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Liechtensteiner VOLKSÖLATT
INLAND
Freitag, 1. September 2000 3
«Liechtenstein ist kein krimineller Staat»,
jedoch gab es auch «Fehlleistungen»
Sonderstaatsanwalt Spitzer: Neben Entlastung Liechtensteins von den Vorwürfen auch Kritik und Warnungen
Das Interesse der Medien
im Vaduzer Saal war ges
tern beinahe grenzenlos,
als Sonderstaatsanwalt
Kurt Spitzer zusammen mit
Regierungschef Mario Frick
seinen Abschlussbericht
präsentierte und die Been
digung seines Mandates in
Liechtenstein bekannt gab.
Kurt Spitzer fand für unser
Land nicht hur entlastende
Worte, sondern übte auch
Kritik und sprach Warnun
gen aus.
Peter Kindle
Sonderstaatsanwalt Kurt Spit
zer legte gestern Nachmittag im
Vaduzer Saal eine Kurzfassung
seines Abschlussberichtes vor.
In neun Punkten erteilte er
Liechtenstein einerseits Entlas
tung in Bezug auf die Vorwürfe
seitens des BND als auch be
züglich der anonymen Papiere,
welche seit geraumer Zeit in al
len Gesellschaftsschichten un
seres Landes kursieren.
«W. Z.k Kein seriöser
Mann
Mit einer Person, welche von
Kurt Spitzer lediglich mit «W.
Z.» bezeichnet wurde, konnte
auch der Verfasser der anony
men Papiere entlarvt und ding
fest gemacht werden. «W. Z.» ist
ein in Köln wohnhafter deut
scher Staatsangehöriger. Laut
Sonderstaatsanwalt Kurt Spit
zer handelt es sich beim betref
fenden Mann um eine «wenig
seriöse Person», die zuletzt mit
REKLAME
Staatsanwaltschaft schon
längerer Zeit bekannt.
seit
Journalisten aus dem In- und Ausland versammelten sich im Foyer des Vaduzer Saals, um die Ausßhrungen des scheidenden Sonder
staatsanwaltes Kurt Spitzer zu verfolgen, Der »Spitzer-Bericht» weckte grosses Interesse. (Bilder: bak)
Urteil des Landgerichtes Düs
seldorf wegen Anlagebetrug
und versuchter Erpressung zu
einer Freiheitsstrafe von fünf
Jahren verurteilt worden ist.
Der Mann habe sich bereits auf
das eingeleitete Verfahren ge
gen ihn eingelassen. Zum In
halt des Verfahrens wollte der
scheidende Sonderstaatsanwalt
aber keine Auskünfte erteilen.
Anonyme Papiere ohne
Substanz
Die "anonymen Papiere, wel
che seit geraumer Zeit in Liech
tenstein, aber auch in ausländi
schen Staaten kursieren, seien
im Wesentlichen substanzlos
und ohne jegliche Aktualität.
Datiert aus den Jahren 1997
und 1998 liege die Aktualität
der Papiere etwa im Jahre 1994,
so der Sonderstaatsanwalt.
Kurt Spitzer zu den Papieren:
«Insoweit in diesen Berichten
konkrete Verdachtsmomente
gegen namentiich genannte
Personen geäussert wurden,
wurden von mir mehrere poli
zeiliche oder gerichtliche Er
mittlungen eingeleitet.. Die Er
gebnisse decken sich in keiner
Weise mit den Angaben des
anonymen Schreibers». Sa
konnte Sonderstaatsanwalf
Kurt Spitzer mit dem ehemali
gen Regierungschef Hans
Brunhart und dem Ex-Polizei
chef Werner Marxer namhafte
Persönlichkeiten entlasten, de
ren Ruf durch die anonymen
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Dr. Kurt Spitzer entlastete unser Land, konnte jedoch keinen Per-
silschein ausstellen.
Papiere zu Unrecht in Mitlei
denschaft gezogen wurde.
Die anonymen Papiere seien
gespickt mit Verwechslungen -
Ähnlichkeiten bei Namen und
Firmen wurden ungeachtet von
Wahrheitsgehalt in falschem
Zusammenhang verwendet. So
wurde beispielweise die Firma
«Recona AG, welche aus Ver
mögenswerten der italienischen
Mafia ein norditalienisches
Kraftwerk finanziert haben soll,
vom Verfasser in die Firma «Re-
coma AG» umgetauft, welche
ihren Sitz iri Liechtenstein hat.
