Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Religion 
Samstag, 29. Juli 2000 19 
Blickpunkt Religion 
Proteste gegen 
Seligsprechung 
Massive Kritik ist in den vergangenen Wochen 
an der geplanten Seligsprechung von Papst Pius 
IX. von verschiedenen Seiten geübt worden: 
Prominente Theologen wie Johann Baptist 
Metz und Hans Küng befürchten, diese Selig 
sprechung würde der katholischen Kirche «er 
heblichen Schaden zufügen.» Viele Menschen 
würde diese Entscheidung an der «aufrichtigen 
Bemühung der gegenwärtigen Kirchenleitung 
um Versöhnung und Wahrheit in der Welt» 
zweifeln lassen. Als «schmerzvolles Kapitel» 
empfindet die altkatholische Kirche das Pontifi- 
kat Pius IX.: Die Altkatholiken haben sich we 
gen des Unfehlbarkeitsdogmas - unter Pius IX. 
durchgesetzt - von Rom getrennt. 
Wortgewaltig 
«So wie die Eltern die 
Kinder auf die Welt 
bringen, so müssen die 
Kinder die Eltern ins 
Sterben begleiten kön 
nen». 
Professor Paul Zuleh- 
ner (Bild), Pastoral 
theologe, Wien. 
TV-Tipp 
Frauen und ihre 
Visionen 
Eine Gospelsängerin, eine Sozialarbeiterin und 
eine Bühnenbildnerin reden über ihren Glau 
ben und ihre Projekte. Allen dreien ist Religion 
keine verstaubteTradition für einige wenige Le 
bensübergänge. Was sie glauben, hat konkrete 
Folgen für ihr tägliches Leben. Hedreich 
Nichols ist Sängerin. In der Sendung gibt sie 
Kostproben ihrer Gospelsongs. Isabel Hepps 
Spiritualität findet Ausdruck in ihrer Malerei; 
sie bringt ein Bühnenbild zu einem Stück von 
Silja Walter mit ins Studio. Und Franziska Kol 
ler engagiert sich an Brennpunkten des Leidens 
in der Welt. Eben ist sie zurückgekehrt von ei 
nem Einsatz für Strassenkinder in Brasilien. 
«Drei junge Flauen und ihre Visionen» in der 
Sendung Stemstunde Religion, Sonntag, 6. Au 
gust, 10 Uhr auf SF DRS1. 
Veranstaltungen 
«Sturm auf dem See 
» 
«Wer ist dieser, dass ihm sogar Wind und Meer 
gehorchen?» Durch diesen Tag der Stille beglei 
tet Sr.Rutz,asc. 
Samstag, 26. August von 9.30 Uhr bis 16 Uhr im 
Kloster St. Elisabeth in Schaan. (Anmeldung bis 
23. August!) 

Tag der Stille im Kloster St. Elisabeth in Schaan 
«Ora et labora» 
Die einfachen Lebensvorgänge bewusst wahrneh 
men, lässt uns das eigene Menschsein neu ent 
decken. Um dies zu tun, ist es vorteilhaft, vorüber 
gehend mit unserem vertrauten Alltag abzubre 
chen und in eine andere Dimension einzutreten. 
Freitag, 11. August, 18 Uhr bis Freitag, 18. Au 
gust um 14 Uhr im Haus Gutenberg in Balzers; 
Leitung: Albin Keller, Mario Tobler und P. Lud 
wig Zink. 
Gorbatschow und der 
Papst 
Sein politisches Denken, so Michail Gorbat 
schow, sei wesentlich von Papst Johannes Paul 
II. beeinflusst worden, sagte der letzte Präsident 
der Sowjetunion in einem Interview mit dem 
«Osservatore Romano»: «In der dramatischen 
Periode des Kalten Krieges hat der Papst ge 
sagt, Europa müsse wieder mit beiden Lungen 
atmen, der westlichen und der östlichen: das war 
eine epochale Intuition, die der Geschichte eine 
entscheidende Wendung gegeben hat. 
«Schwarz bin ich, 
aber schön» 
Das Geheimnis und die vielen weltweiten Wunder der Schwarzen Madonnen -Teil 2 
Jährlich pilgern Millionen von 
Menschen an Gnadenorte mit 
dem Bildnis einer Schwarzen 
Madonna. Chartres in Frank 
reich, Altötting in Deutsch 
land, Loreto in Italien, Mont- 
serrat in Spanien, Tschensto- 
chau in Tschechien und natür 
lich Einsiedeln gehören zu den 
bedeutendsten Wallfahrtsor 
ten der Welt mit einer schwar 
zen Muttergottes. Oft nähern 
sich die Pilger dem Bildnis auf 
Knien und erhaschen vielleicht 
wegen des grossen Andrangs 
nur einen Blick auf diejenige, 
von der sie Hilfe erwarten. 
