Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

6 Donnerstag, 7. September 2000 
INLAND 
Liechtensteiner VOLKSBLATT 
«Den Partner Schweiz unterstützen» 
Stellungnahme des Präsidiums der Bürgerpartei zur LSVA 
Das Präsidium der Bürger 
partei beschäftigte sich in 
seiner Sitzung am 4. Sep 
tember mit mit dem LSVA- 
Referendum. Nach intensi 
ven Diskussionen sprach 
sich das Präsidium mit kla 
rer Mehrheit für den 
Gleichschritt mit dem Part 
ner Schweiz aus. Für die 
Verwendung der Mittel aus 
der LSVA will die Bürger 
partei jedoch Korrekturen 
vorschlagen. 
«Wir leben im gleichen Wirt- 
schaftsraum mit der Schweiz», 
betonte Bürgerpartei-Vizepräsi- 
dent Markus Büchel während der 
Beratungen im Präsidium. «Ge 
nau aus diesem Grund ist es 
wichtig, im Gleichschritt mit un 
serem Partner die LSVA zu über 
nehmen*. Markus Büchel stellte 
klar, dass ein Nein auf Liechten 
stein zurückschlagen werde. «Bei 
einem Nein ist Liechtenstein nur 
der Zahler». Der Entscheid der 
Das Präsidium der Bürgerpartei beschäftigte sich mit dem LSVA-Referendum. Markus Büchel (links) 
und Alexander Ospelt propagieren den Gleichschritt mit dem Wirtschaftpartner Schweiz. 
Schweiz, die leistungsabhängige 
Schwerverkehrsabgabe einzu 
führen, sei deutlich nachvollzieh 
bar. «Die LSVA als Lenkungsabga 
be macht für die Schweiz durch 
aus Sinn», stellte Alexander Os 
pelt fest Für Liechtenstein selbst 
ist die LSVA insoweit sinnvoll, 
weil Leerfahrten besser verhindert 
werden können. Ein Ja zur LSVA 
Liechtensteins setze gleichzeitig 
auch verkehrspolitische Signale 
in Richtung Österreich. 
Kritisiert wurde hingegen die 
Regierung, welche im Verlauf ih 
rer Verhandlungen mit der 
Schweiz Fehler machte. Die 
Wirtschaftsverbände in Liech 
tenstein wurden im Vorfeld der 
Verhandlungen übergangen, die 
wesentlichen Meinungen dieser 
Vertreter konnten nicht, oder viel 
zu spät, in die Verhandlungen 
eingebracht werden. «Die Regie 
rung hat in dieser Angelegenheit 
über die Köpfe der Bevölkerung 
hinweg politisiert», stellte Partei 
präsident Ernst Walch fest «Aus 
diesem Grund haben wir auch 
grosses Verständnis fiir den Un 
mut des Gewerbes, welches sich 
gegen die LSVA ausspricht». 
Wenig Verständnis erhielt die 
Regierung im Präsidium der 
Bürgerpartei fiir den Vorschlag, 
die Einnahmen aus der LSVA fiir 
die Alters- und Hinteriassenen- 
versicherung (AHV) zu verwen 
den. Der Grundsatz, dass die 
Einheit der Materie bei der Ver 
wendung von Gebühren verletzt 
wird, ist offensichtlich. «Die Bür 
gerpartei wird bei einem Ja zur 
LSVA Korrekturen vorschlagen», 
stellte Emst Walch fest «Wir 
werden die Gesetze für die Ver 
wendung der Mittel ändern, 
wenn wir bei den Wahlen den 
Auftrag erhalten werden. «Zur 
LSVA sagen wir also ja, aber...» 
Das Präsidium der Bürger 
partei schloss gleichzeitig nicht 
aus, schon vor den Landtags 
wahlen eine entsprechende Ge 
setzesinitiative einzureichen, um 
eine konsequente und bessere 
Mittelverwendung vorzuschla 
gen. 
Ist die Einführung der LSVA in Liechtenstein EU-verträglich? 
Stellungnahme des LSVA-Komitees 
Die Regierung und die Befür 
worter zur Einfuhrung der LS 
VA begründen ihre Zustim 
mung vielfach damit, dass wir 
unser gutes Verhältnis zur 
Schweiz nicht unnötig belasten 
sollten. Auch das Referendums 
komitee will keine unnötige 
Belastung mit der Schweiz und 
anerkennt auch die Bedeutung 
des gemeinsamen Wirtschafts 
raumes. Ebenso setzt sie sich 
aber auch dafür ein, dass das 
Verhältnis zur EU nicht 
unnötig belastet wird. Wir ha 
ben vor einigen Jahren unter 
Beibehaltung des Wirtschafts 
raumes zur Schweiz Ja zum 
EWR gesagt und gehören da 
mit beiden Wirtschaftsräumen 
mit allen damit verbundenen 
Rechten und Pflichten an. 
