Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

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Liechtensteiner Volksblatt 
AUSLAND 
Montag, 28. August 2000 19 
Nachrichten 
EU-Weise offenbar für 
Sanktionsaufhebung 
HAMBURG: Der so genannte Weisenrat zur 
Begutachtung der innenpolitischen Lage in 
Österreich will nach Informationen der «Welt 
am Sonntag» eine Aufhebung der Sanktionen 
der EU-Staaten gegen das Land empfehlen. 
Daran gebe es mittlerweile «keinen Zweifel» 
mehr, berichtete die Zeitung unter Berufung 
auf «gut informierte Brüsseler Kreise». Dem 
Bericht zufolge will der Rat seine Entscheidung 
am kommenden Freitag treffen. Eine weitere 
Reise der drei Weisen - der deutsche Völker 
rechtler Jochen Frowein, der frühere finnische 
Präsident Martti Ahtisaari und der ehemalige 
spanische Aussenminister Marcelino Oreja - 
nach Österreich sei nicht geplant. Der frühere 
FPÖ-Chef und Kärntner Landeshauptmann 
Jörg Haider werde von ihnen nicht mehr gehört, 
Stattdessen kämen die Weisen bei ihrem nächs 
ten Treffen am Dienstag mit der FPÖ-Vorsit- 
zenden und Vizekanzlerin Susanne Riess-Pas- 
ser zusammen. 
Zwölf Jahre Haft für 
Hänggi und Glovanoli 
GUATEMALA: Die beiden Schweizer Nicolas 
Hänggi (links) und Silvio Giovanoli (rechts) 
sind von einem Gericht in Guatemala wegen 
Drogenhandels zu hohen Haftstrafen verurteilt 
worden. Ihr Fall beschäftigt die Justiz schon seit 
Uber drei Jahren. Die Schweiz will sich weiter 
hin um ihr Schicksal kümmern. Das Gericht in 
der Hafenstadt Puerto Barrios musste den Fall 
der beiden im April 1997 verhafteten Schweizer 
nach langem Hin und Her neu aufrollen. Es fäll 
te in dem am vergangenen Freitag eröffneten 
Urteil einen Schuldspruch und verurteilte den 
25-jährigen Hänggi und den 33-jährigen Giova 
noli zu je zwölf Jahren Haft und einer Busse von 
umgerechnet je gut 10 000 Franken. Ihnen wird 
Beteiligung an einem Kokainschmuggel im 
Wert von 100 Millionen Dollar nach Europa 
vorgeworfen. Acht Jahre Haft erhielt ein frühe 
rer Polizeichef der Stadt Antigua. 
Atomsicherheit: Briten 
wollen Russland helfen 
LONDON: Nach dem Untergang des russi 
schen Atom-U-Boots «Kursk» hat Grossbritan 
nien finanzielle Hilfe an Russland für den Um 
gang mit Atommaterial zugesagt. Die britische 
Regierung teilte am Sonntag mit, sie steile Russ 
land 80 Mio. Pfund (rund 200 Mio. Fr.) zur Ver 
fügung. Aussenminister.Robin Cook erklärte, 
nukleare Gefahren machten nicht vor interna 
tionalen Grenzen halt. Die Staaten der ehema 
ligen Sowjetunion stünden vor grossen atoma 
ren Problemen, die alle gefährden könnten. 
Nach Angaben des Gouverneurs der Region 
Kursk, Alexander Ruzkoi, ist der russische Prä 
sident Wladimir Putin im Zusammenhang mit 
dem Unglück von der eigenen Militärführung 
«belogen und ausgetrickst» worden. Verteidi 
gungsminister Igor Sergejew und Flottenchef 
Wladimir Kurojedow hätten Putin nicht richtig 
informiert, sagte Ruzkoi in der «Welt am Sonn 
tag». Sie hätten Putin darüber in Kenntnis set 
zen müssen, dass keine ausreichenden Ret 
tungsmittel vorhanden seien. 
