Liechtensteiner Volksblatt
Kultur
Montag, 24. Januar 2000 9
Nachrichten
Polo Hofer am 7. April
im Vaduzer Saal
VADUZ: Der Schweizer Musiker Polo Hofer
wird am 7. April im Vaduzer Saal auftreten. Sein
neues Album «Herzbluat» ist die neue Nummer
1 der Schweizer CD-Hitparade. Innerhalb von
knapp zwei Wochen wurden über 30000
Exemplare verkauft. Polo Hofer tritt in der Regi
on Rheintal, Graubünden exklusiv in Vaduz auf.
Erfolgreiche
«Winterreise»
BREGENZ: Die Wiener Symphoniker sind un
ter Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos auf
ihrer traditionellen Januar-Tournee. Am Frei
tagabend gastierten sie in der Reihe «Bregenzer
Meisterkonzerte» im Bregenzer Festspielhaus.
Die «Winterrreise» an den Bodensee mit
Tschaikowsy und Richard Strauss, wurde mit
viel Beifall für Musiker, Dirigent und den Pia
nisten Rudolf Buchbinder bedacht. Die vom
Kunstverein der Landeshauptstadt organisier
ten «Bregenzer Meisterkonzerte» werden am
17. März mit dem «Ensemble la Fenice» unter
Leitung von Jean Tübery fortgesetzt. Auf dem
Programm stehen Werke von Bach, Frescobaldi,
Fux oder Buxtehude. Am 20. April steht Bach
im Mittelpunkt:Anlass ist ein «Meisterkonzert»
von «11 Giardino Armonico» mit Katia und Ma
rielle Labeque am Fortepiano. Zum Abschluss
der Bregenzer Meisterkonzert-Saison gastiert
am 9. Mai das Gewandhausorchester Leipzig
unter Herbert Blomstedt. Auf dem Programm
stehen Bruckners Sechste und das Schumann-
Klavierkonzert mit Elisabeth Leonskaja als So
listin.
Rhythm of the Dance -
Die letzten 200 Karten
i
VADUZ: In rund einer Woche kommt die iri
sche Steptanz-Sensation «Rhythm of the Dan
ce» nach Vaduz. Nachdem sämtliche Karten für
die Abendvorstellung am 30. Januar im Vaduzer
Saal innert weniger Tage ausverkauft waren,
kommen nun die letzten 200 Karten für die zu
sätzliche Nachmittagsvorstellung um 16.00 Uhr
in den Verkauf. Da aufgrund des gedrängten
Tourneeplans der Steptanztruppe aus Irland
vorläufig keine weiteren Shows in Liechtenstein
möglich sind, gelangen nun definitiv die letzten
200 Karten in den Vorverkauf. Aufgrund der
weiterhin riesigen Nachfrage wird dringend
empfohlen, in den nächsten Tagen den Vorver
kauf bei der VPBank Wechselstube im Zentrum
von Vaduz, bei TREFF, Musikhaus Gusti Foser
in Schaan und Bajazzo in Buchs zu benützen.
Glänzende Harmonie
des Zusammenspiels
Konzert-Matinee mit den «Werdenberger Kammermusikern» im Rathaussaal Schaan
Warum die Matinee mit den
Werdenberger Kammermusi
kern gestern im Rathaussaal
Schaan überschrieben war mit
«Heitere Kammermusik»
bleibt wohl das Geheimnis des
Veranstalters «Kerngruppe
Kultur und Sport». Mit Werken
von Joseph Haydn, Robert
Schumann, Josef Gabriel
Rheinberger und Liedern aus
Japan zeigten die «Werdenber
ger» einmal mehr ihr grosses
Können, auch wenn die zeit
genössische Musik fehlte.
