Liechtensteiner Volksblatt
Ausland
Dienstag, 22. August 2000 23
Nachrichten
Arafat in Ägypten
ALEXANDRIA: Palästinenser-Präsident Jas
sir Arafat hat zum Abschluss seiner Reise durch
23 Länder Europas, Asiens und Afrikas die
ägyptische Führung über den Ausgang seiner
Gespräche informiert. Die einzige Frage sei nur
, noch das Datum, an dem ein unabhängiger
Palästinenser-Staat ausgerufen werden solle,
sagte Ägyptens Aussenminister Amre Mussa
am Montag in Alexandria nach einem IVeffen
Arafats mit Staatschef Husni Mubarak. Der sy
rische Aussenminister Faruk el Schara traf am
Montag ebenfalls mit Mubarak zusammen. Da
bei äusserte er Zweifel am Friedenswillen Isra
els. Syriens Erfahrungen mit Israels Minister
präsidenten Ehud Barak und die Verhandlun
gen in Camp David zeigten, dass Barak keine
ernsthaften Anstrengungen für einen gerechten
und umfassenden Frieden mache oder dazu
nicht in der Lage sei, sagte Faruk el Schara in
Alexandria. Ägyptische Diplomaten machten
deutlich, dass die ägyptische Führung gemein
sam mit den Palästinensern nach einem neuen
Vorschlag sucht, wie der Streit über die Zukunft
Jerusalems beigelegt werden kann.
Gore zieht mit Bush
gleich
WASHINGTON: Im Rennen um die US-Präsi
dentschaft liegt der Demokrat AI Gore jüngsten
Umfragen zufolge gleichauf mit seinem republi
kanischen Konkurrenten George W. Bush. Eine
am Sonntag veröffentlichte Umfrage des Gal-
lup-Instituts ergab, dass Bush und Gore im di
rekten Vergleich jeweils 49 Prozent der Stim
men erhielten. Über 1000 potenzielle Wähler
waren im Auftrag des TV-Senders CNN und der
Zeitung «USA Today» zu ihren Wahlabsichten
im November befragt worden. Gore, der derzeit
Vizepräsident ist, hatte vor dem am Donnerstag
beendeten Wahlparteikonvent seiner Demo
kraten in Umfragen stets klar hinter dem Gou
verneur von Texas gelegen.
Zu dem überraschenden Popularitätsschub
dürfte Gore neben seinem Auftritt auf dem Par
teikonvent auch die Wahl seines Vizepräsident
schaftskandidaten Joseph Lieberman verholfen
haben, der als moralische Autorität im US-Kon-
gress gilt. Bush tritt mit dem früheren Verteidi
gungsminister Dick Cheney als Vizekandidat
an. In einer am Samstag veröffentlichten Um
frage im Auftrag der US-Zeitschrift «News
week» hatte Gore im direkten Vergleich mit sei
nem republikanischen Konkurrenten sogar 52
Prozent der Stimmen erreicht. Nur 44 Prozent
der Befragten votierten für Bush. Insgesamt 806
registrierte Wähler waren am Donnerstag zu
ihren Wahlabsichten im November befragt wor
den.
Mit eiserner Faust
PEKING: Die chinesische Regierung will Kor
ruption und Bestechung bei Staatsbeamten mit
«eiserner Faust» bekämpfen. Jeder Beamte, der
seinen Job kündigt, werde in Zukunft genau
Uberprüft, berichtete die Pekinger Tageszeitung
«China Daily» am Montag. Nach einer Ver
suchsphase sollten auch Regierungsmitglieder
und Manager staatlicher Firmen überprüft wer
den. «Unser Ziel ist es, jeden staatlichen Ange
stellten nach Beendigung seines Berufelebens
zu überprüfen», sagte der Leiter des Rech
nungshofes, Li Jinhua. Staats- und Parteichef
Jiang Zemin sprach von einem «Krebsge
schwür», das die KP bedrohe.
Die offizielle Volkszeitung (»Renmin Ri-
bao») drohte, dass es weder Gnade noch Ver
stecke für korrupte Beamte geben werde. Am
Freitag wurden alle Parteimitglieder und
Staatsbedienstete in Peking gezwungen, einen
Kinofilm über Korruption mit dem Titel «Ent
scheidung zwischen Leben und Tod» anzu
schauen.
