich
einrichten. Nach diesem Be-
schluss der Bodenkontrolle
in Houston (Texas) werden
die fünf Amerikaner und
zwei Russen erst am Sonn
tagabend wieder ablegen
und am Mittwoch nächste
Woche von dem Raumflug
zurückkehren.
Nach elf Jahren
hingerichtet
POTOSI: Elf Jahre nach dem
tödlichen Ausgang eines
Glücksspiels ist der inzwi
schen 41-jährige Mörder im
US-Staat Missouri hinge
richtet worden. George Har
ris wurde am Mittwochmor
gen im Gefängnis der Stadt
Potosi mit einer giftigen In
jektion getötet. In seinem
Prozess machte er geltend,
dass er sich nur verteidigt
habe. Harris erschoss einen
anderen Mann, derzwei im
Spiel gewonnene Maschi
nengewehre für ihn aufbe
wahren sollte. Die Hinrich
tung war die vierte dieses
Jahres in Missouri. Unter
dessen appellierte Papst
Johannes Paul II. an die
Justizbehörden in Virginia,
die für heute Donnerstag
geplante Hinrichtung von
Derek Barnabei zu stoppen.
Barnabei beteuert bis heute
seine Unschuld.
Auch Marc Wallert wieder zu Hause
Der 27-jährige Deutsche wurde fünf Monate von moslemischen Rebellen gefangen gehalten
HANNOVER: Das Gei
seldrama der Familie
Wallert hat am Dienstag
abend ein glückliches En
de genommen. 143 Tage
nach der Verschleppung
in Stid-Ost-Asien kehrte
auch Sohn Marc wohlbe
halten nach Deutschland
zurück.
Der 27-Jährige landete am
Dienstagabend um 19.10 Uhr
aus Libyen kommend mit einer
Bundeswehrmaschine auf dem
Flughafen Hannover-Langen
hagen. Dort erwarteten ihn sei
ne Eltern Renate und Werner
Wallert sowie der niedersächsi
sche Ministerpräsident Sigmar
Gabriel. Begleitet wurde Marc
Wallert von seinem Bruder Dirk
sowie vom Staatsminister im
Auswärtigen Amt, Ludger Vol
mer, die ihn in Tripolis abge
holt hatten.
Der 27-Jährige erklärte nach
seiner Landung: «Ich brauche
wohl nicht zu betonen, dass ich
über-, übelglücklich bin, wie
der zu Hause, wieder in
Deutschland zu sein.» Er dank
te der Bundesregierung, die alle
Mittel ausgeschöpft habe, «um
Marc Wallert verbrachte filnf Monate in Geiselhaft. Dementsprechend gross war das Interesse der Me
dien, als er gestern wohlbehalten nach Hause zurückkehrte.
unsere Leben zu retten». Vater
Werner zeigte sich ebenfalls
überglücklich. Jetzt sei die Fa
milie nach fünf Monaten end
lich wieder vollständig: «Das ist
ein wunderschönes Gefühl.»
Auf dem Rollfeld stand bereits
ein Kleinbus der niedersächsi
schen Polizei bereit, der die
Wallerts noch am Abend ins
heimatliche Göttingen bringen
sollte. Werner Wallert hatte zu
vor im AP-Gespräch angekün
digt, die Familie wolle in einer
Fernsehshow über ihre Geisel-
haft auf den Philippinen be
richten.
Vor der Heimkehr Feier
in Libyen
Marc Wallert war bis zum
vergangenen Samstag 140 Tage
lang von der moslemischen Re
bellengruppe Abu Sayyaf auf
der philippinischen Insel Jolo
festgehalten worden. Nach sei
ner Freilassung zusammen mit
zwei Finnen und einem Fran
zosen wurde er dann am Mon
tag nach Libyen ausgeflogen,
wo den bisherigen Geiseln am
Dienstag ein offizieller Emp
fang bereitet wurde. An dieser
Feier nahm auch Staatsminister
Volmer teil.
Jubiläums-Besteigung
abgebrochen
¥/ ?• S'
'i:
Madonna sauer
auf Fans
HAMBURG: Fans gehen in die
Konzerte, sehen die Filme, kau
fen die Videos und Platten
und liefern den Medien Publi
kumsspektakel - aber privat sähe
das Popidol Madonna die An
hängerschaft lieber auf Distanz.
«Die Fans werden immer ag
gressiver», klagte die Sängerin
in einem am Mittwoch verbrei
teten Interview der Zeitschrift
«Anika». «Sie lassen mich nicht
in Ruhe - sie klingeln an mei
ner Tür, sie bestellen Pizzas, sie
belästigen meine Tochter, sie
stellen sich vor mein Auto, dass
wir nicht aus der Einfahrt kom
men, sie machen einem das Le
ben unmöglich.»
