Liechtensteiner Volksblatt
Kultur
Mittwoch, 19. Juli 2000 7
Nachrichten
Sprachferien im Veltlin
SCHAAN: Vom Samstag, den 7. bis 14. Oktober
2000 bietet die Erwachsenenbildung, Stein-
Egerta in Schaan einen Sprachferien-Aufent
halt im Veltlin an. Lust auf Tapetenwechsel?
Sprachkenntnisse erwerben, vertiefen und ver
bessern? Nette Leute kennenlernen? Unver-
gessliche Momente erleben und neue Erfahrun
gen sammeln? Die Erwachsenenbildung Stein-
Egerta organisiert in Zusammenarbeit mit dem
Institut für Neues Lernen in Vaduz einen
Herbstferiensprachkurs für Italienischlernende
mit wenigen bis gar keinen Vorkenntnissen. Der
Kurs bietet eine interessante Mischung zwi
schen Italienisch-Intensiv-Unterricht vormit
tags und kulturellen Aktivitäten und Ausflügen
nachmittags. Er richtet sich vor allem an Perso
nen, welche die italienische Sprache in einer un
gezwungenen Atmosphäre «hautnah» erlernen
und erleben wollen. Das Veltlin ist ein historisch
und kulturell hoch interessantes Tal im Norden
der Lombardei in unmittelbarer Nähe des
Puschlavs am südlichsten Zipfel des Kantons
Graubünden. Es ist bekannt als Skisportort, als
Apfel- und Weingegend und als Leader für Na
turprodukte. Der Kursort Chiuro liegt 5 km von
Sondrio und 15 km von der Schweizer Grenze
entfernt, im sonnigen Veltlin. Es können eine
Woche oder zwei Wochen gebucht werden. An
reise auf eigene Kosten (ca. 3 Stunden Fahrt).
Unterkunft: Hotel Baffo***, Chiuro. Gruppen
unterricht mit Schwerpunkt auf die mündliche
Ausdrucksfähigkeit, ca. 3.5 Lektionen pro Tag
mit der Methode von «Neues Lernen». Am 27.
August um 17.00 Uhr findet im Haus Stein-
Egerta in Schaan ein Informationsabend statt
und Sie können sich auch erst danach anmel
den. Wenn Sie sich vorher schon informieren
wollen, setzen Sie sich mit Sarah Weber, Tel.
00390342 489106 in Verbindung. Anmelde-
schluss: 2. September 2000. Anmeldung und
Auskunft bei der Erwachsenenbildung Stein-
Egerta in Schaan, Telefon 232 48 22. (Eing.)
Jazz vom Feinsten
TRIESEN: Am Donnerstag, den 20. Juli um
20.15 Uhr findet im Triesnersaal das erste Jazz-
Konzert der heurigen Jazz-Woche, die im Rah
men der 30. Internationalen Meisterkurse Va
duz durchgeführt wird, statt. Die Dozenten der
Jazz-Woche verbürgen durch ihren internatio
nalen Ruf ein Konzert mit Jazz vom Feinsten. Es
sind dies Ronald Douglas und Jet Pit aus Ams
terdam, Gesang, Jasper Blom, Saxophon, aus
Rotterdam, Matthieu Michel, Itompete, aus
Frybourg, Rob van Kreeveld, Klavier, aus Den
Haag, Klaus Flenter, Gitarre, vom Konservato
rium Rotterdam, Wim Essed, Bass, Lehrer in
den Jazz-Abteilungen der Konservatorien von
Zwolle und Rotterdam, Marc Godfroid, Posau
ne, aus Brüssel und Arnaud Geritse, Schlagzeug,
aus Amsterdam. In ihrem Programm werden
die neun hochkarätigen Jazzer bekannten Stan
dards durch ihre Interpretation eine neue Farbe
und Gestalt geben. Daneben werden eigene
Kompositionen von Klaus Flenter, Jasper Blom
und Rob van Kreeveld zu hören sein, die neue
stilistische Trends aufnehmen und zeigen, was
im aktuellen Jazz in ist. Für alle Jazz-Freunde
und für alle, die Jazz kennenlernen wollen, ist
dieses Konzert ein Date, das nicht verpasst wer
den darf.
