Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Land und Leute 
Freitag, 18. August 2000 9 
Ein Treffpunkt für Bergfreunde 
Pfälzer Hütte auf 2111 Metern Seehöhe: Seit 31 Jahren werden die Gäste von Imelda Beck und ihrem Team verwöhnt 
Ein jBesuch in der Pfälzer Hütte 
bedeutet: Bergschuhe schnüren, 
Rucksack packen und den Wan 
derweg unter die Füsse nehmen. 
Als Belohnung winkt eine herrli 
che Aussicht während der Tour 
und eine währschafte Verpflegung 
am Ziel. Imelda Beck betreut die 
1928 erbaute Pfälzer Hütte bereits 
seit 31 Jahren. 
Adi Lippuner 
Von Steg via Alp Gritsch, von Malbun 
durch das Täli und über die Täli Höhe 
oder via Sareis über den Augstenberg? 
diese Frage stand vor dem Besuch auf 
der Pfälzer Hütte im Zentrum. Nach 
eingehendem Studium der Wanderkar 
te wurde entschieden: Via Sareis, Sarei- 
serjoch und Augstenberg zur Pfälzer 
Hütte und über die Täli Höhe zurück 
nach Malbun. 
Diese Wanderung ist, das sei vorweg 
genommen. mit guter Ausrüstung und 
einer einigermassen guten Kondition 
leicht zu schaffen. Sie bietet, insbeson 
dere an klaren Tagen, herrliche Aus 
sicht. ein unvergleichliches Panorama 
und entlang des Bergweges eine Alpen 
flora. die ihresgleichen sucht. 
Verantwortungsvolle Wanderer hal 
ten sich an die unterhalb des Augsten- 
berges angegebene Hinweistafel: «Hier 
sollst Du nur weitergehen, wenn Wan 
derer. Schuhwerk und Bekleidung als 
bergtüchtig bezeichnet werden kann». 
Der kurze, dafür anstrengende Aufstieg 
zum Augstenberg wird mit einer herrli 
chen Rundsicht, einem fröhlichen «Berg 
heil» und, falls rechtzeitig vorgesorgt 
wurde, mit einem kräftigen Schuck aus 
der «Cipfelflasche» belohnt. 
Mach dem Auf- dann der Abstieg 
Die bis zum Ziel Pfälzer Hütte zurück 
zulegende Distanz vom Augstenberg ist 
nicht weit, dafür in einigen Bereichen 
ganz schön anstrengend. Ein schöner 
Teil der vorher gewonnenen Höhe muss 
nun in umgekehrter Richtung bewältigt 
werden. Dank guter Signalisierung und 
im heiklen Bereich mit Hilfe von Seilen 
und sogar gemauerten Stufen, ist auch 
dies gefahrlos zu bewältigen. Der An 
blick der ganz aus Stein erbauten Hütte 
und der Gedanke, dass dort eine währ 
schafte Mahlzeit genossen werden 
kann, lässt uns die letzten Meter wie im 
Flug bewältigen. 
Die herzliche Atmosphäre, die 
verlockenden Düfte aus der Küche und 
der erste kühle Schluck lassen die An 
strengungen des bewältigten Wegstückes 
in den Hintergrund treten. Schon bald 
steht eine dampfende Pfanne mit der 
Hausspezialität vor dem hungrigen Gast. 
«Stärkung und Erhohlung perfekt», denn 
auch für den Rückweg wird noch etwas 
Kondition nötig sein. 
Auf dem Rückweg 
Nach dem Aufenthalt in der heimeli 
gen Gaststube wird der Rückweg in An 
griff genommen. Zuerst ein gemütlicher 
Spaziergang auf ebenem Weg, dann der 
Abstieg auf der Schotterstrasse Richtung 
Alp Gritsch. Oberhalb des Alpstafels 
führt ein leicht ansteigender Weg vorbei 
am weidenden Alpvieh zur Täli Höhe. 
Nach einem kurzen Rundblick wird der 
Abstieg Richtung Malbun in Angriff ge 
nommen. Der gut unterhaltene Weg ver 
langt einiges an Kondition, die Absätze 
sind teilweise hoch und die ersten Ermü 
dungserscheinungen machen sich nach 
der langen Wanderung bemerkbar. 
