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Liechtensteiner Volksblatt
AU SLAND
Freitag, 4. August 2000 37
Nachrichten
Deutscher Skinhead in
Tirol verurteilt
INNSBRUCK: Wegen Beteiligung an Herstel
lung und Versand einer Zeitschrift mit national
sozialistischem Gedankengut ist ein deutscher
Skinhead in Österreich zu zehn Monaten Haft
auf Bewährung verurteilt worden. Ausserdem
muss der 26-Jährige eine Geldstrafe von 48.000
Schilling zahlen, wie ein Geschworenengericht
am Donnertag in Innsbruck entschied. Laut ei
ner Meldung der österreichischen Nachrichte
nagentur APA hatte der aus Ravensburg stam
mende Mann, der nun in Tirol lebt, die Illus
trierte versandt und für die Redaktion Artikel
korrigiert. Bei ihm wurden Datenträger mit ein
schlägigem Inhalt sicher gestellt.
Alte Rechtschreibung
gefordert
DARMSTADT: Auch die Deutsche Akademie
für Sprache und Dichtung hat sich für eine ra
sche Rückkehr zur alten Rechtschreibung aus
gesprochen. Zeitungen, Verlage, Betriebe und
staatliche Stellen sollten zur Rettung der Ein
heit der Schreibweise der Rechtschreibreform
«das wohlverdiente Ende» bereiten, hiess es in
einer am Donnerstag veröffentlichten Er
klärung. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung»
hatte zum 1. August die alte Rechtschreibung
wieder eingeführt und damit für heftige Debat
ten gesorgt. Der Deutsche Hochschulverband
will vom 1. Oktober an zu den alten Regeln
zurückkehren.
Treffen Barak-Mubarak
ALEXANDRIA: Israels Regierungschef Ehud
Barak hat sich gestern weiter um den Friedens-
prozess im Nahen Osten bemüht. Barak traf in
Alexandria mit dem ägyptischen Präsidenten
Husni Mubarak zusammen. Beim Treffen habe
Einigkeit geherrscht, die Friedensverhandlun
gen trotz des Scheiterns des Nahostgipfels in
Camp David fortzusetzen, teilte der ägyptische
Aussenminister Amr Mussa nach der Unterre
dung mit. Beide Gesprächspartner in Kairo sei
en übereingekommen, dass im Friedensprozess
nun «Flexibilität» notwendig sei, sagte er weiter.
Barak war am Donnerstagmorgen zu dem zwei
stündigen Gespräch eingetroffen, um Mubarak
über die israelische Position bei dem geschei
terten Nahost-Gipfel von Camp David zu infor
mieren. Am Nachmittag kehrte er zurück, ohne
eine Erklärung abzugeben.
Koch hält Kohl in Union
für unverzichtbar
SAARBRÜCKEN: Der hessische Ministerprä
sident Roland Koch hat sich für eine stärkere
Einbeziehung von Altkanzler Helmut Kohl in
die politische Arbeit der Union ausgesprochen.
In der «Saarbrücker Zeitung» (Donnerstagaus
gabe) sagte Koch, die Union könne auf Kohl
nicht verzichten, Kohl solle als «Eider States-
man» wieder seine Meinung sagen. Wichtiger
.als die Frage, ob Kohl am zehnten Tag der deut
schen. Einheit am 3. Oktober in Dresden eine
Rede halten werde, sei es, dass der französische
Staatspräsident Jacques Chirac und der letzte
DDR-Ministerpräsident Lothar de Maiziere als
Gastredner auf Kohls historische Rolle hinwie
sen.
Koch sagte: «Dass die Union sich mit Helmut
Kohl auch in Zukunft zeigen wird, scheint mir
selbstverständlich und entschieden. Wir werden
uns in Deutschland schnell wieder daran ge
wöhnen, dass Kohl zu wichtigen politischen Fra
gen seine Meinung aus der Sicht des <Elder Sta-
tesman> vorträgt.» Nach allem, was Kohl geleis
tet habe für die deutsche Einheit und den Bau
des modernen Europas, sei sein Rat für die
CDU unverzichtbar. Es wäre sogar absurd,
wenn ausgerechnet die Deutschen auf den Rat
eines Mannes verzichten wollten, der in Berlin
von allen internationalen Staatsgästen als Rat
geber aufgesucht werde.
