Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Extra 
Samstag, 29. Januar 2000 25 
Umwelt 
■ Luchs Tier des Jahres 2000 ■ Aus 
stellung über Nagetiere ■ Kanton 
kauft Moorgebiet ■ Tierpark feiert 
Nachrichten 
Kanton Thurgau kauft 
Flachmoor 
FRAUENFELD: Der Kanton Thurgau kauft 
das Flachmoor rund um den Bichelsee. Der Re 
gierungsrat hat, so hiess es am Donnerstag, dem 
Kauf von sieben Aren Riet und 23 Aren Wiese 
zum Preis von 13 600 Franken zugestimmt. Da 
mit soll eine ungeschmälerte Erhaltung des 
Flachmoores erreicht werden. Der Bundesrat 
hat das Flachmoor rund um den Bichelsee als 
Biotop von nationaler Bedeutung ausgewiesen. 
Tierpark Goldau feiert 
75-JahpJubiläum 
GOLDAU: Der Natur- und Tierpark Goldau 
wurde vom Sturm Lothar arg gebeutelt. Der 
Gesamtschaden beläuft sich auf rund 2,4 Millio 
nen Franken. TYotzdem will der «Zoo der Zent 
ralschweiz» in diesem Jahr das 75-jährige Beste 
hen feiern. An Gebäuden und Gehegen wird 
der Schaden, den der Sturm vom 26. Dezember 
anrichtete, auf 1,4 Millionen Franken geschätzt, 
wie Tierpark-Direktor Felix Weber an einer 
Medienkonferenz am Mittwoch bekannt gab. 
Dieses Jahr führt der Tierpark Goldau ßr Schul 
klassen ein Spezialprogramm zu den einheimi 
schen Beutegreifern Bär, Luchs, Bartgeier (Bild) 
und Wolf durch. (Archivbild) 
Die Kosten für die Aufforstung des zu 80 Pro 
zent zerstörten Waldes dürften sich auf rund ei 
ne Million Franken belaufen. TVotz des Rück 
schlages durch Lothar will man sich in Goldau 
die 75-Jahr-Feier des Tierparks nicht nehmen 
lassen. Das Hauptfest findet vom 18. bis 20. Au 
gust statt. Zudem sind verschiedene weitere Ak 
tivitäten geplant. Unter anderem wurden 300 
Gemeinden aus den umliegenden Gebieten ein 
geladen, Schulklassen in die Tierpark-Schule zu 
entsenden. Sie können dort einen Tag lang an ei 
nem Spezialprogramm zu den einheimischen 
Beutegreifern (Bär, Luchs, Bartgeier, Wolf) teil 
nehmen. Bis jetzt haben sich rund 100 Schul 
klassen angemeldet. 
WWF warnt vor 
Artensterben 
Braunbär, Mönchsrobbe, Schweinswal und ibe 
rischer Luchs gehören nach Einschätzung der 
Umweltorganisation World Wide Fund for Na 
tura (WWF) zu den zehn besonders stark be 
drohten Tier- und Pflanzenarten in Europa. Der 
WWF kritisierte in diesem Zusammenhang am 
Donnerstag die schleppende Realisierung des 
Projekts «Natura 2000» der EU. Das Programm 
zielt darauf ab, europaweit ein zusammenhän 
gendes Netz von ökologischen Schutzregionen 
entstehen zu lassen. Die lange Liste der am 
stärksten gefährdeten Arten unterstreicht nach 
Ansicht des WFF die Dringlichkeit, die Lebens 
räume dieser Tiere und Pflanzen unter beson 
deren Schutz zu stellen. In ihren Lebensräumen 
bedroht seien auch die unechte Karettschild- 
kröte, die Flussmuschel, der atlantische Lachs, 
der Skabiosen-Scheckenfalter, der Wachtelkö 
nig (Vogel) und die Calypso-Orchidee. Mit noch 
600 Tieren in Spanien und 50 in Portugal gilt der 
iberische Luchs als weltweit am stärksten be 
drohte Raubkatze. Allein zwischen 1960 und 
1990 sei der Bestand um 80 Prozent zurückge 
gangen. Bei den Mönchsrobben leben nach op 
timistischen Schätzungen noch höchstens 500 
im Mittelmeer und vor der Küste Mauretaniens. 