Papiere wurden dem Fürs
ten nicht vorenthalten
Der Vorwurf des Landesfürs-
ten, die Regierung habe ihm die
anonymen Papiere verheimlicht
oder vorenthalten, wurde von
Sonderstaatsanwalt Kurt Spit
zer entkräftet. Spitzer machte
aber der Regierung den Vor
wurf, «das Schreiben nicht ernst
genommen» zu haben. Des Wei
teren äusserte Sonderstaatsan-
wält Spitzer die Kritik an die
Adresse der Regierung, ledig
lich Ermittlungen gegen den
damals noch unbekannten Ver-
jfakser der Papiere wegen
1 falscher Verdächtigungen ein
geleitet zu haben.
B^JD-Dossier nicht glaub
würdig
'Unzweifelhaft stütze sich das
Dossier des Deutschen Bundes
nachrichtendienstes BND vom
8.' April 1999 in weiten Teilen
auf die wenig seriöse Quelle «W.
Z.», welcher vor seiner Inhaftie
rung auch als Informationsbüro
in Düsseldorf seine Aktivitäten
betrieben habe. «Insoweit daher
der Bundesnachrichtendienst
daraus die These einer Zusam
menarbeit zwischen Banken,
Politikern, Polizei und Justiz
zur Förderung der Geldwäsche,
einer sogenannten Geldwä
sche-Community, ableitet, hat
er daher nicht den geringsten
Anspruch auf Glaubwürdig
keit», so Kurt Spitzer wörtlich.
Die im BND-Dossier aufgelis
teten Unterstellungen entspre
chen «mit Ausnahme eines ge
nannten Treuhänders DDr. H.
B.» nicht der Wahrheit.
Voruntersuchungen gegen
den erwähnten Treuhänder sei
en im Gang. Weiterhin gelte
aber die Unschuldsvermutung.
Es werde sich weisen, ob ein
Verfahren eingeleitet werden
müsse, betonte Kurt Spitzer.
Die Aktivitäten von Peter G.
Frommelt, welcher seit gerau
mer Zeit eine mehijährige
Haftstrafe verbüsst, sowie die
Verdachtsmomente gegen Eu
gen Heeb, welcher sich den ad
ligen Namen Eugen von Hoffen
zulegte, als auch die Aktivitä
ten von Rudolf Ritter seien der
Kleiner Wahrheitsgehalt
Kurt Spitzer merkte an, dass
die vom BND kritisierten Verzö
gerungen bei der Gewährung
von Rechtshilfe durchaus be
rechtigt seien. Insofern konnte
der Sonderstaatsanwalt unse
rem Land auch nicht den ge
wünschten «Persilschein» aus
stellen. Es sei in der Tat ein Fak
tum, dass es «nicht nur seitens
der Justiz, sondern auch seitens
des Rechtsdienstes zu unvertret
baren Verzögerungen» gekom
men sei, «die nicht nur in der
Schwerfälligkeit des Rechtshil
feverfahrens ihre Ursachen fin
den. Angesichts der verzögerten
Bearbeitung von Rechtshilfeer
suchen, gepaart mit einer
Rechtsprechung, die den Ge
heimnisschutz der Treuhänder
in den Vordergrund stellt, wun
dert es nicht, wenn ausländi
sche Justizbehörden ihren Un
mut zum Ausdruck bringen...».
Auch bezüglich der Aufnah
me Liechtensteins auf die
FATF-Liste fand der scheidende
Sonderstaatsanwalt klare Wor
te: Die mangelnde Kooperation
sei sehr ernst zu nehmen.
Regierungschef Mario Frick
betonte vor den Medienschaf
fenden, dass es der Wille der
Regierung sei, Fehlleistungen
und Fehlern der Vergangenheit
entgegenzutreten. Durch Geset
zesanpassungen «wird es gelin
gen, den Finanzplatz Liechten
stein qualitativ auf Top-Niveau
zu halten und weiter voran zu
bringen».
Staatsanwalt Robert Wallner
zeigte bei dieser Gelegenheit
die eingeleiteten Umstrukturie
rungen der Staatsanwaltschaft
auf. Ausser ihm werden vier
weitere Staatsanwälte Wirt-
schaftsstrafsachen bearbeiten.
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Regierungschef Mario Frick gab
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