Liechtensteiner Volksblatt
Inland
Freitag, 28. Juli 2000 3
Sexueller Missbrauch und Gewalt
in der Familie: Geächtete Phänomene
Jahresbericht 1999: Das Amt für Soziale Dienste nahm sich diesen Themen an
Sexueller Missbrauch von Kin
dern und Gewaltanwendung in
der Familie: Gesellschaftlich sind
diese beiden Phänomene geächtet
und werden scharf verurteilt.
Dennoch sind auch in Liechten
stein verschiedene Fälle bekannt.
Zuvor gab es aber lange Zeit
kaum eine Sensibilisierung für
diese, vor allem für die Betroffe
nen, einschneidenden Themen.
Das Amt für Soziale Dienste
nahm sich dieser Problemberei
che an und versuchte, Lösungsmo-
. delle zu entwickeln.
Peter Kindle
Im Jahr 1999 nahm sich das Amt für So
ziale Dienste zwei besonderen Phä
nomenen gezielt an: Im Rechenschafts
bericht des Amtes finden sich zwei Sei
ten, in welchen die beiden Themen
«Gewalt innerhalb der Familie» und
«sexueller Missbrauch von Kindern»
aufgegriffen werden. So musste sich das
Amt im Jahre 1999 insgesamt 10 Fällen
annehmen, wo Probleme mit sexuellem
Missbrauch in der Kindheit durch eine
Person ausserhalb des engeren Famili
enkreises auftraten, oder Kinder kör
perlich misshandelt wurden.
Kooperationsmodelle
ausgearbeitet
Besonders im Bereich des sexuellen
Missbrauches von Kindern sah das Amt
für Soziale Dienste einen grossen
Handlungsbedarf: «Aus aktuellem An-
lass zeigte sich im Jahr 1998, dass im
Themenbereich «sexueller Miss
brauch» Handlungsbedarf bestand»,
Sexueller Missbrauch und Gewaltanwendung innerhalb der Familie sind geächtete Phänomene. Das Amt ßr Soziale Dienste hat diese Themen in den letzten Jahren auf
gearbeitet.
kann im Rechenschaftsbericht nachge
lesen werden. Das Amt erkannte insbe
sondere die Notwendigkeit, sogenannte
Kooperationsmodelle zu entwickeln
«und methodische Vorgehensweisen zu
' V ■
Traurige und zerstörte Kindergesichter sollen vehement bekümpfi werden.
überarbeiten».
Aus diesem Sprund sah sich die Re
gierung auch 1 veranlasst, eine Projekt
gruppe ins Leben zu rufen, welche sich
den vorliegenden Problemen anzuneh
men hatte. In drei aufeinanderfolgen
den Phasen wurde ein für unser Land
spezifisches Modell ausgearbeitet, wel
ches unter dem Namen «Coaching Mo
dell» bekannt wurde.
In einem ersten Schritt analysierte
die Projektgruppe, bestehend aus Ver
tretern sozialer Einrichtungen, Behör
den, Lehrer und Elternvertreter die ak
tuelle Situation in unserem Land. Ein
richtungen, welche mit der Thematik
des sexuellen Missbrauchs befasst sind,
wie auch sämtliche Kindergärtnerinnen
und Lehrer aller StfuUstufen wurden
I *
von einer externen) Fachperson inter
viewt. Gemäss Rechenschaftsbericht
des Amtes für Soziale Ipienste sind dar
über hinaus die bestehenden Projekte
und Präventionsprogramme erfasst
worden. In der zweiten Phase wurden
diese bestehenden Modelle mit auswär
tigen Präventionsprogrammen aus der
Schweiz, Vorarlberg und Deutschland
verglichen. «Die Auseinandersetzung
mit diesen Modellen aus den Nachbar
ländern machte es .möglich, Ziele für
Liechtenstein deutlicher zu formulie
ren». 1 *
e t
«Coaching Modell» ausgearbeitet
In der letzten Phase entwickelte die
eingesetzte Projektgruppe das liechten-
stein-spezifische «Coaching Modell».
