Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

22 Samstag, 15. Juli 2000 
II EL IG I O N 
Liechtensteiner Volksblatt 
Blickpunkt Religion 
Erste Kirchen-Messe 
Das Interesse an der ersten Kirchen-Messe 
Österreichs übertrifft alle Erwartungen. Über 
100 Firmen aus fünf Ländern haben sich bereits 
jetzt in Dornbirn angemeldet. Das Angebot 
reicht von Türmuhren, Kirchenleinen und Kir 
chenbänken über Messwein bis hin zu Restau 
rierung und Orgelbau. Einen besonderen 
Höhepunkt stellen die Bildhauer, Kunsthand 
werker und Kerzenzieher dar. Die Messe, die 
vom 19. bis 21. Oktober im Dornbirner Messe 
areal stattfindet, setzt allerdings auch neue Ak 
zente für das religiöse Leben: Religionsgemein 
schaften und Klöster wagen einen bislang unge 
wohnten Schritt in die Öffentlichkeit. An Inter 
esse dürfte es nicht fehlen, denn Religion 
scheint zumindest in Österreich an Bedeutung 
zu gewinnen. So bezeichnen sich gegenwärtig 75 
Prozent als «religiös», während es vor zehn Jah 
ren lediglich 69 Prozent waren. 
Lese-Tipps 
'\v, -V 
Dalai Lama 
«Fenster» 
Drei Schwerpunkt 
themen beinhaltet die 
neue Ausgabe des 
«Fenster», dem Maga 
zin des Vereins für ei 
ne offene Kirche in 
Liechtenstein. Ein 
Gespräch mit Pfarrer 
Gottfried Daub ist 
mehr als ein Inter 
view. Es ist ein tiefsin 
niger Ausflug mit ei 
nem Menschen, dessen Herz offen ist für 
Menschlichkeit und Liebe. Ein weiteres Thema 
behandelt die Zukunft des Religionsunterrich 
tes. Regula Imhof informiert in der neuen Aus 
gabe über die engagierte Arbeiten des Vereins 
vorstandes. 
Das «Fenster» (Bild) kann unter 233 40 33 
abonniert werden. 
«Weg des Buddhismus» 

Eine Einführung 
Wie ist ein höheres Bewusstsein möglich? Wie 
können wir das Auge der Achtsamkeit schulen? 
Die geistigen Traditionen und die Praxis-Wege 
des tibetischen Buddhismus als Beitrag zu einer 
neuen spirituellen Weltkultur. Geschrieben nur 
wenige Jahre nach seiner Flucht aus Tibet als 
Zusammenfassung einer jahrtausendealten 
Überlieferung für westliche Leser ist dieses 
Buch das erste fundamentale Werk des Dalai 
Lama. 
«Der Weg des tibetischen Buddhismus» (Bild), 
geschrieben vom Dalai Lama hat 162 Seiten und 
ist im Herder Spektrum-Verlag erschienen. 
Veranstaltungen 
«Ferienwoche Für Buben und Mädchen» 
Möchtest Du (bis 15 Jahre) zusammen mit an 
deren spielen, singen, nachdenken, beten, ver 
rückte Ideen haben und sie verwirklichen? 
Dann melde Dich beim Kloster St. Elisabeth in 
Schaan. 
Sonntag, 6. August, 17 Uhr bis Freitag, ll..Au- 
gust, 17 Uhr. 
«Du selbst bist ein Geheimnis» 
Symboldramen mit Gleichnissen aus der Litera 
tur und der Bibel. Gleichnisse sind wie 'Räume, 
nicht ausdeutbar, und doch eröffnen sie neue 
Horizonte. 
Montag, 7. August, 12 Uhr bis Freitag, 11. Au 
gust, 15 Uhr im Haus Gutenberg, Balzers. Lei 
tung: Ursula Bold, Bibliodramaleiterin und Ka 
techetin sowie Ludwig Zink, Salettinerpater 
und Psychodramaleiter. 
Sechzig Jahre «Speckpater» 
Für die hungernden Deutschen sammelte er nach dem Krieg Tonnen von Speck 
Pater Werenfried mit dem alten, zerknitterten Schlapphut. «Der Hut hat Löcher», sagt Pater Werenfried jeweils bei den Predigten,«bitte nur Banknoten und 
keine Münzen hineinlegen. Diese könnten unten herausfallen...!» 
Ende Juli 1940, mitten im 
Zweiten Weltkrieg, wurde der 
damals 27-jährige Holländer 
Werenfried van Straaten zum 
katholischen Priester geweiht. 