Loretta Federspiel-Kieber 
Als direkte Vorläuferin der 
Schwarzen Madonna wird die ägyp 
tische schwarze Göttin Isis angese 
hen. Man sieht diese abgebildet mit 
dem Horusknaben auf dem Schoss, 
dem sie die Brust reicht. Auf ihrem 
Kopf erheben sich zwei Hörner, 
oder vielmehr Sicheln, die eine run 
de Scheibe, den Vollmond, ein- 
schliessen. Isis wird als Mutter des 
Universums verehrt, das heisst, sie 
selbst ist in ihrer Schwärze der un 
endliche jungfräuliche Raum, der 
unentwegt Welten, Wesen und Er 
eignisse gebärt. Ihre mütterliche 
Liebesschwingung verleiht dem 
Universum seine weise Gesetzmäs 
sigkeit. Sicheln und Mond sind das 
Sinnbild dafür, dass alles Erschaffe 
ne dem Wandel unterworfen ist. Die 
unfassbare Energie der Dunkelheit 
(hinter der doch wieder ein ebenso 
unfassbares Licht existiert), die alles 
Lebendige hervorbringt, sei es der 
zeitlich und örtlich nicht zu platzie 
rende «Urknall», sei es das neue Le 
ben aus der Schwärze des mütterli 
chen Schosses, aus der Schwärze der 
Erde, der Gedanke des Mysteriums 
der schöpferischen Dunkelheit 
bringt uns dem Geheimnis der 
Schwarzen Madonna näher. Die 
Göttinnen sind die Verbildlichung 
der dunklen Macht, vor der Men 
schen, die in sich gehen, erschauern. 
In Maria hat sich das Bild fortge 
setzt, von Isis hat sie auch die häufig 
dargestellte Mondsichel unter den 
Füssen geerbt. 
Bedeutende schwarze Göttin 
Isis hat eine Reihe von dunklen 
Schwestern. Oder ist immer die glei 
che unter anderem Namen ge 
meint? Z. B. die sumerische Mutter 
göttin Istar, die Dea Syria (Göttin 
Syriens, was «Grosse Mutter» be 
deutet), Artemis von Ephesus und 
Devaki, die den kleinen Krishna 
stillt. Auch die keltische Göttin Cer- 
Chartre, Schwarze Madonna « Unter der Erde» in der Kathedrale Notre-Dame 
de Sous-Tcrre. 
ridwen ist schwarz und die 
Schwarze Sara ist die von den Zi 
geunern vielgeliebte Heilige. Die 
bedeutendste Göttin Indiens, Kali, 
ist schwarz - sie ist die Erschafferin 
und Vernichterin des irdischen Le 
bens. Viele Tamilen aus Sri Lanka 
besuchen die Schwarze Madonna in 
Einsiedeln, weil sie in ihr eine Ver 
wandte der Schwarzen Kali sehen. 
Der deutsche Schriftsteller 
Walther Seidlitz, ein Indienreisen 
der, schildert eine Begegnung mit 
der schwarzen Gottheit im Hima- 
laya:«... die unterirdischen Felsen 
höhlen sind zu einem uralten Tem 
pel ausgehauen. Dort im Dunkel 
thront die Herrin der vergänglichen 
Welt. Ihr Name ist Arbuda ... Aus 
den Himmelssphären ist die grosse 
Maya, die Erdenherrin und dienen 
de Magd Gottes, bis in die Finsternis 
der Erde herabgestiegen. Ehrfürch 
tig stand ich, wie alle anderen, mit 
nackten Füssen vor ihrem Stand 
bild. Ihr Antlitz war schwarz!» 
Erklärungsversuch mit 
Bibelvers 
Oft wird mit dem Erklärungsver 
such für die Schwarze Madonna aus 
dem Hohen Lied Salomons zitiert. 
Die dunkle Königin von Saba:«... 
sie kam von dem Ende der Erde, um 
die Weisheit Salomons zu hören» 
und um «ihn in Rätseln zu erpro 
ben» ist «die Schwarze und Wohlge 
staltete», in einer bekannteren 
Übersetzung: «Schwarz bin ich, aber 
schön». Es gibt ein Reich der Sabäer 
in Südarabien, aber auch dort sind 
Bewohner nicht schwarz. Die Aus 
sage muss also auch hier symbolisch 
verstanden werden. Die Königin 
von Saba wie auch Salomon er 
scheinen in ihrer Verkörperung auf 
Erden dunkel im Vergleich zu ihrem 
wahren Wesen, das geistig, himm 
lisch ist. Es zeugt von Weisheit und 
Inspiration, die Rätsel unseres Da 
seins zu erkunden und sich des gött 
lichen Lichtes bewusst zu bleiben. 
