18 Freitag, 4. August 2000
Wirtschaft
Liechtensteiner Volksblatt
N ACH RICHTEN
Shell mit sattem
Gewinn im 1. Halbjahr
DEN HAAG: Der niederländisch-britische Mi
neralölkonzern Shell hat im ersten Halbjahr
2000 einen Gewinn von 6,82 Mrd. Euro (10,6
Mrd. Fr.) gemacht. Dies war doppelt so viel
(plus 104 Prozent) wie im gleichen Zeitraum
des Vorjahres. Dies teilte der Konzern am Don
nerstag in Den Haag mit. Höhere Rohöl- und
Gaspreise, höhere Margen bei den Raffinerien
und Kostensenkungen hätten im wesentlichen
zu diesem Ergebnis beigetragen. Allerdings sei
ein Teil der Kostensenkungen von beinahe 3
Mrd. Dollar auf Jahresbasis durch geringere
Verkaufsmargen zunichte gemacht worden. Der
Umsatz im Halbjahr betrug 73,2 Mrd. Euro
(plus 79 Prozent). Das Unternehmen beschloss
eine Interimsdividende von 0,67 Euro je Aktie.
Dies sind 3,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Al
lein im zweiten Quartal hatte die Shell-Gruppe
einen Gewinn von 3,44 Mrd. Euro (87 Prozent
mehr als im gleichen Zeitraum 1999) und einen
Umsatz von 38,49 Mrd. Euro (plus 72 Prozent)
erzielt.
Modekonzern Boss
im Aufwind
METZINGEN: Der deutsche Modekonzern
Hugo Boss hat im ersten Halbjahr des laufen
den Jahres ein deutliches Ergebnisplus verbucht
und daher seine Gewinnerwartungen für das
Gesamtjahr kräftig nach oben korrigiert. Das
Ergebnis nach Steuern sei in den ersten sechs
Monaten um 49 Prozent gewachsen, teilte das
Unternehmen gestern mit. Absolute Zahlen
nannte Boss nicht. Für 2000 rechne der Beklei
dungshersteller deshalb nun damit, den Jahres-
überschuss 1999 von 110,5 MiO. DM um etwa
30 Prozent zu übertreffen. Bisher hatte Boss mit
einem Zuwachs von 12 Prozent gerechnet. Der
Umsatz sei im ersten Halbjahr im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum um 14 Prozent auf 816 Mio.
DM gewachsen.
Intersport International
erhöht Umsatz
OSTERMUNDIGEN: Die im Sportfachhandel
in 26 Ländern tätige Intersport-Gruppe hat
ihren Einzelhandelsumsatz im Geschäftsjahr
1999/2000 (per 30. April) im Vergleich zum Vor
jahr um 4,5 Prozent auf 9,035 Mrd. Fr. gestei
gert. Währungsbereinigt betrug die Zunahme
7,5 Prozent. Die grössten Umsatzsteigerungen
erzielte Intersport in Kanada (+ 21,6 Prozent),
Frankreich (+ 11,8 Prozent) und Deutschland
(+ 10,7 Prozent), wie die Intersport Internatio
nal Corporation (IIC) am Donnerstag mitteilte.
Weltweit sind insgesamt 4727 Geschäfte den
nationalen Intersport-Organisationen ange
schlossen.
Mit 793 Litern Diesel
um die Welt
WOLFSBURG: Mit nur 793 Litern Diesel ist
ein serienmässiger VW-Lupo 3L TDI in 80
Tagen einmal um die Welt gefahren: Auf den
33333 Kilometern verbrauchte der Kleinwagen
nur durchschnittlich 2,83 Liter auf 100 Kilome
tern, wie Volkswagen gestern bei der Rückkehr
des Wagens in Wolfsburg mitteilte. Die Durch
schnittsgeschwindigkeit lag bei 86 Stundenkilo
metern. Die Tour führte von Berlin über Paris
nach Afrika, dann weiter nach Asien, durch
Australien und Nordamerika zurück nach Eu
ropa. Das Auto fuhr laut VW ohne Panne, die
Mechaniker mussten unterwegs nur einen
Ölwechsel machen. Die Tagesetappen waren
zwischen 123 und 770 Kilometer lang, der
Durchschnittsverbrauch lag laut VW zwischen
1,99 und 2,38 Litern. Der Lupo 3LTDI gilt als
sparsamstes Serienauto der Welt.
Siemens will mit Mobil-
funkgeschäft wachsen
MÜNCHEN: Siemens will mit seinem Mobil
funkgeschäft den Weltmarkt erobern. Für das
kommende Jahr plane der Bereich Information
and Communication Mobile (ICM) den Mark
teintritt in den USA, teilte das Unternehmen
gestern in München mit. In Asien wolle ICM in
den nächsten drei Jahren rund 1,5 Milliarden
Euro (2,93 Milliarden Mark) in den Geschäfts
ausbau investieren.
