Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Region 
Dienstag, 25. Januar 2000 17 
Nachrichten 
Island-Pferde trabten 
ifber die Autobahn 
sfeSNNWALD: B^i Sennwald sind am frühen 
Kgpntagmorgen zehn Island-Pferde gemütlich 
llper die A13 getrabt. Diellere waren nachts in 
S'älez aus ihrer Koppel ausgebrochen, wie die 
Polizei mitteilte. Gegen 6.45 Uhr sahen sich 
rheintalabwärts Fahrende auf der A13 bei Senn 
wald plötzlich einer Herde Pferde gegenüber. 
Schnell war die Polizei alarmiert. Vier Polizei 
patrouillen geleiteten die zehn Tiere zur nächs 
ten Autobahnausfahrt nach Oberriet. Dort wur 
den die Pferde auf eine Weide getrieben. Der 
«Viehtrieb» führte zu einem längeren Rückstau 
auf der Autobahn. Kurz vor 8 Uhr löste sich der 
Stau wieder auf. 
Betrüger verurteilt 
SARGANS: Mit fiktiven AutoVerkaufsangeboten 
hat ein Kaufmann aus dem St. Galler Oberland 
mindestens 220 000 Franken ergaunert. Das Be 
zirksgericht Sargans verurteilte ihn wegen ge 
werbsmässigen Betrugs zu 15 Monaten Gefäng 
nis. Der 40-Jährige hatte seine «Kundschaft» 1997 
über Zeitungsinserate gesucht; Innert eines Jahres 
Hessen sich rund 200 Personen von ihm betrügen: 
In der Hoffnung auf einen preisgünstigen Wagen 
leisteten sie Anzahlungen in der Höhe von jeweils 
zehn Prozent des vereinbarten Kaufpreises. Die 
versprochenen Autos erhielten die Betrogenen al 
lerdings nie. Auch das Geld zahlte ihnen der Kauf 
mann nicht zurück. Der Mann habe die Kaufver 
träge gar nie einzuhalten beabsichtigt. Er habe die 
Opfer geprellt, um mit dem Geld seinen Lebens 
unterhalt zu bestreiten, schrieb der Untersu 
chungsrichter. Die Polizei wurde im Jahr 1998 auf 
die illegalen Machenschaften aufmerksam. 
Fotokameras gestohlen 
ST. GALLEN: Bei einem Einbruch in ein Foto 
geschäft haben Unbekannte in der Nacht auf 
Samstag in St. Gallen fette Beute gemacht. 
Gemäss Polizeimeldung vom Montag stahlen 
sie Fotokameras, Objektive, ein TV-Gerät, eine 
Kaffeemaschine und Bargeld im Gesamtbetrag 
von mehreren Zehntausend Franken. 
Tiefwinterliche 
Verkehrslage 
BREGENZ: Tiefwinterliche Verkehrsverhält 
nisse haben am Montag in Vorarlberg ge 
herrscht. Auf der Rheintalautobahn und der 
Arlbergschnellstrasse lagen Schnee und 
Schneematsch. Innert 24 Stunden waren bis zu 
70 Zentimeter Neuschnee gefallen. Die Rhein 
talautobahn A 14 musste am Montagmorgen 
bei Feldkirch nach einem Unfall mit mehreren 
beteiligten Fahrzeugen während der Bergungs 
arbeiten gesperrt werden. Kettenpflicht für alle 
Fahrzeuge bestand unter anderem für den Arl- 
bergpass und den Flexenpass nach Lech. Der er 
giebige Neuschnee hat in den Bergen die Lawi 
nengefahr verschärft. 

gegen 
neue Werte 
Schon fast vergessen: Die Sex-Revolution der 68-er? 
Der amerikanische Kinsey-Re- 
port, Masters und Johnson und 
Oswald Kolle griffen damals 
mit ihren Veröffentlichungen 
tief in die angestaubte Motten 
kiste überholter Erotikvorstel 
lungen. Zahlreiche Tabus fie 
len. Die damalige Generation 
verstand die Botschaft. Mit der 
«wöchentlichen Tanzparty «im 
Keller setzte man neue Mass 
stäbe. Wer dabei heute an zü 
gellose Ausschweifungen und 
«wilde Sexpartys» denkt, der 
täuscht sich aber. Es ging da 
mals um neue Freiheiten, nicht 
um «Kicks». 