«Gesprächsführung und
Motivation»
SCHAAN: Im Rahmen der Mitarbeiter- und
Unternehmerschulung 2000 - ein Projekt der
Gewerbe- und Wirtschaftskammer und der Er
wachsenenbildung Stein-Egerta - findet am
Freitag, den 1. September, in der Zeit von 8.30
bis 17.30 Uhr im Haus Stein-Egerta in Schaan
das Seminar «Gesprächsführung und Motivati
on» mit Dr. Franz Heeb statt. In der alltäglichen
Führung und Arbeit kommt es immer wieder zu
Situationen, in denen Gespräche mit den Mitar
beiterinnen kritisch werden. So fällt es oft
schwer, Probleme zu klären, Lösungen zu fin
den oder Mitarbeiterinnen zu entsprechendem
Handeln oder Verhalten zu motivieren. Der
Kurs soll dazu beitragen, durch das Verstehen
von Gesprächssituationen und Üben entspre
chender Re-/Aktionsweisen, auf den/die Ge
sprächspartnerin einzugehen und in solchen Si
tuationen motivierend zu wirken. Kursinhalt:
Äusserungen, Botschaften und Wirkungen;
Wahrnehmungen, Interpretationen und Wer
tung; Klärung von Situationen und Problemen;
Passives und aktives Zuhören; Dialog in Kon
fliktsituationen; Führung von Teambesprechun
gen. Weitere Auskünfte Und Anmeldungen bei
der Erwachsenenbildung Stein-Egerta in
Schaan,lbl.2324822. (Eing.)
«Liechtenstein,
die versautfreie Zone»
Comedy-Star Michael Mittermeier beim Vaduzer Städtle-Sommer
Mein Gott, Michael Mittermei
er, dachte ich, als ich die
Ankündigung für den Vaduzer
Kultursommer las. Das Weni
ge, das ich bisher im Fernsehen
von ihm sah, war überwiegend
Schrott. Mehr als positiv über
rascht allerdings war ich von
seinem grossartigen Live-Pro-
gramm Montagabend im Zelt
auf dem Rathausplatz Vaduz.
Gerolf Häuser
In einem Kurzinterview, das ich
nach seiner Vorstellung mit Michael
Mittermeier hatte, sprach er davon,
dass er nach «Zapped» aus der en
gen Welt des Fernsehens nicht nur
ausgestiegen sei, weil er nicht der
TVp sei, der sich auf seinem Erfolg
ausruhe, sondern auch, um mit sei
nem neuen Programm «Back to
life» das echte und facettenreichere
Leben wieder zu spüren. «Der
ganze Big-Brother-Scheiss z.B. ist ja
zu Uber 70 Prozent künstlich, und
davon haben die Leute allmählich
genug. Dass RTL 2 das trotzdem
schafft, liegt an der gigantischen
Werbemaschinerie - eine Art De
magogie.»
Welch ein Glamour
Und dieses Leben, «Alltagskaba
rett» nennt er es, zeigte er mit einem
einfallsreich gestalteten Programm,
grandios vorgetragen, durchzogen
von spontan und interessant einge
streuten Improvisationen, gut auf
gebaut, immer wieder bereits be
handelte Themen aufgreifend, sie
weiterführend von Gag zu Gag. Da
bei bezog er das Publikum mit ein,
stellte Fragen, spielte geschickt
Schweizer gegen Liechtensteiner,
Österreicher gegen Schweizer, aus.
Und dass er sich hervorragend auf
Liechtenstein vorbereitet hatte,
zeigten die «Spitzen», die er gross-
zügig verteilte und die im ausver
kauften Zelt auf schallendes
Gelächter stiessen. «Habt ihr Sex-
Shops in Liechtenstein», fragte er.
«Nein! Kein Wunder, dass euer Volk
so klein ist. Ihr geht stattdessen in
die Bank. Liechtenstein ist also eine
versaut-freie Zone. Übrigens, in
Sex-Shops kann man von uns Män
nern ja immer nur ein Teil kaufen.
Da fühlt man sich so reduziert...
aufs Wesentliche.» Das muss man
hören, sehen, miterleben. Dem Ge
schriebenen wird nicht gelingen,
was Michael Mittermeier in seinem
Mammutprogramm (es ging bis
weit nach 23 Uhr) gelang: Grandio
ser Lachmuskelkater bei Uber 400
begeisterten Zuhörerlnnen. «Habt
ihi* in Liechtenstein ein Opernhaus?
Was, dieses Zelt soll es sein. Welch
ein Glamour. Euer Fürst hält euch
wohl klein im Vorzelt seiner Macht.
Und wenn ihr mehr wollt, geht er
nach Wien, sagt er. Und dort werden
sie sagen: Geh Fürst, schleich di.
