Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

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16 Montag, 3. Juli 2000 
Fussball-Euwopameisterschaft 2000 
Liechtensteiner Volksblatt 
EM 2000 
Schottland plant EM- 
Bewerbung für 2008 
Schottland plant eine Bewerbung für die Fuss 
ball-EM 2008. Das gab der schottische Ver 
bandschef David Taylor nach einer Sitzung des 
Exekutivkomitees bekannt. Voraussetzung für 
die Kandidatur der Schotten ist allerdings das 
Scheitern der Bemühungen Englands um die 
Endrunde der WM 2006 am Donnerstag in 
Zürich. 
Vor den Schotten hatten bereits Russland so 
wie die vier nordeuropäischen Länder Schwe 
den, Dänemark, Norwegen und Finnland ge 
meinsam ihr Interesse als Gastgeber bei der 
Ubernächsten EM- Endrunde angemeldet. Die 
kommende EURO findet 2004 in Portugal statt. 
Fussball-EMOO: UEFA griff gegen Portugal hart 
durch 
Deutschland Im EM- 
Flop-Team vertreten 
Deutschland hat das zweite Ausscheiden an ei 
ner EM nach der Vorrunde nach 1984 einen no 
minell grossen Eintrag im Flopteam der EURO 
2000 eingebracht. Mit Lothar Matthäus,Thomas 
Linke, Markus Babbel, Jens Jeremies und Ulf 
Kirsten hat die Sportinformation (Si.) gleich 
fünf Spieler des gescheiterten Titelverteidigers 
von 1996 nominiert. Ttainer des «Allstar- 
Teams» ist - notabene - der nach dem letzten 
Vorrundenspiel gegen Portugal (0:3) zurück ge 
tretene deutsche Coach Erich Ribbeck. 
Das EM-Flopteam: De Wilde (Be). Matthäus 
(De). Abel Xavier (Por). Mihajlovic (Jug). Lin 
ke (De). Babbel (De). Hagi (Rum). Jeremies 
(De). Sergen (Tür). Mijatovic (Jug). Kirsten 
(De). 
Trainer: Ribbeck (De). 
Monatelange Sperren 
für drei Portugiesen 
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Mit monatelangen Sperren und einer Busse von 
17S 000 Franken hat die Kontroll- und Diszipli- 
narkommission der Europäischen Fussball- 
Union (UEFA) auf die Attacken portugiesi 
scher Spieler gegen den Schiedsrichter nach 
dem verlorenen EM-Halbfinal am Mittwoch in 
Brüssel gegen Frankreich (1:2) reagiert. Die 
UEFA sperrte Abel Xavier für neun Monate, 
Nuno Gomes für acht Monate und Paulo Bento 
für sechs Monate. 
Der portugiesische Verband muss zudem we 
gen undisziplinierten Verhaltens seiner Spieler 
eine Busse von umgerechnet 175 000 Franken 
bezahlen. Die drakonischen Sperren gelten so 
wohl für die WM-Qualifikation als auch für 
Europacupspiele. Portugals Spieler hatten den 
österreichischen Schiedsrichter Günter Benkö 
und UEFA-Offizielle nach dem «Golden Goal» 
von Zinedine Zidane in der Verlängerung durch 
einen von Xavier verschuldeten Handelfmeter 
heftig bedrängt und beschimpft. Gomes erhielt 
vom Unparteiischen nach Spielschluss wegen 
Schiedsrichterbeleidigung die rote Karte. Laut 
UEFA erlitt Benkö bei den Angriffen, die 
offenbar neben Gomes vor allem Xavier und 
Bento angelastet wurden, blaue Flecken und 
Kratzwunden. 
43 Verhaftungen vor 
dem EM-Final 
Die holländische Polizei hat vor dem EM-Final 
in Rotterdam insgesamt 43 Personen verhaftet. 
Darunter waren 25 Italiener, die vor dem Sta 
dion mit rassistischen Rufen und dem «Hitler- 
gruss» unangenehm auffielen. Die weiteren 18 
Inhaftierten waren Schwarzhändler. 
Bestätigung des "WM-Titels 
Europameister-Portrait des frischgebackenen Titelträgers Frankreich 
Der EM-Titelgewinn Frank 
reichs war nichts weiter als die 
logische Fortsetzung des WM- 
Sieges vor zwei Jahren im eige 
nen Land, als selbst der vielfa 
che Weltmeister Brasilien kein 
Rezept fand, «Les Blens» zu 
bezwingen. Das Team des neu 
en Europameisters ist prak 
tisch identisch mit der Welt 
meisterelf von 1998, die auch 
unter dem Ihiinerwechsel von 
Alme Jacquet zu Roger Le 
merre nicht litt, sondern sich 
sogar noch weiterentwickelte. 