Erste rudimentäre Standards für die
Arbeit im Bereich des sexuellen Miss
brauchs wurden geschaffen. So sah das
«Coaching Modell» die Installierung ei
ner interdisziplinären Fachgruppe vor,
welche sich aus Medizinern, Juristen,
Therapeuten und psychosozialen Fach
leuten zusammensetzt. «Die Fachgrup
pe soll situationsbezogen einberufen
werden können, wenn ein professionel
ler Helfer in Liechtenstein mit einem
Fall sexuellen Missbrauchs in der Praxis
konfrontiert ist», wird im Bericht des
Amtes für Soziale Dienste betont.
Nicht zu verwechseln ist diese Fach
gruppe mit Helfern, welche sich um die
leidenden und betroffenen Opfer küm
mert. Die Fachgruppe hat lediglich zur
Aufgabe, die psychosozialen Fachper
sonen zu coachen.
Viele Vorteile
Das Amt für Soziale Dienste sieht im
ausgearbeiteten Modell etliche Vortei
le, für eine effektive Hilfeleistung: So
werden Beratungsstellen besser ver
netzt und es können kompetente An
laufstellen für diejenigen Personen und
Stellen geschaffen werden, welche noch
wenig oder gar keine Erfahrung mit se
xuellem Missbrauch gemacht haben.
Gewalt in der Familie: Neue
Ansatzpunkte zur Prävention
Die Gewaltanwendung in der Familie
ist ein weiteres Thema, welches inner
halb der Gesellschaft während langer
Zeit tabuisiert wurde. Rotz gesell
schaftlicher Ächtung tritt Gewaltan
wendung innerhalb der Familie in allen
Schichten der Gesellschaft immer wie
der auf. Das Amt für Soziale Dienste
versuchte, neue Ansatzpunkte zu fin
den, welche einerseits präventiv auf den
(Bilder: Keystone)
potenziellen Täter einwirken, anderer
seits aber auch Menschen, welche be
reits mit körperlicher Gewalt auf Fami
lienmitglieder einwirkten, oder mit ge
waltsamen Angriffen drohen, effektiv
zu bestrafen.
Täter aus dem Milieu entfernen
Das Amt für Soziale Dienste hält in
seinem Rechenschaftsbericht fest, dass
Täter, welche Gewalt innerhalb der ei
genen Familie anwenden, am besten da
durch bestraft werden, indem sie aus
ihrem familiären Umfeld verwiesen wer
den. Waren es früher noch die Opferrei
che aus Angst vor Wiederholungen die
Flucht ergreifen mussten, so sind es heute
die Täter, welche polizeilich zwangs
entfernt werden. Interessant ist die An
merkung, dass die Täter, trotz ihrer Ge
waltanwendung gegenüber der eigenen
Familie, sich gerne im gewohnten Um
feld aufhalten und es somit als echte Be
strafung empfinden, wenn sie aus dem
Familienverband weichen müssen. Die
Androhung der Wegweisung wirkt des
halb schon präventiv, haben die potenzi
ellen Täter Angst und Hemmungen, auf-,
grund eines Wohnungsbetretungsverbot
von der Gesellschaft ausgeschlossen und
geächtet zu werden.
REKLAME
Hi-Fi Video Vogt
Alex Vogt
ZOghQsle 13
9496 Balzen
Tel. 386 20 30
Wir haben Betriebsferien
1. August bis 22. August
REKLAME
*************
(ditionszirkus ★ £
★ X ★
präsentiert den einmaligen kubanischen Nationalzirkus
Circo Havana Cuba
Mauren, weiherring **-Vorstellungen-* Schaan, Messepiatz
Dienstag, 1. August: 15.00 und 20.00 Uhr
Mittwoch, 2. August: 15.00 und 20.00 Uhr
Freitag, 4. August: 20.00 Uhr
Samstag, 5. August: 15.00 und 20.00 Uhr
Sonntag, 6. August: 10.30 und 15.00 Uhr
Mtdtomponsor
Vorverkauf: 10.00-12.00 Uhr an der Zirkuskasso
TICKETPHONE 079 608 88 44/45
★
★
★
★
★
★
★
★
★