Gerolf Hauser
Beim Lesen des Programms tauch
ten wehmütige Erinnerungen auf an
frühere Konzerte, bei denen die
«Werdenberger Kammermusiker»
Jacques Ibert oder György Ligeti zu
Gehör brachten. Die Wehmut ver
ging aber rasch, denn was Hidefumi
Iwahana (Flöte), Robert Wenger
(Oboe), Klaus Beck (Klarinette),
Gaston Oehri (Horn) und Werner
Gloor (Fagott), die sich 1988 zum
Bläserquintett «Werdenberger
Kammermusiker» zusammenge
schlossen hatten, am Sonntagmor
gen boten, war wieder einmal ein
die glänzende Harmonie des Zu
sammenspiels.
Grosse Gemeinsamkeit
Joseph Haydns (1732 - 1809) Di
vertimento für Flöte, Oboe, Klari
nette, Horn und Fagott mit dem
berühmten zweiten Satz, dem
«Chorale St. Antoni», eröffnete das
Konzert. Mit einem Höchstmass an
Gemeinsamkeit und Harmonie in
Dynamik und musikalischer Inter
pretation boten die «Werdenber-
. ger» dieses Werk. Das Kammermu
sikensemble musiziert immer wie
der mit Gästen zusammen. Für die
«Drei Romanzen» für Oboe und
Klavier von Robert Schumann
konnte die japanische Pianistin No-
riko Kimura gewonnen werden. Sie
Die Werdenberger Kammermusiker spielten gestern im Rahmen der Schaaner Konzert-Matinee Werke von Haydn,
Schumann, Rheinberger und Lieder aus Japan. . (Bild: Ingrid Delacher)
hat nach ihrem Musikstudium in Ja
pan in Deutschland und Polen wei
terstudiert, ihr Lehrerdiplom mit
Auszeichnung bestanden und un
terrichtet heute am Musikgymnasi
um in Omuta.
Europa und Japan
Es war eindrucksvoll, wie einfühl
sam sie Robert Wenger begleitete,
und es war erstaunlich, wie schön
der «näselnde» Klang der Oboe zu
den Romanzen passte, wie schön
Robert Wenger, trotz kleiner Un
stimmigkeiten, sie interpretierte.
Nach Noriko Kimura und dem
Flötisten Hidefumi Iwahana (der
leider die «Werdenberger» verlas
sen wird, da er in seine Heimat
zurückkehren wird) stiess,als häufi
ger Gast, eine weitere Japanerin da
zu: Die Pianistin Izumi Nagae. Als
Sextett boten sie Musik aus Japan,
im «neuen japanischen Stil», wie Hi
defumi Iwahana, sagte, also mit eu
ropäischen Harmonien.
Nach dem Stück «Sommererinne
rung», das einer Schnulze ähnelte
und gesungen wohl eine Schlager
hitparade erreichen könnte, erklan
gen sechs schlichte, aber wunderbar
feine und musikalisch kostbare Kin
derlieder.
Mit einer gelungenen Vermi
schung europäischer Harmonien
mit japanischen Melodieelementen
stellte jedes der Stücke eines der
sechs Instrumente in den Vorder
grund.
Den Abschluss des Programms
bildete das grosse Sextett von
Rheinberger, das der Komponist
selbst aus dem ursprünglichen Trio
zum Sextett erweitert hatte.
Musikalisches Verständnis
bewiesen
Als Zugabe boten die «Werden
berger» den berühmten «Pink
Panther» von Henry Mancini. Er
neut bewiesen die «Werdenberger
Kammermusiker» ihr musikalisches
Verständnis in ausgeprägter Dyna
mik und grosser Gemeinsamkeit.
Ein aussergewöhnlicher
Klavierabend
Feinsinniger musikalischer Hochgenuss mit Walerij Afanassiev in Vaduz
^'SAIZBURG '
Mozartwoche
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\ MraMtepin.* rundiüm'Mozarts. 1
Ein Kritiker, so war im Programm
heft zu lesen, habe den russischen,
in Versaille lebenden Pianisten Wa
lerij P. Afanassiev den skurrilsten
Pianisten aller Zeiten genannt: Tas
tenlöwe, Schriftsteller und Weltver
besserer in einem. Vom TaK einge
laden, zeigte sich Afanassiev im Va
duzer Saal nicht nur als zupacken
der Löwe, sondern auch als einer,
der mit Samtpfoten die Klaviatur
streichelt.
