Liechtensteiner Volksblatt
Fu S S B A LL-E U RO RAM E I STERSC HAFT 2 000
Samstag,!.Juli2000 21
E IVf 2000
Die Europameister im
eigenen Land
EURO
2000
ldgiufli>Thi NMfciHindi
Italien und Frankreich wa
ren in der 40-jährigen Ge
schichte der Europamei
sterschaften je einmal Eu
ropameister und stehen am
Sonntag in Rotterdam bei
de zum zweiten Mal im
EM-Final. Italien siegte im
eigenen Land 1968 gegen
Jugoslawien im Wiederho
lungsspiel in Rom mit 2:0
(erstes Spiel 1:1 nach Ver
längerung), Frankreich ge
wann 1984 in Paris im eigenen Land gegen Spa
nien in Paris ebenfalls mjt 2:0.
Die bisherigen EM-Final:
Jahr Gastgeber Endspiel-Paarungen Resultate
1960 Frankreich Sowjetunion - Jugoslawien 2:1
1964 Spanien Spanien - Sowjetunion 2:1
1968 Italien Italien - Jugoslawien 1:1
Wiederholungsspiel 2:0 (2:0) 1972 Belgien Deutsch
land - Sowjetunion 3:0 (1:0) 1976 Jugoslawien Tschecho
slowakei - Deutschland 2:2 (2:2,2:1)
Penaltyschiesscn 5:3 1980 Italien Deutschland - Belgi
en 2:1 (1:0) 1984 Frankreich Frankreich - Spanien 2:0
(0:0) 1988 Deutschland Holland - Sowjetunion 2:0 (1:0)
1992 Schweden Dänemark - Deutschland 2:0 (1:0) 1996
England Deutschland - Tschechien 2:1 (1:1, 0:0) n.V.
2000 Be/Ho Frankreich - Italien
Italiens EM-Bilanz: Frankreichs EM-Bilanz:
Jahr
Italien
FYankreich
1960
nicht teilgenommen
Vierter
1964
Achtelflnal
Viertelflnal
1968
Europameister
Viertelflnal
1972
Viertelflnal
Vorrunde
1976
Vorrunde
Vorrunde
1980
Vierter
nicht qualifiziert
1984
nicht qualifiziert
Europameister
1988
Halbfinal
nicht qualifiziert
1992
nicht qualifiziert
Vorrunde
1996
Vorrunde
Halbfinal
Italiens WM-Bilanz Rankreichs WM-Bilanz:
Jahr
Italien
Frankreich
1930
nicht teilgenommen
Vorrunde
1934.
Weltmeister
Achtelfinal
1938
Weltmeister
Viertelflnal
1950
Vorrunde
nicht qualifiziert
1954
Vorrunde
Vorrunde
1958
nicht qualifiziert
Dritter
1962
Vorrunde
nicht qualifiziert
1966
Vorrunde
Vorrunde
1970
Zweiter
nicht qualifiziert
1974
Vorrunde
nicht qualifiziert
1978
Vierter
Vorrunde
1982
Weltmeister
Vierter
1986
Achtelfinal '
Dritter
1990
Dritter
nicht qualifiziert
1994
Zweiter
nicht qualifiziert
1998
Viertelflnal
Weltmeister
Der Wee in den EM-Final 2000
Vorrunde
Viertelfinals
Halbfinals
Italien
Türkei 2:1
Belgien 2:0
Schweden 2:1
Rumänien 2:0
Holland 0:0 n.V.
3:1 n.P.
Frankreich
Dänemark 3:0
Tschechien 2:1
Holland 2:3
Spanien 2:1
Portugal 2:1 n.V.