Empörung über ETA-Terror
Tausende Spanier demonstrieren gegen die baskische Separatistenorganisation
BILBAO: Einen Tag nach dem
Bombenanschlag auf zwei Po
lizisten haben Tausende Spani
er gegen den Terror der baski
schen Separatistenorganisati
on ETA protestiert. Um zwölf
Uhr mittags kamen die Men
schen am Montag landesweit
zu Schweigekundgebungen zu
sammen.
In vielen Unternehmen wurde die
Arbeit für fünf Minuten niederge
legt. Bei einer bewegenden TVauer-
feier in der Kathedrale von Huesca
nahmen Angehörige, Freunde und
Kollegen Abschied von den beiden
getöteten Beamten der Guardia Ci
vil. Im Baskenland nahm die Polizei
bei einer Razzia unterdessen fünf
mutmassliche ETA- Mitglieder fest.
Wahnsinn
Ministerpräsident Josd Maria Az
nar und der sozialistische Oppositi
onschef Jose Luis Rodriguez Zapa-
tero unterbrachen ihre Ferien, um
an der Totenmesse in Huesca teilzu
nehmen. «Dieser Wahnsinn muss
ein Ende haben», forderte Bischof
Jose Maria Conget vor den Trauern
den. Einige Verwandte der Getöte
ten brachen zusammen, als eine Pö-
lizeikapelle einen Trauermarsch
Immer wieder Bombenterror in Spanien. Die Bevölkerung sympathisiert
schon lange nicht mehr mit den baskischen Freiheitskämpfern... (Bild: Key)
spielte. Die beiden Beamten Irene
Fernandez (32) und Jos6 Angel de
Jesus Encinas (22) waren am Vortag
im Bergdorf Sallent de Gallego
nördlich von Huesca bei der Explo
sion einer Haftbombe unter ihrem
Dienstwagen getötet worden. Aznar
verlieh ihnen posthum den höchs
ten Verdienstorden der Guardia
Civil.
Die grösste Demonstration fand
in Sallent de Gallego statt, wo zu
Deutscher Bundeskanzler
fordert Härte gegen Rechts
Schröder in der Ex-DDR: Reise im Zeichen der aktuellen Rechts-Debatte
BERLIN: Vor dem Hintergrund ei
nes wachsenden Rechtsextreiqis-
mus hat der deutsche Bundeskanz
ler Gerhard Schröder am Montag
eine Reise durch den Osten des
Landes begonnen. Zum Auftakt
forderte er ein konsequentes Vorge
hen gegen rechte Gewalt.
Im Kampf gegen Rechts sei eine
«durchdachte Mischung aus Härte
des Staates und Hilfe für Jugendli
che» nötig. «Wir werden uns die
Aufbauarbeit nicht von rechten
Schlägertruppen kaputt machen
lassen», sagte Schröder in Bad El
ster (Sachsen).
Der Stand der Dinge
Bei seiner zweiwöchigen Visite in
den «neuen Bundesländern» will
sich Schröder über den Stand des
wirtschaftlichen Aufbaus informie
ren. Der Besuch steht auch im Zei
chen der aktuellen Debatte über
Wege zur Bekämpfung von Rechts
radikalismus und Fremdenfeind
lichkeit.
Verfassungsfeindlich
In jüngster Zeit waren in Ost
deutschland zahlreiche Gewaltta
ten mit rechtsextremistischem Hin
tergrund verübt worden. In Meck
lenburg- Vorpommern wurden drei
Obdachlose von rechtsgerichteten
Jugendlichen getötet. In Sachsen-
Anhalt wurde ein Mosambikaner
totgetreten. In Erfurt wurde ein
Brandanschlag auf die Synagoge
verübt. Die Führung von Schröders
SPD unterstützte am Montag For
derungen nach einem Verbot der
Angst vor Militärschlag
Geisterdörfer auf den Philippinen: Bevölkerung flieht vor Abu-Sayyaf
MANILA: Aus Furcht vor einem
möglichen Militärschlag gegen die
Abu-Sayyaf-Rebellen sind auf der
philippinischen Insel Jolo rund 7000
Einwohner aus neun Dörfern geflo
hen. Dies teilten die DorfVorsteher
mit.
Die Orte seien inzwischen «Geister
dörfer», in denen nur noch Rebellen
hausten. Die Gruppe Abu Sayyaf
zähle inzwischen 4500 Kämpfer und
habe weiterhin grossen Zulauf, nach
dem die Rebellen auf der völlig ver
armten Insel bislang etwa 5,5 Mio.
