24 Dienstag, 22. August 2000
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Liechtensteiner Volksblatt
Nachrichten
Zugsunglück in Kenya
NAIROBI: Einen Tag nach dem schweren Zug
unglück in Kenia ist die Zahl der Todesopfer auf
25 gestiegen. Wie die Behörden am Montag in
Nairobi mitteilten, erlagen seit Sonntag neun
weitere Menschen im Krankenhaus ihren Ver
letzungen. In der Nacht zum Sonntag waren bei
einer Explosion mehrerer mit Gas beladener
Eisenbahnwaggonsim Bahnhof von Athi, 25 Ki
lometer südlich der Hauptstadt, 16 Menschen
ums Leben gekommen, 37 weitere wurden ver
letzt. Nach Angaben der Bahn hatten sich neun
Waggons, von denen sechs mit Flüssiggas bela
den waren, selbstständig gemacht, nachdem sie
von einem Güterzug abgekoppelt worden wa
ren. Die ausser Kontrolle geratenen Waggons
rollten zurück, entgleisten und explodierten da
nach.
Keine Anklage wegen
«ILOVEYOU»-Virus
MANILA: Die philippinischen Justizbehörden
haben am Montag die Klage gegen Onel de
Guzman fallen lassen. Der 24-Jährige soll im
Mai mit einem E-Mail-Virus Tausende von
Computern auf der ganzen Welt lahm gelegt ha
ben. Die E-Mails mit dem Betreff
«ILOVEYOU» hatten sich in kurzer Zeit im In
ternet ausgebreitet, elektronische Postsysteme
blockiert und Dateien zerstört. Der Virus befiel
die Computer des US- Verteidigungsministeri
ums ebenso wie die des britischen Parlaments
und grosser Unternehmen. Gegen diese Art von
Computerkriminalität gab es auf den Philippi
nen zu der Zeit aber noch keine Gesetze; sie
wurden erst im Juni verabschiedet. Die Ermitt
lungen gegen de Guzman basierten daher auf
einem Gesetz, das sich gegen den Missbrauch
von Passwörtern bei der Nutzung von Kredit
karten und bei Bank-Überweisungen richtete.
Die Vorwürfe seien aber fallen gelassen wor
den, sagte Generalstaatsanwalt Jovencito Zuno
vor Journalisten.
Aufruf zum Walfang-
Stopp
TOKIO: Vertreter von 15 Nationen, darunter
der Schweiz, haben Japan zum Stopp seines
«wissenschaftlichen» Walfangs aufgerufen. Ja
pan kündigte an, die Eingabe zu überprüfen.
Der irische Botschafter Declan O'Donovan ha
be im japanischen Aussenministerium einen
Vorstoss zum Stopp des Walfangs deponiert, be
richtete die Nachrichtenagentur Kyodo News
am Montag. Letzten Monat war eine Walfang
flotte in den Pazifik aufgebrochen, um 540
Minkwale (Zwergwale) sowie erstmals seit Jah
ren auch die gefährdeten Byrde-Wale und Pott
wale zu jagen. Umweltschützer werfen Japan
vor, den von der Internationalen Walfangkom
mission (IWC) erlaubten Walfang aus wissen
schaftlichen Gründen zu missbrauchen und in
Wirklichkeit zu kommerziellen Zwecken zu ja
gen. Das Fleisch von Hunderten von Minkwa-
len, die jährlich getötet würden, lande in japani
schen Kochtöpfen.
Zugunglück in
Osterreich: 48 Verletzte
Beim Zusammenstoss zweier Züge in Öster
reich sind nach Angaben der Polizei 48 Men
schen verletzt worden, zwei davon schwer. Ein
Nahverkehrszug sei bei der Ausfahrt aus dem
Bahnhof von Traun bei Linz mit einem aus Salz
burg kommenden Eilzug kollidiert, berichtete
die Bahn. Dessen geringe Geschwindigkeit von
etwa 40 Kilometern pro Stunde habe offenbar
einen noch schlimmeren Unfall verhindert. Die
Ursache des Zusammenstosses wurde zunächst
nicht bekannt. Die Verletzten wurden in die um
liegenden Krankenhäuser gebracht.
Pädophile in Italien
ROM: Ein Exempel aus England macht Schule.
Nach der Ermordung zweier kleiner Mädchen
in Italien droht eine Kinderhilfsorganisation,
Namenslisten von Pädophilen zu veröffentli-
- chen. Das berichtete das staatliche Fernsehen
am Montag. Innerhalb von zwei Tagen waren an
der ligurischen Küste eine fünfjährige Ttinesier-
in und in Apulien eine Achtjährige nach sexuel
len Misshandlungen brutal umgebracht wor
den. Eines der Opfer war vom geständigen Tä
ter nach einer versuchten Vergewaltigung bei
lebendigen Leibe verbrannt worden. Selten ha
ben Mordfälle in Italien eine solche Empörung
ausgelöst. «Wir haben eine Liste mit 140 Namen
von Pädophilen aus Umbrien und derToskana»,
sagte der Sprecher der katholischen Kinder-
hilfsgruppe Gesu Bambino.