Israelische Soldaten 
bei Schiesserei getötet 
WESTJORDANLAND: Bei Gefechten wäh 
rend einer Razzia im Westjordanland sind in der 
Nacht zum Sonntag drei israelische Soldaten 
ums Leben gekommen; ein vierter wurde ver 
letzt. Möglicherweise seien sie versehentlich 
von den eigenen Leuten erschossen worden, 
räumte der israelische Ministerpräsident Barak 
am Sonntag ein. Die israelische Armee fahnde- - 
te im Dorf Assira Aschmalijeh, einer Hochburg 
der islamischen Hamas-Bewegung, nach einem 
der meistgesuchten Hamas-Führer, Machmud 
Abu Hanud. Dem bei der Schiesserei verwun 
deten Abu Hanud gelang die Flucht, er begab 
sich aber kurze Zeit später in einem Kranken 
haus in Nablus in Gewahrsam der palästinensi 
schen Behörden. 
Fünf weitere Geiseln frei 
Libyen zahlte Lösegeld - Sieben ausländische Geiseln bleiben gefangen 
JOLO: Im philippinischen 
Geiseldrama sind am Sonntag 
der Deutsche Werner Wallert 
und die vier weiblichen auslän 
dischen Gefangenen von den 
Moslem-Extremisten auf Jolo 
freigelassen worden. Sieben 
weitere westliche Geiseln, da 
runter Wallerts Sohn Marc, 
blieben weiter in der Gewalt 
der Entführer. 
Nach Angaben der philippini 
schen Unterhändler zahlte Libyen 
für jede Geisel ein Lösegeld von ei 
ner Million Dollär. Die Übergabe 
fand in gedrückter Atmosphäre am 
Rande eines philippinischen Mi 
litärstützpunkts auf Jolo statt. 
«Mein Sohn (Marc) ist immer noch 
da. Erwartet nicht, dass ich glücklich 
bin», sagte ein verbitterter, von vier 
Monaten Geiselhaft gezeichneter 
Werner Wallert. 
Heute nach Libyen 
Wie Unterhändler mitteilten, 
sollten die Freigelassenen die Nacht 
noch auf den Philippinen verbrin 
gen, weil möglicherweise noch eine 
südafrikanische Geisel freigelassen 
werden soll. Von der Stadt Cebu aus 
soll dann heute Montag eine Ma 
schine die ehemaligen Geiseln nach 
Libyen bringen, wo sie mit Revolu 
tionsführer Muammar el Gaddafi 
zusammentreffen sollen. Chefun 
terhändler Robert Aventajado sag 
te, es sei ein «globales Abkommen» 
mit den Entführern über die Frei- 
Freude und Schmerz unter den Freigelassenen:«Wir sind frei, aber es sind 
immer noch welche zurückgeblieben.» 
lassung der übrigen Geiseln inner 
halb eines bestimmten Zeitrahmens 
erzielt worden. Einzelheiten wollte 
er aber nicht nennen. 
Der Abschied zwischen Vater und 
Sohn Wallert war nach Angaben ei 
nes Unterhändlers dramatisch. Die 
beiden hätten geweint und sich lan 
ge umarmt. Jeder habe darauf be 
standen, dass der andere in die Frei 
heit gehen solle. Schliesslich führte 
der Unterhändler den Vater davon. 
Werner Wallerts Frau Renate war 
vor sechs Wochen freigelassen wor 
den. Die aus Libanon stammende 
Französin Marie Moarbes sagte mit 
Tränen in den Augen: «Wir sind frei, 
aber es sind immer noch welche 
zurückgeblieben.» Sonia Wendling 
rang tränenüberströmt um Worte, 
brachte aber keinen Ton heraus. 
Später sagte die Französin, sie wer 
de ihre viermonatige Gefangen 
schaft niemals vergessen. «Ich weiss 
nicht, wie ich diese Erfahrung be 
schreiben soll.» Mit Wallert, Moar 
bes und Wendling kamen die Fern 
sehjournalistin Marie Burgot und 
die Südafrikanerin Monique 
Strydom frei. 
Noch immer halten die Moslem- 
Extremisten sieben ausländische 
Geiseln fest - Marc Wallert, «inen 
Franzosen, zwei Finnen und einen 
Südafrikaner, die am 23. April von 
der malaysischen Ferieninsel Sipa- 
dan verschleppt wurden, sowie zwei 
französische Fernsehjournalisten. 
