22 Donnerstag, 27. Juli 2000
Ausland
Liechtensteiner Volksblatt
Nachrichten
Arbeitete Walesa für
den Geheimdienst?
WARSCHAU: Der frühere polnische Staats
präsident Lech Walesa sieht sich dem Verdacht
ausgesetzt, für den kommunistischen Geheim
dienst seines Landes gearbeitet zu haben. Das
Warschauer Lustrationsgericht, ein Sonderge
richt für die Überprüfung der Vergangenheit
von Inhabern und Bewerbern für hohe öffentli
che Ämter, soll von der Staatsschutzbehörde
UOP entsprechende Belege erhalten haben,
Wie die polnische Nachrichtenagentur IAR am
Mittwoch meldete. Walesa bezeichnete die an
gebliche Verpflichtung als geheimer Mitarbei
ter des Geheimdienstes im Jahr 1970 am Mitt
woch als Provokation der Sicherheitsdienste,
mit der er kompromittiert werden sollte.
Tote nach Clankämpfen
um Vieh In Uganda
KAMPALA: Bei Clankämpfen im Nordosten
Ugandas sii\d erneut 95 Menschen getötet wor
den. Nach Angaben eines Armeesprechers vom
Mittwoch begann der blutige Kampf um Vieh
bereits am vergangenen Freitag. Schon vor zwei
Wochen waren in derselben Gegend 63 Men
schen bei Kämpfen rivalisierender Subclans des
Stammes der Karamojong umgekommen. Tote,
von Aasgeiern zerpflückte Körper pflasterten
nach Augenzeugenberichten das Dorf Lwakujo,
rund 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt
Kampala. Nach dem Brauch der Karamojong
darf ein getöteter Krieger nicht beerdigt wer
den, sondern muss an Ort und Stelle zurückge
lassen werden.
Neue Verfassung für
Elfenbelnküste
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ABIDJAN: Mit überwältigender Mehrheit hat
die Bevölkerung des westafrikanischen Staates
Elfenbeinküste bei einem Referendum einer
neuen Verfassung zugestimmt. Laut Endergeb
nis lag die Zustimmung bei 86,5 Prozent, 13,5
Prozent votierten dagegen. Allerdings gaben
nur 56 Prozent der 4,8 Millionen registrierten
Wähler bei dem Referendum am Sonntag und
Montag ihre Stimme ab. Die neue Verfassung
gilt als erster Schritt für die Rückkehr des Lan
des zu einer Zivilregierung. Im Dezember vori
gen Jahres hatte das Militär Präsident Henri
Konan Bedie gestürzt und die Macht übernom
men. Militärmachthaber General Robert Guei
(Bild) hat für Mitte September die Wahl eines
neuen Präsidenten versprochen.
Südkorea spendet
Nordkorea Düngemittel
SEOUL: Südkorea hat am Mittwoch dem von
einer chronischen Versorgungskrise geplagten
Nordkorea erneut die Lieferung dringend
benötigter Düngemittel zugesagt. Nach Anga
ben des Ministeriums für Vereinigung in Seoul
sollen 100 000 Tonnen Kunstdünger zur Steige
rung der Ernteertäge im kommunistischen
Nachbarland beitragen. Nordkorea habe offi
ziell um die Hilfe gebeten. Südkorea hatte be
reits vor dem ersten innerkoreanischen Gipfel
treffen im Juni 200 000Tonnen Kunstdünger an
Nordkorea geliefert. Die neue Hilfsaktion soll
bis Ende August rechtzeitig zur Erntezeit erfol
gen. Im bislang abgeschotteten Norden der ge
teilten Halbinsel herrscht seit sechs Jahren als
Folge von Naturkatastrophen und Misswirt
schaft akuter Mangel an Nahrungsmitteln.
Granatenanschlag auf Jolo
Mindestens 18 Verletzte - Hoffnung auf Freilassung der Geiseln gesunken
JOLO: Nach einem neuen Anschlag
ist im Geiseldrama auf der Philippi-
nen-Insel Jolo die Hoffnung auf die
Freilassung weilerer Geiseln wieder
gesunken. Bei einem Granatenan
schlag in der gleichnamigen Stadt -
Jolo wurden am Mittwoch nach Be
hördenangaben mindestens 18 Men
schen verletzt■ Die Polizei machte die
Rebellen der Gruppe Abu Sayyaffilr
die Tat verantwortlich, die noch 33
Menschen in ihrer Gewalt hält. Nach
Einschätzung der Polizei will die
Gruppe mit Bombenanschlägen of
fenbar vom Geiseldrama ablenken.
Ein Motorradfahrer warf die Gra
nate am Morgen in eine Men
schenmenge, die vor einem Cafi
Schlange stand. Nach Einschätzung
des Chefunterhändlers der philippi
nischen Regierung, Roberto Aventa-
jado, wird sich die Freilassung
weiterer Geiseln wegen der neuen
Gewalttaten weiter verzögern. Der
Provinzgouverneur kündigte ver
stärkte Sicherheitsmassnahmen an.