Andreas Caliebe 
Der amerikanische Report von 
1994 mit dem Obertitel «Sexwen 
de» von Robert T. Michael & Part 
ner belegt einen weiter fortschrei 
tenden Wandel der Werte (Paradig 
menwechsel). Während 84,5% der 
Männer der Geburtsjahrgänge 1933 
-1942 noch ihre erste Partnerin hei 
rateten (bei den Frauen gleichen 
Alters waren es 93,8%), veränder 
ten die Jüngeren die Statistik. Bei 
den Jahrgängen 1963-1974 heirate 
ten nur noch 33,9% der Männer und 
35,3% der Frauen ihren ersten Part 
ner. Kurze Beziehungen, häufig 
wechselnde Sexualpartner und 
«Ehen ohne Trauschein» nahmen 
stattdessen zu. Heute hat bereits je 
der dritte Jugendliche vor seinem 
20. Lebensjahr durchschnittlich zwi 
schen drei und mehr Sexualkontak 
te mit dem anderen Geschlecht. 
Heiratet heute wirklich niemand 
mehr seine erste Liebe? 
Liebe und Sex sind zweierlei 
Vier aufklärende Jahrzehnte 
«Sex-Revolution» waren offen 
sichtlich nicht genug, um die beiden 
Begriffe SEX und LIEBE als zwei 
getrennte Vorgänge zu verstehen. 
F^ür viele Jugendliche und Erwach 
sene sind beide Begriffe immer 
noch ein und das selbe. Dabei be 
stätigen Paartherapeuten und Psy 
chologen an allen Beziehungsfron 
ten: «Jede Art einer Beziehung geht 
auseinander, wenn der Sex im Kopf 
beim einen mit den Gefühlen im 
afc-r 


> Ii 
Heute t hat bereits jeder dritte Jugendliche vor seinem 20. Lebensjahr durchschnittlich zwischen drei und mehr Se- 
xualkontakte mit dem anderen Geschlecht. 
>. !, 
Bauch des anderen zum <Begeg- 
nungsunfall> eskaliert». «MAKE 
LOVE, NOT WAR» läuft da nicht 
mehr. - 
Haben Jugendliche kein 
Recht auf Sexualität? 
«Das Sexualverhalten von Ju 
gendlichen ist nach wie vor von Ta 
bus umstellt, die uns die Erwachse 
nen aufgerichtet haben.» Diese 
These belegt einer der bisher jüngs 
ten Autoren - Jörg Tremmel - treff 
sicher in seinem Buch «Sweet Little 
Sixteen, Jugend und neue Sexmo 
ral». Gleichzeitig legt er damit eine 
Streitschrift vor, von der Erwachse 
ne, besonders Eltern, nur profitie 
ren können. Als er dieses Buch 
schrieb, war er selbst Abiturient ei 
ner 13. Klasse eines Gymnasiums in 
Frankftjr$uhd untersuchte dort mit 
seinen Mitschülern zusammen das 
Sexualverhalten seiner Altersgrup 
pe. Zum Zeitpunkt der Untersu 
chung waren die Befragten zwi 
schen 17 und 20 Jahre alt. (0=19). 
Lieben muss man auch lernen 
In einer festen Beziehung zu sein, 
gaben bereits 41,4% Schüler an. 
Länger als drei Jahre eine festere 
Beziehung zu haben, bestätigten 
15,8%. Sexuelle Erfahrungen mach 
ten 64,3% der Jungen und 72,3% al 
ler Mädchen. Mehrmals die Woche 
mit dem Partner Sex zu haben, ga 
ben 30,7% aller befragten Schüler 
an. 
13% der Jungen hatten noch nie 
geküsst. 11% der Jungen hatten an 
dererseits bereits mit vier Frauen 
sexuellen Kontakt. Wider Erwarten 
war es schwierig, andere repräsenta 
tive Ergebnisse zu dieser Thematik 
für Vergleiche zu erhalten. Trotz 
multikulturell offener und freizügi 
ger Einstellung sprechen junge Leu 
te auch heute über Liebe, Sex und 
Partnerschaft nur mit guten Freun 
den. 
