Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Inland 
Mittwoch, 26. Januar 2000 3 
Nachrichten 
Polizei: Regierung 
schweigt weiter 
Was hat die Regierung in Sachen Polizeiskandal 
zu verbergen? Letzte Woche noch versprach 
Regierungschef Mario Frick, die Regierung 
werde über den Zwischenbericht von Polizei 
chef Reto Brunhart berichten und erste Stel 
lungnahmen abgeben. 
Am gestrigen Mediengespräch hüllte sich Po- 
lizeiminister Michael Ritter aber in Schweigen. 
Michael Ritter tat zwar kund, dass besagter 
Zwischenbericht über den Polizeiskandal inner 
halb des Regierungsgremiums besprochen und 
zu Händen der Parlamentarischen Untersu 
chungskommission (PUK) verabschiedet wur 
de. Über Inhalte wollte der Regierungschef 
stellvertreter aber nicht sprechen. «Der vorlie 
gende Zwischenbericht ist nicht öffentlich,den 
noch wird die PUK einen Schlussbericht prä- 
1 sentieren. Die interne Untersuchung läuft», 
stellte Michael Ritter fest. Zwar gestand die Re 
gierung die seit Jahren herrschenden Missver- 
^hältnisse und Konflikte innerhalb der Landes 
polizei ein. «Bei allen Querelen und Schwierig 
keiten, die es innerhalb der Polizei gibt, muss 
man aber feststellen, dass alle Polizisten ihrem 
Job ordnungsgemäss nachgehen». 
Michael Ritter betonte, dass er sich höchst 
persönlich vergewissert habe, dass es 
keinen Grund gebe, an der Zuverlässigkeit der 
Landespolizei zu zweifeln. «Wir brauchen eine 
einsatzfähige und motivierte Polizei». Die 
Disziplinarverfahren, die gegen vier Polizisten 
eingeleitet wurden, laufen unterdessen weiter. 
«Den vier Polizisten wird der Anspruch auf 
rechtliches Gehör gewährt, ehe der Regierung 
ein Bericht zugestellt wird», stellte Michael 
Ritter fest. (pk) 
Konzert- und 
Unterhaltungsabend 
' SCHELLENBERG: Am kommenden Sams 
tag, den 29. Januar 2000 lädt Sie der Musikver 
ein «Cacilia» Schellenberg zu seinem traditio 
nellen Konzert- und Unterhaltunsgsabend ein. 
Unter der Leitung von Kurt Boll haben wir ein 
abwechslungsreiches Programm einstudiert. 
Nach den Konzertdarbietungen sorgen weiters 
für Stimmung und Unterhaltung die Schuh 
plattlergruppe Silbertal sowie das Duo Immer 
Durst. 
Wir bedanken uns mit dieser Einladung bei 
allen Besuchern, den Ehren-, Passivmitgliedern 
' und Gönnern, die uns immer wieder ideell und 
finanziell unterstützen. Wir freuen uns auf Ihren 
Besuch und hoffen, mit Ihnen ein paar gemütli 
che Stunden zu verbringen. Mitsikverein Cäcilia 
Baumschnittkurs: Hoch- 
und Niederstamm 
ESCHEN: Am Samstag, den 29. Januar um 13 
Uhr beginnt in Eschen der Kurs 184 unter der 
Leitung von Hugo Gstöhl.Treffpunkt: Parkplatz 
beim Restaurant Hirschen in Eschen. In diesem 
Kurs lernen Sie Hoch- und Niederstammbäume 
schneiden. Anmeldung und Auskunft bei der 
Erwachsenenbildung Stein-Egerta in Schaan, 
Telefon 232 48 22. (Eing.) 
Kinder in schwierigen 
Zeiten: Gruppentraining 
1 SCHAAN: Für Kinder, die von der Trennung 
oder vom Tod eines Elternteils betroffen sind, 
-bietet das Eltern Kind Forum eine Möglichkeit, 
die Veränderungen in der Familie gut zu verar 
beiten. Das Gruppentraining für Kinder und 
Jugendliche umfasst 14 Gruppentreffen und 
beginnt wieder im Februar. Für Kinder, die von 
einer Trennung oder vom Tod eines Elternteils 
betroffen sind, ist es gut zu wissen, dass sie nicht 
die einzigen sind, die in einer schwierigen Si 
tuation mit widersprüchlichen Gefühlen kon 
frontiert sind. In der Gruppe finden sie die 
Möglichkeiten, sich in einem geschützten Rah 
men den Dingen zu nähern, die ihnen zu schaf 
fen machen. Durch die Arbeit mit den unter 
schiedlichsten Materialien, Rollenspielen, Pan 
tomimen, Zeichnen und Malen können die 
Kinder ihre Wahrnehmungen, Gefühle und Ge 
danken in einer ihnen und ihrem Alter entspre 
chenden Form ausdrücken und zukunftsgerich- 
tet mit ihrer neuen Familiensituation umgehen 
lernen. 