Die Franzosen verfügten in Belgien 
und Holland über die kompletteste 
Formation, welche den Ansprüchen 
des heutigen Fussballs in all seinen 
verschiedenen Facetten zu genügen. 
vermochte. Die Defensiv-Abteilung 
mit Goalie Barthez, den Verteidi 
gern Thuram, Blanc, Desailly und 
Lizarazu sowie Deschamps als Ab 
fangjäger im Mittelfeld ist seit Jah 
ren erprobt und perfekt aufeinan 
der abgestimmt. Wer vier Jahre lang 
kein Spiel in dieser Formation ver 
liert, muss zweifellos ausserordent 
liche Fähigkeiten besitzen. 
Denker und Lenker 
Im Mittelfeld zieht mit Zidane ein 
Denker und Lenker der Extraklasse 
die Fäden. Vor zwei Jahren zweifa 
cher Torschütze im WM-Final und 
zum Weltfussballer gewählt, sagt er 
heute selber, dass er noch stärker 
geworden sei. Zidane war der beste 
Spieler dieser Euro 2000 und wurde 
durch Deschamps, die EM-Ent 
deckung Vieira sowie Petit und 
Djorkaeff wirkungsvoll unterstützt. 
Was Frankreich aber seit der WM 
zweifellos noch stärker gemacht 
hat, ist die Vielfalt im Angriff mit 
dem deutlich verbesserten Henry, 
dem ebenfalls erstarkten Dugarry 
und dem unberechenbaren Anelka. 
Mit Zinedine Zidane (rechts) verfllgt Frankreich im Mittelfeld einen Denker und Lenker der Extraklasse. 
Dem neuen Trainer Lemerre blieb 
einzig die Aufgabe, den Stil dieser 
Mannschaft nicht zu verändern, 
sondern ihn noch breiter zu fächern, 
was ihm optimal gelungen ist. 
Frankreich spielt noch offensiver als 
1998 und ist dank dem routinierten 
und taktisch versierten Mittelfeld 
jederzeit in der Lage, den Druck 
entweder durch die Mitte oder Uber 
die Aussenbahnen zu erzeugen. 
Reichlich Söldner 
Im Gegensatz zu Finalgegner Ita 
lien verfügt die französische Mann 
schaft Uber reichliche Söldner-Er 
fahrung, was sich auf die Anpas 
sungsfähigkeit an gegnerische 
Spielsysteme positiv auswirkte. Die 
14 an dieser EM am meisten einge- 
Neue Teamchefs beim DFB 
Völler Interims-Teamchef, Daum ab 2001 Bundestrainer 
Völler und dann Daum: Deutsch 
land glaubt in seiner I>ainerfragc, 
die tagelang den entthronten Euro 
pameister in Atem hielt, die Lösung 
gefunden zu haben: Leverkusens 
Ttainer Christoph Daum wird ab 1. 
Juni 2001 deutscher Bundestrainer. 
Bis dahin wird der ehemalige Inter 
nationale Rudi Völler als Teamchef 
die DFB-Auswahl betreuen. 
Das gab Mediendirektor Wolfgang 
Niersbach am Sonntagabend in 
Köln nach einer vierstündigen Son 
dersitzung mit Vertretern von Bay 
er Leverkusen und Bayern Mün 
chen in einer Villa in Köln-Königs 
dorf bekannt. 
«Ich bin sehrzufrieden und glück 
lich, dass wir in dieser Lage einen 
Konsens gefunden haben», sagte 
DFB-Vizepräsident Gerhard May 
er-Vorfelder. Allerdings: Sein Vor 
haben, den Wunschkandidaten 
Daum vorzeitig bei Bayer Leverku 
sen aus seinem bis 2001 laufenden 
Vertrag frei zu bekommen, scheiter 
te am Veto des Werks-Klubs. Daum 
wird als Bundestrainer einen Ver 
trag bis zum Sommer 2004 erhalten. 
«Ich hoffe, dass ich die Erfolge, die 
ich als Vereinstrainer hatte, bei der 
Nationalmannschaft noch steigern 
kann. In Leverkusen möchte ich 
mich mit dem bestmöglichen Erfolg 
verabschieden», sagte der Bundes 
trainer in spe. 
Mit sofortiger Wirkung wird der 
DFB eine «Task Force» unter Betei 
ligung der Bundesliga-Vereine, 
die Spieler für die deutsche Natio 
nalmannschaft abstellen, einrich 
ten. In dieser Arbeitsgruppe wird 
der Vize-Präsident von Bayern 
München, Karlheinz Rummenigge, 
Die DFB-Lösung: Rudi Völler (links) und Christoph Daum. 
die Führungsrolle einnehmen. 