Der TV-Erotik ins Auge sehen 
Über vier Millionen Fernsehzu 
schauer erklärten Ende der 90er- 
Jahre die TV-Sendungen «Piep» 
«Liebe Sünde» oder «Erotik-Spezi- 
al» zu ihren Favoriten. 
Moralisten, in der Minderzahl, 
rauften sich dagegen die Haare. 
Heute ist es per Mausklick im Inter 
net jedem möglich, sich kostenlos 
Erotikclips «down zu loaden». Be 
fragungen zeigen, dass auch Jugend 
liche unter 12 Jahren so etwas be 
reits kennen. Und Eltern, die sich 
für diese Thematik ihren Kids noch 
immer nicht öffnen wollen oder 
können, werden von ihren Spröss- 
lingen «nach Strich und Faden aus 
getrickst». 
Verbotenes aus dem Internet 
Das macht Spass und Videogerä 
te und PCs machen es möglich, 
wenn nicht daheim, dann bei den 
Freunden. Manche Jugendliche be 
herrschen dieses Metier heute 
schon weitaus besser als Lehrer und 
Eltern zusammen. «Soll ich dir mal 
eine tolle Homepage zeigen?» Mit 
dieser Frage überraschte neulich ein 
Sekundarschüler seinen Vater am 
PC. Und der 16-jährige Sohn - in 
den Augen des Vaters angeblich un 
erfahren in PC-Fragen - präsentier 
te dem verdutzten Vater «eine spe 
zielle WEB-Seite». Der Vater kon 
terte. «Ich zeige dir eine, die ich 
noch viel besser finde!» Daraus ist 
ersichtlich: nur eine beidseitige Dia 
logbereitschaft wird die Sprachlo 
sigkeit zwischen Jugendlichen und 
Erwachsenen überwinden. 
Interessante Links, Zusatztexte 
und Literaturhinweise zum Thema 
gibt es auch diese Woche wieder im 
Internet unter http://mitglied.tri- 
pod.de/volksblatt/index.htm 
Mehr Iinienflüge - die Politik ist gefordert 
Podiumsdiskussion zur Zukunft des Flugplatzes St. Gallen-Altenrhein 
RORSCHACH: Linienflüge nach Linz, 
Graz und Basel stehen zuoberst auf der 
Wipschliste des Flugplatzes St. Gallen- 
Altenrhein. Rheintalflug und Crossair 
informierten am vergangenen Freitag 
abend in Rorschach über ihre Pläne für 
die Bodenseeregion. 
Nächstes Jahr, nach Inkrafttreten der 
bilateralen Abkommen mit der EU, 
könnte eigentlich jede europäische 
Fluglinie St. Gallen-Altenrhein ansteu 
ern. Doch der Staatsvertrag mit Öster 
reich setzt Grenzen, die nur politisch 
überwunden werden können, Die von 
rund 300 Interessierten besuchte Infor 
mationsveranstaltung organisierte die 
Vereinigung pro Flugplatz Altenrhein 
gemeinsam mit Business Relation Ma 
nagement St. Gallen. 
50000 Flugbewegungen im Jahr 
2010 
Der Flugplatzbesitzer Ernst Gautschi 
erwähnte, dass er noch nie einen Fran 
ken Dividende, geschweige dem Ver- 
waltungsratpräsidenten der Airport 
AG einen Lohn habe bezahlen können. 
Damit der Flugplatz St. Gallen-Alten 
rhein rentabel werde, müssten mehr Li 
nienflüge stattfinden. Gautschi 
prognostizierte aufgrund des vorhande 
nen Potentials bis zum Jahr 2010 rund 
50 000 Starts und Landungen, darunter 
jährlich 12 000 Linien- und Charterflug 
bewegungen. 1998 verzeichnete man 
gerade mal 1700 kommerzielle Flüge. 
Die 12 000 Starts und Landungen ent 
sprächen rund einem Start und einer 
Landung pro Stunde. Für die General 
und Business Aviation hätte es auch 
2010 nach wie vor ausreichend Platz in 
Altenrhein. 