Was ist im Moment hier die ange
sagte Oper? Ihr singt wohl alle in
der Bank von Geld, Zinsen, Konten,
Michael Mittermeier sorgte am Montagabend in Vaduz ßr Lachsalven.
oder. In diesem «oder» liegt eure
Neutralität: Wir sind Schweizer,
oder?» Dazwischen immer wieder
der demonstrative Blick zum
Schloss. «Die Schweizer sind mit
ihrem Rachenlaut-Sprachfehler
konsequent; sie haben ein CH am
Auto. Und Liechtenstein? FL. Wa
rum F? Ach ja, Fürstentum, stimmt,
ihr habt jsj,einen Dikta... äh, eine
Monarchie Vl Ist,clas Schloss euer ein
ziges befestigtes Fort? Werdet ihr
überwacht von dort oben? Euer
Fürst, der ist schon normal, oder?
Ich meine ein normaler Mensch.»
Das ist nicht böse, sondern einfach
gut gebracht. Genauso wie: «Eure
Fussballnationalmannschaft hat
sich lange und gut gegen die Deut
schen gehalten. Wisst ihr warum.
Das war für die Deutschen nicht so
einfach, ein Tor zu schiessen gegen
die eigene Bank.»
Sex, nichts als Sex
Und natürlich ist Sex das grosse
Thema. «Hat jemand versucht, ein
Millenniumskind zu zeugen? Mir
geht es um den'Mechanismus. Welch
ein Wahnsinn, ein Kind zu zeugen,
das auf die Sekunde hin um 0.00
Uhr auf die Welt kommen soll. Da
gab es ja letztes Jahr einen mit
Computer ausgerechneten offiziel
len Zeugungstermin. Wenn man da,
an diesem Stichtag... dieser Mecha
nismus; wenn die Männer dann mo
natelang das vorher zurückgehalten
haben... Ein Millenniumskind, das
muss die Idee von Männern gewe
sen sein. Wisst ihr Männer über
haupt, wie eine Geburt abläuft? Da
liegt die Frau doch nicht einfach da,
und dann ist es Null-Uhr, sie drückt
und pflopp ist das Kind da. Sie ist
doch am Arbeiten und ist froh,
wenn dabei Uberhaupt mal etwas
rauskommt. Da haben sich sicher
Dramen abgespielt in der Millen
niumsnacht: Die Frauen stöhnen,
die Männer schauen auf die Uhr
und sagen: Drück doch, ich hab da
doch alles reingesteckt.»
Bienen und Blüten
Kein Thema Hess Mittermeier aus:
«Und die Erziehung. Wie werden
wir für die Realität vorbereitet. Auf
klärung: Bienen und Blüten. Ich ha
be noch nie ein Biene auf einem
Löwenzahn gesehen, stöhnend. Und
bitte, wo war Amnesty International
damals, als meine Mutter mich fUr
den ersten Schultag angezogen hat.
Und wenn wir als Erwachsener dann
ausgehen, fragen wir jedesmal die
Frau oder Freundin: Kann ich das
anziehen? Wie ist die Erziehung in
Liechtenstein? Heisst es da: Wenn
du nicht brav bist, kriegst du kein
Konto, wenn du gross bist. Kennt ihr
die zwei moralischen Stufen der Er
ziehung. Erst kommen die Eltern
und sagen, du wirst blind, wenn du
onanierst. Dann kommt die Kirche
und sagt, du kommst in die Hölle,
wenn du Sex hast vor der Heirat.
Dann werde ich also im besten Fall
ein blinder Höllenwichser. Und was
sagen Mütter zu ihren Töchtern? Du
darfst dich einem Mann nicht zu
schnell hingeben. Er wird sich nie
die Kuh kaufen, wenn er die Milch
so haben kann. Schlimm ist auch,
wenn die Frauen sagen, ihr Männer
denkt nur mit dem Schwanz. Da
kann ich nur antworten: Soll ich dir
mal zeigen, was ich denke.»
Die Erfinder
Ein deftiger Schlüsselbegriff der
Mittermeier-Show ist das «Arsch
lochkind», jener unsympathische
Typ, ohne den das Leben schöner
wäre, jene, die Mittermeier als
«Türnbeutelbesitzer, Festnetztelefo-
nierer und geistige Beckenrand
schwimmer» bezeichnet. Wären die
Erfinder so gewesen... «Was ist
nicht alles erfunden worden. Stellt
euch vor, alle Erfinder wären Dep
pen gewesen. Newton, Entdecker
(Bild:bak)
der Schwerkraft. Wenn der, als er
den Apfel vom Baum fallen sah, ge
sagt hätte: Der Apfel fällt nicht weit
vom Stamm. Oder Edison, der Er
finder der Glühbirne. Wenn er Ker
zenlicht romantisch gefunden hätte.