Nichts deutete zu diesem Zeit 
punkt darauf hin, dass er bald 
den Grundstein zum Hilfswerk 
Kirche in Not/Ostpriesterhilfe 
legen würde, das heute welt 
weit tätig ist. Sogar die Päpste 
der letzten 60 Jahre wurden 
auf den Mann im weissen Prä- 
monstratensergewand auf 
merksam. 
Balz Röthlin 
Der heute 87-jährige holländische 
Prämonstratenserpater Werenfried 
van Straaten geniesst hohe Wert 
schätzung im Vatikan: Er durfte die 
ser Tage in Rom Glückwünsche von 
Papst Johannes Paul II. zu seinem 
60-Jahr-Priesterjubiläum entgegen 
nehmen. Bei einem Gottesdienst 
mit 2000 Pilgern von Kirche in 
Not/Ostpriesterhilfe aus 16 Län 
dern überreichte ihm der Präfekt 
der vatikanischen Glaubenskongre 
gation, Kardinal Dario Castillon 
Hoyos, ein von Kardinalstaatsse 
kretär Angelo Sodano formuliertes 
Schreiben. «All das Gute möge 
Früchte tragen, was Pater Weren 
fried leistet», so äussert sich darin 
der Papst, «indem er durch sein 
Werk unzähligen Christen hilft, die 
vielerorts auf der Welt in grosser 
Not leben.» 
Der Übername «Speckpater» 
Werenfried van Straaten, 1913 in 
Mijdrecht/Holland geboren, stu 
dierte in Utrecht klassische Philolo 
gie, trat als 21-Jähriger in den Orden 
der Prämonstratenser in der Abtei 
zu Tongerlo/Belgien ein und wurde 
vor 60 Jahren, Ende Juli 1940, dort 
zum Priester geweiht. Mit dem Sam- 
;O0elft^d$ Lebensmitteln in Flan 
dern begann nach dem Krieg die Er 
folgsgeschichte des «Bettlers Got 
tes» Werenfried van Straaten. Ins 
besondere Hunderte von Tonnen 
Speck vermochte er für die hun 
gernden Deutschen zusammenzu 
betteln. Was ihm den Übernamen 
«Speckpater» einbrachte. 
1947 gründete Pater Werenfried 
sein Hilfswerk. «Rucksackpriester» 
wurden für die Seelsorge in kriegs 
versehrte Gebiete ausgesandt, und 
Kapellenwagen ratterten als fahren 
de Kirchen durch halb Europa. Als 
dann in den Nachkriegsjahren in 
Europa der Wiederaufbau vorange 
trieben wurde, peilte Pater Weren- 
frieds Werk neue Ziele an: Seine 
pastoral-karitative Tätigkeit weitete 
sich aus, zuerst auf das kommunisti 
sche Ost- und Mitteleuropa, dann 
auf Lateinamerika und schliesslich 
die ganze Welt - Uberall dort, wo 
Priester, Ordensschwestern und 
Gläubige verfolgt, bedrängt oder 
von materiellen Sorgen geplagt wa 
ren oder noch sind. Heute gibt es in 
16 westlichen Ländern Niederlas 
sungen des Internationalen katholi 
schen Hilfswerks Kirche in Not/Ost- 
priesterhilfe. Es wird weltweit von 
700'000 Spenderinnen und Spen 
dern regelmässig unterstützt; es lin 
dert in etwa 150 Ländern dieser Er 
de materielle und geistige Not. 
«Grösster Bettler des 
Jahrhunderts» 
In all den Jahren predigte Pater 
Werenfried fast überall in der Welt, 
oft auch in der Schweiz. Die Gottes 
häuser waren gestossen voll, wenn 
Pater Werenfried von der Not in der 
Welt und von den Projekten seines 
Hilfswerks erzählte. Am Schluss des 
Gottesdienstes stellte er sich jeweils 
mit seinem alten Schlapphut an den 
Kirchenausgang. Darauf steckten 
die Menschen ihren Obulus in den 
Hut. Während der Predigt hatte er 
gebeten: «Mein Hut ist alt und hat 
Löcher. Stecken Sie bitte nur Bank 
noten und keine Münzen hinein. 
Letztere könnten unten herausfal 
len.» Man nennt Werenfried van 
Straaten den «grössten Bettler des 
Jahrhunderts», er dürfte in seinem 
langen Priesterleben etwa drei Mil 
liarden Franken für sein Hilfswerk 
gesammelt haben. 
Die Arbeit des initiativen Gottes 
mannes blieb auch Rom nicht ver 
borgen. Bereits Papst Pius XII. bat 
ihn 1952 zur Audienz in die Som 
merresidenz nach Castel Gandolfo, 
als er mit dem Kapellenwagen in 
Rom Station gemacht hatte. Pater 
Werenfried erzählt: «Ich wollte mit 
dem Kapellenwagen in Castel 
Gandolfo hineinfahren. Aber der 
Eingang war zu eng. So erhielt ich 
den päpstlichen Segen aus der Dis- 
tanz.» Wiederholte Kontakte gab es 
mit Johannes XXIII. und Paul VI. 
