Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Land und Leute 
Mittwoch, S. Juii 2000 9 
Nachrichten 
«Ludmila» im Fernsehen 
Am Freitag, den 7. Juli um 19.55 Uhr strahlt das 
Schweizer Fernsehen SF1 den im Jahre 1958 in 
Liechtenstein gedrehten Film «Kinder der Ber-° 
ge» («Ludmila») aus. Dies dürfte für viele 
Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner in 
teressant sein, da sich zahlreiche liechtensteini 
sche Statisten in diesem Film wieder erkennen 
können. 
Poststüble macht 
Sommerferien 
MAUREN/SCHAANWALD: Das gemütliche 
Cafg im Senioren-Treffpunkt Poststüble in 
Mauren macht während der Schulferien auch 
eine Sommerpause. Ab Sonntag, den 9. Juli bis 
Sonntag, den 20. August 2000 bleiben unsere To 
re geschlossen. Am Donnerstag, den 24. August 
ist das Cafg wieder geöffnet. Es gelten dann fol 
gende, neue Öffnungszeiten: Donnerstag, 14.30 
bis 19 Uhr; Sonntag, 14.30 bis 18.30 Uhr. Wir 
wünschen allen Besucherinnen und Besuchern 
des Senioren-TVeffpunktes Poststüble schöne 
Ferien, und wir freuen uns schon jetzt auf ein 
Wiedersehen im August. (Eing.) 
Film-Fest Vaduz 
Action, Romantik und 
Spannung 
VADUZ: Bis zum 18. Juli bietet das Film-Fest 
Vaduz im Rheinpark-Stadion Filmnächte voller 
Dramatik, Action, Romantik, Spannung und 
Abenteuer. Die Kino-Interessierten haben bis 
zum 18. Juli jeden Abend die Möglichkeit, aktu 
elle Kinoproduktionen aus Europa und Über 
see zu begutachten, darunter Filme zu sehen, die 
Millionen von Zuschauern in die Kinos gelockt 
haben. Filmbeginn ist jeweils 21.45 Uhr. 
Der Film von heute Mittwoch 
There's Something 
About Mary (Edf) 
Einmal verknallt - für immer «verrückt nach 
Mary». Ted heuert den vertrauenserweckenden 
Detektiven Healy an, damit dieser herausfindet, 
was aus seiner früheren Angebeteten Mary ge 
worden ist. Der Detektiv entdeckt die bildhüb 
sche Mary in Miami und verliebt sich sofort in 
sie. Zurück berichtet er Ted, dass sie sich in eine 
übergewichtige unsympathische Frau verwan 
delt hat. Ted ist die Sache nicht geheuer und be 
ginnt mit eigenen Nachforschungen... Eine 
wunderbare Cameron Diaz begeistert rundum 
und hat nach diesem Film weltweit den Status 
«Traumfrau der 90-er» erhalten. 
Die Filme 
Nachstehend die Filme, die am Film-Fest Va 
duz gezeigt werden. Beginn ist jeweils um 21.45 
Uhr im Rheinpark-Stadion. 
• Donnerstag, 6. Juli: Star Wars: Episode I (D) 
• Freitag, 7. Juli: The Horsewhisperer (Edf) 
• Samstag, 8. Juli 2000: Fight Club (Edf) 
• Sonntag, 9. Juli 2000: American Pie (D) 
• Montag, 10. Juli: Message in a Bottie (Edf) 
• Dienstag, 11. Juli 2000: The Füll Monty (Edf) 
• Mittwoch, 12. Juli 2000: Denn Sie wissen 
nicht, was sie tun (Edf) 
• Donnerstag, 13. Juli 2000: My Best Friend's 
Wedding (Edf) 
• Freitag, 14. Juli 2000:28 Days (Edf) 
• Samstag, 15. Juli 2000: Komiker (CH-D) 
• Sonntag, 16. Juli 2000: The Talented Mr. Ri- 
pley (Edf) 
• Montag, 17. Juli 2000: Salsa (Fd) 
• Dienstag, 18. Juli 2000: Saving Grace (Edf) 
Ort: Rheinpark Stadion Vaduz, Lettstrasse 74, 
FL-9490 Vaduz, mit regengeschützen Sitzplät 
zen unter dem Stadiondach, genügend Park 
plätze vorhanden. 
Vorverkauf beim TicketCorner der Landes 
bank Vaduz. Abendkasse und Restaurant sind 
ab 19.45 Uhr geöffnet. Die Vorführungen be 
ginnen mit dem Eindunkeln um zirka 21.45 Uhr 
und finden bei jeder Witterung statt, ausser bei 
Sturm. 
Infos zum Film Fest im Internet unter 
http://www.filmfest.li, Mail: qpr@qpr.li, Tel. 
(+423) 777 72 77, Fax (+423)2325253. 