Staltschuss zum
US-Wahlkampf
Wahlparteitag in Philadelphia - Republikaner nominieren Bush und Cheney
PHILADELPHIA: Die US-
Republikaner haben am dritten
Tag ihres Parteitages George
W. Bush zum Präsidentschafts-
kandidaten nominiert. Der
frühere Verteidigungsminister
Dick Cheney wurde offiziell
zum Kandidaten für den Posten
des Vize-Präsidenten ernannt.
Bush erhielt bereits am Mittwoch
die für eine Nominierung nötigen
1034 Delegiertenstimmen. Der
Sohn von Ex-Präsident George.
Bush verfolgte seine Nominierung
im Kreise seiner Familie vor dem
Fernseher in einem Hotel in Phila
delphia. Cheney nahm die Nominie
rung als Vize an und forderte unter
grossem Beifall ein Ende der Regie
rung von Bill Clinton.
Höhepunkt und Abschluss des
Parteitages in Philadelphia bildete
jener Moment, als Bush die Kandi
datur annahm und die Delegierten
mit einer Rede in den Wahlkampf
für den 7. November schickte.
Bush, der derzeit noch Gouver
neur des Bundesstaates Texas ist,
sagte: «Dies ist der wichtigste
Schritt auf dem Weg zur US-Präsi
dentschaft. Ich werde mein Bestes
geben.» Bush war nicht in der Ta
gungshalle anwesend, in der der
Parteitag abgehalten wurde. Che
ney, der unter Bushs Vater Verteidi-
George W Bush (links) und Dick Cheney hoffen, nach den Wahlen am
7. Ndvemberßr die Republikaner ins Weisse Haus einziehen zu können.
Neue Gewait-in Kaschmir
Die Verhandlungen mit den itebellen gehen aber trotzdem weiter
SRINAGAR: Mit einer militäri
schen Offensive gegen Muslim-Ex
tremisten hat Indien am Donners
tag auf die jüngsten Morde reagiert.
Den Anschlägen im indischen Teil
von Kaschmir sind mindestens 90
Menschen zum Opfer gefallen.
Helikopter suchten nach den Tätern
und brächten Soldaten in die Berge
im Süden des Bundeslandes, teilte
die Armee am Donnerstag mit. Un
terdessen protestierten Hindus im
ganzen Land gegen die Gewalttaten
vom Vortag. In Neu-Delhi versuch
ten Demonstranten, die Botschaft
Pakistans zu stürmen
Der indische Regierungschef
Atal Behari Vajpayee machte die
von Pakistan unterstützten
«terroristischen Gruppen» für die
Anschläge verantwortlich. Unge
achtet der neuen Gewalt begannen
Waffenstillstandsverhandlungen
zwischen : der indischen Regierung
und der Hizbul Mujahideen, der
grössten Muslimorganisation in
Jammu und Kaschmir.
Mit den Verhandlungen zeigten
sich beide Seiten zufrieden. Nach
dem Willen der Rebellen soll Pakis
tan an den Unterredungen «zu ei
nem späteren Zeitpunkt» beteiligt
werden, wie ein Mujahideen-Ver-
treter sagte. In der vergangenen
Woche hatte Hizbul Mujahideen
überraschend einen dreimonatigen
Waffenstillstand verkündet.
Vor dem Treffen am Donnerstag
hatte ein Sprecher betont, dass der
Waffenstillstand nur aufrecht erhal
ten werde, wenn sich die indische
Regierung zu Friedensgesprächen
mit Pakistan und Vertretern
Kaschmirs bereit erkläre. Die Frist
dazu laufe am Dienstag ab. In
gungsminister war, attackierte in
seiner Rede den gegenwärtigen
Präsidenten und seinen Vize, Clin
ton und AI Gore. Dabei wählte er
dieselben Worte wie bereits Gore
bei einem Parteitag der Demokra
ten im Jahr 1992. «Es ist Zeit für sie
zu.gehen», sagte Cheney. Gore hat
te sich mit diesem Satz gegen Geor
ge Bush senior gerichtet, der damals
seine erste und einzige Amtsperi-
ode beendete.