Zwar gibt es nach WWF-Angaben noch knapp 
50 000 Braunbären in Europa. Doch sei etwa 
der Bestand in Frankreich seit dem Ersten Welt 
krieg von 300 auf noch 15 im Jahr 1982 ge 
schrumpft. 
Luchs Tier des Jahres 2000 
Kampagne soll Verständnis für das Grossraubtier wecken 
Die Naturschutzorganisation 
Pro Natura erklärte den Luchs 
zum Tier des Jahres 2000. Im 
Mittelpunkt der Kampagne 
steht der Luchs «Tito», der sich 
letztes Jahr durch Flucht ins 
Bemer Oberland vor seinen 
Häschern in Sicherheit brach 
te. Per Internet soll nun seine 
Fährte weiter verfolgt werden 
können. Zudem durchquert ab 
März ein Ausstellungs-Zug die 
Schweiz. 
Luchse sollen wieder im ganzen Al 
penraum eine Heimat finden, um 
schrieb Rico Kesser von Pro Natura 
an einer Pressekonferenz diese Wo 
che in Bern das Ziel der Auf- 
klärungskampagne. Nur so könne ge 
währleistet werden, dass die ge 
schützte Raubkatze langfristig in ge 
sunden Beständen überlebe. Pro Na 
tura setze in der Kampagne auf sach 
liche und spannende Information 
über den Luchs. Wer ihn kenne, wer 
de nötigen Umsiedlungen befürwor 
ten und sich glücklich schätzen, dass 
in der Schweiz ein derart faszinieren 
des Raubtier lebe, erklärte Kessler. 
Schönfärberei werde nicht betrieben, 
der Einfluss der Luchse auf Jagdwild- 
bestände und Nutztiere werde sach 
lich und ernsthaft aufgegriffen. 
Im Zentrum der Kampagne steht 
Luchs «Tito», der 1999 vom Buwal- 
Chef Philippe Roch zum «Schaf 
spezialist» erklärt und zum Ab- 
schuss freigegeben wurde. «Tito» 
lebt zur Zeit im Berner Oberland. 
Auf Internet kann nun wöchentlich 
unter «www.pronatura.ch» der ak 
tuelle Standort von «Tito» nachge 
schaut werden. Geboten wird zu 
dem ein Ausschnitt aus dem Leben 
des jungen, mit einem Sendehals 
band markierten Luchsmännchens. 
Das Tier wird dazu regelmässig von 
Mitgliedern der «Koordinierten 
Forschungsprojekte zur Erhaltung 
und zum Management der Raub 
tiere in der Schweiz» (Kora) ange 
peilt. Digital aufgenommene Bil 
der sollen Lebensraum, Beute, 
Spuren und ab und zu auch «Tito» 

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Der Luchs wurde von der Naturschutzorganisation Pro Natura zum Tier des Jahres 2000 erklärt. (Archivbild) 
zeigen. Ein bevorzugtes Gebiet von 
Tito ist das Kandertal. Letztmals 
wurde er am letzten Sonntag zwi 
schen Frutigen und Kiental ange 
peilt. Tito schlafe trocken und 
windstill unter den von «Lothar» 
gefällten . Bäumen, berichtete der 
peilende l'Luchsforscher Fridolin 
Zimm£rinjjmii:?Die Luchse ruhten 
nun bevorzugt in den Windwurf 
flächen. 
Ab dem 10. März ist Pro Natura 
zudem mit einem Ausstellungs- 
«Raub-Zug» vor allem in Regionen 
unterwegs, wo schon Luchse leben 
oder bald angesiedelt werden sol 
len. Station gemacht wird auf 15 
Bahnhöfen im Alpenraum. Schul 
klassen und Familien können in vier 
ausgedienten Postwaggons aktuell 
und spielerisch Luchs, Bär und Wolf 
kennenlernen. Die Kampagne 
«Luchs - ich sage JA» wird gemäss 
Pro Natura unter anderem vom Ka 
barettisten Victor Giacobbo, der 
Triathletin Natascha Badman, der 
Freiburger Professorin Astrid Epi- 
ney, Nationalrat Remo Galli 
(CVP/BE) sowie von den Fern 
sehmoderatoren Kurt Aeschbacher 
und Charles Clerc unterstützt. 
