Liechtensteiner Volksblatt
Kultur
Mittwoch, 16. August 2000 19
Nachrichten
Weltpremlere des
Berliner Falco-Musicals
BERLIN: Ein Musical über den Popstar Falco
wird am 23. September im Berliner Theater des
Westens uraufgeführt. Unter dem Titel «Falco
meets Amadeus» wird die Lebensgeschichte des
vor zweieinhalb Jahren bei einem Autounfall in
der Dominikanischen Republik gestorbenen
österreichischen Musikers erzählt, wie Regis
seur Elmar Ottenthai am Montag in Berlin mit
teilte. 23 Tänzer und Sänger sollen den von Axel
Herring gespielten Falco in dem Musical auf
seinem exzessiven Lebensweg begleiten. Im
Drogenrausch schliesslich halluziniert der Pop-
musiker laut Drehbüch ein Meeting mit dem
Klassiker Wolfgang Amadeus Mozart. Die Idee
zu diesem Treffen der dritten Art kommt von
Buchautor Burkhard Driest. Bei dem Musical
begegnen sich zwei Welten: Zum einen sind da
die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts, in denen
Falco Hits wie «Rock me Amadeus» produzier
te und als erster deutschsprachiger Interpret die
Spitze der US-Hitparade erklomm. Zum ande
ren soll die Rokoko-Welt Mozarts präsentiert
werden. «Das ist ein Cross-Over-Projekt»,sagte
Ottenthai. Das bedeute, dass für die Live-Musik
sowohl ein klassisches Streichquartett als auch
eine Rockband zuständig sein werden. Das be
deute aber auch, dass Komponist Johnny Berti
sowohl die insgesamt 13 Falco-Songs als auch
Mozarts Kompositionen verändert habe. 473
fest installierte und 103 mobile Scheinwerfer so
wie 80 Boxen im Zuschauerraum sollen für eine
Stimmung wie auf einem Rockkonzert sorgen.
Dass das «Rock-Musical» über die österreichi
schen Komponisten Falco und Amadeus in Ber
lin ein Erfolg wird, davon ist der Regisseur
überzeugt. «Aufstieg und Fall eines Genies in
teressieren immer», sagte Ottenthai. Schon jetzt
seien für das Musical, das bis 20. September
2001 laufen soll, 36 000 Karten reserviert wor
den.
Max Griesser gestorben
MÜNCHEN: Der bayeri
sche Volksschauspieler
Max Griesser ist tot. Er
starb bereits am Freitag
abend im Alter von 71
Jahren, wie das Bayeri
sche Radio unter Beru
fung auf Griessers Familie
am Dienstag mit teilte.
Max Griesser galt als ei
nes der grossen Originale
des bayerischen Volkstheaters. Griesser war ei
ner der letzten aus der alten Garde der bayeri
schen Volksschauspieler. Sein Name und seine
Schauspielerei waren eng verbunden mit Na
men wie Beppo Brehm, Maxi Graf, Michl Lang,
Gustl Bayrhammer, Erni Singerl und Walter
Sedlmayer. Dem Bayerischen Radio war er
über Jahrzehnte eng verbunden als viel gefrag
ter Darsteller etwa im «Komödienstadel», in der
Serie «Polizeiinspektion Eins» und in zahlreichen
weiteren Radio- und Fernsehproduktionen. Er
wurde auch als «Bruder Barnabas» beim Stark
bieranstich auf dem Münchner Nockherberg be
kannt. Unvergessen sind seine zahlreichen Auf
tritte als Imitator von Franz Josef Strauss, den er
in Körperhaltung und Sprache parodieren konn
te. Griesser wurde am 18. November 1928 in Kuf
stein in Tirol geboren. Er absolvierte eine Schlos
serlehre und danach eine Schauspielausbildung.
Bald wurde er ein gefragter Bühnen- und Fern-
sehschauspieler. Sein verschmitzter Humor legte
die Basis für seinen Erfolg; der durch seine Fern
sehenauftritte noch vergrössert wurde. Nach An
gaben der Familie soll Max Griesser in aller Stille
beigesetzt werden.
200 000 sahen
Cezanne-Ausstellung
ZÜRICH: Fast 200 000 Kunstinteressierte aus
dem In- und Ausland haben die Cezanne-Aus
stellung im Zürcher Kunsthaus gesehen, die am
Sonntag nach zweiwöchiger Verlängerung zu
Ende gegangen ist. Es war die viertbestbesuch-
te Ausstellung des Kunsthauses. Pro Tag dräng
ten sich im Durchschnitt über 2200 Personen
durch die Ausstellungshallen. An einzelnen Re
gentagen war der Andrang so gross, dass der Zu
tritt zum Schutz der Werke habe reguliert wer
den müssen, heisst es in einer Mitteilung vom
Montag. In den letzten Tagen reagierte das
Kunsthaus auf den Besucherandrang mit ver
längerten Öffnungszeiten bis um 22 Uhr. Mit
193 000 Eintritten nimmt Cözanne den Platz 4
der bestbesuchten Ausstellungen im Zürcher
Kunsthaus ein. Geschlagen wurden er nur von
Klimt (1992) mit 250 000, Münch (1988) mit
225 000 und Dali (1989) mit 211000 Eintritten.