Die traurige Gewissheit
Russisches Atom-U-Boot: Nur noch Tote in der «Kursk» - Politische Führung im Kreuzfeuer der Kritik
MOSKAU/OSLO: Jetzt ist es
traurige Gewissheit: Alle 118
Seeleute des russischen Atom-
U-Bootes «Kursk» können nur
noch tot geborgen werden.
Neun Tage nach dem Unter
gang fanden norwegische und
britische Taucher am Montag
das Wrack in 100 Meter Tiefe
vollständig geflutet vor.
Die russische Marine teilte offiziell
den Tod der gesamten Besatzung
mit. Gleichzeitig bat Moskau Nor
wegen, auch bei der Bergung der
Toten zu helfen. Die «Kursk» sank
am 12. August aus noch ungeklärter
Ursache während eines Manövers
in der Barentssee.
«Es hat sich gezeigt, dass das ge
samte Boot mit Wasser gefüllt ist.
Auf dieser Grundlage ist man zu der
Schlussfolgerung gekommen, dass
es keine Überlebenden geben
kann», erklärte der Sprecher des
nordnorwegischen Flottenkom
mandos in Bodo, Jon Espen Lien, im
Radio.
Videoaufnahnten von Toten
Seeleuten...
Die vom Mutterschiff «Seaway
Eagle» geleiteten Taucher öffneten
am Montag zunächst die äussere
Rettungsluke und dann die innere
Trauer und berechtigte Wut der Hinterbliebenen: Keiner der Matrosen über
lebte - was die russische Marine sieben Tage nicht zustande brachte, gelang
norwegischen Experten in 24 Stunden: Die Einstiegsluke zu öffnen.
Luke der Schleusenkammer, durch
die sich Überlebende hätten retten
sollen. Die Taucher fanden die
Schleusenkammer unter der Ret
tungsluke und die darunter liegende
neunte Sektion am Heck des U-
Bootes überflutet vor. Die Norwe
ger machten mit einer unbemann
ten Sonde Videoaufnahmen in der
neunten Sektion der «Kursk». Dort
wurde ein toter Seemann entdeckt.
Ob die ausländischen Tauchspe
zialisten bei der Börgung der Toten
behilflich sein werden, war zunächst
offen. Moskau schlug vor, russische
Taucher mit der westlichen Ausrüs
tung ins Wrack zu schicken. Später
plant die russische Regierung, die
«Kursk» mit internationaler Hilfe
zu bergen. Anonyme russische Mi
litärkreise teilten mit, 330 Meter
von der «Kursk» entfernt sei ein Ge
genstand entdeckt worden, der
«dem Geländer des TUrms eines
fremden U-Bootes» ähnlich sehe.
Es müsse jedoch noch geprüft wer-
Tod auf der AI
Acht deutsche Jugendliche bei Busunglück in Österreich getötet
WIEN: Auf der Fahrt in die Ferien
sind am Montag auf der Autobahn
in Niederösterreich acht deutsche
Jugendliche ums Leben gekommen
und 23 verletzt worden. 48 Personen
wurden beim Zusammenstoss zwei
er Personenzüge in Oberösterreich
verletzt.
Der deutsche Doppeldeckerbus
war mit 60 Jugendlichen auf dem
Weg zu einem Ferienlager am Plat
tensee, als er in den frühen Morgen
stunden rund 100 Kilometer west
lich von Wien von einem Lastwa
genanhänger gerammt wurde. Das
Oberdeck des Busses wurde dabei
regelrecht aufgeschlitzt.
Den Bergungsmannschaften und
Ärzten bot sich ein Bild des Grau
ens. , Einige der Toten seien
«schwerst verstümmelt» gewesen,
sagte der Einsatzleiter. Manche sei
en regelrecht geköpft worden. .
Opfer aus Süddeutschland
Bei den getöteten Jugendlichen
handelt es sich nach Angaben der
österreichischen Behörden um vier
Jungen und vier Mädchen im Alter
von 14 bis 17 Jahren aus dem süd
deutschen Raum. 23 Menschen
wurden verletzt, ein Mädchen
schwebte am Nachmittag noch in
Lebensgefahr.
Der Bus war bei einer Autobahn
baustelle bei der Stadt Melk gegen
einen entgegenkommenden Last
wagen geprallt. Offenbar wegen
überhöhter Geschwindigkeit bei
der Einfahrt in die Baustelle war
der Anhänger des Lastwagens um
gekippt. «Der Bus hatte keine
Chance zum Ausweichen», berich
tete die Polizei. Untersucht werde,
ob wegen der überhöhten Ge
schwindigkeit die im Anhänger
transportierten Textilien ins
Schwingen gerieten und den An
hänger zum Umkippen brachten.
Trümmerfeld
Ein zweiter, mit Pflastersteinen
beladener Lastwagen, geriet an der
Unfallstelle ins Schleudern, so dass
sein Anhänger ebenfalls umkippte.
