18 Freitag, 30. Juni 2000
Sport
Liechtensteiner Völksblatt
Resultate & News
Brasilien mit einem
mühevollen Remis
Brasilien hat in der 4. Runde der südamerikani
schen WM-Qualifikation 2002 gegen Uruguay
mit viel Mühe ein 1:1 (0:1)-Unentschieden er
reicht. Captain Rivaldo (Barcelona) bewahrte
sein Land mit einem Penaltytor fünf Minuten
vor Schluss vor der ersten Heimniederlage aller
Zeiten in einer WM-Qualifikation. Silva (6.)
vom spanischen Kiub Malaga hatte die Urugu
ayer in Führung gebracht. Schon gegen Kolum
bien war der vierfache Weltmeister über ein 0:0
nicht hinausgekommen.
Venezuela kam dank einem 4:2 (2:0)-Sieg
Uber Bolivien erstmals seit sieben Jähren (gegen
Ekuador) wieder zu drei Punkten in einer WM-
Qualifikation. Die Entscheidung fiel zwischen
der 59. und der 69. Minute, als Savarese (61.)
und Tortolero (Penalty) aus dem 2:2 ein 4:2 her
stellten.
WM-QuallBkation 2002. Südamerika
4. Runde. In San Cristobab Venezuela - Bolivien 4:2
(2:0). In Rio de Janeiro: Brasilien - Uruguay 1:1 (0:1).
Rangliste: 1. Argentinien 3/9.2. Brasilien 4/8.3. Uruguay
4/7.4. Paraguay 3/6.5. Kolumbien 3/5.6. Peru 3/4.7. Ekua
dor 3/3 (5:6). 8. Venezuela 4/3 (4:11). 9. Chile 3/1 (3:7). 10.
Bolivien 4/1 (3:7).
Die niiduten Spiele (In der Nacht auf Fkreitag), 4. Runde:
Kolumbien - Argentinien, Ekuador - Peru, Chile - Para
guay. 5. Runde: (18/19. Juli): Paraguay - Brasilien. Uru
guay - Venezuela. Bolivien - Chile. Argentinien - Ekua
dor. Peru - Kolumbien.
Die vier besten Teams qualifizieren sich direkt für die
WM-Endrunde 2002 in Japan/Südkorea. Der Fünfte be
streitet eine Barrage gegen den Sieger der Ozeanien-Zo
ne.
Luzern übernimmt
N'Kufo von GC
Der FC Luzern hat
von den Grasshop-
pers den 23-jährigen
Stümer Blaise N'Kufo
(Bild) übernommen.
N'Kufo unterzeichne
te bei den Inner
schweizern einen
Zweijahresvertrag
mit Option auf eine
dritte Saison. Über
die Ablösesumme
vereinbarten Luzern
und der GC Still
schweigen. Vor zwei
Jahren hatten die Grasshoppers für den damali
gen NLA-Topskorer drei Millionen an Lausan
ne-Sports überwiesen. N'Kufo stammt aus Zai
re, besitzt aber seit fast zwei Jahren den Schwei
zer Pass und könnte in der Nationalmannschaft
spielen.
Siegen wird zur Gewohnheit
Fussball-EMOO: Frankreich macht nicht nur Glück geltend
News und Transfers
• Der Wechsel des argentinischen National
stürmers Hernan Crespo (24) innerhalb der Se
rie A von Parma zu Meister Lazio Rom ist per
fekt. Dagegen gehen der chilenische Stürmer
Marcelo Salas, Mittelfeldspieler Mattias Almey-
da (Arg) sowie zusätzliche acht Millionen Fran
ken den umgekehrten Weg. Und der tschechi
sche Internationale Pavel Nedved wird den La-
ziali erhalten bleiben. Die Römer haben laut
Präsident Cragnotti ein Angebot von Manche
ster United Uber 74 Millionen Franken für den
Mittelfeldspieler ausgeschlagen.
• Nach Verteidiger Nigel Winterburn stösst ein
weiterer Spieler von Arsenal zum Londoner
Lokalrivalen West Ham United. Davor Suker,
kroatischer WM-Torschützenkönig von 1998,
wechselt ablösefrei für zwei Jahre zu den «Ham
mers».
• Torhüter Andreas Reinke vom Ex-Sforza-
Klub Kaiserslautern wechselt für drei Jahre zum
griechischen Erstligisten Iraklis Saloniki. Der
Uransfer des 31- jährigen Goalies zu Toulouse
kam nicht zu Stande, weil die Franzosen den
Vertrag aufgelöst hatten. Reinke war nicht zum
offiziellen Trainingsauftakt erschienen.
• Kaum ist Lothar Matthäus (39) zurück in den
USA, läuft es mit seinem Verein New York/New
Jersey Metro Stars nicht mehr. Nach sechs Spie
len mit vier Siegen und nur einer Niederlage
spielte das Team gegen San Jose nur 0:0. Der
nach der EM arg kritisierte Rekordinternatio
nale musste zu allem Übel in der 60. Minute we
gen Rückenproblemen den Platz verlassen.