Golden Goal
Die Bilanz zwischen Italien und Frankreich
15.05.1910 Italien - Frankreich in Mailand 6:2
09.04.1911 Frankreich - Italien in Paris 2:2
17.03.1912 Italien - Frankreich in 1\irin 3:4
12.01.1913 Frankreich - Italien in Paris 1:0
29.03.1914 Italien - Frankreich in TUrin 2:0
18.01.1920 Italien - Frankreich in Mailand 9:4
29.08.1920 Frankreich - Italien in Anvers 3:1
20.02.1921 Frankreich - Italien in Marseille 1:2
22.03.1925 Italien - Frankreich in TUrin 7:0
24.04.1927 Frankreich - Italien in Paris 3:3
29.05.1928 Italien - Frankreich in Amsterdam 4:3
25.01.1931 Italien - Frankreich in Bologna 5:0
10.04.1932 Frankreich - Italien in Paris 1:2
17.02.1935 Italien - Frankreich in Rom 2:1
05.12.1937 Frankreich -. Italien in Paris 0:0
12.06.1938 Frankreich - Italien in (WM) Paris 13
04.12.1938 Italien - Frankreich in Neapel 1:0
04.04.1948 Frankreich - Italien in Paris 13
03.06.1951 Italien - Frankreich in Genua 4:1
11.04.1954 Frankreich - Italien in Paris 13
15.02.1956 Italien - Frankreich in Bologna 2:0
09.11.1958 Frankreich - Italien in Paris 2:2
05.05.1962 Italien - Frankreich in Florenz 2:1
19.03.1966 Frankreich - Italien in Paris OK)
08.02.1978 Italien - Frankreich in Neapel 2:2
02.06.1978 Italien - Frankreich in Mar del Plata . 2:1
23.02.1982 Frankreich - Italien in Paris 2:0
17.06.1986 Italien - Frankreich in Mexiko-Stadt .. 0:2
16.02.1994 Italien - Frankreich in Neapel 0:1
11.06.1997 Frankreich - Italien in Paris 2:2
03.07.1998 Frankreich - Italien in Paris St. Denis „4:3 n.P.
Gesamtbilanz
Spiele
Siege Italien
Siege Frankreich
Remis
74:42 Tore für Italien.
31
17'
7
7
Wer bewacht Zidane?
Italien will Frankreich-Double verhindern
Frankreich hat das Double vor
Augen, aber Italien will den
grossen TVaum des Weltmei
sters zerstören. Bietet auch der
EM-Final vom Sonntag (20.00
Uhr) in Rotterdam ein Spekta
kel, wird er zur Krönung des
sportlich hochstehenden Ttir-
niers.
Ist Frankreich fast schon ein Garant
auf ein berauschendes Fussball-
Fest, kommen bei den Italienern
doch Zweifel auf, ob auch sie zu ei
nem attraktiven Spiel beitragen
werden. Ihre bisherigen Leistungen
in Ehren, aber- wie Italien gegen
Holland das Endspiel erreichte, be
ruhte primär auf der Absicherung in
der Defensive.
«Unsere Spielweise entspricht
unserer Stärke», erklärte «Dino Na-
zionale» Zoff nach dem Sieg im
Penaltyschiessen gegen die Hollän
der lapidar. Zoff hatte beim bislang
einzigen italienischen EM-Titelge-
winn 1968 noch das Tor der «Azzur-
ri» gehütet. Er ging nicht weiter da
rauf ein, dass der. Erfolg nach einer
Vorstellung zu Stande kam, die ei
ner veritablen «Abwehrschlacht»
glich.
Auch Frankreichs Abwehr
stark
«Italien hat die beste Abwehr der
Welt», meinte Fabio Cannavaro
nach dem Halbfinal gegen Holland.
Der Einschätzung des Verteidigers
von Parma stimmen viele zu, lassen
aber möglicherweise ausser Acht,
dass auch Frankreich eine hervorra
gende Defensive hat. Erstmals
spielte die mittlerweile schon fast
legendäre Viererkette mit Thuram,
Blanc, Desailly und Lizarazu an der
EM vor vier Jahren in der Vorrunde
beim 3:1 gegen Bulgarien in dieser
Zusammensetzung. Seither bestritt
Frankreich 53 Spiele. 47 Mal bilde
ten die vier Musketiere den Ab
wehrblock, und Frankreich verlor
nie.
Das 48. Spiel gegen Italien wird
' für das Quartett zum letzten gros
sen gemeinsamen Auftritt. Denn für
Laurent Blanc wird der Final zum
95. und letzten Länderspiel. Danach
tritt er aus der Nationalmannschaft
Ob Lizarazu und Desailly nach dem Finale gegen die abwehrstarken Italiener auch so befreit jubeln können?
zurück. Nur einmal in einem wichti
gen Spiel musste der Spieler von In-
ter Mailand passen. Im WM-Final
vor zwei Jahren gegen Brasilien war
er gesperrt. Für den Abwehrchef ist
es nun eine besondere Genugtuung,
doch noch zu «seinem» Endspiel zu
kommen.
Ausnahmekönner Zidane
Beim 3:0 gegen Brasilien war Zi
nedine Zidane zweifacher Torschüt
ze. Die Hoffnungen der Franzosen
ruhen erneut auf dem überragen
den Patron in den Reihen der
«Bleus». Bei Italien ist im offensi
ven Mittelfeld jedenfalls keiner wie
Zidane auszumachen. Die Frage
stellt sich Zoff: Wer wird Zidanes
Kreise stören? In Frage kommen
vor allem Demetrio Albertini und
Luigi Di Biagio.
Gewiss nicht zum Nachteil ge
reicht Frankreich die längere Reku-
perationszeit auf den Final hin. Ei
nen Tag* länger Pause haben die
Franzosen, derweil Italien noch die
120 harten Minuten gegen Holland
in den Knochen stecken. Frank
reichs Trainer Roger Lemerre pass-
te sich den Umständen an und gab
seinen Spielern nach dem Erfolg ge
gen Portugal am Freitag frei. Einige
spielten Tennis wie Zidane, andere'
liehen sich Fahrräder aus oder jogg
ten um den See am vornehmen
Quartier «Chateau du Lao im bel
gischen Genval.