Mohamed und der schwarze 
Stein 
Der Mensch will die Schleier lüf 
ten, die den «Stein der Weisheit» 
verhüllen und seine Sehnsüchte in 
Bildern und Zeichen wiedererken 
nen. So hat sogar der Islam seinen 
Kultort: Obwohl Mohamed den Bil 
derkult verbot, rührte er nicht an 
der Kaaba, dem Schwarzen Stein 
von Mekka, einem heiligen Meteo 
riten, zu dem jährlich Millionen von 
Pilgern wallfahren. Der Glaube 
hielt sich, dass der Stein Anahita, 
den Morgenstern, repräsentiere, 
und der Tag der Venus, der Freitag, 
blieb der geweihte Tag der Kaaba. 
Die Platzierung vieler Schwarzer 
Madonnen, besonders entlang des 
Pilgerweges nach Santiago di Com- 
postella, wurde vom Orden des Hl. 
Bernhard und des Templer Ordens 
veranlasst. Der Sage nach durfte der 
Heilige Bernhard einige Tropfen 
Milch aus der Brust einer Schwar 
zen Madonna trinken, was einen al 
chimistischen Prozess in seiner See 
le bewirkte. Die Alchimie, für Un 
eingeweihte der Versuch, Blei in 
Gold zu verwandeln, ist der Prozess 
der Bewusstwerdung der menschli 
chen Seele, die, verstrickt und 
scheinbar verloren in ihrer irdi 
schen Existenz, sich auf den Weg 
(auf die Pilgerschaft) macht zu ihrer 
wahren Herkunft und zum Ziel ih 
rer Sehnsucht. Der Besuch bei einer 
Schwarzen Madonna scheint dabei 
wie ein Auslöser zu wirken, dass der 
Mensch zu sich selbst und damit zu 
seiner Heilung gelangt. 
Fit für Gott 
Freches und Frommes über Glaubenslust und Glaubensfrust 
Für alles Mögliche machen wir uns 
fit: «Fit for fun» und fit, damit uns 
kein Gramm vom Idealgewicht 
trennt. Aber, wie halten wir uns ei 
gentlich fit für unseren Glauben? 
Die liturgische Sprache in unseren 
Gottesdiensten tut sich oft schwer, 
das wahre Leben noch durchschei 
nen zu lassen. Viele Jugendliche er 
leben diese Gebete deshalb auch oft 
als leer und nichtssagend. 
Deshalb gibt es moderne Gebet 
bücher, die Worte unserer Zeit fin 
den und helfen wollen, unseren 
Alltag vor Gott zu bringen. Mit «Fit 
für Gott» stellte der 26-jährige 
Lehramtsreferendar Marcus C. 
Leitschuh 1998 einen Sammelband 
mit neuen Gebeten, Gedichten, Bi 
belauslegungen und Meditationen 
für Schule, Jugendarbeit, Gottes 
dienste, zum eigenen Lesen und als 
Geschenk vor. Nach nur einem 
Jahr liegt nun schon die dritte Auf 
lage vor. Entstanden sind die 
Beiträge nach einem Aufruf der Ju 
gendzeitschrift «x-mag» und der 
Kolpingjugend. 103 Autoren zwi 
schen 9 und 30 Jahren, vom Schüler 
bis zum professionellen Autoren, 
wurden ausgewählt und vom Patt 
loch-Verlag in Zusammenarbeit 
mit dem Kolpingwerk Paderborn 
veröffentlicht. 
Von der Seele geschrieben 
Vom Stossgebet bis zur Fürbitte 
bei Liebeskummer und'um Trost 
bei Todeserfahrung, alles Tbxte die 
«Fit filr Gott», ein Buch, das motiviert, 
den Glauben mit Freude und Zweifiel 
in die eigenen Worte zu Jossen. 
zeigen, was junge Christen Gott zu 
sagen haben. Gott nicht als der alte 
Mann missverstanden, der sich 
durch viele Gebete vielleicht über 
reden lässt, mir das zu geben, was 
ich unbedingt haben will, sondern 
als Freund, mit dem ich über mein 
Leben reden kann, mit all dem, was 
dazu gehört. So wie es Irmgard 
Kaiser in ihrem Beitrag «Beten» 
formuliert hat: 
Zu Dir reden, Dich anklagen, 
Dich loben, zu Dir flehen, 
bei Dir weinen, vor Dir jubeln, 
mit Dir schweigen.» 
«Fit für Gott - Gebete und Texte 
junger Christen», herausgegeben 
von Marcus C. Leitschuh ist im 
Pattloch-Verlag für 9,90 Franken 
erschienen. .
	        

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