Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Sport 
Montag, 24. Juli 2000 11 
Resultate & News 
Blijlevens nach Attacke 
ausgeschlossen 
RAD: Die Tour de France ist mit einem Miss 
klang zu Ende gegangenen. Die Rennjury 
schloss Jeroen Blijlevens aus, nachdem der 
Holländer im Ziel der letzten Etappe in Paris 
gegen Bobby Jülich (USA) tätlich geworden 
war. Damit figurieren noch 127 der ursprünglich 
180 gestarteten Profis im Schlussklassement. 
Zur Aufgabe gezwungen 
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MOUNTA1N-BIKE: Die beiden Liechtenstei 
ner Michael und Sonja Bargetze (Bild) konnten 
nur die erste Etappe derTransalp-Challange ab 
solvieren. «Bei einem Sturz riss sich Sonja das 
Knie auf und musste nach der ersten Zielan 
kunft genäht werden. Das Risiko, dass die Naht 
wieder aufreissen könnte, wäre bei einer Wei 
terfahrt zu gross gewesen», berichtet Michael 
Bargetze. Die Liechtensteiner wurden also zur 
Aufgabe gezwungen. Dennoch konnten Micha 
el und Sonja bei der ersten Etappe den beein 
druckenden 6. Rang unter 40 Teams in der 
Mixed-Wertung erreichen. Das FL-Team, das 
letztes Jahr den 4. Platz in der Gesamtwertung 
errang, wollte heuer eigentlich unter die ersten 
Zehn im Schlussklassement. Michael Bargetze: 
«Wir werden dieses Jahr sicher noch mehr Wett 
bewerbe bestreiten.» Wir werden also sicher 
noch mehr von den beiden Liechtensteinern zu 
hören bekommen. 
Daniel Schnider 
erstmals Bergmeister 
RAD: Nach dem zweiten Platz in der Strassen- 
Meisterschaft ist der Entlebucher Daniel 
Schnider erstmals Schweizer Bergmeister ge 
worden. Der 27-jährige Luzerner verwies in der 
zweiteiligen Prüfung (Massenstartrennen und 
Einzelzeitfahren über je 12 km) von Le Chäble 
nach Fionnay VS Steve Zampieri (Lugano) und 
Titelverteidiger Stefan Richner (Boswil) auf die 
Ehrenplätze. 
Hannawald erneut 
deutscher Meister 
SKISPRINGEN: Skiflug-Weltmeister Sven 
Hannawald verteidigte in Oberstdorf seinen 
deutschen Meistertitel mit Schanzenrekord im 
ersten Durchgang erfolgreich. Zweiter wurde 
Christof Duffner und auf Rang 3 kam. der star 
ke Nachwuchsmann Frank Löffler. Der Welt 
cup-Gesamtsieger Martin Schmitt wurde nur 
Achter. Der zweifache Weltmeister kommt mit 
den neuen Ski (neue Form wegen Reglements 
änderung) noch überhaupt nicht zurecht. We 
gen des überladenen Terminkalenders im Win 
ter tragen die Deutschen seit dem letzten Jahr 
die Landesmeisterschaften im Sommer aus. 
Mauch und Fuchs dank 
starkem Radfahren 
TRIATHLON: Christoph Mauch (Sempach) 
und Dolorita Fuchs (Rheinau) siegten beim 
Schwarzsee-Triathlon, der mit Ausnahme des 
Laufens (9 statt 10 km) über die olympische 
Distanz (1,5 km/40 km Radfahren) führte. 
Beide spielten bei der 4. Prüfung zum Credit- 
Suisse-Circuit ihre Stärken vorab im Radfahren 
und im Laufen aus. 
Rad; Rund um Stuttgart 
Etappenrennen «Rund um Stuttgart». 2. Etappe, Esslin 
gen - Stuttgart (174$ km): 1. Björn Leukemans (Be) 
4:16:55.2. Alessio Gallctti (It) 0:14.3. Benoit Poilvet (Fr), 
gleiche Zeit. 3. Etappe in Altensteig (184 km): 1. Erwin 
Thijs (Be) 4:21:30.2. Leukemans, gleiche Zeit. 3. Igor Pu- 
gaci (Mold) 2:13. 
Gesamtklassement: 1. Nicola Loda (It) 12:35:59.2. An 
dreas Kappes (De) 0:01.3. Sören Petersen (Dä) 0:06. - 
Femen 24. Schnyder 6:46. 