Einer der schlimmsten Fans
habe ihr «praktisch die ganze
Zeit nachgestellt», sagte die 42-
jährige Mutter von zwei Kin
dern. Ihrem Freund Guy Rit-
chie, der diesen Mann «nicht
geschlagen, sondern getreten»
habe, sei sie «fiir seine Ritter
lichkeit sehr dankbar». Auch in
ihrer neuen Wahlheimat Lon
don fühlt sich die 42-Jährige,
deren Vermögen auf 1 Mia.
Franken geschätzt wird, nicht
richtig wohl.
Fälscher der Hitler-Tagebücher
Konrad Kujau gestorben
Die Bergßhrer Ueli Tischhauser, Pierrino Giuliani und Werner Eberhard, von links, mussten gestern
nach aufziehendem Schlechtwetter ihre Jubiläums-Besteigung zum 150. Jahrestag der Erstbesteigung
des 4049 Meter hohen Piz Bernina im Oberengadin, im Hintergrund, abbrechen. Vor ISO Jahren ge
lang den Bündnern.Johann Coaz und seinen Begleitern Johann und Lorenz Ragut Tschamer die Erst
besteigung des Piz Bemina, mit 4049 Meter der einzige Bändner Viertausender und damit höchster
Berg der Ostalpen.
Zustand der getrennten
Kinder in Ohio stabil
LONDON: Der Rechtsstreit um
die Trennung eines siamesi
schen Zwillingspaares in
Grossbritannien gestaltet sich
komplizierter als zunächst an
genommen.
Die Richter teilten am Mittwoch
in London mit, es gebe kein Prä-
zedenzurteil, an dem sie sich
orientieren könnten. Lordrichter
Alan Ward sagte, das Gericht
habe zwar Kontakt zu Kollegen
in Australien, Südafrika und
Kanada aufgenommen, aber
keinen vergleichbaren Fall ge
funden.
In dem Verfahren muss
ein Berufungsgericht entschei
den, ob es gegen den Willen
der. Eltem zu einer Opera
tion kommt, nach der das
schwächere der beiden
Mädchen voraussichtlich ster
ben wird, das stärkere aber ein
normales Leben fuhren könnte.
Werden die im August gebore
nen Babys nicht getrennt, führt
dies nach Ansicht der Ärzte in
nerhalb der kommenden sechs
Monate zum Tod beider Kinder.
Ein Gericht hatte in erster In
stanz angeordnet, die am Unter
leib zusammengewachsenen
Kinder voneinander zu trennen.
Dagegen legten die katHoH-
sehen Eltern Berufung ein.'Sie
erklärten, sie könnten sich nicht
damit abfinden, eines der Kin
der zu opfern, um dem anderen
das Überleben zu ermöglichen.
Der Zustand der beiden sia
mesischen Zwillinge, die am
Dienstag im US-Staat Ohio von
einander getrennt wurden, war
am Mittwoch nach Auskunft der
^rzte zufriedenstellend. Die
dreieinhalb Monate alten
Mädchen aus Liberia waren am
Unteren Rücken zusammenge
wachsen.
«Die-Babys hatten einen für
die Trennung günstigen Körper
bau», sagte Donna Cainano, die
Chefchirurgin der Kinderklinik
in Columbus. Mary, die zurzeit
4,5 Kilogramm wiegt, und
ihre 3,2 Kilogramm schwere
Schwester Decontee, brauchen
nach Ansicht der Ärzte zwei' bis
drei Monate, um sich von der
mehr als zehnstündigen Opera
tion zu erholen.
STUTTGART: Der als Fälscher
der Hitler-Tagebücher be
kannt gewordene Maler Kon
rad Kujau ist im Alter von 62
Jahren gestorben.
Kujau erlag am Dienstagabend
im Stuttgarter Marlenhospital
einem Magenkrebsleiden. Ku
jau war im Juni im Marien
hospital operiert worden und
hatte danach mehr als 28 Ki
logramm abgenommen. Eine
nach der. Operation vorgeT
nommene Chemotherapie war
jedoch ohne Erfolg geblieben.
Der Maler und Galerist war
bereits vor 15 Jahren an Kehl
kopfkrebs erkrankt gewesen,
hatte die Krahkheit damals je
doch besiegt Kujau hatte im
FrUhjahr 1983 weltweit. für
.Schlagzeilen gesorgt, weil er
zusammen' mit dem Reporter
Gerd Heidemann der Hambur
ger Illustrierten «Stern» für
mehr als 9,3 Millionen Marie
60 Tagebücher verkauft hatte,
die angeblich von'Adolf Hitler
stammten; 1