Während die Schweiz in den 
bilateralen Verträgen mit der 
EU die Einführung der LSVA 
geregelt hat, wobei die Ratifi 
zierung der einzelnen EU-Staa 
ten noch aussteht, hat Liech 
tenstein diesbezüglich noch 
keine Vereinbarungen getrof 
fen. Dies könnte sich nun mit 
der Einführung der LSVA in 
Liechtenstein fatal auswirken. 
Die EU-Wegekostenrichtlinie 
(99/62/EG) hält ausdrücklich 
fest, dass der Schwerverkehr aus 
EU-Mitgliedstaaten ausschliess 
lich auf Autobahnen bemautet 
werden darf. Weiters ist festzu 
halten, dass die LSVA-Gebühr in 
der Schweiz wesentlich höhere 
Tarife vorsieht als sie die, Wege 
kostenrichtlinie ...zulässt. Diese 
Fakten lassen befürchten, dass 
die EU eine Einführung der LS 
VA in Liechtenstein nicht gut- 
heissen würde und sicherlich 
entsprechende Massnahmen 
einleiten wird. Nur ungern erin 
nern wir daran, dass Italien vor 
Umfahrungstrasse ist mit 
dem Letzetunnel kombinierbar 
und bringt Mehrverkehr 
Forum: Stellungnahme der Arbeitsgruppe Verkehrsprobleme 
FL-Unterland 
Die liechtensteinische Regie 
rung erweckt mit ihrem «Er- 
satzstrassenkonzept» den Ein 
druck, als ob neue Strassen 
nur Vorteile bringen, als ob 
Umfahrungsstrassen schnell, 
einfach und fiir alle Zeiten 
unsere Verkehrsprobleme lö 
sen: wir also nicht mehr im 
Stau stehen, die Autos nicht 
mehr in unseren Dörfern fah 
ren und die Belastungen 
durch den motorisierten Ver 
kehr weniger werden. Zudem 
wird mit dem Wort «Ersatz 
strassen» suggeriert, dass die 
alten Strassen verschwinden, 
also durch neue ersetzt wer 
den. Beides ist nicht der Fall. 
Die Nachteile der Umfah- 
rungsstrasse sind beträchtlich: 
Im Ersatzstrassenkonzept der 
Regierung ist die aktuelle Ent 
wicklung der internationalen 
Verkehrsströme nicht einge 
rechnet. So fehlen u.a. die 
durch die Aufhebung der 28- 
Tonnen-Limite in der Schweiz 
prognostizierten Verlagerungen 
von Brenner und Gotthard ins 
Rheintal vollständig. Und 
auch die Auswirkungen des 
drohenden Letzetunnels, der 
nahtlos an die geplante Um- 
fahrungsstrasse im Unterland 
anschliesst, sind bei der Beur 
teilung nicht in Betracht ge 
zogen worden. Doch auch oh 
ne diese fehlenden Verkehrs 
zuwächse sind die Nachteile 
der Umfahrungsstrasse für das 
Unterland und Liechtenstein 
beträchtlich. 
Die Experten der Regierung 
kommen zum Schluss: 
• Letzetunnel: «Die Ersatz 
strasse ist mit einem allfälligen 
Letzetunnel ab Grenzübergang 
kombinierbar.» 
• Mehrverkehr: «Eine vollstän 
dige Verhinderung von Mehr 
verkehr infolge einer Umfah 
rungsstrasse ist nicht möglich.» 
• Bodenverbrauch: «Die ge 
prüfte Ersatzstrasse verbraucht 
von Grenze zu Grenze 72 000 
Quadratmeter Boden.» 
• Zerschneidung der Landschaft: 
«Die Ersatzstrasse zerschneidet 
das Riet im Raum Mauren- 
Eschen-Bendern und beeinträch 
tigt das Landschaftsbild des 
Liechtensteiner Unterlandes.» 
• Grundwasser: «Lokale Beein 
trächtigung des Grundwassers 
durch den Strassenbau ist mög 
lich.» 
• Lärmemissionen: «Die Ersatzr 
strasse führt dazu, dass die 
deutschen Grenzwerte für 
Wohngebiete sowohl tags wie 
auch nachts überschritten wer 
den.» 
• Ausweichverkehr: «Die Er 
satzstrasse produziert Aus 
weichverkehr über Schellen 
berg, Gamprin und Bendern.» 

zwei Jahren eine recht happige 
Gebühr (bis 900 Franken für ei 
nen LKW) für liechtensteinische 
Frachter eingehoben hat und die 
Regierung beinahe ein Jahr 
benötigte, um die Einhebung 
dieser ungerechtfertigten Ge 
bühr zu stoppen. Die zu Unrecht 
eingehobene Gebühr wurde bis 
heute noch nicht zurückerstattet 
Eine zusätzliche Belastung der 
■zu transportierenden Güter 
durch liechtensteinische Frach 
ter im EU-Raum würde unwei 
gerlich zu einem nicht hinnehm 
baren Wettbewerbsnachteil 
führen. Es gilt daher bei der Dis 
kussion zur Einführung der LS 
VA beide Wirtschaftsräume zu 
berücksichtigen. 
LSVA-Komitee 
Forum 
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