• Drei chinesische Amateurfussballer sind mit
lebenslangen Sperren belegt worden, weil sie ei
nen Schiedsrichter nach einem umstrittenen
Penaltyentscheid spitalreif prügelten. Ende Mai
war ein Schiedsrichter aus China lebenslänglich
suspendiert worden. Er hatte einen Spieler, der
ihm einen Ball absichtlich in den Bauch schoss,
gleich selber zur Rechenschaft gezogen.
Gary Linekers famoser Spruch
«Fussball ist elf gegen elf, und
am Schluss gewinnt Deutsch
land» muss neu überdacht wer
den. Was der ehemalige engli
sche Internationale gesagt hat,
trifft neuerdings auf Frank
reich zu. Auch Glücksgöttin
Fortuna hat sich auf die Seite
des Weltmeisters geschlagen.
Gegen Portugal stand Frankreich
zum achten Mal in einem Halbfinal
eines grossen Hirniers (zuvor EM
1960,84,96 und WM 1938, 58, 82,
98). Dazu führte auch ein vom Spa
nier Raul in der 90. Minute ver
schossener Penalty. Und irgendwie
ist ebenso Glück im Spiel, wenn der
Portugiese Abel Xavier kurz vor
Schluss der regulären Spielzeit de'n
Matchball vergibt und derselbe
Spieler in der 117. Minute den ent
scheidenden Handspenalty verur-.
sacht.
Glück brauchte Frankreichs Trai
ner Roger Lemerre hingegen für
den Vorstoss in den Final nicht gel
tend zu machen. «Wir hatten eine
Strategie, haben diese umgesetzt
und gewonnen», meinte der Nach
folger des Weltmeister-TVainers
Aimä Jacquet. Lemerres Anwort
fiel einigermassen zackig aus. Kein
Wunder, der 58-Jährige kommt vom
Militär. Dort feierte er seinen bis
lang grössten Triumph. 1995 wurde
er als "Rainer Weltmeister mit der
französischen Militär-Auswahl.
Lemerre erhielt Unterstützung
von seinen Spielern: «Wir waren
überlegen, wir haben mehr ver
sucht, wir haben die Portugiesen
physisch dominiert. Der Sieg war
hoch verdient», meinte Bixente
Einen grossen Anteil am französischen Erfolgslauf hat sicher Spielmacher Zinedine Zidane (rechts).
Lizarazu von Bayern München. Pa
trick Viera von Arsenal sagte: «Wir
haben eben alles, was ein Champion
braucht.»
Einzig der beste Spieler und Pe-
nalty-Held der Partie, Zinedine Zi-
EM-Splitter
FÄLSCHUNG. In Belgien und
Holland sind gefälschte Tickets für
den Final vom Sonntagabend in
Rotterdam entdeckt worden. Ein
Sprecher der EM teilte mit, dass
die Fälschungen von ausserordent
licher Qualität und kaum von den
echten Tickets zu unterscheiden
seien. Es wird vermutet, dass eine
grössere Anzahl von Fälschungen
im Umlauf ist. Die Qualität weist
darauf hin, dass eine grössere Or
ganisation dahinter steht.
***
PRÄMIE. Der jugoslawische Ver
band muss um die Prämien der
UEFA für das Erreichen der Vier-
telfinals bangen. Zur Zeit prüfen
Schweizer Behörden, ob die
Überweisung von rund 7,5 Millio
nen Franken nicht gegen die
Sanktionen Verstösse, die von der
Schweiz wegen des Kosovo-Krie
ges im vergangenen Jahr gegen Ju
goslawien verhängt wurden.
♦**
VERSCHWÖRUNG. Luis Figo
vermutet hinter dem Ausscheiden
seiner Mannschaft im Halbfinal
gegen Frankreich (1:2 nach Gol
den Goal mittels Penalty) eine
Verschwörung der Uefa gegen
Portugal: «Wir sind ein kleines
Land, das viele Leute nicht im Fi
nal sehen wollten. Die Uefa ist
nun sicher sehr glücklich...», mein
te der Superstar, der selbst jedoch
- Verschwörung hin oder her - im
Halbfinal weniger Akzente als üb
lich setzen konnte.
***
KLUIVERT. Wieder einmal wird
Amsterdams berühmtester Platz,
der Leidse-Plein, umbenannt. We
gen Patrick Kluiverts drei Toren
im Viertelfinal gegen Jugoslawien
heisst der Platz mit den vielen
Strassen-Cafds ab sofort «Patrick-
Kluivert-Plein». Vor zwölf Jahren
hiess der Leidse-Plein für einige
Wochen «Marco-Van-Basten-
Plein», nachdem der Stürmer von
Milan die Holländer in Deutsch
land mit fünf Toren zum EM-Titel
geschossen hatte.
