Liechtensteiner Volksblatt
Ausland
Montag, 24. Juli 2000 15
Nachrichten
Wieder Kämpfe in
Algerien
ALGIER: Das algerische Militär hat bei seiner
Offensive in den Collo-Bergen östlich von Al
gier mindestens 28 islamische Extremisten getö
tet, wie die Zeitung «El Watan» am Sonntag be
richtete. Die Streitkräfte haben den Angaben
zufolge bei der seit einer Woche andauernden
Offensive auch schwere Artillerie und Kampf
hubschrauber eingesetzt. In der Region Jijel,
rund 260 Kilometer östlich von Algier, sei in den
letzten Wochö eine grosse Gruppe Extremisten
aktiv gewesen,schrieb die Zeitung weiter. In Al
gerien sind seit Beginn der Kämpfe zwischen
Militär und militanten Moslems Anfang 1992
mehr als 100 000 Menschen ums Leben gekom
men. Friedensbemühungen des Präsidenten
Abdelaziz Bouteflika waren bislang nur teilwei
se erfolgreich.
Fuldaer Bischof Dyba
gestorben
FULDA: Der Fuldaer
Erzbischof und Militär
bischof von Deutsch
land, Johannes Dyba,
ist tot. Er starb völlig
unerwartet am frühen
Sonntagmorgen im Al
ter von 70 Jahren in sei
nem Bischofssitz, wie
das Generalvikariat
bestätigte. Die genaue
Todesursache war zunächst unklar. Weihbischof
Ludwig Schick sagte jedoch der Nachrichtena
gentur AP, Dyba habe seit einiger Zeit Proble
me mit seinem Herzen und den Bronchien ge
habt. Dennoch sei sein Tod völlig Uberraschend
gekommen. Nach Angaben Schicks war am
frühen Morgen noch ein Notarzt alarmiert wor
den. Alle Rettungsversuche seien jedoch ver
geblich gewesen.
Kanzleramtsakten in
der Adenauer-Stiftung?
BERLIN: Ein grosser Teil der vermissten Akten
aus dem Kanzleramt ist angeblich nicht ver
nichtet worden, sondern befindet sich im Archiv
der Konrad-Adenauer-Stiftung. Der frühere
Kanzleramtsminister Friedrich Bohl habe dem
Archiv zusammen mit Akten aus seiner Abge
ordnetentätigkeit auch Unterlagen aus dem
Kanzleramt Ubergeben, sagte der stellvertreten
de Archivleiter Hans-Otto Kleinmann der «Bild
am Sonntag». Darunter seien «mindestens 90
Prozent» der Akten aus einem persönlichen Re
gister Böhls, die vom Sonderermittler der Bun
desregierung, Burkhard Hirsch, als vernichtet
deklariert worden seien. Hirsch hatte dem Par-
teispenden-Untersuchungsausschuss Ende Juni
einen Bericht vorgelegt, nach dem vor dem Re
gierungswechsel 1998 zwei Drittel der Daten im
Kanzleramt zentral und heimlich gelöscht wur
den sowie wichtige Akten verschwunden sind.
Verantwortliche hatte Hirsch noch nicht be
nannt.
Haider erregt mit
Anregung die Gemüter
VENEDIG: Mit Kritik an der französischen
EU-Präsidentschaft und dem Vorschlag einer
österreichisch-italienischen Grossregion hat
der rechtspopulistische Politiker Jörg Haider
erneut für Aufruhr gesorgt. Bei einem Besuch in
Venedig kritisierte er am Samstag eine Anre
gung des französischen Staatspräsidenten
Jacques Chirac, der sich kürzlich für die Bildung
einer «Avantgardegruppe» innerhalb der Eu
ropäischen Union ausgesprochen hatte. Zu
gleich sprach sich Haider fUr die Bildung einer
Grossregion aus seinem Bundesland Kärnten
und den norditalienischen Gebieten Friaul-Ju-
lisch-Venetien und Veneto aus. österreichische
Politiker kritisierten die Äusserungen als unpas
send und schädlich. Haider begründete seinen
Vorschlag einer Grossregion mit dem gemeinsa
men historischen Hintergrund Kärntens und
Norditaliens und gleichen kulturellen Wurzeln.
