Liechtensteiner Volksblatt
Inland
Donnerstag, 24. August 2000 3
«Liechtenstein unterscheidet sich kaum
von anderen Kleinstaaten»
Der Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, Lord Russell-Johnsten, weilte zu einem offiziellen Besuch in unserem Land
Hoher Besuch weilte gestern und
vorgestern in unserem Land. Lord
Russell-Johnsten, Präsident der
Parlamentarischen Versammlung
des Europarates, stattete Liechten
stein einen offiziellen Besuch ab.
Ziel des Besuches war das bessere
gegenseitige Kennenlernen, gerade
auch im Hinblick auf die nahe Zu
kunft Liechtenstein wird im Euro
parat für ein halbes Jahr turnus-
gemäss den Vorsitz übernehmen.
Besprochen wurden aber auch die
Verfassungsdiskussion und die
Probleme des Finanzplatzes.
Peter Kindle
Lord Russell-Johnsten hatte bei seinem
zweitägigen offiziellen Besuch in Liech
tenstein ein dicht gedrängtes Pro
gramm zu absolvieren. Begleitet von
Kabinettschef Erik Leijon stand einer
seits ein Höflichkeitsbesuch bei der Re
gierung auf dem Programm, anderer
seits wurde der gestrige Tag dazu ge
nutzt, Arbeitsgespräche mit Mitglie
dern der Aussenpolitischen Kommis
sion des Landtages, der liechtensteini
schen Parlamentarier-Delegation beim
Europarat und den beiden Fraktions
sprechern zu führen.
Zu einem Mittagessen auf Schloss
Vaduz wurde Lord Russell-Johnsten
von Fürst Hans-Adam II. und Fürstin
Marie von und zu Liechtenstein emp
fangen. Nach dem obligaten Presseter
min fand zudem die Besichtigung eines
Industriebetriebs und des Liechten
stein-Instituts in Bendern statt.
Beeindruckt von Liechtenstein
Obwohl Lord Russell-Johnsten wäh
rend der Pressekonferenz betonte, dass
sich Liechtenstein kaum von anderen
Kleinstaaten Europas unterscheide, ha
be er entdeckt, dass es in unserem Land
viele junge, talentierte Menschen gebe,
welche für eine nachhaltige Zukunft
wichtig seien.
Seinen Besuch in Liechtenstein habe
er dazu genutzt, um einen Gedanken
austausch vornehmen zu können, ganz
besonders aber, um die speziellen Prob
leme unseres Landes vor Ort kennen
zulernen. So wurden beim Staatsbesuch
auch Themen wie die Verfassungsfrage
und Geldwäscherei angesprochen. «Mit
dem Landesfürsten konnte ich leider
nicht bis ins Detail sprechen», betonte
Lord Russell-Johnsten. Bei einem
Interessanter Informationsaustausch zwischen Lord Russell-Johnsten (Mitte) sowie den Vertretern der Aussenpolitischen Kom
mission (v.l.n.r.) Otmar Hasler, Renate Wohlwend, Peter Wolff und Marco Ospelt. (Bild: bak)
Pressekonferenz nach dem Mittagessen: Lord Russell-Johnsten zusammen mit
Landtagspräsident Peter Wolff. (Bild: Ingrid)
nächsten Besuch aber werde sich aber
bestimmt die Gelegenheit bieten, wei
tere Gespräche zu führen.
Geldwäscherei: Kein Experte...
«Ich bin kein Experte in Sachen
Geldwäscherei», stellte Lord Russell-
Johnsten fest. «Für mich habe ich keine
spezielle Meinung zu diesem Thema.
Ich kann mir lediglich vorstellen, dass
die kritischen Diskussionen für ein klei
nes Land nicht sehr einfach sind». Es sei
für Liechtenstein <$>er auch in Zukunft
wichtig, alles Erdenkliche auf politi
scher Ebene zii unternehmen. Dieser
politische Wille sei durchaus erkennbar.
Unterstützung des Eufoparates
Landtagspräsident Dr. Peter Wolff
bemerkte an der Pressekonferenz, dass
der Besuch und die interessanten Ge
spräche mit Lord Russell-Johnsten sehr
positiv zu bewerten seien. «In Sachen
Geldwäscherei wird Liechtenstein von
Seiten des Europarates Unterstützung
bekommen, so weit dies möglich ist».
Es sei zudem eindrücklich gewesen,
Informationen aus erster Hand über die
Situation in Tschetschenien und aus an
deren Krisengebieten zu erhalten.
Bedeutende Position
Liechtensteins
Botschafter Dr. Josef Wolf, Ständiger
Vertreter Liechtensteins in Strassburg,
erläuterte die Vorteile Liechtensteins,
welche aus der Teilnahme am Europa
rat resultieren. «Die Aufnahme Liech
tensteins im Europarat im Jahre 1978
war sehr bedeutungsvoll. Mit dem Hin
tergedanken im Kopf, dass Liechten
stein im Jahre 1920 nicht als Mitglied in
den Völkerbund aufgenommen wurde,
fiel durch die Teilnahme am Europarat
eine grosse Hürde. Liechtenstein wurde
international salonfähig», so Botschaf
ter Dr. Josef Wolf. Der fortschreitende
europäische Integrationsprozess hätte
sich für Liechtenstein ohne die Mit
gliedschaft im Europarat sehr schwierig
gestaltet.
In den letzten Jahren habe sich dann
gezeigt, dass auf europäischer Ebene
auch nationale Fragen mit mehr Interes
se diskutiert würden. Aktuell für Liech
tenstein seien dies die Verfassungsfrage
als auch die Vorwürfe der FATF. Man
werde im Europarat zunehmends mit
nationalen Fragen konfrontiert.
Präsidentschaft Liechtensteins
Lord Russell-Johnsten spielt für
Liechtenstein auch eine ganz besonde
re Rolle, wenn es um die Präsident
schaft im Europarat geht: In einer Ab
handlung beschäftigt er sich mit der
Frage, inwieweit es Vorteile gebe, wenn
ein Kleinstaat einen derartigen Vorsitz
Ubernimmt.
REKLAME
LGT-Campo Rin Forum
Einladung der LGT Bank in Liechtenstein zum öffentlichen englischsprachigen Vortrag
«Höw you make conflicts negoziable»
von Prof. Roger Fisher,
*•
Professor of Law Emeritus, Harvard Law School, Director Harvard Negotiation
Project, Cambridge, Massachusetts, USA. Co-Autor von «Getting to YES»
(Das Harvard-Konzept).
Datum: Dienstag, 29. August 2000
Beginn: 18.30 Uhr mit anschliessendem Apero
Ort: Mehrzwecksaal «Campo Rin» der LGT Bank in Liechtenstein in Bendern
LGT Bank in Liechtenstein
A Member of Liechtenstein Global Trust