Silent Scream—stiller Schrei 
nach Akzeptanz 
Ein Tanz- und Theaterprojekt von Jugendlichen aus Liechtenstein und Belgien 
Junge Leute aus Belgien und Liechtenstein boten mit Silent Scream nicht nur Unterhaltung, sondern regten die Zuschauer auch noch zum Denken an. 
Unter der Leitung von Slavica 
Oehri und Robert Schmetz ge 
lang es liechtensteinischen und 
belgischen Heranwachsenden 
ihren Gefühlen und Proble 
men auf schauspielerische und 
tänzerische Art Ausdruck zu 
verleihen. 
Beatrice Herzog 
Die beiden Aufführungen vom 3. 
und 4. Juli 2000 in der Aula des 
Gymnasiums dienten dabei nicht 
nur der Unterhaltung, sondern sie 
sollten die Zuschauer auch noch 
zum Denken anregen. Dabei waren 
vor allem Jugendliche und stolze El 
tern daran interessiert, das Spekta 
kel auf der Bühne persönlich mitzu 
erleben. 
Diverse Hürden 
Die ersten Kontakte zwischen 
den belgischen und liechtensteini 
schen Jugendlichen kamen durch 
Andr6 Dome vom «Pat» (B) und 
Peter Dahmen vom «aha» (FL) zu 
stande. Natürlich nahmen die Vor 
bereitungen für das Stück «Silent 
Scream» viel Zeit in Anspruch, da 
die Interessen und Anregungen al 
ler Jugendlichen in die Geschichte 
mit einbezogen werden sollten. Man 
beschloss die Story gemeinsam zu 
entwerfen, wobei schliesslich das 
Stichwort «Grenzen» die Diskussi 
on auf ihren Höhepunkt brachte. 
Die Pubertierenden beider Länder 
erkannten, dass es von.Kultur- und 
Sprachgrenzen bis hin zu sozialen 
Ausgrenzungen diverse Hürden 
gibt, welche Heranwachsende zu 
überwinden haben. 
Problem der Ausgrenzung 
Um dem Publikum die Problema 
tik des Erwachsenwerdens zu über 
mitteln, entwarfen sie die Geschich 
ten der Maria, die aufgrund ihrer 
Andersartigkeit ausgegrenzt wird, 
sich daraufhin zum eigenen Schutz 
selber isoliert und zu guter Letzt 
versucht, ihre eigene Integrität 
durch die Ausgrenzung anderer si 
cherzustellen. Dem jungen 
Mädchen Maria wird in ihrer neuen 
Schule von Beginn an keine Chance 
gelassen, sich die Sympathien ihrer 
Mitschüler zu sichern. Diese hegen 
Vorurteile gegen sie, ohne sich auch 
nur einen Moment mit ihr auseinan 
dergesetzt zu haben. Auch zu Hause 
erfährt Maria von ihrem Vater 
mehrheitlich Ablehnung, da sie im 
Fach Mathematik erhebliche 
Schwächen aufweist. Die Wende in 
nerhalb der Geschichte findet da 
hingehend statt, dass sie in einer 
Band als Mitglied Anschluss findet. 
Durch diese Veränderung gewinnt 
die Heranwachsende nach und nach 
an Selbstvertrauen und lässt sich 
schliesslich selbst zum Ausgrenzen 
anderer hinreissen. 
Zu sich selber stehen 
Die Geschichte wurde nicht nur 
von schauspielerischen Elementen 
unter der Leitung von Robert 
Schmetz, sondern auch von der 
Hip-Hop-Choreographie von Sla 
vica Oehri begleitet. Dennoch 
wurde stets dieselbe Problemstel 
lung hervorgehoben. Die Jugendli 
chen zeigten auf, dass man sich 
durch mangelndes Selbstvertrauen 
und durch das Streben nach Aner 
kennung oft dazu hinreissen lässt, 
andere zu verletzen, um dadurch 
seine eigene Stellung bei den Mit 
menschen aufzubessern. Während 
der Pubertät befinden sich die 
Heranwachsenden Uber eine län 
gere Zeitspanne auf der Suche 
nach ihrer eigenen Identität. Da 
bei werden sie von verschiedenen 
Seiten her stark beeinflusst und 
vergessen darüber hinaus, ihr wah 
res Ich der Umwelt zu offenbaren. 
Die Darsteller des Stücks de 
monstrierten den Zuschauern, 
dass man von der Aussenwelt nur 
akzeptiert werden kann, wenn man 
zu sich selber steht und die Stärke 
besitzt, Uber seine eigenen Mängel 
hinwegzusehen. 
Kulturelles gesamteuropäisches Bewusstsein 
Stefan Sprenger - ein Liechtensteiner Autor im «Literaturexpress» durch Europa - Teil 2 
Künstler, deren Werkzeug die Spra 
che ist, setzen sich einem Experi 
ment namens Europa aus: Beispiel 
haft erproben sie, ob im 21. Jahr 
hundert gesamteuropäische kultu 
relle Verständigung möglich ist. Au 
toren und Autorinnen aus 43 eu 
ropäischen Ländern bereisen in ei 
nem Sonderzug, dem«Literaturex- 
press», sechs Wochen ihren Konti 
nent von Lissabon bis Moskau. 