Ehrgeizige Ziele gesetzt
G-8-Gipfel befasst sich mit Internet, Schuldenerlass, Infektionskrankheiten und Kriegen
Die mächtigsten Männer der Welt setzten sich zum Abschluss des G-8-Gipfels ehrgeizige Zieleßr die künftige Politik..
(Bild: Keystone)
NAGO: Die sieben führenden
Indiistrienationen und Russ
land (G-8) haben sich eine ehr
geizige Agenda für das neue
Jahrhundert gesetzt und sich
zu mehr Zusammenarbeit mit
anderen Ländern und Nichtre
gierungsorganisationen ver
pflichtet.
Zum Abschluss ihres Gipfels auf
der südjapanischen Insel Okinawa
vom Wochenende vereinbarten die
Staats- und Regierungschefs der
G-8-Staaten unter anderem Initiati
ven für rascheren Schuldenabbau,
eine weltweite Verbreitung des In
ternet sowie gegen Krankheiten, be
waffnete Konflikte und Terror.
«Wir müssen die Ursachen von
Konflikten und Armut an den Wur
zeln packen», hiess es in der Ab
schlusserklärung. Dies solle ver
stärkt durch Partnerschaften mit
«Entwicklungsländern, internatio
nalen Organisationen und der Zi
vilgesellschaft, einschliesslich des
Privatsektors und nichtstaatlicher
Organisationen (NGO)» gesche
hen.
Kritiker brandmarkten den 1,2
Mrd. Franken teuren Gipfel als
Vergeudung. Mit dem Geld hätte
man zwölf Millionen Kinder zur
Schule gehen lassen können, sagte
ein Sprecher der britischen Orga
nisation Oxfam. Eine Sprecherin
der Schuldenerlass-Kampagne
«Jubilee 2000» sagte, die Hungern
den brauchten zunächst Nahrung,
Wohnungen und Strom. «Sie kön
nen keine Computer-Kuchen es
sen.»
UNO-Generalsekretär Kofi Ann
an rügte die G-8, beim Thema
Schuldenerlass gebe es zuviele Wor
te und zuwenige Taten. Als einziges
Land verpflichtete sich Japan, in
den nächsten fünf Jahren den Ent
wicklungsländern 15 Mrd. Dollar
zur Verfügung zu stellen.
Prozess gegen
ERNA-Chef
TEHERAN: Gegen den Leiter
der staatlichen iranischen Nach
richtenagentur IRNA, Fereydun
Verdinejad, ist am Sonntag ein
Prozess wegen Verletzung des
Presserechts eröffnet worden.
Insgesamt liegen 270 Anklage
punkte vor. Die Beschuldigun
gen seien von der radikal-islami
schen Gruppe Ansar Hisbollah,
vom staatlichen Fernsehen und
einem lokalen Geheimdienst
büro erhoben worden,sagte Ver
dinejad am Sonntag in Teheran.
Die konservative Opposition
der traditionellen Geistlichkeit
hat ihm wiederholt vorgewor
fen, die IRNA-Berichterstat-
tung sei nicht objektiv und neu
tral. Der Prozess soll am Mitt
woch fortgesetzt werden.
Bussgeld für Kohl?
Ermittlungen offenbar vor dem Abschluss
BERLIN/BONN: Die Ermittlun
gen gegen Altkanzler Helmut Kohl
sollen , offenbar gegen Zahlung ei
nes Bussgeldes von rund 200000
Mark eingestellt werden. Nach übe
reinstimmenden Presseberichten
vom Wochenende will die Bonner
Staatsanwaltschaft das Untreue-
Verfahren beenden, weil Kohl den
entstandenen Schaden durch seine
Geldsammelaktion bereits ausgegli
chen habe.