Dazu kommen noch zwölf christli 
che Prediger, die den Geiseln im 
Dschungelcamp geistlichen Bei 
stand geben wollten und wie das 
französische Fernsehteam dort ge 
fangen genommen wurden. 
10,5 Mio. Dollar Lösegeld 
Am Samstag hatten die Geisel 
nehmer der Entlassung von sogar 
sechs Geiseln zugestimmt, nachdem 
zwei festgenommene mutmassliche 
Mitglieder der Moslemgruppe frei 
gelassen wurden. Diese waren am 
Donnerstag verhaftet worden, als 
sie versuchten, in Zamboanga 
240 000 Dollar in philippinische Pe 
sos umzutauschen. Sie gaben zu, das 
Geld von der Abu Sayyaf erhalten 
zu haben. 
Nach Militärangaben hatten die 
Geiselnehmer bis Samstag mehr als 
fünfeinhalb Millionen Dollar für die 
Freilassung von neun Malaysiern 
und Renate Wallerts erhalten. Ins 
gesamt kassierten sie nach der Frei 
lassung am Sonntag zehneinhalb 
Millionen Dollar Lösegeld. Philip 
pinische Offiziere schätzen, dass die 
enormen Lösegeldsummen die 
Zahl der Abu-Sayyaf-Mitglieder in 
den südlichen Philippinen von 500 
auf 5000 ansteigen Hess. 
I 
IOC-Präsident: «Wir haben keine Angst» 
Bericht über vereitelten Anschlag auf Atomreaktor in Sydney sorgt für Aufregung 
SYDNEY: Trotz Berichten über ei 
nen geplanten Anschlag während 
der Olympischen Spiele in' Sydney 
sind die Veranstalter nicht um die 
Sicherheit der Teilnehmer und Be 
sucher besorgt. «Wir haben keine 
Angst», sagte der Vorsitzende des 
Internationalen Olympischen Ko 
mitees, Juan Antonio Samaranch, 
am Sonntag. 
Die Zeitung «New Zealand He 
rald» hatte am Samstag berichtet, 
die neuseeländische Polizei habe 
ein Attentat auf einen Atomreaktor 
in Sydney verhindert. Sie sei 
im März bei einer Razzia gegen 
einen mutmasslichen Menschen 
schmugglerring auf eine afghani 
sche Terroristengruppe gestossen. 
Verdächtige Dokumente 
Die Polizei bestätigte, dass bei der 
Razzia verdächtige Dokumente 
entdeckt wurden. Es gebe aber kei 
ne Hinweise, die auf einen Anschlag 
speziell während der Olympischen 
Spiele vom 15. September bis 1. Ok 
tober hindeuteten, sagte Polizeichef 
Militärhelikopter beim Kontrollflug über dem Olympia-Gelände. 
Bill Bishop., Die australischen Si 
cherheitsbehörden seien alarmiert 
worden. 
Die australische Regierung war 
bemüht, den Bericht herunterzu 
spielen. Nach ihrer Darstellung be 
steht keine ernstliche Gefahr für 
den kleinen Forschungsreaktor im 
Vorort Lucas Height. Eine Schlies 
sung sei glicht geplant, allerdings 
würden die Sicherheitsvorkehrun 
gen rund um den Reaktor für die 
Dauer der Olympischen Spiele er 
höht. Die Anlage, die lediglich für 
wissenschaftliche Zwecke genutzt 
wird, befindet sich rund 25 Kilome 
ter vom Olympiastadion entfernt. 
Generalstaatsanwalt Daryl Wil 
liams bekräftigte, alle massgebli 
chen Stellen würden eng zusam 
menarbeiten, um die Sicherheit der 
Australier und der ausländischen 
Besucher zu gewährleisten. Mehre 
re tausend Polizisten, Soldaten, An 
gestellte privater Sicherheitsdienste 
sowie Mitglieder nationaler und in 
ternationaler Geheimdienste sind 
während der Spiele im Einsatz. «Ich 
bin nicht beunruhigt, obwohl ich am 
Tag der Schlussfeier noch ruhiger 
sein werde», sagte Samaranch iin 
spanischen Fernsehen. 