*♦*
REKORD. Als Trost für das Aus
scheiden im Halbfinal darf Portu
gals Vitor Baia den Goalie-Re-
kord des EM-Hirniers für sich be
anspruchen. Er blieb von Steve
McManamans frühem 2:0 für
England im ersten Gruppenspiel
bis zu Thierry Henrys l:l-Aus-
gleich für Frankreich in der 51. Mi
nute des Halbfinals insgesamt 392
Minuten lang ungeschlagen.
EURO
2000
Balglum .The NethtrUnds
FRIEDLICH. Rund um den ers
ten EM-Halbfinal zwischen
Frankreich und Portugal ist es' am
Mittwochabend und in der Nacht
zum Donnerstag in Brüssel trotz
33 vorläufiger Festnahmen und ei
nes falschen Bombenalarms fried
lich geblieben. Die Polizei arre
tierte vier portugiesische Fans, die
aus Enttäuschung über die Elfme
ter- Niederlage randalierten.
***
SANKTIONEN. Die Europäi
sche Fussball-Union (Uefa) wird
am Sonntag entscheiden, ob sie
aufgrund der Vorfälle nach dem
EM-Halbfinal Portugal gegen
Frankreich (1:2 in der Verlänge
rung) Sanktionen gegen die portu
giesische Mannschaft verhängen
wird. \
dane, räumte ein, dass die Franzo
sen zumindest nicht Uber Pech kla
gen mussten: «Gegen Portugal
leuchtete ein Glückstern über uns»,
sagte Zidane. Vor sieben Tagen ist er
28 Jahre alt geworden, und der viel
leicht beste Spieler dieser EM fühlt
sich in der Form seines Lebens: «Ich
fühle mich körperlich sehr, sehr gut.
Viele sagen, ich hätte den Zenit
meines Könnens erreicht, meine
Kunst als Fussballer sei vollkom
men. Dies halte ich für übertrieben.
Aber in Topform bin ich schon.»
Weitere Infos: www.euro2000.org
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t.ii:
«Schlammschlacht»
Beim DFB ist weiter Feuer im Dach
Auch neun Tage nach der EM-
Schande ist beim Deutschen Fuss-
ball-Bund (DFB) weiter Feuer im
Dach. Lothar Matthäus zettelt eine
neue Schlammschlacht unter den
deutschen Internationalen an, und
Ftanz Beckenbauer lässt im Buhlen
um Christoph Daum als Bundes
trainer nicht locker. Als Übergangs-
Kandidat kann sich der DFB*Vize
präsident den früheren Schweizer
Nationalcoach und Ribbeck- Assi
stenten Ulli Stielike vorstellen.
In der RTL-Sendung «stern TV»
sagte der Klubchef des deutschen
Meisters Bayern München: «Nach
Ablauf seines Vertrages bei Bayer
im Sommer 2001 übernimmt Daum
das Amt des Teamchefs so oder so.
Es ist doch sinnlos, jetzt einen Frem
den zu verpflichten und mitten in
der WM-Qualifikation die Pferde
zu wechseln.»
Nach Beckenbauer könne Daum
den Posten des Bundestrainers mit
seiner Tätigkeit beim deutschen Vi
zemeister in Leverkusen für zwölf
Monate locker vereinbaren. «Die
paar Länderspiele bis zum Ende der
kommenden Saison kann er doch
nebenbei erledigen», sagte der
«Kaiser». Im Fachmagazin «kicker»
fügte der Bayern-Präsident an, dass
die Doppel-Tätigkeit Daums nicht
am Einspruch Leverkusens schei
tern würde, sondern lediglich Daum
selbst etwas gegen die Doppellö
sung einzuwenden hätte. Dies steht
allerdings im strikten Widerspruch
zu Erklärungen der Bayer-Verant
wortlichen, die eine Doppelfunkti
on ihres Coaches als Vereins- und
Bundestrainer ablehnen.
Matthäus rechnet ab
Derweil rechnet Rekord-Natio-
nalspieler Matthäus mit seinen ehe
maligen - Teamkollegen Markus
Lothar Matthäus rechnet mit seinen
Kollegen gnadenlos ab.
Babbel, Jens Jeremies, Mehmet
Scholl und Oliver Kahn gnadenlos
ab. In seiner Hauspostille «Bild»
wirft er der Bayern-Fraktion sowie
dem Ex-Münchner Dietmar Ha
mann vor, den Versuch unternom
men zu haben,Teamchef Erich Rib
beck während des TYainingslagers
auf Mallorca abzusetzen und ihn als
Abwehrchef abzulösen. Matthäus:
«Im Trainingslager hatten mich
Babbel, Jeremies, Hamann und
Scholl bedrängt, Erich Ribbeck ab
zulösen. Sie wollten den ungelieb
ten Teamchef und mich als Libero
los werden. Bierhoff und Kahn sind
Einzelgänger. Die bekamen das gar
nicht mit. Ich habe Ribbeck infor
miert, dass viele Spieler mit seinen
Taktik-Experimenten unzufrieden
Wären. Aber ich habe ihm nicht ge
sagt, dass es einen Putsch geben
sollte. Ich wollte nicht als Verräter
dastehen.»