Der Anhänger zerbrach vollständig,
den, ob das Objekt nicht schon seit
langem auf dem Grund der Ba
rentssee liege, hiess es weiter.
Zugleich wurde betont, dass als
wahrscheinlichste Ursache für das
Sinken der «Kursk» die Kollision
mit einem anderen U-Boot betrach
tet werde, «am wahrscheinlichsten
mit einem britischen». In dem Un-
glücksgebiet sei auch eine ausländi
sche Notsignalboje gesichtet wor
den, hiess es.
Das britische Verteidigungsminis
terium wies in einer Reaktion dar
auf die Vermutung entschieden
zurück, ein britisches Schiff könne
die «Kursk» gerammt haben. «Wir
wiederholen noch einmal: Kein bri
tisches Unterseeboot befand sich
zur Zeit des Unglücks auch nur in
der Nähe der Unfallstelle. Das Glei
che gilt Übrigens auch für alle ande
ren britischen Kriegsschiffe», sagte
der Sprecher in London.
Humanitäre Ragen
Der russische Präsident Wladimir
Putin beriet am Montag in Moskau
mit Regierungsmitgliedern über die
Katastrophe. «Wir reden jetzt auch
über die humanitären Probleme»,
sagte Putin nach einem Lagebericht
von Verteidigungsminister Igor Ser-
gejew. Die Familien der betroffenen
Seeleute sollten finanziell unter
stützt werden.
Die Fahrbahn der AI nahe Krems, in Österreich: Hier kam ein LKW, bela
den mit Steinen, auf einem Gegen verkehrsbereich von der Fahrbahn ab und
schlitzte einen Bus aus Deutschland förmlich auf. (Bild: Keystone)
die Steine wurden über hundert
Meter weit über die Fahrbahn ge
schleudert. Die Autobahn glich
nach dem Unglück einem Trümmer
feld. Koffer, Metallteile und Pfla
stersteine türmten sich auf der Fahr
bahn, die auch Stunden nach dem
Unfall noch gesperrt war.
Unterdessen wurde in Österreich
harsche und böse Kritik an Gegen
verkehrsbereichen in Autobahn
stellen laut, in denen sich immer
wieder schwere Unfälle ereignen.
Mit dem Unfall vom Montag kamen
in Österreich in diesem Jahr bereits
16 Menschen in solchen Engpässen
ums Leben.
Feuerhölle
GUADALAJARA: Mehr als
hundert Brände breiten sich in
der trockenen Landschaft Südeu-
ropas aus. Während Feuerwehr
männer und Soldaten am Montag
erste Erfolge aus Südfrankreich
und Korsika meldeten, kamen sie
in Spanien, Italien, Bulgarien und
Rumänien nicht gegen die Flam
men an. Ein Mann starb am Mon
tag bei einem Buschfeuer in Bul
garien, wie die Nachrichtenagen
tur BTA berichtete.
Bei Guadalajara in Mittelspa
nien kämpften die Feuerwehrleu
te und Soldaten nach Angaben
der Behörden gegen ein riesiges
Feuer an, das seit Samstag mehr
als 4000 Hektar zerstörte, konn
ten es aber nicht unter Kontrolle
bringen. Es sei der schlimmste
Brand in der Geschichte Guada
lajaras, sagte ein Behördenspre
cher. Auch in den Bergen bei
Granada vernichtete das Feuer
mehr als 1000 Hektar Busch- und
Waldland. Die Behörden gehen
von Brandstiftung aus.
Aus Italien meldete der Fern
sehsender Canale 5 rund 100
Brände. Zwei grössere Feuer
breiteten sich bei Ravello aus, na
he Cosenza in Kalabrien wurde
eine Kirche aus dem 17. Jahrhun
dert beschädigt. In Rumänien
setzte die Regierung weitere Sol
daten im Kampf gegen die Flam
men im Südwesten des Landes,
ein, die sich nach einem Blitzein
schlag in der vergangenen Woche
durch die ausgedörrte Landschaft
fressen.
Wetter
Es wird angenehm
Im Osten zunächst etwas Regen, dann Aufhel
lungen. Im Westen und im Süden zunehmend
sonnig. Wetterlage: Hinter der Kaltfront, wel
che in der Nacht die Schweiz überquert hat,
fliesst aus Westen kühlere, aber allmählich wie
der trockenere Luft zum Alpenraum.
Das Wetter heute
Deutschschweiz, Nord- und ■Mittelbünden: Am
Vormittag bewölkt und noch einige Schauer,
besonders in den Alpen. Am Nachmittag dann
aus Westen Übergang zu teilwiese sonnigem
Wetter. In den östlichen Alpen jedoch weniger
Sonne und bis in den Nachmittag hinein noch
etwas Regen möglich.
Es bleibt sommerlich
Temperaturen heute um 21, in der kommenden
Nacht um 12 Grad. Nullgradgrenze auf 3400
Meter sinkend. In den Bergen massiger West
wind. Westschweiz, Wallis, AlpensUdseite und
Engadin: Am Morgen noch etwas Regen, dann
Aufhellungen.
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