Verbindungen zu bin Ladin 
Der «New Zealand Herald» be 
richtete, bei der Razzia in der neu 
seeländischen Stadt Auckland seien 
detaillierte Lagepläne der Atoman 
lage, Notizen über Sicherheitstakti 
ken der Polizei und Strassenkarten 
beschlagnahmt worden. Vermutlich 
habe die Gruppe Verbindungen zu 
dem saudiarabischen Geschäfts 
mann Osama bin Ladin, der von den 
USA als Drahtzieher des int. Tem> 
rismus gesucht wird. Nach Polizeian- 
gaben wurden insgesamt vier Perso 
nen wegen Menschenschmuggels 
und Passvergehen festgenommen. 
Schuldenabbau im Mittelpunkt 
US-Präsident Clinton will Demokratisierung in Nigeria unterstützen 
REKLAME 
IPmluu Pritldmt d<r Riflliflipjrtioidwwi 
d«r8»Mrataiitom.M«rai 
ABUJA: US-Präsident Bill Clinton 
hat Nigeria die Hilfe Washingtons 
im Demokratisierungsprozess und 
beim Schuldenabbau zugesagt. Prä 
sident Olusegun Obasanjo rief den 
Gast auf, zusätzliche Finanzmittel 
zum Schuldenabbau bereitszustel 
len. 
Nigeria solle «zum Motor des 
Wirtschaftswachstums und der Er 
neuerung» in Afrika werden, sagte 
Clinton am Wochenende zum Auf 
takt seines zweitägigen Besuches. 
Vor dem Parlament in der Haupt 
stadt Abuja lobte der US-Präsident 
die Bemühungen von Obasanjo, der 
vor 15 Monaten zum Präsidenten 
des bevölkerungsreichsten Staates 
Afrikas gewählt worden war. Nige 
ria dürfe nicht vor der Alternative 
stehen, zwischen Schuldendienst 
und wichtigen Investitionen etwa in 
die Bildung und dem Gesundheits 
wesen wählen zu müssen, sagte 
Clinton unier dem Applaus der Ab 
geordneten. Die USA würden sich 
bei den reichsten Industrienationen 
für eine Sclhuldenerleichterung ein 
setzen un<| auf grosszügige Rück- 
zahlungsmodalitäten der Auslands 
schulden dringen. Die gut 30 Mrd. 
Dollar, die! Nigeria zurückzahlen 
muss, seierjjvon früheren Regierun 
gen als Bünte auf den Schultern des 
Landes himerlassen worden, sagte 
Clinton. Genaue Hilfszusagen für 
den Af>batu dieses Betrages gab er 
jedoch nicht. Clinton wird von rund 
tausend US-Vertretern aus Politik 
und Wirtschaft begleitet, wekfce die 
Bedingungen für Investitionen prü 
fen wollen. Als sechstgrösster ölex- 
porteur der Welt braucht das Land 
für die Modernisierung und den 
Ausbau seiner Ölindustrie in den 
nächsten fünf Jahren Investitionen 
von 40 Mrd. Dollar. 
Zusammen mit seiner Tochter 
Chelsea besuchte Clinton am Sonn 
tag das Dorf Ushafa. Dort wurde er 
mit einem traditionellen Masken 
tanz begrüsst. Bei einer Rede vor 
mehreren Tausend Menschen ver 
sprach der US-Präsident Hilfe beim 
«Aufbau eines besseren Lebens in 
den Dörfern dieses Landes». 
IbFe'Ja-Stim 
nutzt den 
Bergkantonen 
Dm Menschen in den Bergkantonen 
nützen die Energleabgabm, «nN cto die 
saubere einheimische WttMriuaft vor 
den Fo4gen der Stromnurkt- 
liberallsierung schützen. 
Solar-Rappen 
3X JA für Umwelt, Gesundheit, 
Arbeitsplätze am 24. SepUmkar 
	        

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