Nicht beteiligt an der Kampagne 
ist der Bund, der im Lauf der kom 
menden Monate sein überarbeite 
tes Luchskonzept aufgrund der aus 
gewerteten Vernehmlassungen der 
Kantone vorstellen will. 
Der Luchs Tito wurde mit einem Sendehalsband versehen. Seine Abenteuer 
können seit dieser Woche im Internet mitverfolgt werden. (Bild: Keystone) 
Die Mausefalle - von Mäusen und Menschen 
Die Vorarlberger Naturschau zeigt noch bis zum 6. Februar 2000 eine Sonderausstellung 
Wer kennt sie nicht, die kleinen Na 
ger, die uns Menschen so viele Un 
annehmlichkeiten bereiten können! 
Auch wenn sie aus den Labors (lei 
der) nicht mehr wegzudenken sind 
und sich auch als Haustiere zuneh 
mender Beliebtheit erfreuen - in 
der Vorratskammer, aber auch 
draussen auf dem Feld sind Mäuse 
keinesfalls gerne gesehen. Ratten 
(und deren Flöhe) spielen als 
Krankheitsüberträger eine nicht zu 
unterschätzende Rolle. Und so sinnt 
der Mensch auf immer neue Metho 
den, den ihm lästigen Mäusen und 
Ratten den Garaus zu machen: Zer 
quetschen, erdrosseln, vergasen, 
ertränken, erschiessen, vergiften, 
lebend fangen und danach töten. 
In der Ausstellung sehen Sie Mäuse- 
und Rattenfallen aus zwei Jahrhun 
derten. Sie dokumentieren Erfinder 
geist, Ideenreichtum und handwerk 
liches Geschick: Klotzfallen sollten 
die Mäuse zerquetschen. Ein schwe 
res Stück Holz, vielleicht beschwert 
mit Steinen, wurde so aufgestellt, 
dass es auf die Maus fällt, sobald sich 
diese am Köder gütlich tun will. Gal 
genfallen bestehen aus einer Draht 
schlinge, die mit einem Faden nach 
unten gespannt wird. Die Maus muss 
diesen durchnagen, um zum Köder 
gelangen zu können. Dabei wird sie 
von der nach oben schnellenden 
Die Vorarlberger Naturschau zeigt noch bis zum 6. 
Sonderausstellung zum Thema Nagetiere. 
Februar 2000 eine 
(Bild: bak) 
Schlinge erdrosselt. Die Jagd nach 
den Nagern war lange Zeit ein eige 
ner Beruf. Im Jahr 1623 wurden in 
der Stadt Solothurn 19 995 Mäuse 
schwänze abgeliefert. 4 Pfennige pro 
Schwanz erhielten die Fänger als 
Lohn. Einer der letzten erfolgrei 
chen Schweizer Feldmauser wird in 
einer Bilderfolge vorgestellt. 
Lebende Tiere, wie sie in Zoo 
fachhandlungen als Haustiere ange 
boten werden, vervollständigen die 
Ausstellung, die vom Naturmu 
seums Ölten gestaltet und dankens 
werter Weise zur Verfügung gestellt 
wurde. Führungen durch die Aus 
stellung werden für Schulklassen 
kostenlos angeboten. Anmeldung 
unter Tel. 0043/5572 - 23235 (oder 
per E-mail an rochus.schertler@ 
dornbirn.at). 
Am Donnerstag, den 3. Februar 
um 19 Uhr gibt es in der Vorarlber 
ger Naturschau eine öffentliche 
Führung durch die Sonderausstel 
lung «Die Mausefalle - Von Mäusen 
und Menschen» mit Dipl.natw.ETH 
Rochus Schertier, es gelten die 
üblichen Eintrittspreise (ohne 
Führungsbeitrag!).
	        

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