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Liechtensteiner Volksblatt
Wirtschaft
Dienstag, 22. August 2000 11
Nachrichten
Wann kommt der
Börsengang?
BONN: Die Post AG hat noch keine Entschei
dung darüber getroffen, in welchen Ländern sie
beim geplanten Börsengang im Herbst ihre Ak
tien anbieten wird. Ein Unternehmenssprecher
widersprach am Montag einem Bericht der «Fi
nancial Times Deutschland», die Aktie solle in
Deutschland, Italien, Spanien, Grossbritannien,
den Niederlanden und der Schweiz angeboten
werden. Es werde ein globales Angebot für
institutionelle Anleger sowie eine «private eu
ropäische TVanche» geben, sagte der Sprecher.
Einzelheiten würden noch festgelegt. Auch den
von der Zeitung genannten 6. November als
Termin des Börsengangs könne er nicht bestäti
gen
Washington Mutual
kauft Bank United
SEATTLE: Die grösste US-Sparkasse Washing
ton Mutual (Seattle) übernimmt die Bank Uni
ted für 1,5 Mrd. Dollar. Die Bank United mit
Sitz in Houston verfügt Uber 155 Zweigstellen
in Texas. Die Aktionäre der Bank sollten 1,3
Washington Mutual-Aktien je eigenem Anteil
erhalten, teilte die Washington Mutual am Mon
tag mit. Washington Mutual hat eine Bilanz
summe von 186 Mrd. Dollar und mehr als 2000
Zweigstellen und Niederlassungen in vielen Ge
bieten der USA.
Steigt Lufthansa bei
Billigfliegern ein?
FRANKFURT! Die Lufthansa erwägt den Ein
stieg bei einer Billigfluglinie. Lufthansa-Spre
cher Michael Lamberti bestätigte am Montag
einen entsprechenden Bericht des «Handels
blattes». «Es gibt diese Schublade, und in der
liegt auch was drin», sagte Lamberti. Konkrete
Pläne für einen Einstieg oder mögliche Kandi
daten gebe es jedoch nicht. «Aber wir haben das
in Gedanken schon durchgespielt.» Die Deut
sche Lufthansa AG überwache «mit Argusau
gen» den Markt. Eine Kooperation allein würde
aber keinen Sinn, machen. «Notwendig wäre
dann auf jeden Fall eine finanzielle Beteiligung
an einer Billig-Airline, um die Renditen im
Markt abschöpfen zu können», zitierte das
«Handelsblatt» den für das Netzmanagement
zuständigen Vorstand Ralf Teckentrup.
Einstiegsmöglichkeiten böten sich mehrere.
So seien sowohl Ryanair als auch Virgin Ex
press börsennotiert. Und auch die britische Ge
sellschaft Easyjet mit Ableger in Genf wolle im
Herbst Kapital an der Börse platzieren, um sei
ne Expansion zu finanzieren. Es gebe Schätzun
gen, wonach Billigflieger in den nächsten vier
bis fünf Jahren ihren Anteil am europäischen
Markt um drei bis sechs Prozent steigern könn
ten, sagte Lamberti.
Widerstand gegen
Stempelsteuer-Pläne
BERN: Die Sozialdemokratische Partei (SP)
der Schweiz hat den Banken unterstützten Plä
nen des Finanzdepartements zum Teilabbau der
Stempelsteuer auf dem Dringlichkeitsweg den
Kampf angesagt. In einer scharfen Stellungnah
me warf die SP Finanzminister Kaspar Villiger
vor, dem Druck der Bankenlobby nachzugeben
und frühere Versprechen nicht einzuhalten. Es
bestehe zweifellos ein gewisser Druck auf die
Stempelabgabe. Nichts rechtfertige aber die
Umgehung der demokratischen Entscheidungs-
prozesse. Es gehe nicht an, dass der Bund auf
diese Art den Banken kompensationslose Steu
ergeschenke mache. Die SP verlangte deshalb
nach eigenen Angaben an der konferenziellen
Vernehmlassung zur Stempelsteuer-Revision
vom Montag eine notrechtsmässige Entlastung
der kleinen und mittleren Einkommen bei den
Krankenkassenprämien.
Die Partei glaubt laut der Mitteilung ausser
dem, dass die früher diskutierte Kompensati
onsmöglichkeit des Steuerausfalls beim Börsen
stempel durch die Einführung einer Depotab
gabe in einer Volksabstimmung mehrheitsfähig
wäre.
Mobilfunkfusion
TORONTO: Der kanadische Mobilfunkkon
zern Telus will mit der Übernahme seines Wett
bewerbers Clearnet für rund 6,6 Mrd. kanadi
sche Dollar (7,75 Mrd. Fr.) zum grössten Anbie
ter des Landes aufsteigen. Telus teilte am Mon
tag in Toronto mit, das Unternehmen zahle den
Clearnet-Eignern wahlweise 70 kanadische
Dollar in bar oder 1,636 stimmrechtslose eigene
Aktien je Clearnet-Anteilsschein.
Handynetze en masse
Telekommunikationsmaikt Schweiz:Telefoniefirmen schiessen wie Pilze aus dem Boden
BERN: Die mobile Telefonie
gräbt in der Schweiz dem Fest-
netz die Kundschaft ab. 1999
ging die Zahl der Festnetz- An
schlüsse leicht zurück. Die
Kommunikationskommission
(Comcom) führt dies auf die
starke Zunahme der Mobil
funkteilnehmer zurück.