Das Angebot richtet sich an Kinder und Ju 
gendliche ab acht Jahren und findet in zwei 
verschiedenen Altersgruppen statt. In der 
Gruppe der 10- bis 14-Jährigen gibt es noch 
frei Plätze. Interessierte Eltern können sich in 
formieren beim Eltern Kind Forum, Schaan, 
Tel. 233 24 38. (Eing.) 
LKK-Misere: Staatsorgane 
erfüllten Aufgaben ungenügend 
Regierung veröffentlicht PUK-Bericht zur Liechtensteinischen Krankenkasse 
Der Löwenanteil der Ursachen 
für das in den Jahren 1996 und 
1997 aufgetretene finanzielle 
Desaster der Liechtensteini 
schen Krankenkasse (LKK) ist 
zwar bei dieser selbst zu orten. 
Allerdings haben auch sämtli- 
che involvierten Staatsorgane 
die ihnen zugewiesenen Aufga 
ben nicht in genügender Weise 
erfüllt. Mit effizienten Kon- 
trollmechanismen hätte man 
früher Gegensteuer geben und 
das Schlimmste vermeiden 
können. 
Manfred öhri 
Zu diesem Ergebnis gelangt die 
fünfköpfige Parlamentarische Un 
tersuchungskommission (PUK), die 
im September 1997 auf Antrag der 
FBPL-Fraktion vom Landtag be 
stellt und mit einer Eruierung der 
Verantwortlichkeiten der Regie 
rung und anderer Behörden im 
LKK-Fall beauftragt wurde. Darü 
ber hinaus war aber auch das Ver 
halten der LKK und der Revisions 
stelle Gegenstand der Ermittlun 
gen. 
Voreilige Regierung 
Am letzten Wochenende gab die 
PUK bekannt, dass sie am 20. Janu 
ar ihre Arbeiten abgeschlossen und 
den Bericht einstimmig zu Händen 
des Landtages verabschiedet habe. 
In 17 Sitzungen seien zahlreiche be 
teiligte Personen einvernommen, 
ein Sachverständigen-Gutachten 
von Dr. Ulrich Meyer-Blaser (Bun 
desrichter am Eidgenössischen Ver 
sicherungsgericht) eingeholt und 
ein 47 Seiten umfassendes Dossier 
erstellt worden. Der Bericht werde 
vom Landtag voraussichtlich in der 
März-Sitzung behandelt werden, 
hiess es in der Mitteilung weiter. 
Die PUK empfahl dem Landtag 
schliesslich, den Bericht samt Gut 
achten anschliessend interessierten 
Kreisen öffentlich zugänglich zu 
machen. Diesem Ansinnen kam die 
Regierung nun voraus: Regierungs 
chef-Stellvertreter Michael Ritter 
gab am gestrigen Pressegespräch 
die wesentlichsten PUK-Ergebnisse 
bekannt, und praktisch zur gleichen 
Zeit wurde der Bericht auch per Eil 
boten den Medien zugestellt. 
Ungenügende Aufsicht 
Darin kommt die PUK in ihrer 
Beurteilung des gesamten Sachver 
haltes zusammenfassend zum 
Schluss, dass sämtliche involvierten 
staatlichen Organe die ihnen zuge 
wiesenen Aufgaben «nicht in genü- 
Irn Zusammenhang mit der früheren Misere der Liechtensteinischen Krankenkasse (LKK) gelangte die PUK zur 
Ansicht, dass sämtliche involvierten staatlichen Organe die ihnen zugewiesenen Aufgaben nicht in genügender Wei 
se erflllt haben. (Archivbild) 
gender Weise erfüllt haben». Weder 
habe der formelle Gesetzgeber die 
geänderte Situation im Kranken 
versicherungsbereich gegen Ende 
der $fer-lplire ujid anfangs der 
90er-janre erkannt, noch habe die 
Regierung die notwendigen Aus 
führungsverordnungen erlassen. 