Mit Johannes Paul II. pflegt Pater 
Werenfried eine freundschaftliche 
Beziehung. 
Spenden für die Projekte des Hilfs 
werks: Kirche in Not / Ostpriester 
hilfe Schweiz, Cysatstrasse 6, 
6000 Luzern 5, Spendenkonto PC 
60-17200-9; LKB Konto Nr. 01-00- 
177930-10 
Feier und Spiele statt 
Verdrossenheit 
Erster Familientag der Diözese Chur mit 700 Katholikenlnnen 
Unter dem Motto «Mit Reud i 
d'Zuekunft» trafen sich Anfang 
Juli gut 700 Katholikinnen und 
Katholiken zum ersten Familientag 
des Bistums Chur in Einsiedein. 
Diözesanbischof AmSdee Grab 
verstand den Tag als Zeichen gegen 
die verbreitete Kirchenverdrossen 
heit. 
Der Familientag - der Kinder, 
Jugendliche und junge Familien 
genauso ansprach wie ältere 
Menschen - war nach dem Ver- 
söhnungs- und Jugendtag der 
dritte von Bischof Am£d£e Grab 
initiierte Anlass auf dem Weg zur 
Entfaltung und Stärkung eines 
neuen Bistumsgefühls in der 
Diözese Chur. 
Die vielen zufriedenen Gesichter, 
die rund um die Klosterkirche anzu 
treffen waren, weisen darauf hin, 
dass mit solchen Begegnungstagen 
tatsächlich Impulse des Aufbruchs 
und der Stärkung gegeben werden 
können. 
Vielfalt der Gemeinschaft 
Die zu einem grossen Teil aus 
Zürcher Pfarreien an den Wall 
fahrtsort angereisten Pfarreimit 
glieder - in der Innerschweiz haben 
«Die Begegnungstage wollen ein 
Zeichen dafilr sein, dass unsere Diö 
zese lebt», unterstreicht der Churer 
Bischof Amidie Grab in Einsiedeln. 
vielerorts schon die Ferien und La 
ger begonnen - trafen sich zuerst zu 
einem Gottesdienst auf dem Klos 
terplatz und damit auch vor der 
Kulisse des Einsiedler Welttheaters. 
Diesmal wurde aber nicht das Gros 
se Welttheater gegeben, sondern die 
Vielfalt der Gemeinschaft gefeiert. 
Anschliessend traf man sich zu ei 
nem Picknick im Hof des Gymnasi 
ums. 
Positive Reaktion 
Bischof Am6däe Grab, ohne Un- 
terlass von einem Tisch zum ande 
ren unterwegs, zeigte sich sehr zu 
frieden: «Die Begegnungstage wol 
len ein Zeichen dafür sein, dass un 
sere Diözese lebt. Zusammenkom 
men als Ausdruck der Zusammen 
gehörigkeit, das wollen wir als posi 
tive Reaktion auf die verbreitete 
Kirchenverdrossenheit setzen.» Mit 
einem Tag der kirchlichen Berufe 
am 29. Oktober werden in der Diö 
zese die Bistumsanlässe im Ju 
biläumsjahr abgeschlossen. 
Namen & Notizen 
Neuer Bischof 
Der 51-jährige Theologe Gebhard 
Fürst wurde zum neuen Bischof des 
süddeutschen Bistums Rottenburg- 
Stuttgart ernannt. Er ist Nachfolger 
von Bischof Walter Kasper, der im 
Mai 1999 als Sekretär des Päpstli 
chen Einheitsrates in den Vatikan 
wechselte. 
Keine Kommunion 
Der Vatikan hat die kirchliche Vor 
schrift bekräftigt, wonach wieder 
verheiratete Geschiedene nicht 
zum Empfang der Kommunion zu 
gelassen werden können. In einer 
im Vatikan verbreiteten Erklärung 
wendet sich das Schreiben gegen 
Auslegungen, wonach dieser Perso 
nenkreis vom Kommunionverbot 
auszunehmen sei. Zwar rate die pas- 
torale Klugheit, Fälle öffentlicher 
Verweigerung der Kommunion zu 
vermeiden, heisst es in dem Kom 
mentar. Sollten jedoch Gespräche 
mit den Betroffenen erfolglos sein, 
«muss der Kommunionspender die 
Hl. Kommunion demjenigen ver 
weigern, dessen Unwürdigkeit öf 
fentlich bekannt ist», so der dreisei 
tige Text. (kipa)
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.