1998 kamen in der Schweiz auf 100
Einwohner 22 Handys. Ein Jahr spä
ter waren es bereits 40, wie aus dem
am Montag veröffentlichten Tätig
keitsbericht 1999 der Comcom her
vorgeht. Das ist ein Zuwachs von 75
Prozent. Insgesamt zählte die
Schweiz im letzten Jahr 2,935 Mio.
Mobilfunkteilnehmer. Die Zahl der
Festnetz-Anschlüsse wurde Ende
1999 auf 4,17 Millionen geschätzt, 1
Prozent weniger als im Vorjahr.
Rasanter Preiszerfall
In der Festnetz-Telefonie be
schleunigte sich der Preiszerfall im
vergangenen Jahr markant. 1998
war Telefonieren um 2,6 Prozent
Die Handy-Manie boomt: Ende 1999 warben auf dem Schweizer Telekom
munikationsmarkt 254 Firmen (1998:171) um die Gunst der Kunden. Drei
davon verßgen über eine Mobilfunkkonzession. (Archivbild)
billiger geworden. 1999 erreichte
der Preisrückgang 14,7 Prozent. Von
den niedrigeren Preisen konnten
Unternehmen stärker profitieren
als Privathaushalte. Zwei Jahre nach
der Liberalisierung sei der Markt
vielfältiger geworden, schreibt die
Comcom weiter. Ende 1999 warben
auf dem Schweizer Telekommuni
kationsmarkt 254 Firmen (1998:
171) um die Gunst der Kunden.
Drei davon verfügen über eine Mo
bilfunkkonzession. Der Anteil von
Swisscom, die bis 1999 noch den ge
samten Mobilfunkmarkt kontrol
lierte, lag im Dezember 1999 noch
bei 75 Prozent, Diax hielt 15 Pro
zent und Orange 10 Prozent.
Die Swisscom hält mit dem Fest
netz auf der letzten Meile ihre letz
te Festung. Alle andern Bereiche
der Telefonie sind mittlerweile der
Konkurrenz ausgesetzt. Die Ent-
bündelung des Anschlussnetzes bis
zu den Haushalten stelle im Mo
ment die grösste Herausforderung
für den Telekommunikationsmarkt
dar, hält die Comcom fest. Zudem
fehle es im Bereich der Telekommu
nikation an Fachleuten. Die Com
com wünscht sich seitens Bund und
Kantone bei Forschung und Ausbil
dung ein stärkeres Engagement.
Die Telekommunikationsbranche
bot Ende 1999 24 000 Personen eine
Vollzeitstelle. Das sind 2000 mehr
als Ende 1997.
Langenthal baut 44 Arbeitsplätze ab
Porzellanfabrik im Schleudern: Rationalisierung schreitet fort
LANGENTHAL: Die Porzellanfa
brik entlässt bis Ende September 44
Arbeitnehmerinnen und Arbeit
nehmer. Der Verwaltungsrat be
gründete seinen Entscheid am
Montag mit Überkapazitäten auf
dem europäischen Markt für Tafel
kultur.
Von den 142 in Langenthal Beschäf
tigen müssen 44 gehen. Wie es in ei
nem Communiqug heisst, wird zehn
Personen eine Frühpensionierung
vorgeschlagen. Für die von der Ra
tionalisierung betroffenen Ange
stellten werde ein Sozialplan errich
tet. Bei der Stellensuche sollen sie
unterstützt werden.
Investitionen
Investitionen von 16 Mio. Fr. in
den vergangenen drei Jahren habe
der Porzellan Langenthal-Gruppe
ermöglicht, die Produktionsstan
dorte Schweiz, Frankreich und
Tschechisch Republik gut zu ver
netzen und Rationalisierungsmass-
nahmen zu realisieren. Ein Teil die
ser Rationalisierungsmassnahmen
REKLAME
sind nun die Entlassungen in Lan
genthal.
Bereits am vergangenen Dienstag
haben die Gewerkschaften GBl
und SMUV die bevorstehenden
Entlassungen publik gemacht. Sie
sprachen von 61 geplanten Entlas
sungen. Verwaltungsratsmitglied
Thomas Groh hatte damals gesagt,
dass noch nichts entschieden sei.
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Gesprächsbereit
Die «Porzi» Langenthal hatte in
den vergangenen Jahren mit
Schwierigkeiten zu kämpfen. 1999
schrieb sie rote Zahlen. Im Brief der
Geschäftsleitung, der letzte Woche
den Gewerkschaften zugespielt
Wurde, werden die geplanten Ent
lassungen mit «Überkapazitäten»
begründet. Die Arbeitnehmerver
treter machen das Unternehmen
verantwortlich für die Probleme: In
den vergangenen Jahren seien Ge
schäftsbereiche ins Ausland ausge
lagert worden, was der Qualität der
Produkte und dem Image der Firma
geschadet habe. Zu den 44 an
gekündeten Entlassungen will Ur-
Arbeitsplätze in Gefahr: Bereits letzte Woche haben die Gewerkschaften GBl
und SMUV die bevorstehenden Entlassungen publik gemacht.
sula Stoll, Regionalsekretärin
SMUV Oberaargau/Emmental, auf
Anfrage nichts sagen. «Offiziell ha
ben wir davon keine Kenntnis», sag
te Stoll. Doch die Gewerkschaften
seien gesprächsbereit. Die Porzel
lanfabrik beschäftigt in der Schweiz
142 Personen. In ganz Europa sind
es insgesamt 1140 Beschäftigte. Wei
tere Standorte betreibt die Firma in
Frankreich, Italien, Österreich und
Tschechien.
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