Dollar für die Freilassung einer deut
schen und'neun malaysischen Gei
seln bekommen hätten. Die Abu-
Sayyaf-Rebellen.die für einen unab-
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den 500 Einwohnern 4500 Men
schen aus den umliegenden Dörfern
hinzukamen. Seit der Aufkündigung
ihrer 14-monatigen «Waffenruhe»
im Dezember hat die ETA bei 20
Anschlägen bereits elf Menschen
getötet und 30 verletzt. Spanien er
lebt derzeit den blutigsten Terror-
Sommer seit 1994.
Fünf Festnahmen
Bei einem Polizeieinsatz gegen
die ETA wurden unterdessen im
Baskenland fünf weitere Personen
festgenommen, darunter drei Frau
en. Nach Angaben der baskischen
Regionalpolizei vom . Montag ste
hen die Festnahmen in Zusammen
hang mit dem Tod von vier mut
masslichen ETA-Mitgliedern, deren
Auto vor zwei Wochen offenbar bei
der Vorbereitung eines Anschlags
explodierte.
Allparteien-Gespräche
Nach zwei Jahren der Konfronta
tion hat die Gewaltoffensive der
ETA aber auch zu einer Annähe
rung zwischen der Zentralregierung
in Madrid und der baskischen Re
gionalregierung geführt. Im Kampf
gegen den Terror schlug diese erst
mals Allparteien-Gespräche unter
Ausschluss der ETA-nahen Herri
Batasuna (HB/Volksunion) vor.
Schröder im Osten: Dort gibt es grosse Probleme mit den Neonazis, der
Kanzler wurde von der Bevölkerung aber freudig begrilsst. (Bild: Keystone>
rechtsextremen Nationaldemokra
tischen Partei Deutschlands (NPD).
SPD-Generalsekretär Franz Mün
tefering sagte, zunächst müsse aber
geklärt werden, ob die Belege für
ein verfassungsfeindliches Bestre
ben der NPD für ein Verbot ausrei
chen. Erst dann solle ein entspre
chender Antrag gestellt werden.
Rückschlag
für Barak
JERUSALEM: Israels Minister
präsident Ehud Barak hat einen
neuen politischen Rückschlag
erlitten. Am Montag erklärte
sein bisheriger Bürochef und
langjähriger Vertrauter, Chaim
Mendel- Schaked, seinen Rück
tritt. In der vergangenen Woche
hatte sich bereits dessen Stell
vertreter, Schimon Batat, aus
dem Amt des Regierungschefs
zurückgezogen. Beide gaben
nach Presseberichten in den ver
gangenen Tagen zunehmende
Unzufriedenheit mit der Amts
führung Baraks als Grund für
die Demission an.
Barak hatte zuletzt am Samstag
seine Mitarbeiter geschockt, als er
in einem Gespräch mit seinen Mi
nistern einen umfassenden Plan
für soziale Reformen und die Ver
abschiedung einer Verfassung
vortrug, von dem seine Mitarbei
ter einmal mehr nichts wussten.
Mendel-Schaked sagte der Tages
zeitung «Jedioth Achronoth» am
Montag, Barak sei inzwischen sein
eigener Büroleiter und habe auf
gehört, Regierungschef zu sein.
«Das Problem ist, dass Barak das
noch nicht erkannt hat», sagte
Mendel-Schaked nach Angaben
des Blattes Barak, der mit einer
Koalitionsregierung antrat, kann
sich zur Zeit auf ein Viertel aller
Abgeordneten stützen.
REKLAME
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Ihretll-Stimme
nützt den
Arbeitnehmern
Dl« Eneralevoriagen schaffen Tausend«
von Arbeitsplätzen, und zwar Im Metall-,
Maschinen-, Solar- und Baubereich. Dazu
kommen positive Effekte in der Holz-
und Waldwirtschaft
Davor hat die Bevölkerung auf den Philippinen Angst: Die Rebellen der
Abu-Sayyaf wüten wie die Wilden und sorgen ßr leere Dörfer. (Bild: Key)
hängigen Moslem-Staat im Süden
der Philippinen kämpfen, haben
noch 28 Geiseln in ihrer Gewalt, dar
unter 12 aus westlichen Ländern.
Solar-Rappen
3xJa für Umwelticesundheit,
Arbeitsplätze am 24. September
Pottfxh >1,1000 BrnH
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