Sportredaktion 
Heinz Zöchbauer, Tel. 237 5128 
Robert Brüstle,Tel. 2375123 
Fax 237 5155, E-mail: sport@volksblatt.li 
Lance Armstrong auf der 
Fahrt nach Paris ungefährdet 
Tour de France: Zabel und Zanini die stärksten Finalisten 
Leader Lance Armstrong ist in 
den beiden letzten Etappen 
der Tour de France 2000 nicht 
mehr behelligt worden. Wie 
vor einem Jahr gewann der 28* 
jährige Amerikaner das be 
deutendste Radrennen der 
Welt. Die letzten Etappensiege 
gingen am Samstag an den 
Deutschen Erik Zabel und tags 
darauf auf den Champs-Ely 
sees in Paris an den Italiener 
Stefano Zanini. 
Armstrong war wie 1999 eine Klas 
se für sich und Hess den zweitklas 
sierten Jan Ullrich (De) um gut 
sechs Minuten hinter sich. Vor ei 
nem Jahr hatte Alex Zülle als Zwei 
ter 7:37 Minuten eingebüsst. Dies 
mal fuhren die Schweizer schwach 
wie seit vielen Jahren nicht mehr. 
Vier von sechs Gestarteten (u.a. 
ZUlle) gaben auf. Für die einzige 
Ehrenmeldung sorgte Markus 
Zberg, der in der 6. Etappe hinter 
seinem Teamkollegen Leon van 
Bon (Ho) den 2. Platz belegte. 
Die Differenz zu Ullrich setzte 
Armstrong zum Grossteil in den 
Aufstiegen nach Hautacam und 
Courchevel. In der letzten Alpen 
etappe am vergangenen Dienstag 
erlitt der Texaner die einzige 
Schwäche, mit dem beträchtlichen 
Vorsprung im Rücken hielt Arm 
strong den Schaden aber im Rah 
men. 
Leader-Position war nicht 
gefährdet 
In der 20. und 21. Etappe auf dem 
Weg vom Elsass nach Paris war 
Armstrongs führende Stellung nicht 
mehr gefährdet. Erstmals seit der 5. 
Etappe war die Reihe wieder an den 
Drei Sieger rollen der Zielankunft auf der Champs-tlysies in Paris entge 
gen: von links Erik Zabel (Punktewertung), Lance Armstrong (Gesamtwer 
tung) und Santiago Botero (Bergwertung). 
Sprintern. Dabei beendete Erik Za 
bel in Troyes nach der längsten 
Etappe (254,5 km) der 87. Tour de 
France eine mehr als dreijährige 
Durststrecke. Seit seinem letzten 
Sieg am 13. Juli 1997 in Pau war der 
Berliner zehnmal Zweiter gewor 
den. Zabels Team hatte in den Etap 
pen vom Dienstag bis am Freitag 
viermal mit Platz 2 vorlieb nehmen 
müssen. 
Nach seinem insgesamt achten 
Etappensieg in Troyes stand Zabel 
im Finale in Paris wieder ein Kon- 
Vom Totenbett zum Double 
Tour de France: Porträt des Siegers Lance Armstrong 
Lance Armstrong hat seiner einzig 
artigen Karriere mit dem zweiten 
Sieg im bedeutendsten Radrennen 
der Welt ein weiteres bemerkens 
wertes Kapitel hinzugefügt. Arm 
strong, vor vier Jahren wegen eines 
Krebsleidens noch dem Tod nahe, 
hat nach seinem überraschenden 
Coup im Vorjahr nun auch in der 
Rolle des Favoriten brilliert. 
Die Lebensgeschichte des Ameri 
kaners wäre wie geschaffen für ein 
Film-Drehbuch. Der ehemalige Tri- 
athlet aus Texas gewann als einer 
der jüngsten Profis die Strassen- 
WM (1993), etablierte sich in den 
folgenden Jahren als Classique-Spe- 
zialist und hatte einen hochdotier 
ten Vertrag in der Tasche, als ihm im 
Herbst 1996 eine niederschmettern 
de Diagnose gestellt wurde: Hoden 
krebs mit Metastasen in der Lunge 
und zwei Himoren im Gehirn. Arm 
strong unterzog sich Operationen 
und einer Chemotherapie, die bis 
zum 13. Dezember 1996 dauerte. 
Ein Jahr später hatte der Texaner 
den Krebs besiegt. Es folgten das 
Comeback Mitte 1998 und die Er- 
folgsstories an der Tour de France. 
In seiner kürzlich erschienenen Bio- 
grafie «Tour des Lebens» beschreibt 
Armstrong seinen Wandel zum Spe 
zialisten für Etappenrennen. «Ei 
nen unvorhergesehenen Vorteil hat 
te der Krebs: Meine Figur hatte sich 
stark verändert. Auf alten Bildern 
sah ich aus wie ein Footballspieler, 
jetzt war ich viel schmaler gewor 
den. Das Ergebnis war eine Leich 
tigkeit, wie ich sie noch nie auf dem 
Rad gespürt hatte. Mein Körper war 
schlanker und mein Geist ausgegli 
chener geworden.». 