Lösegeldzahlung für Freilassung bestätigt
Umgerechnet rund sieben Millionen Franken für Freilassung von Renate Wallert bezahlt
JOLO: Philippinische Mililärver-
treter haben am Mittwoch bestätigt,
dass für die Freilassung von Renate
Wallert Lösegeld bezahlt wurde.
Demnach sind insgesamt 190 Mil
lionen Pesos (rund 7 Millionen
Ranken geflossen, damit die Mos
lemextremisten der Abu Sayyaf die
verschleppte Göttinger Musiklehre
rin und neun Malaysier aus ihrer
Gewalt entlassen.
Die angekündigte Freilassung von
drei der neun Malaysier verzögerte
sich am Mittwoch aber erneut. Rena
te Wallert kam in der vergangenen
Woche nach knapp drei Monaten
Geiselhaft frei; ihr Mann Werner und
ihr Sohn Marc müssen noch immer
im Dschungel von Jolo ausharren.
Sie gehören zu der Gruppe von 21
Asiaten und Urlaubern, die am 23.
April von der malaysischen Urlaubs
insel Sipadan entführt wurden. Die
Gruppe hält zudem mehrere Journa
listen und eine Gruppe geistlicher
Prediger auf Jolo gefangen. Unter
dessen bereitete sich der grösste phi
lippinische Fernsehsender ABS-
CBN darauf vor, alle Mitarbeiter aus
Jolo abzuziehen, nachdem am Mon
tag zwei Journalisten der Station auf
der südphilippinischen Insel ver
schleppt worden waren. Die Abu
Sayyaf bestätigte am Mittwoch, dass
sie einen Mitarbeiter gefangen hält.
Nach Angaben der philippinischen
Regierung verlangen die Rebellen
zehn Millionen Pesos (rund 400 000
Franken für die Freilassung der bei
den Philippiner. Es war nicht die
erste Entführung von Reportern, die
über die Geiselnahme berichten
wollten. Der «Spiegel»-Reporter
Andreas Lorenz wurde ebenfalls auf
Jolo gekidnappt, Abu Sayyaf bestrei
tet aber im Gegensatz zur Gefangen
nahme von drei französischen Jour
nalisten, ihn festzuhalten.
«Weisinnenrat» nominiert
Frauen sollen EU-Weise über Lage aufklären
Ci
WIEN: Eine Gruppe von Regie-
rungsgegnem in Österreich hat am
Mittwoch drei Frauen entsandt. Sie
sollen das EU-Weisengremium
über die Lage im Land aufklären.
Der «Weisinnenrat» komme aus der
Bewegung gegen die Regierung und
vertrete das andere Österreich, sag
te ein Sprecher der Gruppe. Das
Ziel der Frauen sei, etwa auf Ent
wicklungen bei den Menschenrech
ten, der Lage von Ausländern und
Frauen hinzuweisen, die ansonsten
im Bericht des Gremiums überse
hen werden könnten.
Der EU-Weisenrat soll am Frei
tag erstmals nach Wien kömmen.
Nach seinem Bericht wollen die 14
EU-Partner Österreichs ihre Sank
tionen gegen das Land überdenken.
In den Weisinnenrat berufen wur
den die Schriftstellerin Marlene
Streeruwitz, die Publizistin Helga
Köcher und eine pensionierte Bank
angestellte, Anneliese Gesswein.
Dem Weisenrat gehören der
frühere finnische Präsident Martti
Ahtisaari, der ehemalige spanische
Aussenminister Marcelino Oreja
und der deutsche Völkerrechtler Jo
chen Frowein an.
Peru: Protest verhindert
Reise nach Lima von Polizei unterbunden
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LIMA: In Peru hindert die Polizei
nach Angaben der Opposition Hun
derte von Gegnern von Präsident
Alberto Fujimori daran, zu Protes
ten nach Lima zu reisen. Die Oppo
sition hatte im Vorfeld der Vereidi
gung Fujimoris am Wochenende De
monstrationen in Lima angekündigt.
Zahlreiche Busse seien an Kontroll
posten gestoppt und an der Weiter
fahrt gehindert worden, sagte Op
positionsführer Alejandro Toledo
am Dienstag (Ortszeit): «Wir befin
den uns praktisch in einem Belage
rungszustand.» Die Polizei durchsu
che Reisebusse Richtung Lima ge
zielt nach jungen Leuten und neh
me diese fest. Die Beamten
schraubten den Fahrzeugen die
Nummernschilder ab und machten
so eine Weiterfahrt unmöglich, er
klärte Toledo weiter. Fujimori war
am 28. Mai mit 52 Prozent der Stim
men zum dritten Mal als Präsident
gewählt worden. Die Standards für
demokratische Wahlen waren aber
nicht eingehalten worden.
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Die Oppositionellen wurden durch die Polizei an der Reise nach Lima ge
hindert. (Bild: Keystone)
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