6 Donnerstag, 31. August 2000
INLAND
Liechtensteiner VOLKSBLATT
Verkehr: AVFL für lokale Lösung:
Hausgemachte Probleme beseitigen!
Neu gebildetes Forum will Wege aus der Sackgasse der liechtensteinischen Verkehrspolitik aufzeigen
«Mobilität für Lebensqua
lität»» lautet das Credo des
neu formierten Forums
«Aktion Verkehrslösung
FL» (AVFL). Der Vorstand,
besetzt mit den Verkehrs
planem Günther Wohl-
wend und Hanno Konrad,
wollen auf der Basis einer
freien Meinungsbildung
«Wege aus der Sackgasse
der liechtensteinischen
Verkehrspolitik» aufzei
gen.
Peter Kindle
Die Diskussion um eine effekti
ve, zukunftsträchtige Verkehrs
lösung für Liechtenstein ent
brannte schon vor einiger Zeit.
Nach dem Rückzug Österreichs
von der sogenannten Dreilän
derstudie reagierte die Freie
Liste harsch und übte auch
scharfe Kritik an Günther
Wohlwend und Hanno Konrad.
Der neu formierte AVFL will die
Anschuldigungen an die Adres
se ihres Präsidenten und Vize
präsidenten nicht auf sich ru
hen lassen. Die Aktionsgruppe
rief an der gestrigen Medien
orientierung alle, die sich an
der Verkehrsdiskussion beteili
gen auf, offene Gespräche zu
führen und vergiftende Pole
mik in Zukunft beiseite zu las
sen. «Die Angriffe der Freien
Liste gingen unter die Gürtel
linie», betonte AVFL-Präsident
Günther Wohlwend. «Unser
Ziel ist, faire und ehrliche In
formationen weiterzugeben.
Wollen mit der Aktion Verkehrslösung FL Akzente in der Verkehrspolitik setzen: (V.l.n.r.) Josef Beck, Alex Estermann, Hanno Konrad,
Erwin Riseh und Günther Wohlwend.
Hausgemachte Probleme
beseitigen
Hanno Konrad, welcher Lö
sungsansätze für eine nachhal
tige Verkehrspolitik präsentier-
Günther Wohlwend engagiert sich als Präsident des AVFL
Die Diskussionen sollen spedi
tiv, konstruktiv und sachlich
ablaufen».
Wegweiser für zwei Jahre
Die AVFL gab an der gestrigen
Medienorientierung bekannt,
dass sie sich nicht als Gruppie
rung verstehe, welche über
mehrere Jahre hinweg aktiv sein
wolle. Die Zielsetzung ist klar
definiert: «In zwei Jahren muss
mit dem liechtensteinischen
Verkehr etwas geschehen sein»,
so Günther Wohlwend.
te, stellte fest, dass es wichtig
sei, die hausgemachten Proble
me zu beseitigen. «80 Prozent
unseres Verkehrs sind hausge
macht: darum brauchen wir ei
ne lokale Lösung. Lediglich 20
Prozent des in unserem Land
anfallenden Verkehrs kommt
vom Ausland».
Verkehrsplaner Hanno Kon
rad gestand aber ein, dass bei
einem allfälligen Bau des Let
zetunnels dieser ausländische
Wert «vielleicht überproportio
nal steigen könnte». Dieser Um
stand würde dann aber eine
überregionale Lösung des Ver-
kehrsprobiemes unausweichbar
machen.
Zu Österreichs Ausstieg aus
der Verkehrsstudie und den
möglichen Konsequenzen, wel
che daraus resultieren können,
wollte die AVFL keine definitive
Stellungnahme abgeben: «Wir
kennen die Gründe fiir den Aus
stieg nicht. Aus diesem Grund
wollen wir dazu auch keine
Stellungnahme abgeben. Der
Entscheid für den Ausstieg liegt
alleine bei Österreich», so
Günther Wohlwend. Die geplan
te Verkehrsstudie, welche in der
Vergangenheit von Liechten
stein, der Schweiz und Öster
reich gemeinsam angestrebt
wurde, sei ein «zweischneidiges
Schwert». Die Studie biete aber
dennoch interessante Anhalts
punkte über die internationale
Verkehrsabwicklung.
Grosses Interesse an einer
grenzüberschreitenden Zusam
menarbeit in Verkehrsfragen
konnte man bei der Gruppie
rung kaum erkennen. Man habe
mit ausländischen Exponenten
bis anhin noch keine Gespräche
geführt. «Wir müssen sicher mit
unseren Nachbarn reden. Die
AVFL ist offen für jeden Dialog*.
In einem Diskussionsabend
wird sicher einmal die Möglich
keit gegeben sein, dass sich je
der anständig einbringen
kann», betonte Präsident
Günther Wohlwend.