Der strahlende Sieger Lance Arm 
strong. \ 
Neben idealen körperlichen Vor 
aussetzungen (die Lunge hatte trotz 
der Metastasen lceinen Schaden ge 
nommen) ist auch die psychische 
Stärke ein Plus des Nachfolgers von 
Greg LeMond als US- Tour-Gewin 
ner. Diese Willenskraft glaubt er in 
seiner Jugend als Sohn einer allein 
erziehenden Mutter mitbekommen 
zu haben. ; i 
Neue Massstäbe setzt Armstrong 
auch im Business-Bereich. Mit 
mehr als 10 Millionen Franken Jah 
reseinkommen ist der Texaner der 
am besten entiöhnte Radrennfahrer 
aller Zeiten. Neben den zwei Millio 
nen Dollar Salär, das er er von sei 
ner Sportgruppe US Pöstal erhält, 
steht Armstrong bei mehr als einem 
Dutzend Sponsoren unter Vertrag. 
Im kommenden Jahr soll es auf der 
pekuniären Ebene dank dem zwei 
ten Tour-Erfolg noch weit besser 
aussehen. 
Schon vor Lance Armstrong hat 
ten zwei US-Bürger namens Arm 
strong Weltruhm erlangt. Der 1971 
verstorbene Trompeter Louis 
«Satchmo» Armstrong war einer 
der berühmtesten Jazz-Musiker. 
Der heute 70-jährige Neil Arm 
strong hatte am 21. Juli 1969 als er 
ster Mensch den Fuss auf den Mond 
gesetzt. Kein Erfolg war dagegen 
dem US-General George Armstong 
Custer beschieden, der 1871 als 
Kommandant der 7. Kavallerie in 
der Schlacht am Little Big Horn mit 
seinen Soldaten eine schwere Nie 
derlage gegen die Indianer ein 
stecken musste. 
Steckbrief Lance Armstrong 
Geboren am 18. September 1971 
in Dallas, Texas. - 1,78 m/73 kg. - 
Wohnort: Nizza. - Verheiratet mit 
Kristin (Sohn Luke). - Profi seit 
1992. - Sportgruppen: 1992 - 1996 
Motorola, 1997 Cofidis,seit 1998 US 
Postal. 
Wichtigste Siege: l.Tour de Fran 
ce 1999 und 2000, Profi- Weltmeister 
1993, amerikanischer Meister 1993, 
1. Weltcuprennen San Sebastian 
1995,1. Flfeche Wallonne 1996. -To 
tal 45 Siege. 
Insgesamt 6 Tour-de-France-Tell- 
nahmen: 1993 Aufgabe (1 Etappen 
sieg), 1994 Aufgabe, 1995 36. Ge 
samtrang (1 Etappensieg), 1996 
Aufgabe, 1999 1. Gesamtrang (4 
Etappensiege), 2000 1. Gesamtrang 
(1 Etappensieg). 
kurrent vor der Sonne. Wie in der 
Tour de Suisse (in Baden) gewann 
Stefano Zanini auch in der Tour de 
France die Schlussetappe. Der 31- 
jährige Italiener setzte sich in Paris 
nach 138 Kilometern im Spurt des 
Feldes vor Zabel und dem Letten 
Romans Vainsteins durch. Zanini, 
1997 Sieger des Weltcuprennens 
«Amstel Gold Race», errang seinen 
ersten Etappenerfolg in der Tour de 
France. Zugleich sorgte er für den 
vierten Tagessieg für die Sportgrup 
pe Mapei. So viele Siege holte nur 
noch Zbergs Equipe Rabobank. 
Zahlreiche Fahrer versuchten 
ihr Glück 
Wie stets in den vergangenen Jah 
ren versuchten auf den Schlussrun 
den auf den Champs-£lys£es zahl 
reiche Fahrer ihr Glück. Aber auch 
diesmal holten die Mannschaften 
der starken Sprinter alle Flucht 
gruppen wieder ein. Auf der Zielge 
raden war Zaninis Sportgruppe Ma 
pei zahlenmässig im Vorteil. Der 
Etappensieger hatte noch den Ame 
rikaner Fred Rodriguez und den 
Holländer Max van Heeswijk zur 
Seite. Erik Zabel dagegen wurde 
auf den letzten Metern von seinem 
Teamkollegen Gian Matteo Fagnini 
behindert. 
Zabel (30) konnte sich damit trös 
ten, als erster Fahrer zum fünften 
Mal in Folge das Grüne Trikot des 
Punktbesten gewonnen zu haben. 
Bergkönig der Tour 2000 ist der Ko 
lumbianer Santiago Botero. Die 
Mannschaftswertung gewann die 
spanische Equipe Keime. Zum bes 
ten Jungprofi avancierte der Spani 
er Francisco Mancebo, ein Teamkol 
lege von Alex ZUlle. 
Weitere Infos: wwwJetour.fr 

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