Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

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Liechtensteiner VOLKSBLATT LANDTAG Donnerstag, 14. September 2000 5 
Rentenvorbezug: Es bleibt bei den 
Kürzungssätzen der Regierung 
Frühpensionierung wird erleichtert - Diskussion um Finanzierung und Rentenkürzung 
Frohe Kunde auch für alle 
Arbeitnehmerinnen und 
Arbeitnehmer: Mit Beginn 
des nächsten Jahres wird 
der Vorbezug der AHV- 
Rente bereits ab 60 Jahren 
möglich. Im Landtag um 
stritten blieben bis zuletzt 
das Finanzierungsmodell 
und die Rentenkürzungs 
sätze. Trotz interessanter 
Gegenanträge aus den 
Reihen der Opposition be 
hielten gestern aber doch 
die Vorschläge der Regie 
rung mit knapper Mehr 
heit die Oberhand. 
Manfred öhri 
Auch wenn Regierungschef- 
Stellvertreter Michael Ritter ges 
tern despektierlich von «politi 
scher Trittbrettfahrerei» sprach: 
Den Stein richtig ins Rollen 
brachte der FBPL-Abgeordnete 
Klaus Wanger. Bereits zu Be- 
Vorbezug der 
Altersrente 
Der FBPL-Abgeordnete Klaus Wanger (rechts) setzte sich beim Rentenvorbezug fiir attraktivere Kür 
zungssätze ein. Links Johannes Matt. (Bild: bak) 
■ die Rentji 
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bezogen^ 
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: Rentenalter^! 
Altttsjahr| 
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ginn der diesjährigen Sessions 
periode forderte er in seiner 
Ansprache als Alterspräsident 
erneut und unmissverständlich 
attraktivere Frühpensionie- 
rungsmöglichkeiten und brach 
te diesbezüglich auch konkrete 
Vorstellungen ein. 
Rentenvorbezug ab 60 
Die inzwischen von der Re 
gierung eingebrachte und ges 
tern vom Landtag schliesslich 
einhellig verabschiedete Vorla 
ge lehnt sich eng an die dama 
ligen Anregungen an. Danach 
wird ab nächstem Jahr ein Vor 
bezug der Altersrente bereits ab 
60 Jahren möglich sein. Die 
Kürzungssätze liegen aber zwi 
schen 3 und 5 Prozent pro Vor- 
bezugsjahr (siehe auch Kasten). 
Wer die AHV-Rente ab dem 60. 
Lebensjahr vorbeziehen will, 
muss eine bleibende Rentenkür 
zung von 16,5 Prozent in Kauf 
nehmen. Anstelle einer ganzen 
Rente kann neu in Zukunft 
auch eine halbe Rente vorbezo- 4 
gen werden, um eine gleitende^ 
Pensionierung zu ermöglichend*! 
FBPL-Fraktionssprecher Marco 
Ospelt stellte diesbezüglich al 
lerdings klar, dass - zumindest 
statistisch gesehen - Bezüger 
von Ganzrenten besser gestellt 
seien als Halbrenten-Bezüger. 
Mit der entsprechenden Geset 
zesbestimmung führe man da 
her nur «totes Recht» ein. 
Kürzungssätze bleiben 
Bereits in der Juni-Sitzung 
sorgten die vorgeschlagenen 
Kürzungssätze für Diskussions 
stoff. Gestern brachten der , 
FBPL-Abgeordnete Klaus Wan 
ger und Adolf Ritter von der 
Freien Liste emeut zwei kon 
krete Anträge für eine grosszü 
gigere Ausgestaltung der Kür 
zungssätze ein, die allerdings 
-nicm die nötige Stimmenmehr 
heit erhielten, weil sich die VU- 
Fraktion geschlossen hinter ih 
re Regierung stellte. Der Antrag 
von. Klaus Wanger lehnte sich 
an die ursprüngliche Vernehm- 
lassungsvorlage an, die noch 
einen maximalen Kürzungssatz 
von* 15 Prozent (bei Vorbezug 
ab dem 60. Altersjahr) enthielt. 
Noch weiter ging der Vorschlag 
von Adolf Ritter, der einen ma 
ximalen Kürzungssatz von 14 
Prozent vorsah. • 
Demgegenüber bekräftigte 
Sozialminister Michael Ritter 
gestern neuerlich die Haltung 
der Regierung, die keine 
unnötigen Risiken eingehen 
wolle und davon ausgehe, dass 
mit ihrem Modell die Möglich 
keiten eines attraktiven Ren- 
tenvorbezugsmodells aus heu 
tiger Sicht ausgeschöpft seien. 
Weitergehende Anträge seien 
derzeit nicht zu verantworten. 
Wer trägt Mehrkosten? 