Wirtschaft steht hinter
AVFL
Die Devise «Mobilität für Le
bensqualität» beinhaltet für die
AVFL verschiedene Anschau
ungsmöglichkeiten. Josef Beck,
Vertreter der Liechtensteini
schen Industrie- und Handels
kammer und Vorstandsmitglied
der AVFL, betonte, dass der Ver
ein sich nicht zur Aufgabe ma
che, als sogenannte Strassen-
planer zu agieren. Das Ziel des
AVFL bestehe darin, einen grös
seren Teil der bis anhin schwei
genden Gesellschaft zu vertre
ten. Gleichzeitig darf der Verein
aber auch als Podium für die
Wirtschaft verstanden werden:
Neben Josef Beck als Vertreter
der Industrie nimmt mit Oliver
Gerstgrasser auch der Ge
schäftsführer der Gewerbe- und
Wirtschaftskammer im Vor
stand Einsitz. «Alle Sektionen
der GWK haben sich fiir eine
Mitwirkung in der AVFL ausge
sprochen», erklärte Oliver
Gerstgrasser. Für die Wirtschaft
sei es enorm wichtig, einen Ho
rizont fiir die Problemlösung zu
sehen. Durch den abgesteckten
Zeitrahmen von zwei Jahren,
Oliver Gerstgrasser, Gilbert Beck,
(Bilder: pk)
welcher sich die AVFL gesetzt
hat, sei dieser Horizont in greif
barer Nähe.
Die Mobilität bekommen aber
nicht nur die Bedeutung eines
Wirtschaftsfaktors, sondern tra
ge auch - bei einer ganzheitli
chen Betrachtung - zu verbes
serter Lebensqualität bei.
Mit Polemik löst man keine Verkehrsprobleme
Forum: Die «Aktion Verkehrs
lösung Fürstentum Liechten
stein» (AVFL) zur Veröffentli
chung der Freien Liste
Wie vor kurzem verlautete, hat
Österreich seinen Ausstieg aus
einer geplanten Dreiländer-
Studie über die Verkehrsent
wicklung im Rheintal bekannt
gegeben. Die «Aktion Ver
kehrslösung Fürstentum Liech
tenstein» (AVFL) hat von der
diesbezüglichen Entscheidung
der österreichischen Regierung
aus den Medien Kenntnis er
halten. Sie wird sich um Kon
taktaufnahme mit den zustän
digen Entscheidungsträgern
bemühen, um die konkreten
Gründe für diesen Schritt in
Erfahrung zu bringen. Erst
iwenn sie im Besitz einer
schriftlichen Antwort ist, wird
die AVFL aus ihrer Sicht dazu
Stellung nehmen.
Unabhängig davon sieht sich
die AVFL jedoch veranlasst, auf
einen Beitrag der «Freien Liste»
einzugehen, dem in der Diens
tagausgabe (29. August) der bei
den Liechtensteiner Tageszei
tungen Raum gegeben wurde.
Die Freie Liste unterstellt da
rin, dass der Vorarlberger Statt
halter Hubert Gorbach Fakten
verdrehe, Halbwahrheiten ver
kaufe, die Dinge zu zurechtbie
ge «wie es ihm gerade passt».
«Gorbach hat mit seinen Auf
tritten den Stil und die Glaub
würdigkeit der StrassenbefÜr-
worter vorgegeben: Um Stras
sen zu bauen, ist jedes Mittel
recht». Und der Feldkircher Bür
germeister habe sich in diese
Politik «längst eingereiht».
Des Weiteren werden in dem
zitierten Beitrag der Freien Liste
der Präsident der AVFL,
Günther Wohlwend und AVFL-
Vizepräsident Hanno Konrad
als «Gesinnungsgenossen» Hu
bert Gorbachs bezeichnet: «Man
tauscht in vertrauter Runde Er
fahrungen aus und bastelt an
gemeinsamen Strassenprojek-
ten.» Als direkter Anschluss an
den Letzetunnel werde eine
«Umfahrungsstrasse von Grenze
zu Grenze quer durchs Unter
land» offeriert. Und die Regie
rung erkläre «die handgestrick
ten Ideen der Strassenbauer zur
offiziellen Verkehrspolitik».
Derartige Polemik vergiftet
nach Meinung der AVFL die At
mosphäre und verhindert offe
ne Gespräche.
Die «Aktion Verkehrslösung
Fürstentum Liechtenstein»
(AVFL) weist solche Unterstel
lungen mit allem Nachdruck
zurück. Sie hat zwar Verständnis
für die Kritik, die durch den
Rückzug Österreichs aus der
Dreiländerstudie wach gewor
den ist. Aber sie protestiert mit
Nachdruck gegen die Unterstel
lung, Günther Wohlwend und
DipL-Ing. ETH Hanno Konrad
seien «Gesinnungsgenossen» der
kritisierten Politik. Gleichzeitig
weist sie den Vorwurf «handge
strickter Ideen» zurück, der sich
offenbar auf eine zur öffentli
chen Diskussion gestellte Ent
lastungsstrasse der Unterländer
Gemeinden zwischen der Lan
desgrenze in Tisis und dem An
schluss an die N13 bezieht.
Hoffnung auf unvorein
genommene Diskussionen
Die AVFL bedauert, dass die
Freie Liste in polemischer und ir
reführender Art gegen Personen
und Institutionen diesseits und
jenseits der Grenze vom Leder
zieht. Sie fürchtet, dass damit
keine Verkehrsprobleme in
Liechtenstein - weder im Unter
land noch im Obedand - Lösun
gen zugeführt werden, die fiir al
le gangbar sind. Gleichzeitig gibt
die AVFL der Hoffnung Aus
druck, dass auch die Freie Liste
wieder unvoreingenommen als
Diskussionspartner für künftige
Verkehrslösungen an den Tisch
zurückkehrt und die Meinung
der AVFL teilt, dass sich Mobi
lität und Lebensqualität keines
wegs ausschliessen, sondern
durchaus ergänzen können.
Aktion Verkehrslösung
Fürstentum Liechtenstein
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