6 Mittwoch, 26. Januar 2000
Kultur
Liechtensteiner Volksblatt
Sie kommen, weil es ihnen hier gefallt
Gespräch mit dem Intendanten des Theaters am Kirchplatz Georg Rootering
Seit knapp drei Jahren steht das
TaK unter der künstlerischen Lei
tung von Georg Rootering. Über
den künftigen Kurs des Theaters
hat sich das Volksblatt mit dem er
folgreichen Intendanten unterhal
ten.
Mit Georg Rootering
sprach Gerolf Hauser
VOLKSBLATT; Du sprachst einmal
davon, dass Deine Methode des «An
baus» nicht jene der Brandrodung sei.
Was meintest Du damit?
Georg Rootering: «Es bedeutet das
konsequente Verfolgen der Idee, das
Haus nach und nach wieder zu Eigen
produktionen hinzuführen; das zeigen
wir in den nächsten Monaten. Da gibt es
mehrere Modelle und in der Umset
zung verschiedene Gangarten. Grund
sätzlich aber bin ich davon überzeugt,
dass man über das, was man selbst her
stellt, die grösstmögliche Identifikation
mit einem Theater erreicht, denn Ei
genproduktion bedeutet, dass die Ver
antwortung von der künstlerischen
Ästhetik bis zur finanziellen Abwick
lung in den Händen des TaK liegt. Zu
einem Teil gilt das auch für die Kopro
duktionen. Mit der Uraufführung von
Breitbachs «Zweierlei Helden», Pre
miere ist im März, kommt eine echte Ei
genproduktion. Nicht zwingend zur Ei
genproduktion gehört, dass Liechten
steiner Künstler dabei beschäftigt sind.
Es kann aber sehr wohl so sein. Bei «It-
haka» z.B. spielt Ingo Ospelt und die
Musik ist von Hieronymus Schädler. Im
April werden wir unter der Regie von
Nikolaus Büchel «Shakespeares sämtli
che Werke - leicht gekürzt» bringen
und Anfang Mai «Holzers Peepshow».
Das TaK konnte ausgezeichnete Nicht
Eigenproduktionen zeigen.
«Damit haben wir die Latte des Ni
veaus sehr hoch gelegt und ich bin zu
versichtlich, dass wir auch in Zukunft
damit Schritt halten können. Wir wer
den uns weiterhin bemühen, auch Zeit
aufrüttelndes, Zeitgeistaufgreifendes
zu zeigen. Ich bin sehr gespannt, wie das
Publikum reagieren wird, wenn Ende
Januar Maria Becker mit Vilars «Ame
rikanische Päpstin» hier sein wird.»
Ein Sorgenkind sind immer noch die
musikalischen Veranstaltungen.
«Sorgenkind höchstens in Bezug auf
die Besucherzahl, nicht bezüglich der
Qualität. Da muss man sich fragen, war
um das nicht, wie an anderen Orten,
ausverkauft ist. Wir haben z.B. im April
das Royal Philharmonie Orchestra un
ter Daniele Gatti und im Mai das Rus
sische Staatliche Sinfonieorchester un
ter Roshdestwensky hier.»
Vielleicht liegt es an der hiesigen Men
talität, zu einem z.B. Vengerow- oder
Kremer-Konzert nach Zürich zu fah
ren, von denselben Konzerten im Vadu
zer Saal aber nichts zu wissen. Wie
kann das TaK diese grossen Namen,
z.B. im musikalischen Bereich bezah
len?
«Wir können ihnen mit Sicherheit
nicht die Gagen bezahlen, die sie in den
Weltstädten erhalten. Trotzdem kom
men sie, einfach, weil es ihnen hier ge
fällt. Dieses Echo erhalten wir sehr häu
fig. Das gilt auch für den Schauspielbe
reich.»
Eine Intendanz ist ein Fulltime-Job.