Rolf Seewald, Geschäftsführer der 
Rheintalflug, sieht ab St. Gallen-AIten- 
rhein ein Potential für neue Linien nach 
Linz und Graz. Rheintalflug hat zwei 
leise ERJ-145 Regionaljets fest bestellt 
- der erste verkehrt seit dem 10. Januar 
nach Wien - und für sechs weitere Op 
tionen gezeichnet. Die acht Flugzeuge 
möchte Seewald ab St. Gallen-Alten 
rhein in Zusammenarbeit mit Austrian 
Airlines und ab Friedrichshafen in Ko 
operation mit Lufthansa einsetzen. Ge 
gen eine Basel-Linie der Crossair hat 
Rheintalflug gar keine Einwendungen. 
Nationalrat und Crossair-Geschäfts- 
leitungsmitglied Paul Kurrus zeigt an 
hand des Flughafens Basel-Mulhausen- 
Freiburg die Entwicklung eines Regio 
nalflughafens auf. Crossair bietet mit 
ihren Eurocross dank der zentraleu 
ropäischen Lage von Basel heute über 
1500 Umsteigeverbindungen nach ganz 
Europa an. Und Crossair möchte die 
Ostschweiz ans Eurocross anschliessen. 
Konkrete Pläne bestehen noch nicht, 
aber ein Morgenflug nach Basel und ein 
Abendflug aus Basel könnte sich Paul 
Kurrus durchaus vorstellen. Der Chef 
Markt Schweiz der Swissair, Michael 
Eggenschwiler, stellte die SAir Group 
und ihre Partner - zu denen auch die 
Crossair zählt - vor und strich auch die 
gute Anbindung St. Gallen an den Flug 
hafen Zürich durch Bahn und Auto 
bahn hervor. 
Lärmkorsett kann verhandelt 
werden 
Die unter der'Leitung von Roland 
Müller aus Staad! kompetent geführte 
Diskussion drehtfe sich auch um das im 
Staatsvertrag mit Österreich festge 
schriebene Lärmkorsett des Alten 
rhein-Flugplatzes. Gemäss Gebhard 
Stadler vom österreichischen Verkehrs 
ministerium aus Wien könnte St. Gal- 
len-Altenrhein bei Inkrafttreten der bi 
lateralen Verträge ein völlig liberalisier- 
ter Airport werden und Fluggesell 
schaften aus rund 25 Ländern dürften 
Altenrhein anfliegen. Doch die im 
Lärmkorsett festgelegten Beschrän 
kungen gelten auch nach dem 1. Januar 
2001, deshalb sei eine Erweiterung un 
wahrscheinlich. «Wenn aber leisere 
Flugzeuge zum Einsatz kommen oder 
die St. Galler und Vorarlberger Regie 
rung eine Änderung des Lärmkorsetts 
beschliessen würden, dann würden si 
cherlich auch Bern und Wien zustim 
men», fuhr Gerhard Stadler fort und er 
gänzte, dass Österreich an Linien nach 
Graz, Linz, Salzburg, aber auch in die 
EU-Hubs nach Milano und Paris inte 
ressiert sei. 
Damit ist die Politik gefordert. Der 
St. Galler Nationalrat Peter Weigelt 
plädierte dafür, die Region Ostschweiz- 
Vorarlberg in Gesamtzusammenhang 
zu sehen. Er setzt sich engagiert für ei 
nen binationalen Flugplatz analog dem 
Beispiel von Basel ein, der auch Verbin 
dungen nach Westen anbietet. Paul Hug 
vom Bundesamt für Zivilluftfahrt zeig 
te auf, dass auf der Schweizer Landkar 
te die Ostschweiz punkto Regionalflug 
häfen eine grosse LUcke hinterlasse, 
denn St. Gallen-Altenrhein habe nach 
wie vor den Status eines privaten Flug 
feldes. Er stellt den Altenrheiner Flug 
platzanlagen ein gutes Qualitätssiegel 
aus, analog zu den etwa gleich grossen 
konzessionierten Regionalairports von 
Bern, Lugano, Samedan oder Sion. Hug 
könnte sich durchaus vorstellen, das St. 
Gallen-Altenrhein mit heute 70000 
Passagieren pro Jahr auch eine Konzes 
sion erhalte. Was aber die regionale Be 
völkerung daraus machen werde, sei ih 
re Sache, der Schlüssel dazu liege in 
Vorarlberg. 
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