Zudem sei die konkrete Aufsichts 
tätigkeit des Amtes für Volkswirt 
schaft insbesondere deshalb un 
genügend gewesen, hält die PUK 
weiter fest, weil man sich auf eine im 
Krankenversicherungsrecht nicht 
vorgesehene Aufsichtsstelle (Revi- 
sionsstelle) und deren Revisionsbe 
richte verlassen habe. Diese in der 
Praxis gehandhabte Kontrolle müs 
se als sehr pragmatisch qualifiziert 
werden. 
Dass das Amt für Volkswirtschaft 
die mit dem Krankenversicherungs 
gesetz nicht durchwegs verträgliche 
Berichterstattungspraxis seitens der 
LKK bzw. deren Kontrolle über Jah 
re hinweg toleriert habe, ohne ein 
zuschreiten, ist gemäss den Ermitt 
lungen der PUK eine Folge der 
schlechten Organisation der dafür 
vorgesehenen Stelle durch das Amt 
und der de facto nicht bestehenden 
Weiterbildung des Stelleninhabers 
in diesem Bereich gewesen. 
Nur ein «Versäumnis» 
Mitverantwortlich für das damali 
ge LKK-Desaster sind auch die Re 
gierungen seit 1972. Denn sie haben 
laut PUK eine wichtige Regierungs 
aufgabe, nämlich die Aufsicht über 
die privaten Krankenversicherer 
den Entwicklungen im Gesund 
heitswesen anzupassen und den In 
halt dieser Aufsicht klar zu definie 
ren, «nicht oder nicht im erwünsch 
ten Umfange wahrgenommen». Of 
fensichtlich habe es keine der Re 
gierungen zwischen 1972 und 1996 
für notwendig erachtet, heisst es im 
Bericht, entsprechend effiziente 
Normen im Bereich der Aufsicht 
und der Überwachung zu schaffen. 
Aus Gründen der Zweckmässigkeit 
wäre es angezeigt gewesen, so die 
PUK in Übereinstimmung mit dem 
Gutachter, nähere Vorschriften 
über das Finanzgebaren und die 
Rechnungslegung der anerkannten 
Krankenkassen sowie über die Auf 
gaben von Aufsichtsbehörden und 
Kontrollstellen zu erlassen. Bei ent 
sprechender Beobachtung des ge 
sundheitspolitischen Umfeldes und 
der Entwicklung in der Schweiz hät 
te laut Gutachten die Notwendig 
keit zur Schaffung neuer einschlägi 
ger Normen erkannt werden kön 
nen. Gutachter und PUK gelangten 
jedoch zur Ansicht, dass es sich bei 
diesem «Versäumnis» nach der gel 
tenden Gesetzeslage nicht um ein 
Versäumnis im Sinne eines Rechts 
fehlers (d.h. einer rechtsfehlerhaf 
ten Unterlassung) handeln würde. 
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Ein marginaler Kausalanteil muss 
laut PUK schliesslich auch dem 
Landtag zugerechnet werden. Die 
von ihm im Jahre 1971 getroffene 
Wahl des Krankenversicherungs 
modells, nämlich die Durchführung 
der Krankenversicherung durch 
Private bei alleiniger Kontrolle 
durch den Staat, sei als riskant und 
damit gefährlich zu qualifizieren. 
«Faire Darstellung» 
Mit einiger Sicherheit stehe fest, 
erwähnt die PUK abschliessend, 
dass bei Vorliegen effizienter Kon 
trollmechanismen die Probleme der 
LKK früher erkannt worden wären. 
Es wäre dadurch die Möglichkeit 
gegeben gewesen, früher Gegen 
steuer geben zu können, um das 
Schlimmste zu vermeiden. Die heu 
te sich im Amt befindliche Regie 
rung verdient laut Bericht indes 
«Anerkennung für ihr entschlosse 
nes und effizientes Vorgehen», 
nachdem die Krise der LKK in 
ihrem gesamten Umfang bekannt 
geworden war. Auch das Amt für 
Volkswirtschaft habe sich in diesem 
Zusammenhang verdient gemacht. 
Regierungschef-Stellvertreter 
Michael Ritter bezeichnete gestern 
den PUK-Bericht grundsätzlich als 
«faire und im Grossen und Ganzen 
richtige Darstellung der Ereignis 
se». Mit diesem Bericht könne die 
Regierung gut leben, meinte er. 
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