Oder Galilei dauernd nur besoffen
gewesen wäre und gesagt hätte: Al
les dreht sich. Oder der gute alte Py-
thagoras. Wenn der gesagt hätte:
Scheiss auf Mathematik, gleich
schenklige Weiber her.» Auch die
Scientologen bekamen ihr Fett ab:
«Ich weiss, wie man Scientologen
stoppen kann. Wenn sie ihren Satz
loslassen: Weisst du, dass die meisten
Menschen nur 30 Prozent ihres Ge
hirns nutzen. Dann sage ich immer:
Weiss ich, aber du noch nicht mal
die. Ich weiss nicht, ob das ein Zei
chen war, dass mir zwei Minuten
nachdem ich das einem Scientolo
gen sagte, eine Taube auf den Kopf
schiss. Scientologen und Tauben sind
die Ratten der Grossstadt. Jetzt tu
ich denen aber Unrecht... ich halte
Tauben für weitaus raffinierter.»
Das ging stundenlang so, alle Erfah
rung von 13 Jahren Soloprogramm-
Gestaltung hineingepackt und ma
schinengewehrartig ins Publikum
geschleudert. Dass es da auch eher
flaue Partien gab, erklärte Michael
Mittermeier im Interview so: «Wie
ich zum Improvisieren komme,
weiss ich nicht. Kommt nichts aus
dem Publikum, versuche ich mit den
Gedanken der Menschen zu spielen.
Nach 15 Jahren Tour hast Du so et
was wie ein zweites Gesicht; ich sehe
es den Leuten an, was sie sagen wol
len, bevor sie es sagen. Ich weiss
aber, dass nicht jeder Witz immer su
per ist. Du kannst nicht zweieinhalb
Stunden improvisieren und immer
top sein.» Aber fast immer, das zeig
te er beim Vaduzer Kultursommer,
gelang es ihm, uns mit der Nase so
auf die Probleme des Alltags zu stos-
sen, dass es nicht weh tat - ausge
nommen der Lachmuskelkater.
Musikfestival
«Young Artists in
Concert»
DAVOS: Im Kongresszentrum Da-
vos beginnt am kommenden Freitag
das 15. Internationale Musikfestival
«Young Artists in Concert». Bis am
11. August stehen 25 Konzerte mit
jungen Kttnstlern aus 14 Ländern
auf dem Programm.
Als Thema hat Intendant Dirk
Nabering dieses Jahr «Les Adieux.
Abschied eines musikalischen Jahr
hunderts» gewählt. Beethovens
gleichnamige Klaviersonate er
klingt allerdings erst im letzten
Konzert; davor loten zahlreiche
Werke von Johann Sebastian Bach
bis Wolfgang,Rihm (geb. 1952) das
Thema aus.
Besonders berücksichtigt werden
in Davos dieses Jahr die Komponis
ten Johannes Brahms und dessen
Freund Theodor Kirchner (1823—
1903).«Corrtpoker in Residence» ist
der Schweizer Thomas Demenga
(geb. 1954), von dem unter anderem
am 3. August ein Auftragswerk mit
dem Titel «Les Adieux»' uraufge-
. t.
führt wird. Wie immer trumpfen am
Musikfestival Davos nicht die gros
sen Namen auf, sondern junge
Künstlerinnen und Künstler inter
nationalen Formats.
Die meisten Kammermusik-En-
sembles bilden sich erst am Festival,
so dass das Publikum immer wieder
in den Genuss neuer und erfri
schend aufspielender Formationen
kommt.
Schon Festivalbegründer Michael
Haefliger hat der Musik des 20.
Jahrhunderts und unbekannteren
Werke aus früheren Zeiten immer
Platz eingeräumt. Auch Dirk Nabe
rings Programm verspricht dieses
Jahr eine Reihe von Entdeckungen,
etwa mit der Musik von Malern und
Dichtern wie Lyonel Feininger oder
Federico Garcia Lorca.
Die Konzerte finden im Kongress
zentrum, im Kirchner-Museum
und in den Davoser Kirchen statt.
Dazu kommen einige Nachmittags
konzerte in den kleinen, stimmungs
vollen Kirchen der Umgebung. Wie
der durchgeführt wird im Anschluss
an das Festival die einwöchige Or
chesterwerkstatt mit dem Orchestre
Philharmonique Suisse unter der
Leitung von Petri Sakari.
\<