Liane Haid wird 105 Jahre alt
Älteste noch lebende Filmdiva - Hauptrolle in 90 Filmen
WABERN: Österreichs erster
Filmstar Liane Haid feiert heu
te Mittwoch in Wabem bei
Bem den 105. Geburtstag. Sie
ist die wohl älteste noch leben
de bekannte Filmschauspiele-
rin der Welt. Haid spielte, bis
sie 1942 mit Drehen aufhörte,
in 90 Filmen die Hauptrolle.
Haid, die so alt wie die Cinömato-
graphie selbst ist, begann ihre Kar
riere bereits als Kind in ihrer Ge
burtsstadt Wien auf der Bühne der
Hofoper. In Österreich stieg sie
nach Theaterrollen während des
Ersten Weltkriegs zum Filmstar auf.
Durchbruch mit «Lady
Hamilton»
Der Durchbruch gelang Haid 1921
mit der Titelrolle im Historienfilm
«Lady Hamilton» mit Conrad Veidt.
Ein Jahr später folgte «Lucrezia
Borgia», wo sie wiederum mit Veidt,
Albert Bassermann und Adele
Sandrock vor der Kamera stand.
Liane Haid, bekannt ans zahlreichen Filmen, feiert heute Mittwoch in Wa
bern bei Bern den 105. Geburtstag. (Bild: Keystone)
Zunächst spielte sie für die David
son-Filmgesellschaft, später ver
pflichtete sie die Ufa in Berlin. An
ders als viele Stummfilmstars mei
sterte sie den Sprung zum Tonfilm
problemlos. Haid drehte mit allen
damaligen Grössen - darunter Heinz
Rühmann, Paul Hörbiger oder auch
der Clown Grock. Willy Forst und
Haid wurden ein beliebtes Filmpaar.
Flucht in die Schweiz
1942 flüchtete Haid mit ihrem
Sohn, dem Musiker Pierre Spycher-
Haid, in die Schweiz. Dort heiratete
sie ihren ihren dritten Gatten den
Arzt Carl Spycher. Mit dem Filmen
habe Haid aufgehört, da ihr Mutter
rollen, die mit zunehmendem Alter
aktuell wurden, nicht zugesagt hät
ten, sagte Spycher auf Anfrage der
Nachrichtenagentur sda. Vor 31 Jah
ren wurde Haid mit dem Deutschen
Filmpreis «für langjähriges hervor
ragendes Wirken im deutschen
Fim» ausgezeichnet. 1992 wurde sie
in Wien mit dem «Rosenhügel»-
Preis geehrt.
Biennale des Amateurtheaters
Lenzerheide/Valbella als Mekka des Laienschauspiels
LENZERHEIDE: Vom 8. bis 10.
September steht der Bündner Fe
rienort . Lenzerheide/Valbella im
Brennpunkt des Laienschauspiels.
Angesagt ist die vierte Schweizeri
sche Biennale des Amateurtheaters
mit Gruppen aus allen vier Sprach
gebieten.
Nach der Deutschschweiz, der Ro-
mandie und dem Tessin obliegt die
Organisation des Anlasses in die
sem Jahr dem romanischsprachigen
Landesteil, wie die Veranstalter am
Dienstag bekannt gaben.
Der Kultur- und Erfahrungsaus
tausch ist das Resultat des 1991 von
den vier schweizerischen Theater
verbänden unterzeichneten
Freundschaftsvertrages. Darin ein
gebunden sind der Zentralverband
Schweizer Volkstheater, die Födera
tion suisse des soci£t£s thöätrales
d'amateurs, die Federazione Filo-
drammatiche della Svizzera Italiana
und die Uniun grischuna per il tea-
ter populair.
Das Programm wurde zusam
mengestellt vom künstlerischen
Leiter, Regisseur Philipp Lenz, und
der OK-Präsidentin Lina Frei-Ba-
selgia. Eröffnet wird die Veranstal
tung am Freitag, 8. September, vom
Bündner «Kulturminister», Regie
rungsrat Claudio Lardi.
Danach geht es bereits los mit
Auftritten der Tribuna Sursetra aus
dem bündnerischen Oberhalbstein,
desTeatro Alba Bellinzona und der
Theatergruppe rhäzüns & bonaduz.
Am Samstag stehen das Teatro
Cristoforo Colombo Ginevra, das
Thöfitre de la Cit6 Fribourg, das
Theater Giswil, dasTh6ätre Le Gri-
me, Grimisuat, und die Gruppa da
teater Sent auf den Brettern.