In den vergangenen acht Jahren sei
en Gelegenheiten vertan worden,
sagte Cheney unter Beifall der über
2000 Delegierten. Der junge Bush
sei ein Mann von Mut und Visionen.
Er könne das Land führen.
«George W. Bush wird das repa
rieren, was kaputt gemacht worden
ist», rief Cheney und fügte unter
Anspielung auf die Sex-Affäre Clin
tons hinzu, «in der ersten Stunde
des ersten Tages» werde Bush
«Schicklichkeit und Integrität» im
Weissen Haus wiederherstellen.
Cheney arbeitet derzeit für eine in
ternationale Öl-Gesellschaft.
Die Demokratische Partei wird
ihren Kandidaten Gore auf einem
Parteitag Mitte August in Los An
geles benennen.
In Meinungsumfragen hatte Bush
bislang stets vor Gore gelegen. Es
gibt allerdings widersprüchliche
Angaben dazu, wie gross sein Vor
sprung vor dem Demokraten ist.
Kaschmir, dem einzigen indischen
Bundesstaat mit mehrheitlich mus
limischer Bevölkerung, kämpfen
mehrere muslimische Rebellenor
ganisationen. Die Ziele reichen von
der Unabhängigkeit bis zum An-
schluss Kaschmirs an Pakistan, das
das nördliche Drittel der Bergregi
on verwaltet. Das Waffenstill
standsangebot der Hizbul Mujahi
deen war von anderen Rebellenor
ganisationen in Kaschmir scharf kri
tisiert worden.
Der stellvertretende Parteichef
der in Indien regierenden Hindu-
Nationalisten, Jaya Prakash Ma-
thur, äusserte am Donnerstag denn
auch Bedenken. Es sei unklar, «ob
die Hizbul Mujahideen Verhand
lungen führen könne, während an
dere Rebellengruppen dagegen
sind und in Kaschmir rund hundert
Menschen töten».
In Neu-Delhi versuchten gestern Demonstranten, die Botschaft Pakistans zu stürmen
«Spione»
festgenommen
Die jugoslawischen Streitkräfte
haben an der Grenze von Mon
tenegro und Kosovo nach eige
nen Angaben zwei Briten und
zwei Kanadier festgenommen.
In einer am Donnerstag veröf
fentlichten Erklärung hiess es,
die vier seien bereits in der
Nacht zum Dienstag festgenom
men worden. Sie hätten militäri
sche Ausrüstung und Spreng
stoff mit sich geführt, und es ge
be Hinweise darauf dass sie
Sondereinheiten der montene
grinischen Polizei ausgebildet
hätten, hiess es weiter.
Die serbischen Behörden hat
ten britischen Sondereinheiten
vor kurzem vorgeworfen, die
montenegrinische Polizei auszu
bilden, um die Loslösung der
prowestlichen Republik von
Serbien vorzubereiten. Unter
dessen teilte die Organisation
für Sicherheit und Zusammen
arbeit in Europa (OSZE) in
Wien mit, zwei Mitarbeiter einer
OSZE-geführten Polizeischule
in Vucitrn würden vermisst. Die
beiden seien vermutlich mit zwei
kanadischen Mitarbeitern von
Hilfsorganisationen unterwegs
gewesen.
Zuvor hatte die private Nach
richtenagentur Montena-Fax ge
meldet, vier Briten seien an der
Grenze bei dem Berg Cakor we
gen Spionage festgenommen
worden. Sie wurden den Anga
ben zufolge zu einer Militärka
serne gebracht. Ein Militärspre
cher sagte der Nachrichtenagen
tur AP, bei den vier Festgenom
menen handele es sich um Terro
risten. Ein Sprecher der interna
tionalen Friedenstruppe im Ko
sovo (KFOR) sagte, die KFOR
untersuche den Vorfall. Falls die
KFOR von den Festnahmen be
troffen sei, würden angemessene
Massnahmen getroffen.
Das britische Aussenministe-
rium teilte in einer Erklärung
mit, ihm lägen keine Informatio
nen über Festnahmen vor.