Kernmarkt werde China sein. Innerhalb von
drei Jahren wolle der Konzern zu einem der drei
grössten Anbieter weltweit werden. Der Be
reich steigerte den Umsatz in den ersten neun
Monaten des laufenden Geschäftsjahrs den An
gaben zufolge von 3,6 Milliarden Euro auf sechs
Milliarden Euro.
gegen Microsoft ein
Unternehmen soll Marktposition missbraucht haben - Ausreichende Hinweise auf Fehlverhalten
BRÜSSEL: Die EU hat am
Donnerstag ein Kartellverfah
ren gegen den amerikanischen
Software-Produzenten Micro
soft eingeleitet. Die EU-Kom-
mission wirft dem Unterneh
men vor, seine führende
Marktposition bei Computer-
Betriebssystemen dazu ausge
nutzt zu haben, auch den
Markt für Server-Software zu
dominieren. Das Verfahren
folge einer Beschwerde des
US-Software-Herstellers Sun
Microsystems, Microsoft ver
weigere Informationen über
sein Windows-System, auf das
andere Programme aufbauen
müssten.
Die Sprecherin von EU-Wettbe
werbskommissar Mario Monti,
Amelia Torres, sagte, Microsoft sei
zunächst zu einer Stellungnahme zu
den Vorwürfen aufgefordert wor
den.
Die Firma habe zunächst zwei
Monate Zeit, darauf zu antworten.
Danach werde die EU-Kommission
voraussichtlich bis Ende des Jahres
prüfen, ob weitere Schritte eingelei
tet werden.
«Die Kommission hat noch keine
Schlussfolgerungen gezogen», sagte
sie. «Die Kommission würde aber
offensichtlich keine Anfrage an
Nach den USA ist der Software-Gigant Microsoft (im Bild Bill Gates) nun auch im EU-Raum unter Druck geraten.
Microsoft richten, wenn sie nicht
hinreichende Beweise für ein Fehl
verhalten vorliegen hätte.»
Monti selbst teilte in einer Er
klärung mit, die EU werde keine
wettbewerbsfeindlichen Massnah
men dulden. Er sei entschlossen, die
kartejlrechtlichen Bestimmungen
durchzusetzen. Die EU hatte be
reits im Februar ein anderes Verfah
ren gegen Microsoft eingeleitet, das
derzeit noch läuft. Dabei geht es um
das Betriebssystem Windows 2000.
Torres sagte, bei Überschneidungen
würden beide Verfahren zusam
mengelegt. In den USA droht
Microsoft in einem Kartellrechtver
fahren die Aufteilung in zwei Un
ternehmen. Dort wurde dem Unter
nehmen vorgeworfen, seine markt
beherrschende Stellung gegen Kon
kurrenten im so genannten Brow-
ser-Bereich für das Internet miss
braucht zu haben.
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gegen Versicherungen
Schweizer Gesellschaften wollen Urteil anfechten
ZÜRICH: Die italienische Kartell-
behörde hat wegen verbotenen Ab
sprachen gegen 38 Versicherungen
Strafen von insgesamt 700 Mrd.
Lire (553 Mio. Franken) verhängt.
Die mitangeklagten Schweizer Ge
sellschaften wollen gegen das Urteil
Rekurs ergreifen.
Gegen die drei Schweizer Versiche
rer Zürich, Winterthur und Helvetia
Patria sind Bussen von insgesamt
über 50 Mio. Fr. ausgesprochen wor
den, wie Firmensprecher am Don
nerstageinen Bericht des Schweizer
Fernsehens DRS vom Mittwoch be
stätigten. Die Winterthur wurde zu
einer Busse von rund 33 Mio. Fr.
verurteilt. 16 Mio. Fr. müsste gemäss
«10 vor 10» die Zürich auf den Tisch
legen. Die Helvetia Patria schliess
lich wurde zu einer Busse von 3,4
Mio. Fr. verurteilt. Während die
Winterthur und die Helvetia den
Betrag bestiitigten, war bei der
Zürich vorerst keine Bestätigung
erhältlich. Die italienische Kartell
behörde begründete ihr Urteil mit
verbotenen Preisabsprachen. Über
eine Beratungsgesellschaft hätten
die Unternehmen Daten über ihre
Autoversicherungen ausgetauscht.
Ein Helvetia-Patria-Sprecher nann
te das Urteil «absurd». Es handle
sich um einen reinen Informations
austausch.
Sowohl die Winterthur wie die
Helvetia Patria wollen das Urteil
anfechten, wie beide Unternehmen
gegenüber der Nachrichtenagentur
sda bekanntgaben. Nähere Anga
ben wollte man mit Rücksicht auf
das angestrebte Verfahren nicht ma
chen.
Leck bei Internet-
Anbieter Sunrise
Beim Internet-Anbieter Sunrise hat
eine Panne beim Ausbau der Hard
ware ein grosses Datenleck verur
sacht. Wie Sunrise-Sprecher Step
han Howeg am Mittwoch zu einem
Bericht der « Weltwoche» bestätigte,
war die interne Suchseite für sämtli
che Kunden samt ihren Passwör
tern seit dem vergangenen 1. Mi
öffentlich zugänglich. Entdeckt
wurde der Fehler am 1. August. In
der Zwischenzeit konnte jedermann
fremde E-Mails lesen oder unter
fremden Namen E-Mails ver
schicken. Potentiell betroffen waren
laut Howeg alle 280000 Internet-
User von Sunrise. Allerdings seien
gemäss bisherigen Abklärungen bei
lediglich 200 bis 300Adressen
fremde Zugriffe sehr wahrschein
lich. Sunrise empfahl der Kund
schaft, schnellstmöglich ihr Pass
wort zu ändern. (Bild: Keystone)