Gegen Italien wird der Europa
meister von 1984 wohl nur mit einer
«echten» Spitze - dem dreifachen
EM-Torschützen Thierry Henry -
spielen. Gute Chancen auf einen
Platz in der Startformation hat der
'im Halbfinal gegen Portugal pausie
rende Youri Djorkaeff (2 Tore), der
für Nicolas Anelka auflaufen dürfte.
In den Reihen des dreifachen Welt
meisters könnte Gianluca Pessotto
den Platz des gesperrten Gianluca
Zambrotta übernehmen. Offen ist,
ob Zoff erneut Alessandro del Piero
den Vorzug gegenüber Francesco
Totti gibt.
In der bisherigen Länderspiel-Bi-
lanz zwischen den beiden Finalisten
liegt Italien mit 17 Siegen bei sieben
Remis und sieben Niederlagen
(Torverhältnis 74:42) deutlich vorn.
Die letzten fünf Partien hat Frank
reich allerdings nicht verloren. Zu
letzt setzte sich die «Equipe THcolo-
re» im WM-Viertelfinal vor zwei
Jahren nach einem 0:0 nach Verlän
gerung im Penaltyschiessen mit 4:3
durch. Penaltyschiessen ist seit dem
Halbfinal zwischen Italien und
Holland gewiss ein Thema gewor
den. Führt man sich das brutale
Ausscheiden der Holländer vor Au
gen, bleibt jedoch zu hoffen, dass
der Final auf anderem Weg ent
schieden wird.
Weiter Infosnrww.euro2000.org
Zwei Trainerfächse im Duell um den Titel
Der Weltmeister Zoff trifft auf den Militär-Weltmeister Lemerre
Als Trainer sind beide anerkannt,
doch das Palmares der Coaches der
EM-Finalisten Italien und Frank
reich könnte unterschiedlicher
nicht sein. Dino Zoff (58) feierte als
Torhüter der italienischen Natio
nalmannschaft grosse Erfolge und
wurde Weltmeister, derweil Roger
Lemerre (59) ein ziemlich unbe
schriebenes Blatt ist und bislang le
diglich Militär- 1 Weltmeister wurde.
Dino Zoff darf sich als erfolgreichs
ter italienischer Torhüter aller Zei
ten fühlen. 40-jährig gewann «Dino
Nazionale» den WM-Fmal 1982.112
Länderspiele bestritt Zoff, der da
mit Italiens Rekord-Internationaler
ist. Mehr als die Hälfte seiner Spie
le für die «Squadra Azzurra» been
dete er ohne Gegentor.
In der Serie A brachte es Zoff auf
570 Partien, davon 332 in Serie.
Nach Ende seiner aktiven Laufbahn
1983 arbeitete er zunächst als Assis
tenztrainer der Nationalmann
schaft, bevor er zu Juventus als Trai
ner zurückkehrte. Zoff gewann den
Cup und den UEFA-Cup. Vier Jah
re lang trainierte er Laizio, ehe er '
den römischen Verein als Präsident
übernahm. Nach der WM 1998 trat
er die Nachfolge von Cesare Maldi
ni an.
Respektlosigkeit können weder
Zoff noch Roger Lemerre ertragen.
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Dino Zoff (links) und Roger Lemerre ertragen keine Respektlosigkeit.
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Respektlosigkeit gibt es auch nicht
beim Militär. In dessen Diensten
feierte Lemerre seinen bislang
grösstenltiumph: 1995 wurde er als
TVainer Weltmeister mit der franzö
sischen Militär-Auswahl. Den zacki
gen Befehlston hat Lemerre nicht
abgelegt! Ihr tut, was ich euch sage,
so funktioniert sein System. Befehl
und Gehorsam legt er sich nach sei
nen Grundlagen zurecht.
Lemerte, war Assistenztrainer
von Aim6 Jacquet, als Frankreich
vor zwei'Jahren den Weltmeisterti
tel gewann. Als Spieler brachte eres
zwischen 1969 und 1971 auf sechs
Länderspiele. 1975 wechselte er ins
TVainerlager. Erste Anlaufistelle wa
ren dabei die Pariser Red Stars.
Nach einem Abstecher nach Afrika
folgten Engagements bei Lens,
Strasbourg und dem FC Paris. 1997
kehrte er zu Lens zurück und rette
te den Klub vor dem Abstieg.
Nicht wenige Experten in Frank
reich behaupten, die Grundlage für
den späteren Triumph habe Lemer
re gelegt. Nun hat er die Chance,
lYainer der Mannschaft zu sein, die
als erste nach einem Weltmeisterti
tel auch' die Europameisterschaft
gewinnt.
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