Der 40-jährige Rudi Völler hat 
1994 seine aktive Laufbahn als Na 
tionalspieler nach 90 Länderspielen 
beendet. Bis 1996 spielte der Welt 
meister von 1990 bei Bayer Lever 
kusen, ehe er ins Management des 
Werksklubs einstieg. Zuletzt ist er 
bei Bayer als Sportdirektor tätig ge 
wesen. Völler hatte selbst nicht mit 
der Beförderung zum Interims- 
Teamch'ef gerechnet: «Diese Lö 
sung ergab sich erst während der 
Sitzung. Sie gilt definitiv nur für 
zehn Monate.» 
Vertraglich gebunden 
Der 46-jährige Daum ist seit 1996 
TV-ainer von Bayer Leverkusen. Sein 
Vertrag läuft noch bis zum Ende der 
kommenden Saison. Das Amt des 
Bundestrainers war am 21. Juni 
nach dem Rücktritt von Erich Rib 
beck frei geworden. Er hatte damit 
nach nur zweijähriger Tätigkeit als 
DFB-Cheftrainer die Konsequenz 
aus dem Scheitern der National 
mannschaft in der Vorrunde der Eu 
ropameisterschaft gezogen. 
Für den im sächsischen Oelsnitz 
geborenen und in Duisburg aufge 
wachsenen Daum ist der im kom 
menden Sommer anstehende Wech 
sel zum DFB die fünfte Trainerstati- 
on nach dem 1. FC Köln, VfB Stutt 
gart, Besiktas Istanbul und Bayer 
Leverkusen. Mit Stuttgart (1992) 
und Istanbul (1995) gewann Daum 
nationale Meisterschaften. Der 
Fussball-Lehrer hat beim DFfi 
grosse Vorbilder. Otto Nerz war ab 
1923 der erste Nationaltrainer. Ihm 
folgten Sepp Herberger, Helmut 
Schön, Jupp Derwall, Franz 
Beckenbauer, Berti Vogts und Erich 
Ribbeck. 
setzten Spieler sind in England (5), 
Italien (4), Deutschland (2) und 
Spanien (1) tätig. Nur Goalie Bar 
thez, der in diesem Sommer aber 
ebenfalls nach England wechselt 
und Dugarry spielten letzte Saison 
in der Heimat. 
Der Finalsieg über Italien, der 
Frankreich als ersten Weltmeister in 
die Geschichte eingehen Hess, der 
zwei Jahre später auch Europameis 
ter wurde, war für sechs Franzosen 
zudem eine süsse Rache: De 
schamps, Dugarry, Desailly, Henry, 
Vieira und Djorkaeff waren in den 
letzten Jahren in Italien allesamt als 
ungenügend befunden und wieder 
abgeschoben worden. Das hat das 
Siegen im Final in Rotterdam wohl 
noch erstrebenswerter gemacht. 
EM-Splitter 
EHRENGÄSTE. Viel Promi 
nenz wohnte dem EM-Final bei. 
Trotz des Ausscheidens der 
Holländer besuchten Königin 
Beatrix, Prinz Claus sowie 
Kronprinz Willem Alexander 
die Partie Frankreich - Italien in 
Rotterdam. Auch Frankreichs 
Staatspräsident Jacques Chirac, 
Ministerpräsident Lionel Jospin 
und Italiens Staatschef Carlo 
Azeglio Ciampi gaben sich im 
De Kuip-Stadion die Ehre. 
**% 
VORSICHT. Die französische 
Polizei hat Massnahmen an 
gekündigt, um auf den Champs 
Elysäes in Paris ähnliche Pro 
bleme zu verhindern wie 1998 
nach dem WM-THumph. Par 
kieren wird weiträumig rund 
um die Pariser Prachtstrasse ab 
Mittag verboten, ab 21 Uhr sind 
die Champs Elysles für den pri 
vaten Verkehr gesperrt. Bei den 
WM-Siegesfeiern vor zwei Jah 
ren ist eine Person gestorben, 
Dutzende wurden verletzt. 
*** 
DJORKAEFF. Youri Djorkaeff 
versucht sich als Sänger. 
Gemäss der Sportzeitung «LI 
Equipe» wird der französische 
Weltmeister Mitte Juli mit 
eine CD auf den Markt bringen. 
Titel der Musik-Mischung 
aus «House», «Techno» und 
«Funk»: «Vivre dans la lumifere» 
(«Leben im Licht»), 
*** 
NIE MEHR ORANGE. Jos 
Verstappen wird seinen oran 
gen Helm nie wieder tragen. 
Dies erklärte der holländische 
Formel-l-Fahrer von Arrows 
nach der Halbfinal-Niederlage 
der Holländer. 

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