Die Regierung hielt zudem - 
dank knapper Zustimmung des 
Landtags letztlich auch erfolg 
reich - an ihrem Vorschlag fest, 
dass die Mehrkosten des Ren- 
tenvorbezugs je zu einem Drit 
tel vom Staat, den Arbeitge 
bern und den Arbeitnehmern 
(durch eine Anhebüng der 
AHV-Beitragssätze) getragen 
werden sollten. Eine mögliche 
Senkung der AHV-Beitragssät- 
ze auf die bisherige Höhe stün 
de dann wieder zur Diskussion, 
wenn an der bevorstehenden 
Abstimmung die leistungsab 
hängige Schwerverkehrsabgabe 
(LSVA) eingeführt würde, denn 
nach der Intention der Regie 
rung soll ein Grossteil der LS- 
VA-Einnahmen die Verbesse 
rung des Rentenvorbezugs mit 
finanzieren. Diese Verknüpfung 
mit dem Ausgang der LS VA- 
Abstimmung hielt Marco Os 
pelt fUr «absolut unzulässig». 
Auch sein Fraktionskollege Ru 
dolf Lampert wehrte sich gegen 
diese «Wahlpropaganda für die 
LSVA». Marco Ospelt plädierte 
daftir, dass der Staat für die ge 
samten Mehrkosten aufkom 
men solle, derweil Vizeregie 
rungschef Michael versicherte, 
dass die Drittelslösung auch 
von Arbeitgeber- und Arbeit 
nehmerseite mitgetragen wer 
de. Wenn das zutreffe, so der 
FBPL-Abgeordnete Alois Beck, 
dann müsste man im Oktober 
bei der aUfalligen Behandlung 
des LSVA-Gesetzes eigentlich 
nicht mehr über eine Senkung 
der AHV-Beitragssätze disku 
tieren. 
«Ausser Spesen nichts gewesen» 
Geschäftsbericht der LBA löste Diskussionen aus 
Einmal mehr musste sich Re 
gierungsrat Norbert Marxer 
der Kritik der Privatisierungs 
praxis stellen. Im Rahmen der 
Debatte um den Geschäftsbe 
richt und die Jahresrechnung 
der LBA war von einem Fehl 
entscheid - und massiven 
Mehrkosten die Rede. 
Janine Köpfli 
«Ausser Spesen nichts gewe 
sen!» So kritisierte Rudolf 
Lampert (FBPL) den Regie- 
rungsentschluss, das Postauto 
wesen in Liechtenstein zu pri 
vatisieren. Dieser Schritt habe 
keine grossen Vorteile mit sich 
gebracht. Im Gegenteil: «Die 
LBA verursacht massive Mehr 
kosten und die Ausschreibung 
hat nichts gebracht, ausser 
dass das Werkpersonal beunru 
higt wurde.» Rudolf Lampert 
versicherte in seinen Aus 
führungen, dass die Privatisie 
rung des Unternehmens ein 
Fehlentscheid gewesen sei. 
Nicht zur Diskussion stand 
hingegen die Arbelt der LBA, 
die als sehr gut und professlor 
nell beschrieben wurde. 
Der Geschäftsbericht , 1999 
zeigt, dass die Liechtenstein 
Bus Anstalt nichts dem Zufall 
überlässt. Mit laufenden und 
geplanten Projekten versucht 
das engagierte Team zukunfts 
orientiert zu handeln, um damit 
die ökonomischen und die öko 
logischen Umstrukturierungen 
zu meistern. «Da kommt einiges 
in Bewegung», erklärte Regie- 
Regierungsrat Norbert Marxer 
rechtfertigte den Einsatz von 
Erdgasbussen. 
rungsrat Norbert Marxer und 
führte weiter aus, dass Dank 
dem «Liechtenstein Takt» mehr 
Leute die öffentlichen Ver 
kehrsmittel nutzen würden. 
Dennoch seien weitere Mass 
nahmen nötig, um den Privat 
verkehr weiter auf den öffentli 
chen Verkehr überzuleiten. 
Sicherheitsfragen 
. Schon bald werden die liech 
tensteinischen Busse in der Far 
be Lime und zum Teil mit einer 
Gasflasche auf dem Dach durchs 
Land kreuzen. «Der Einsatz von 
Erdgas betriebenen Busseh 
stösst nicht überall auf Ver 
ständnis», gab Ingrid Hassler- 
Gerner (VU) zu bedenken. Viele 
Fragen in punkto Sicherheit sei 
en noch unbeantwortet. Regie* 
rungsrat Norbert Marxer versi 
cherte, dass es sich hier um kei 
ne neue Bustechnologie handle, 
und dass die Sicherheitserfor 
dernisse auch in Liechtenstein 
problemlos umsetzbar seien. 
Der Landtag stimmte dem 
Geschäftsbericht und der Jah 
resrechnung 1999 der Liech 
tensteinischen Bus Anstalt 
(LBA) einhellig zu. ; 
Überzeugende Ziele 
Lob für die Liechtensteinische Post AG 
Dem ausserordentlichen Ein 
satz der Mitarbeiter der Post 
AG ist es gutzuschreiben, dass 
die '' Privatisierung so glatt 
über die Bühne ging. Der 
Landtag hat den Geschäftsbe 
richt 1999 der Liechtensteini 
schen Post AG gestern zur 
Kenntnis genommen. 