Ein «Highlight» verspricht das
Organisationskomitee für den
Sonntagvormittag. Das Seni
orentheater Chur, die Compagnia
teatrale «Cör e fantasia» di Canob-
bio, das Thöätre «La Ramde», Ma
rin- Epagnier, und die Tribuna De-
sertina Mustdr zeigen eine Urauf
führung zum Thema Illusionen.
Die einzelnen Darbietungen fin
den an verschiedenen Orten statt.
Die Aufführungen sind laut Anga
ben des Organisationskomitees
vom Zentrum in Lenzerheide pro
blemlos zu Fuss zu erreichen.
Feuerrote Kinoschönheit aus Irland von einst
Filmschauspielerin Maureen O'Hara wird 80 Jahre alt
FRANKFURT/MAIN: Am liebs
ten drehte Amerikas legendärer Ki
noheld John Wayne Filme mit rich
tigen Männern. Wenn aber schon ei
ne Frau dabei sein musste, dann hat
te der knorrige Cowboy niemand
lieber an seiner Seite als Maureen
O'Hara. Die aus Irland stammende
amerikanische Filmschauspielerin
wird am morgigen 17. August 80
Jahre alt, ohne von ihrer einst
gerühmten Schönheit und ihrem
warmherzigen Charme viel verloren
zu haben. Noch immer ist die 1920
als Maureen Fitzsimmons in Dublin
geborene Tochter aus gutem Hause
eine bewundernswert vitale flrau,
die für TV-Filme vor der Kamera
steht oder ihren vielen privaten Ver
pflichtungen nachkommt.
Die Irin mit den feuerroten Haaren
und dem «Temperament von zehn
Vollbluthengsten» hatte schon in
sehr jungen Jahren als Schauspiele
rin in ihrer Heimatstadt auf sich auf
merksam gemacht. Gerade 19 war
sie, als sie erstmals 1939 für den Film
«Jamaica Inn» vor der Kamera
stand, gleich an der Seite des
berühmten Charles Laughton. Er
kann als ihr eigentlicher Entdecker
gelten. Bereits der zweite Film der
in O'Hara umgetauften jungen Frau
führte sie 1940 in die USA, wo sie
wiederum mit Laughton zusammen
den «Glöckner von Notre Dame»
drehte. Es war der Beginn einer
grossen Hollywood-Laufbahn.
Denn die Schönheit von der grü
nen Insel besass das ideale Gesicht
für die neue Attraktion des Farb
films und galt schon bald als «Köni
gin der Technicolor.» Sie war aber
auch die rechte Persönlichkeit, um
neben den damals populärsten Stars
wie Wayne, James Stewart, Tyrone
Power und Anthony Quinn als Ide
altyp einer unternehmungslustigen,
starken Frau bestehen zu können.
O'Hara hatte dazu das Glück, in
dem grossen Regisseur John Ford
einen nicht weniger grossen Förde
rer gefunden zu haben, der sie in
seinen Produktionen wie «So grün
war mein Tal» (1941) bevorzugt ein
setzte.
Besonders glänzte die Schauspie
lerin in den damals sehr beliebten
Piratenfilmen wie «Gegen alle Flag
gen» (1952), aber auch etlichen
Western-Streifen. Sie hat nie in ei
nem ganz bedeutenden Streifen
mitgewirkt, für einen Oscar reichte
es auch nie. Aber als sie sich 1971
nach ihrem 55. Film, dem Western
«Big Jake» und natürlich mit John
Wayne, aus Hollywood zurückzog,
konnte sie auf eine glänzende Kar
riere blicken. Mit dem dritten Ehe
mann Charles Blair, einem ehemali
gen General und ihre grosse Liebe,
betrieb sie auf einer Karibikinsel ei
ne private Luftlinie. Doch Blair kam
1978 bei einem Flugzeugabsturz
ums Leben. Das war die grösste
Tragödie im Leben von Maureen
O'Hara, die keine Kinder bekam.
In den folgenden Jahren küm
merte sich die energische Frau um
das Unternehmen und auch um die
vielen Enkel der vier Kinder aus
Blairs erster Ehe. 1990 dann liess sie
sich für die Komödie «Mama, ich
und wir zwei» wieder vor die Kame
ra locken, der Partner Anthony
Quinn war ihr aus guten alten Zei
ten bestens bekannt. Nun legt sie im
hohen Alter auch noch eine er
staunliche TV-Karriere hin. Derzeit
dreht sie an der kalifornischen Küs
te für eine neue Produktion. Und
manchmal, das kann sie nicht ver
bergen, wird sie melancholisch bei
dem Gedanken, dass sie fast alle ih
rer berühmten männlichen Partner
von einst längst überlebt hat.
Maureen O 'Hara feiert morgen ihren 90. Geburtstag. Unser Bild zeigt sie in einer Szene aus dem Film «So grün war
mein Tal» zusammen mit John Wayne. ' (Bild: Keystone)