Gerolf Hauser
Emil Gilels, dessen Meisterschüler
Afanassiev war, bezeichnete das
Klavierspielen einmal als «Kampf
mit dem Elefanten». Bei Afanassiev
scheint der Elefantenflügel Flügel
zu bekommen, sei es beim Adagio in
Mozarts Fantasie c-moll, das er mit
einer kaum zu glaubenden Weich
heit streichelt, oder bei den
wehmütige Tanzrhythmen der Cho-
pinschen Mazurkas.
Mozart und Chopin - Affanas-
sievs Interpretationen sind weder da
noch dort etwas für Puristen, für ein
gefleischte, Uraditionen liebende
Mozart oder Chopin Fans. Bei jedem
Ton, jeder Phrase erweckt er den
Eindruck, als denke er Uber die
Klänge nach, suche und höre hinter
ihnen neue Welten - die er findet
und dem Zuhörer eröffnet - mit ei
ner Spannung, die den Atem anhal
ten lässt. Mozart: Fantasie und Sona
te in c-moll im ersten Teil. Das ist
kein Mozart, wie man ihn sonst hört;
das.ist die grosse Freiheit der Inter
pretation, sind fein artikulierte, lyri
sche Gesänge im Wechsel mit auf
schreiender Ausdrucksgewalt, bar
jeglichen Klischees, ist ein liebevol
les Kosen der Töne, ein ihnen Nach
lauschen, ihnen durch spannungsge
ladene Pausen neue Werte Geben,
ist ein Verlebehdigen des Klangs aus
der Stille heraus, mit höchst diffe
renziertem Arischlag, differenzierter
Lautstärke, Hftrte, Weichheit, Tempi
- ist eine philosophische Auseinan
dersetzung mit Mozart,so tief beein
druckend, dass es lange nachklingt.
Man mag es skurril nennen, wenn
er auf die Buhne kommt, seine
Zuhörer keines Blickes würdigt, die
gestenreichen Arm- und Handbe
wegungen so, als wolle er den von
der linken Hand gespielten Akkor
den mit der rechten helfen, das Kla
vier zu verlassen oder sie be
schwichtigend dämpfen, vielleicht
das durch sein Spiel erreichte
Schweben der Klänge tragend, un
terstützen, das Staccato stoppen, die
Rubato-Töne ausdehnen, die un
endliche Weite der Traurigkeit und
Tiefsinnigkeit der Mazurkas von
Chopin, ihre subtilen rhythmischen
und melodischen Eigenheiten, den
romantisch-lyrischen Charakter mit
seiner modulationsreichen Harmo
nik plastisch machen, farbenreich
und mehrdimensional malen.
Mit höchster Konzentration, und
Intensität ringt Afanassiev nicht mit
dem Klavier, sondern um neue, un
geahnte Klangtiefen der Werke -
und es gelingt ihm eine Verdich
tung, sowohl bei den dramatischen
wie bei den heiteren Passagen. Da
ist nichts von Effekthascherei,
nichts Monumentales um ihn, da
steht das Werk im Zentrum. Man
mag es skurril nennen, wenn er,
nach dem Spiel aufstehend, sein
Jackett zuknöpft, an den BUhnen-
rand kommt, wie ins Leere schau
end leicht den Kopf neigt, ihn erst in
der Drehung zum Verlassen der
Bühne wieder hebt, aufrecht, die
Hände baumelnd, als gehörten sie
nicht zu ihm, den Beifall im Rücken,
hinausgeht.
Es ist eine Strenge um diesen
1947 in Moskau geborenen Afanas
siev, Pianist, Dirigent, Komponist,
Romancier und Essayist - die Stren
ge des Suchenden, dessen dem
Zuhörer geschenkten musikali
schen Interpretationen so gesten
reich sind wie jene seiner Hände.