Janine Köpfli 
Die Kunden haben fast gar 
nichts vom grossen Wechsel 
in der Liechtensteiner Postge 
schichte mitbekommen. Der 
seit 1920 bestehende Postver 
trag' mit der Schweiz wurde 
zwar aufgelöst, trotzdem blie 
ben die unzähligen Briefe und 
Pakete in Bewegung. Die 
Liechtensteinische Post AG 
setzte von Anfang an alles 
daran, ihre gesteckten Ziele 
mit grossem Arbeitseinsatz zu 
erreichen. Im Geschäftsbe 
richt 1999 überzeugt die Post 
AG als innovatives, flexibles 
und kundenfreundliches Un 
ternehmen, das auf eigenen 
Füssen steht. Eine grosse He 
rausforderung sei jedoch, die 
Eigenwirtschaftlichkeit zu er- 
V 
halten, wie Werner Ospelt 
(FBPL) betonte. Er hofft, dass 
die junge Post AG so bald wie 
möglich mit positiven Zahlen 
abschliessen kann. 
«Dies ist die einzige Privati 
sierung, die formal und orga 
nisatorisch funktioniert», 
meinte Marco. Ospelt (FBPL), 
wies die Regiemng aber trotz 
dem darauf hin, dass auch 
dieses Vorhaben schlecht vor 
bereitet und überstürzt durch 
geführt worden sei. «Nur der 
grosse Einsatz der Mitarbei 
tenden vermochte die Situa 
tion aufzufangen.» Entwick 
lung des Personals durch ge 
zielte Weiterbildung, Neuaus 
richtung der postalischen 
Dienstleistungen im Land, so 
wie Sicherstellung der inter 
nationalen Wettbewerbs 
fähigkeit - die Liechtensteini 
sche Post AG setzt auch in 
Zukunft vielversprechende 
Schwerpunkte und versucht 
damit am Ball zu bleiben. Ru 
dolf Lampert (FBPL) lobte 
ebenfalls die gute Arbeit der 
«Post AG-Crew» und sprach 
von einem professionellen 
Unternehmen. 
V • 
Splitter 
«Ich erinnere daran, 
dass auch andere 
Projekte, die heute 
laufen und laufen wie 
die legendären Käfer, 
ursprünglich als Anstoss- 
finanzierung bewilligt 
wurden.» 
Alois Beck, FBPL, bei der 
Diskussion um den Cipra- 
Beitrag. 
«Im Kulturbereich wird 
auch Entertainment 
finanziert». 
Paul Vogt, FL, zum gleichen 
Thema. 
«Herr Regierungsrat 
Marxer, ich hoffe zuver 
sichtlich, dass auch die 
jungen Wilden in der 
Regierung dazulernen 
können.» 
Marco Ospelt, FBPL 
«Ich finde, dass die 
Privatisierung der 
Post AG die einzige 
Privatisierung ist, 
welche die Regierung 
durchgeführt hat, die 
auch funktioniert. Sie 
funktioniert aber nur 
dank dem Einsatz der 
Mitarbeitenden.» 
Marco Ospelt, FBPL zum 
Geschäftsbericht der Post 
AG 
«Ich erspare mir die 
Gratulation, weil ich nicht 
weiss, ob es ein Posten ist, 
für den man gratulieren 
kann.» 
Landtagspräsident Peter 
Wolff zur Wahl von 
Helmut Konrad in die 
Polizei-PUK. 
«Ich stelle keinen 
Antrag, weil ich dem 
Gesetz sowieso nicht 
zustimme». 
Rudolf Lampert (FBPL) in 
der Debatte zu den Wohn 
beihilfen. 
Hi Tango-Freunde 
Das war ja eine Überra 
schung, dass so viele von 
Euch am Tango-Stand an der 
Lihga bei mir vorbeigekom 
men sind. Und da habt Ihr ja 
sicherlich mitbekommen, was 
Tango für ein tolles, neues 
Angebot vorgestellt hat Es 
nennt sich Roam-In und be 
deutet, dass Ihr für Gesprä 
che) die Ihr im Ausland 
(Schweiz, Deutschland, Öster 
reich) ausserhalb des Ibngo- 
Netzes empfangt, bei . Tango 
im Gegensatz zu den ande 
ren Telefongesellschaften 
nicht mehr mitzuzählen habt. 
Und das für nur CHF 10.- 
monatlich. Wenn mich also 
in Zukunft meine Freundin 
aus Liechtenstein anruft und 
ich gerade meine Freundin in 
Lindau besuche, kostet mich 
das nichts mehr. Wer also 61- 
ter^ mal: Im Ausland untei^ 
wegs'ist, profitiert sofort. Ei^ 
kundigt Bich doch im Tan 
go-Shop In Schaan oder Im. 
Tango-Corner in Eschen. , i ' 
Ihr seht, Tango macht en- 
fach mehr Spass. ; \ 
Euer Alex 

	        

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