Der zuständige Oberstaatsanwalt
Bernd König wollte dazu keinen
Kommentar abgeben. Kohls Anwalt
Stephan Holthoff-Pförtner erklärte,
der Altkanzler wäre zur Zahlung
des Bussgeldes bereit. CDU-Chefin
Angela Merkel begrüsste die mögli
che Einstellung der Ermittlungen.
Laut Holthoff-Pförtner hat Kohl
von der Staatsanwaltschaft bisher
noch «kein Signal» erhalten. Ein
Bussgeld wäre «akzeptabel, da in
diesem Fall Helmut Kohl nicht als
vorbestraft gilt». Das sei für den
früheren CDU-Vorsitzenden die
Hauptsache. Über die Höhe der
Busse werde er aber mit der Staats
anwaltschaft noch verhandeln. Er
rechne damit, dass sich die Ermittler
bis Ende Juli zum weiteren Verfah
ren äussern. Oberstaatsanwalt Kö
nig sagte, eine Entscheidung werde
noch «mehrere Wochen» in An
spruch nehmen. Nach Angaben des
«Spiegel» sehen die Ermittler es als
erwiesen an, dass Kohl «gegen die
originäre Pflicht eines Parteivorsit
zenden» Verstössen habe.
1 _mutetec'Rebellen8tellÄ^n ; |)m^
*
Clinton soll Friedesprozess retten
Nahost-Friedensgespräche in Camp David: Israelis pessimistisch
CAMP DAVID: Der Nahost-Gipfel
in Camp David tritt mit der Rück
kehr von US-Präsident Bill Clinton
in seine entscheidende Phase. Die
Erfolgsaussichten wurden jedoch
am Sonntag insbesondere auf israe
lischer Seite als gering eingeschätzt.
Falls Clinton nach seiner Rückkehr
vom G-8-Gipfel in Japan binnen 24
Stunden eine Wende herbeiführe,
sei ein Abschluss bis Freitag denk
bar, hiess es in israelischen Kreisen
in Camp David. Andernfalls reise
die israelische Delegation am Mon
tagabend ab. .
Clinton selbst äusserte sich vor
seiner Heimreise verhalten optimis
tisch. «Seit ich (am Donnerstag) ab
gereist bin, und vielleicht, weil ich
abgereist bin, ist viel mehr passiert»,
sagte er. Einzelheiten nannte er
aber nicht. Offiziell gilt für die Nah
ost-Verhandlungen eine Nachrich
tensperre. Nach Clintons Rückkehr
nach Camp David, die für Sonntag
abend geplant war, standen
zunächst Einzelgespräche mit Bä-.
rak und Arafat auf dem Programm.
Während der Abwesenheit des Prä
sidenten hatte Aussenministerin
Madeleine Albright zu vermitteln
versucht. Der israelische Aussenmi-
nister David Levy sagte nach einem
Telefonat mit seinem Ministerpräsi
denten Ehud Barak: «Die Situation
ist augenblicklich sehr ernst. Wir
wissen noch nicht, was herauskom
men wird». Innerhalb der kommen
den 24 Stunden werde aber etwas
mehr Klarheit herrschen. Zweck
der erneuten Drohungen mit einer
baldigen Abreise ist nach Einschät
zung von Beobachtern, Druck auf
Palästinenserpräsident Jassir Arafat
auszuüben, einen US-Kompromiss
vorschlag zur umstrittensten
Frage - dem Status von Jerusalem -
anzunehmen. Nach Angaben von
Unterhändlern schlugen die USA
vor, die Altstadt von Jerusalem mit
ihren Heiligtümern «für einige Jah
re» aus einem Abkommen auszu
klammern.
Spott und Holin ernten die US-Aussenministerin Madeleine Albright und
Palästinenserpräsident Arafat von den jüdischen Siedlern. (Bild: Keystone)
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Helligkreuz 49, FL-9490 Vaduz