Auch Liechtenstein finanziert die 
Teilnahme eines Autors: Stefan 
Sprenger. 
Gerolf Hauser 
Die sechswöchige Reise beinhaltet 
nicht nur die Möglichkeit für die 
Autoren, ihre Eindrücke vom Rei 
sen festzuhalten (sie werden später 
gedruckt erscheinen). In jeder der 
20 Städte, in denen Station ge 
macht wird, erwartet die Reisen 
den ein Programm: Lesungen, Dis 
kussionen, Rundfunk- und Fern 
sehübertragungen, Theater; in 
Hannover sind sie Gast der EXPO 
2000, in Warschau gibt es verschie 
dene Symposien, in Berlin einen 
Schreibwettbewerb usw. Die Idee 
hinter diesem Projekt ist, Europa 
nicht nur im ökonomischen Sinn 
zusammenzuführen, sondern im 
kulturellen, ein kulturelles gesamt 
europäisches Bewusstsein zu bil 
den. Hier nun Stefan Sprengers 
zweiter Bericht, geschrieben ir 
gendwo zwischen Bordeaux und 
Paris:' 
Wo befinde ich mich? 
«Es nachtet ein in Bordeaux, di- 
manche soir, die Klimaanlage 
rauscht. Wieder lässt sich das (sechst 
eckige) Fenster nicht öffnen, auch 
das Hotel Mercure will von der 
wirklichen Atmosphäre nichts wis 
sen. Es hätte ein gediegenes Pro 
gramm gegeben heute, ein Besuch 
auf ChateaU Smith Haute Lafitte 
mit Weindegustation und Büffet, 
später die Weiterfahrt zum Land- 
schloss Malagar, in dem der franzö 
sische Schriftsteller Francis Mau- 
riac die späteren Lebensjahre ver 
bracht hat, Büffet und Weindegusta 
tion. Ein Sönntagsprogramm, vor 
allem für die Organisatoren und Be 
treuer, die in Madrid, der vorigen 
Haltestelle des Literaturexpresses, 
durch die reichlich lasche spanische 
Organisation ziemlich ins Rotieren 
gekommen und für einen Erho 
lungstag mehr als reif gewesen sind. 
Aber ich bin mir gestern, nach einer 
schlaflosen Nacht im Zug, einem 
Transfer vom Bahnhof zum Hotel, 
einem Transfer vom Hotel zum 
Goetheinstitut, der dortigen Lesung 
mit dem Serben Stevan Tontic, dem 
Litauer Herkus Kundus, dem 
Bündner Leo TUor und der an 
schliessenden zweistündigen De 
batte zur Frage, ob es eine gemein 
same europäische Ästhetik gebe, 
vorgekommen wie ein amerikani 
scher Tourist, der auf der Bustour 
«Europa in 14 Tagen» nicht mehr 
weiss, in welchem Land er sich be 
findet.» 
Städtisches Kontinuum 
«Der Nachtzug bringt die 
schimpfende Schreiberschar (ent 
gegen der Zusage befindet sich 
kein Speisewagen an Bord - die 
meisten kommen von Lesungen 
und Debatten direkt zum Bahnhof 
und haben keine Zeit gehabt zu es 
sen) zwei Ttoge später zur spani 
schen Grenze. Vier bis sieben Tage 
sei Krise, habe sie ein Reisepsycho 
loge informiert, erzählt Dr.Thomas 
Wohlfahrt, der sich das Projekt vor 
Jahren ausgedacht hat und es jetzt 
wach und ganz undeutsch locker 
begleitet, die Reisenden fänden in 
dieser Krise ihren neuen Rhyth 
mus. Eine zweite werde nach drei 
Wochen folgen. Weiter nach Bor 
deaux, eine Flusskurvenstadt. Von 
der Brücke Uber der trägen Garon- 
ne wirkt sie wie ein sauber liniertes 
Steilufer, die obere Kante aus blau 
grauem Schiefer, darüber gelegent 
lich Türme. Spitz und nah die von 
Kirchen, weiter hinten gelochte 
Kantblöcke Uber dem Horizont. Je 
mand schreit etwas aus einem vor 
beifahrenden Auto. Auf dem 
BrUckentrottoir drehen sich Blatt 
stiele, Kippen und Papierfetzen im 
Windschatten hinter dem Later 
nenbaum. Ich verzichte auf die 
Weinschlösser und laufe schwit 
zend Uber den Stadtrand hinaus. 
Am Abend weiss ich wieder, wo ich 
bin. Denn es beginnt, sich ein 
städtisches Kontinuum zu bilden - 
eine einzige grosse europäische 
Stadt, in der Lissabon nicht endet 
und Madrid in Paris übergeht.» 
t
	        

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