Zurück auf dem Parkplatz in Malbun, 
dann kurz durchatmen, Richtung Aug 
stenberg blicken und zu sich selbst da- 
gen: «Das war herrlich, wenn auch et 
was anstrengend.» 
Ab der Pfälzer Hütte sind zahlreiche Wan 
derungen und Bergtouren in verschiedene 
Richtungen und Länder möglich. 
Für müde Wanderer, welche den Weg über den Augstenberg unter die Füsse nehmen, ein herrlicher Anblick: Die Pfälzer Hütte 
bedeutet währschaftes Essen, erfrischende Getränke und gemütliches Verweilen. (Bilder: adi) 
Die wechselvolle Geschichte der Pfälzerhütte ! 
Im Jahre 1951 hat der damalige Präsi 
dent des Liechtensteinischen Alpen 
vereins in der «Bergheimat» nachste 
hend zusamniengefasste Zeilen ge 
schrieben: Das stolzeste und wohl 
schönste Touristenhaus des Rätikons 
steht zweifelsohne auf dem Bettler 
joch, auf liechtensteinischem Hoheits 
gebiet. Das Haus wurde in den Jahren 
1927 und 1928 vom Verband der Pfäl 
zischen Sektionen im Deutschen und 
Österreichischen |Mpen verein mit ei- 
, nem Kostenaufwand von rund 100000 
Franken erbaut.» 
Bei Kriegsende 1945 fiel die immer 
noch den Erbauern gehörende Hütte 
unter die auf Druck der Alliierten vom - 
Schweizerischen Bundesrat erlassene 
«Sperre deutscher Vermögenswerte in 
der Schweiz». Damit war die Verrech 
nungsstelle in Zürich berechtigt, die 
Pfälzerhütte in Besitz zu nehmen, Wei 
sungen in Bezug auf ihre Verwaltung 
zu erteilen und auch Vorkehrungen 
zur Veräusserung zu treffen. 
Die seit 1939 nie mehr bewohnte, zu 
wiederholten Malen erbrochene und 
ausgeplünderte Hütte war in einem 
trostlosen Zustand und sehr baufällig 
geworden. Die Kosten für ihre Wie 
derherstellung wurden von Baufach 
leuten auf 38000 Franken veran 
schlagt. Der Liechtensteiner Alpen 
verein wurde in der Folge in Zürich 
unablässig vorstellig, wies auf den ra 
schen Zerfall der HQtte hin und zeigte 
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au £ Nach längeremSeüziehenwurde 
am 29.September 1949der Entscheid, 
die Hütte zum Kauf auszuschreiben 
. mit folgender Begründung gefallt. «Es 
• sind keine Einnahmen vorhanden und 
dringende Renovationen notwendig». 
Nach Verhandlungen konnte die 
Hütte am 24. April 1950 samt Inventar 
2 für 8400 Frankenidurätf draliwhttti- 
> steinischenAlpenverein übernommen 
t Vi.-, '.'L, 1, ■«, •; v.a 
und in der Folge umgebaut werden. 
Heute stehen lOfietten in Doppel 
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lichkeiten im Lager zur Verfügung.' ' - ■ 
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Eine bescheidene Tafel am Wegrand er 
innert an die verstorbene Landesmutter 
Fürstin Gina. 
Bei warmem Wetter gemessen Bergfreunde die Verpflegung vor der Hütte, bei kühle 
ren Temperaturen lassen sich die Gäste lieber in der gemütlichen Stube nieder. 
Hier sollst Du 
nur weitergehen, 
Imelda Beck steht in der Pfälzer Hütte persönlich am Herd und sorgt für das leib- Achtung Bergweg: Diese Tafel steht am Robert und Liselotte Boos aus Bollingen verbrachte ein paar Ferientage in Malbun. 
liehe Wohl der Gäste. Fusse des Augstenberg. Ein kühler Trunk in der Pfälzer Hütte bar eine willkommene Stärkung.
	        

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