Trotzdem hast Du auswärtige Engage
ments.
«Das gehört zu den angenehmsten
«Altlasten», d.h. es sind z.T. Verträge,
die aus meiner Zeit vor dem TaK stam-
Georg Rootering: «Mit der Etaterhöhung werden wir vernünftig operieren und in
den nächsten Jahren ein qualitativ hochstehendes Programm gestalten.»
(Bild: Gerolf Hauser)
men. Im Vergleich zu anderen mache
ich aber relativ wenig. Es gehört, denke
ich, zu den Aufgaben eines Intendan
ten, sich umzutun, künstlerisch zu ar
beiten, Erfahrungen an anderen Thea
tern zu sammeln und zugleich Kontakte
zu knüpfen. Ich kann es nicht verstehen,
dass es Intendanten gibt, die kaum eine
Ahnung haben von künstlerisch rele
vanten Fragen, keine Sensibilität dafür
entwickeln und nur im Verwaltungs
und Finanzbereich eines Theaters tätig
sind.»
Wie siehst Du «Deine» knapp drei Jah
re am TaK?
«Klar ist, dass ich mein Hierherkom
men keinesfalls bereue. Ich habe viele
sehr interessante Erfahrungen gemacht
und ich denke, Manches ist auch gelun
gen. Natürlich wünschte ich mir manch
mal, mit der Entwicklung des Theaters
schon weiter zu sein, so dass das Be-
wusstsein Uber die Arbeit des TaK in
den Köpfen der Menschen deutlicher
ist. Auf der anderen Seite erfahren wir
grossen Zuspruch für unsere Arbeit. In
Anbetracht der doch recht kurzen Zeit
konnte von allen grosse Schritte gelei
stet werden. Hier möchte ich den admi
nistrativen und technischen Bereich be
sonders erwähnen.»
War es klug, von einem Theaterneubau
zu sprechen?
«Wir sind sehr froh und dankbar, dass
wir durch die Regierung und viele an
dere eine Etaterhöhung erfahren konn
ten. Das ist ein grosser Vertrauensbe
weis. Mit diesem Geld werden wir ver
nünftig operieren, in den nächsten Jah
ren ein qualitativ hochstehendes Pro
gramm gestalten. Das ist die Marsch
richtung der nächsten Zeit. Trotzdem
muss es gestattet sein, weiter in die Zu
kunft zu schauen, nachzufragen, was
Kültur in Liechtenstein bedeutet. So
wie auf der Museumsebene in Vaduz et
was Zentrales und weit über die Region
hinaus Wichtiges geschaffen wird, so
denke ich, dass die in der Region vom
Theater erreichte Mittelpunktsfunkti
on in Zukunft ebenfalls eine entspre
chende Infrastruktur braucht. Nicht zu
letzt deshalb, weil der Zuspruch zum
Theater überall, nicht nur hier, sich ver
stärken wird, da dort etwas zu erleben
ist, was das Fernsehen niemals leisten
kann. Gerade junge Menschen suchen
das, und wir dürfen nicht vergessen,'
dass das Theater eine hervorragende
Bildungsstätte ist. Damit sollte man sich
heute schon auseinandersetzen.» ,
□ Ich abonniere TR7 für ein Jahr als Abonnent/in der Zeitung
£ied)tenfteimr £2$olhdbJati
zum Preis von Fr. 65 - (slatl Fr. 150.80 im Einzelverkauf) und spare erst noch Fr. 85.80
Coupon bitte einsenden an:
Liechtensteiner Volksblatt • Feldkircher Strasse 5 • 9494 Schaan
Telelon 975 / 237 51 41 • Telefax 075 / 237 51 55 (
Name/Vorname
Strasse/Nr.
PLZ/Ort
Zustellbeginn □ sofort
□ ab
Datum
Unterschrift
r
DAS SCHWEIZER TV-MAGAZIN.
WISSEN, WAS LÄUFT.